Profilbild von Arbade

Arbade

Lesejury Star
offline

Arbade ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Arbade über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2024

Mysteriöse Botschaften – das zweite Buch mit Jan Nygård

Totenlichter
0

Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer ...

Ein nächtlicher Einbrecher hinterlässt in der Wohnung von Anna Wasmuth einen Briefumschlag. Beunruhigt benachrichtigt sie Jan Nygard über den Vorfall. In dem Umschlag finden sie eine Todesanzeige aus einer Tageszeitung. Es ist die Todesanzeige von Evelyn Meier, einer jungen Frau, die vor sieben Tagen sich das Leben nahm. Im Briefumschlag befindet sich außerdem ein Zettel mit einer mysteriösen Nachricht.
Bei der Obduktion der Leiche von Evelyn findet Rechtsmediziner Brandt eine Kapsel, in der ebenso ein Zettel mit einer geheimnisvollen Nachricht steckt.
Jan beginnt zu ermitteln und entdeckt eine ganze Reihe von Selbstmorden, deren Opfer vor kurzem einen schrecklichen Busunfall im Elbtunnel überlebt haben. Auch die mit Lammesblut geschriebenen Botschaften wurden bei den Opfern gefunden. Ist die Nachricht für Anna in dem Zusammenhang eine Warnung oder sogar eine Drohung? Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt.

„Totenlichter“ ist ein zweites Buch mit dem Ermittlerduo Jan Nygård und Anna Wasmuth. Diesmal gerät auch Anna in eine lebensbedrohliche Lage. Lange bleibt es rätselhaft, wie das Ganze mit den untersuchten Fällen zusammenhängt. Ist ihr Verfolger auch der von der Polizei gesuchte Täter?
Diese Ungewissheit und das Gefühl der Bedrohung, mit dem Anna diesmal an den Ermittlungen teilnehmen muss, erhöhen die bereits am Anfang aufgebaute Spannung. Der Autor lässt auch die übrigen Protagonisten zu Wort kommen; in kurzen Kapiteln erzählen sie abwechselnd ihre Geschichten. Da es offensichtlich ist, dass einer von ihnen der Täter sein muss, bleibt es bis zum Schluss sehr spannend.

Jan Nygård, von den verheerenden Ereignissen in seiner Vergangenheit gezeichnet, versucht mit allen Mitteln für Annas Sicherheit zu sorgen. Auch bei den Ermittlungen setzt er sich immer durch, riskiert dabei oft sein Leben.

Das Rätsel um die mysteriösen Selbstmorde und die geheimnisvollen Botschaften, spannende Ermittlungen und die Geschichten mancher Überlebenden des Busunglücks – all das sorgt für die kontinuierliche Spannung. Die gekonnt ausgelegten falschen Fährten regen zum Miträtseln an, aber erst zum Schluss erfolgt eine spektakuläre Auflösung.
Der Thriller in einer flüssigen, bildhaften Sprache verfasst, lässt sich zügig lesen; das Buch ist ein wahrer Pageturner. Sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2024

Hochspannend - Das erste Buch mit Jan Nygård

Schmerzwinter
0

Ein anonymer Anruf führt die Polizeibeamten der LKA Hamburg zu einer Stelle im Wald, wo sie eine makabre Entdeckung machen. Zwei Frauenleiche, beide nackt, mit durchgebohrten Händen und Füßen, in denen ...

Ein anonymer Anruf führt die Polizeibeamten der LKA Hamburg zu einer Stelle im Wald, wo sie eine makabre Entdeckung machen. Zwei Frauenleiche, beide nackt, mit durchgebohrten Händen und Füßen, in denen Schrauben und Ösen stecken, saßen im Schnee. Ihre Gesichter stark geschminkt, aufgehübscht. Bei beiden Frauen wurde eine Taschenuhr in der Brust eingesetzt.
Bei der Teambesprechung stellen Ermittler fest, dass es ähnliche Fälle bereits vor zwanzig Jahren gab; der Serienmörder von damals - der sogenannte Puppenmacher - wurde gefasst und sitzt jetzt seine Strafe ab. Jan Nygård, der vor kurzem aus Schweden nach Hamburg kam, ermittelt im aktuellen Fall. Ihm zur Seite steht die Polizeipsychologin Anna Wasmuth.

Das erste Buch mit Jan Nygård ist von Anfang an spannungsgeladen. Sowohl die grausige Inszenierung der Frauenleichen im Schnee, wie auch die Parallelen zu der Mordserie von damals, und auch die Hinweise auf den Puppenmacher sorgen für echte Gänsehautmomente.

