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Veröffentlicht am 04.03.2023

Frauenschicksale im und nach dem Krieg – eine bewegende Geschichte

Als Großmutter im Regen tanzte
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In dem Haus ihrer verstorbenen Großeltern findet Juni Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Mann. Sie schwelgt in Erinnerungen an die dort verbrachte Kindheit, erinnert sich an die glückliche Ehe ihrer Großeltern ...

In dem Haus ihrer verstorbenen Großeltern findet Juni Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Mann. Sie schwelgt in Erinnerungen an die dort verbrachte Kindheit, erinnert sich an die glückliche Ehe ihrer Großeltern und an das schwierige Verhältnis zwischen ihrer Mutter und der Großmutter.
Dann findet sie ein Foto, an dem die Großmutter Tekla mit einem unbekannten deutschen Soldaten zu sehen ist. Dieser Fund wirft viele neue Fragen auf, die nur durch die Recherchen in der Vergangenheit geklärt werden konnten.

In dem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt Trude Teige die Geschichte einer norwegischen Familie, deren Schicksal durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit geprägt wurde. So wurde Tekla, die einen deutschen Soldaten geliebt und geheiratet hatte, sowohl von der Familie, wie auch von der norwegischen Gesellschaft verstoßen. Mit der Ausreise nach Deutschland verlor sie ihre norwegische Staatsbürgerschaft. Die spätere Rückkehr in die Heimat wurde zum wahren Abenteuer.

Teklas Geschichte hatte Auswirkungen auf die nächsten Generationen, beeinflusste sowohl das Schicksal ihrer eigenen kleinen Familie, wie auch später das Leben ihrer Enkelin.

Nicht nur über das Schicksal der sog. „Deutschenmädchen“ erzählt die Autorin in ihrem Roman. Sie liefert eindrucksvolle Bilder der deutschen Nachkriegszeit, erzählt über die Befreiung 1945 durch russische Armee und die Tragödie, die sich im Mai 1945 in Demmin ereignet hat. Wie sie selbst im Nachwort erklärt, hat sie für ihre fiktive Geschichte gut recherchiert.
Auch wenn die Geschehnisse im Roman der Phantasie der Autorin entsprungen sind, enthüllt das Buch einen Abschnitt der wahren Geschichte, die man unbedingt kennen sollte.

Eine bewegende Geschichte wunderbar erzählt! Wärmstens zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Humorvoll und tragisch

Ein Sommer in Niendorf
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Der Jurist Roth tritt demnächst einen neuen Posten an. Den Sommerurlaub davor möchte er richtig genießen. Er mietet ein Apartment an der Ostsee, in Niendorf am Timmendorfer Strand. Er freut sich auf die ...

Der Jurist Roth tritt demnächst einen neuen Posten an. Den Sommerurlaub davor möchte er richtig genießen. Er mietet ein Apartment an der Ostsee, in Niendorf am Timmendorfer Strand. Er freut sich auf die Freizeit an einem Ort, wo ihn keiner kennt. Das schöne Apartment mit einer einmaligen Aussicht auf die Ostsee, die einladende Fußgängerpromenade mit vielen lokalen Ladengeschäften und die noch leerstehende Strandkörbe versprechen eine schöne erholsame Sommerzeit.
Er plant an dem Ort drei Monate zu verbringen. Die Zeit will er aber auch für das Schreiben der brisanten Geschichte seiner Familie nutzen. Als Rohmaterial dienen ihm die Tonbandaufzeichnungen von den Gesprächen, die er mit seinem bereits schwerkranken Vater geführt hat. Er selbst bezeichnet diese Gespräche als eine Generalbeichte. Roth sieht sich bereits als Autor eines Bestsellers, der sogar verfilmt werden könnte.
Doch der idyllische Ort, den er für sein Vorhaben gewählt hat und die Menschen, denen er dort begegnet, machen seine Pläne zunichte. Der Anwalt Roth, der am Anfang dieser Geschichte noch einen edlen Maßanzug trägt, passt sich schnell seiner neuen, für ihn bisher absolut abstoßenden Umgebung an. Er findet Gefallen an den Kontakten mit den Menschen, die er bis dahin verabscheut und grundsätzlich gemieden hat, und wurde zum Schluss einer von ihnen.

Der Roman von Heinz Strunk ist eine ungewöhnliche Geschichte mit einem unsympathischen Helden. Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen gelesen. Denn das Verhalten des überheblichen und doch so lächerlichen Juristen und Möchtegern-Schriftstellers konnte ich nicht nachvollziehen. Zu undurchsichtig sind seine Motive, zu unklar seine Vergangenheit und sehr merkwürdig sein jetziges Verhalten. Obwohl Roths Pläne zum Schluss scheitern, scheint er nicht unbedingt deswegen unglücklich zu sein.

Der Schreibstil des Autors – ich habe bisher kein Buch von Heinz Strunk gelesen - hat mich überrascht. Seine Sprachgewandtheit, die ausdrucksstarken Äußerungen: mal fast poetisch, dann wiederum grob und ordinär, dazu bildhaft dargestellte Szenen und Handlungen, in denen Humor mit Tragik gekonnt miteinander verwoben worden sind, haben mich an diese Geschichte gefesselt. Ich fand sie interessant und skurril zugleich. Diese sonderbare Sommergeschichte entwickelt einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Alexa Jahn und Bernhard Krammer ermitteln wieder

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Mit dem Kriminalroman „In der Stille des Waldes setzt Anna Schneider die Krimireihe mit dem Titel „Grenzfall“ fort. Es ist bereits das dritte Buch mit den zwei sympathischen Kommissaren: Bernhard Krammer ...

Mit dem Kriminalroman „In der Stille des Waldes setzt Anna Schneider die Krimireihe mit dem Titel „Grenzfall“ fort. Es ist bereits das dritte Buch mit den zwei sympathischen Kommissaren: Bernhard Krammer von der LKA-Innsbruck und Alexa Jahn von der Polizeidienststelle in Weilheim.
Der Krimi beginnt sehr spannend; der makabre Fund an einer Baustelle in der Nähe von Gnadenwald in Tirol lässt sofort ein grausames Verbrechen vermuten. Warum sonst vergräbt jemand im Wald zwei präparierte Dachse, in deren Inneren er Babykleidung versteckt? Bernhard Krammer nimmt sofort die Ermittlungen auf.
Gleichzeitig meldet sich bei Alexa Jahn ihr ehemaliger Kollege aus Aschaffenburg, mit dem sie dort in einem Mordfall ermittelt hatte. Der damals ermittelte Täter ist wahrscheinlich unschuldig, denn Jan ist inzwischen dem wahren Täter auf die Spur gekommen. Beide entscheiden sich jetzt, die Suche nach dem Verbrecher erneut aufzunehmen und riskieren dabei mehrmals ihr Leben.
Auch diesmal laufen die Ermittlungen auf beiden Seiten der deutsch-österreichischen Grenze und auch diesmal kommt Krammer Alexa zur Hilfe.

Sehr spannend sind diese parallellaufenden Ermittlungen. Das Rätsel um den schockierenden Fund im Wald bleibt lange mysteriös und scheint fast unlösbar zu sein. Auch Alexas und Jans Suche nach dem entlaufenen Verbrecher verläuft sehr interessant, scheinbar erfolglos erreicht sie erst zum Schluss ihr Kulminationspunkt.
Alexa und Krammer können ihre familiären Probleme weiterhin nicht lösen und kommen sich nicht wirklich näher. Ebenso die bisher idyllische Zusammenarbeit mit Roza Szabo bekommt deutliche Risse; auch in dem Fall versucht Krammer die ganze Schuld an sich zu nehmen.
Sehr gerne habe ich den Krimi gelesen. Ich mag den angenehmen flüssigen Schreibstil der Autorin, die bildhaften Beschreibungen der Handlungsplätze, die authentisch dargestellten Charaktere. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Ein interessanter, lesenswerter Thriller

Betrug
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Nach dem Einsatz in den Krisengebieten in Liberia und Syrien kehrt Úrsúla Aradóttir nach Island zurück. Dort bekommt sie unerwartet einen Posten im Innenministerium; sie soll das Amt leiten. Úrsúla hofft ...

Nach dem Einsatz in den Krisengebieten in Liberia und Syrien kehrt Úrsúla Aradóttir nach Island zurück. Dort bekommt sie unerwartet einen Posten im Innenministerium; sie soll das Amt leiten. Úrsúla hofft auf diese Weise wieder ein normales Leben führen zu können, mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und auch politisch - vor allem für die Flüchtlinge - viel mehr erreichen zu können.
Voller Ehrgeiz und Energie widmet sich die neue Innenministerin ihren anspruchsvollen Aufgaben. So kann sie auch die Bitte der Mutter eines Mädchens, das von einem Polizisten vergewaltigt wurde, nicht abschlagen und verspricht der Sache nachzugehen. Sie ahnt nicht, dass dieses Versprechen eine Lawine dramatischen Vorgänge, sowohl in ihrem beruflichen Umfeld wie auch in ihrem Privatleben, auslöst.

Der Einstieg in diese Geschichte ist ermüdend. Tag für Tag begleiten wir die Innenministerin in ihrem neuen Job, der für sie zuerst ein absolutes Neuland ist. Auch das Familienleben kommt bei ihr zu kurz und ihre Ehe leidet darunter.
Mehrere anderen Protagonisten kommen dazu, ihre Schicksale und ihr Lebensstil sind sehr unterschiedlich und es wird zuerst nicht eindeutig klar, welche Rolle diese Personen in der Geschichte spielen.
So wie die Handlung am Anfang schleppend vorangeht, so überschlagen sich die Ereignisse zum Schluss der ganzen Geschichte. Die Spannung steigt enorm, der Thriller will in einem Rutsch zu Ende gelesen werden
„Betrug“ ist ein Roman, in dem viele aktuellen Themen unserer europäischen Gesellschaft behandelt werden. Zwar ist Island der Schauplatz der Geschichte, doch die könnte sich genauso gut in jedem anderen Land ereignet haben. Denn die Machtspiele, Intrigen, Korruption und Verbrechen kann man in jedem Land entdecken.
Fazit: Ein interessanter, lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Interessanter Auftakt der EAST-Thriller- Reihe

EAST. Welt ohne Seele
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Unerwartet und völlig überraschend bekommt der bereits vom Dienst suspendierte CIA-Agent Jan Jordi Kazanski eine neue Aufgabe. Er soll nach Krakau, um die spurlos verschwundene CIA - Informantin „Die Witwe“ ...

Unerwartet und völlig überraschend bekommt der bereits vom Dienst suspendierte CIA-Agent Jan Jordi Kazanski eine neue Aufgabe. Er soll nach Krakau, um die spurlos verschwundene CIA - Informantin „Die Witwe“ zu suchen. Kazanski, der nach einer großen familiären Tragödie ununterbrochen trinkt, nimmt den Auftrag als seine letzte Chance an.
Da „Die Witwe“ inkognito gearbeitet hat und niemand ihre wahre Identität kennt, ist die Suche nach ihr alles andere als einfach. Dazu kommt, dass Jemand nach Kazanskis Leben trachtet und der Agent nur knapp den Anschlägen entkommen kann. Und er ist auch nicht der Einzige, der nach der verschwundenen Witwe sucht.

„EAST – Welt ohne Seele“ ist das erste Band aus der Reihe mit dem CIA- Agenten Jan Jordi Kazanski. Am Anfang konnte ich den Agenten Kazanski sehr schlecht einschätzen; eigenwillig, trinksüchtig, verschwiegen, in seinen eigenen Gedanken schweifend – zum Zeitpunkt war er kein Charakter, den man auf Anhieb sympathisch findet. Das Geheimnis um seine Vergangenheit und der wahre Grund für seine Trinkerei bleiben lange undurchschaubar. Genauso wie die vielen Nebencharaktere und deren Handlungen, die nebenbei laufen und scheinbar in keinen Zusammenhang zueinanderstehen.

Jedoch das Rätsel um die verschwundene Witwe und Kazanskis unbegreifliche Lebensgeschichte waren für mich so interessant, dass ich das Buch immer weiterlesen musste. Auch der flüssige Schreibstil und die kurzen, unterhaltsamen Kapitel trugen erheblich dazu bei, obwohl die Spannung an manchen Stellen immer wieder deutlich nachlässt.

Sehr angenehm und hochinteressant fand ich die Ausflüge in die historischen Ecken der ehemaligen polnischen Hauptstadt, sowie die Legenden über Krakau und seine Geschichte.

FAZIT: ein interessanter Auftakt einer Thriller-Reihe, deren Fortsetzung ich gerne lesen würde.

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