Der Autor lässt uns auch dem aktuellen Puppenmacher bei seiner Arbeit zuschauen, seinen Gedankengängen und den Gedanken eines seiner Opfer folgen – diese Szenen zerren an den Nerven, sind schwer zu ertragen.
Hochspannend ist Jans persönliche Geschichte, die nur schnäppchenweise enthüllt wurde. Der leicht aufbrausende Ermittler leidet sehr unter den Ereignissen in seiner Vergangenheit, sorgt sich um seine heranwachsende Tochter, zu der er aktuell keinen guten Draht hat. Bis der Killer sie beide im Visier hat.

Der Thriller mit seiner aktionsreichen, hochspannenden Handlung entwickelt einen Sog, muss in einem Rutsch ausgelesen werden. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich sehr gespannt, hoffe mehr über alle Protagonisten des Romans zu erfahren.
„Schmerzwinter“ bietet spannende Unterhaltung, ist sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2024

Über das Abschiednehmen

Das späte Leben
0

„David, David.“ Er strich ihm über Kopf und Rücken, legte den Arm um ihn, zog ihn an sich. „Ich bin noch lange nicht tot. Und wenn ich sterbe und in den Himmel gehe, kommst du mit bis an die Tür, wir verabschieden ...

„David, David.“ Er strich ihm über Kopf und Rücken, legte den Arm um ihn, zog ihn an sich. „Ich bin noch lange nicht tot. Und wenn ich sterbe und in den Himmel gehe, kommst du mit bis an die Tür, wir verabschieden uns, wie wir uns am Kindergarten verabschieden, und ich gehe rein…“ (78)

Martin Brehm ist sechsundsiebzig als er von seinem Arzt die Krebsdiagnose gestellt bekommt. Nun weiß er, dass ihm nur noch wenige Monate zu leben bleiben. Auf diese schreckliche Nachricht reagiert er ziemlich nüchtern und scheinbar gefasst. Eine Chemotherapie lehnt er ab.
Spätabend am Kamin, mit einer Flasche Wein, erzählt er seiner viel jüngeren Frau Ulla von der Diagnose. Sie ist zuerst erschüttert, dann überlegt sie, was sie noch gemeinsam unternehmen können. Wichtig wäre für sie, dass er dem sechsjährigen Sohn David, eine Botschaft hinterlässt.

Tödliche Krankheit, eigentlich ein Todesurteil mit dem Martin sich arrangieren muss – das Thema des Romans ist ernst. Der Autor erzählt darüber sachlich, nüchtern, und dementsprechend ruhig und gelassen liest Ulrich Noethen es vor.
Es fiel mir zuerst schwer, sowohl Martins Reaktion auf die Krebsdiagnose, wie auch seine weitere Vorgehensweise zu verstehen. Kurios fand ich Martins Brief an seinen Sohn, in dem er über philosophische Themen schreibt. Er hat ihn eigentlich für sich selbst geschrieben, und das merkt er schließlich auch.

Doch wie sollte man die knappe Restzeit seines Lebens nutzen? Was kann man überhaupt noch tun, wenn die schleichende Krankheit an den Kräften zerrt? Wie kann man seine Liebsten darauf vorbereiten und vor den Folgen schützen?
Es sind gravierende Fragen, auf die jeder von uns unterschiedlich antworten würde. Umso mehr war ich auf Martins Entscheidungen, auf seine Handlungen gespannt. Nicht immer konnte mich sein Verhalten überzeugen, aber es hat mich bewegt und nachdenklich gestimmt.
Die empathi
sche Art und Weise, mit der Ulrich Noethen, der Sprecher des Buches, es vorträgt, hat dazu beigetragen, dass ich beim Zuhören in die Geschichte versunken bin.
Das Buch und Hörbuch sind wärmstens zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2024

Ungewöhnliche Liebesbeziehung

Vom Ende der Nacht
0

Will und Rosie gehen auf dieselbe Schule, Rosies Zwillingsbruder Josh ist mit Will befreundet. Doch während Rosie in der Schule die besten Noten bekommt, macht sich Will nicht viel aus Schule und Lernen. ...

Will und Rosie gehen auf dieselbe Schule, Rosies Zwillingsbruder Josh ist mit Will befreundet. Doch während Rosie in der Schule die besten Noten bekommt, macht sich Will nicht viel aus Schule und Lernen. Er verbringt seine Zeit lieber in der Garage, wo er sein Motorrad repariert und pflegt. Bis zu der Nacht, in der er Rosie am Lagefeuer trifft und sie singen hört.
Auch Rosie kann Will nicht vergessen. Und obwohl ihre Mutter behauptet, dass Will „ein schlechter Umgang“ für sie ist, fühlt sie sich zu ihm stark hingezogen, sucht seine Nähe. So fängt ihre Jugendliebe an, sie scheint zuerst unverwundbar zu sein. Bis sie unter einem schweren Schicksalsschlag zu zerbrechen droht.
Sie trennen sich, gehen andere Wege, versuchen ihr Leben neu zu gestalten, zu vergessen, und finden immer wieder zueinander.

„Vom Ende der Nacht“ erzählt eine wunderschöne Liebesgeschichte, die einen von Anfang an in ihren Bann zieht. Sehr einfühlsam, fast poetisch erzählt, lässt uns am Leben von Rosie und Will teilnehmen, verrät ihre intimsten Gedanken und Gefühle. Die Figuren wirken authentisch, ihre Handlungen sind glaubhaft.
Diese gefühlvolle Geschichte weckt viele Emotionen; sie berührt und bewegt, lässt mitfühlen und mittrauern, und letztendlich in eigenen Erinnerungen schwelgen.
Ich habe diese Geschichte sehr genossen und das Buch in einem Rutsch ausgelesen.
Herzergreifend, lebensklug, großartig! – Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2024

Lil - die Geschichte einer eigensinnigen Frau

Lil
0

In eine Welt der höheren Gesellschaft in New York im Jahre 1880 überführt uns Markus Gasser in seinen neuesten Roman „Lil“.
Es war nicht leicht den Gepflogenheiten der damaligen Reichen und Schönen zu ...

In eine Welt der höheren Gesellschaft in New York im Jahre 1880 überführt uns Markus Gasser in seinen neuesten Roman „Lil“.
Es war nicht leicht den Gepflogenheiten der damaligen Reichen und Schönen zu entsprechen. Lil Cutting, selbst vermögend und als Unternehmerin sehr erfolgreich, bekam dies auf eigenem Leibe zu spüren. Mit ihrem exzentrischen Führungsstil und fortschriftlichen Ansichten hat sie die in New York herrschenden Familien gegen sich aufgebracht.

Zu ihren erbittertsten Feinden gehörte auch ihr einziger Sohn Robert, der nach dem Tod seines Vaters das gesamte Erbe übernehmen wollte. Dem hinterlistigen Robert gelang es leicht Lil in eine psychiatrische Klinik einsperren zu lassen und alles in die Wege zu leiten, um sie zu entmündigen.
Das Aufgeben kam für Lil jedoch nicht in Frage; ein Kampf ums Überleben begann.

Im Sommer 2017 findet man Lils letzten Brief – ein Hilferuf, die Verwaltung der psychiatrischen Klinik beschlagnahmt und nie abgeschickt hat. Der Brief ist für die Journalistin Sarah, eine Nachfahrin von Lil, ein Anlass um die ganze Geschichte zu erzählen.
Ein lebendiges Bild der erlauchten Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts präsentiert Markus Gassner in seinem Roman. Die edlen Damen und Herren der vornehmen Gesellschaft waren jedoch alles andere als fein. Es herrschte ein Kampf um Macht und Geld, ein Kampf voller Missgunst, Neid und Heimtücke. Eine Frau wurde nur dann als ebenbürtig akzeptiert, wenn an ihrer Seite ein starker Mann stand. Unter dem Mantel der Barmherzigkeit und Wohltätigkeit verbargen sich die Respektlosigkeit gegenüber den Bedürftigen und das Streben nach Anerkennung der eigenen Überlegenheit.

Auch die eigene Familie bat oft keine Unterstützung. Das beste Beispiel dafür ist Robert, der - ohne Geld - keine Liebe für seine Mutter empfinden konnte. Jedes Mittel war ihm recht, um an das Vermögen seiner Eltern zu kommen.

Einen wichtigen Part der Geschichte nimmt die psychiatrische Behandlung der Frauen in der Klinik von Doktor Fairwell. Diese Passagen sind meistens schwer zu ertragen, sie wecken starke Emotionen, das ganze Leid der misshandelten Lil berührt sehr.
Eine Genugtuung bieten dann die Worte, die sie an ihren Psychiater richtet: „Irrenhäuser werden gebaut, (…) weil sich ein paar Dilettanten mit drei Semestern Medizinstudium im Rücken einbilden, sie wüssten, was in den Köpfen anderer vorgeht. Und da die Irrenhäuser nun einmal da sind, muss man sie eben auch mit Irren fühlen, obwohl keiner dieser sogenannten Irrenärzte mit Sicherheit sagen kann, wer irre ist und wer nicht.“ (49)

Scharfsinnig und humorvoll sind Sarahs Gespräche mit ihrer Hündin Miss Brontë, der sie die ganze Geschichte erzählt. Die Hündin spendet der krebskranken Sarah Trost und Unterstützung, ihre pfiffigen Kommentare sind einfach genial und lockern das schwierige Thema auf.

Die Geschichte über Lil Cutting ist fiktional, doch genauso wie damals, gibt es auch heute viele Frauen, die das ähnliche Schicksal erleiden müssen. „Lil“ ist ein vielschichtiger, kluger Roman, über viele wichtigen Themen, die immer noch brisant sind. Dank der lebendigen und anschaulichen Erzählweise des Autors ist der Roman ein wahrer Lesegenuss, den ich wärmstens empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere