Profilbild von Arbade

Arbade

Lesejury Star
offline

Arbade ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Arbade über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2022

Fesselnder Auftakt der Bösherz-Reihe

Im Auge des Zebras
0

Ein brisanter Kriminalfall erschüttert ganz Deutschland und stellt die Polizei vor einem unlösbaren Rätsel: an verschiedenen Orten werden insgesamt sieben Jungs im Teenageralter entführt und ihre Eltern ...

Ein brisanter Kriminalfall erschüttert ganz Deutschland und stellt die Polizei vor einem unlösbaren Rätsel: an verschiedenen Orten werden insgesamt sieben Jungs im Teenageralter entführt und ihre Eltern brutal ermordet. Nach der Beweislage wurden alle Taten von derselben Person ausgeführt, und das noch zur gleichen Zeit.
Die Kommissarin Olivia Holzmann vom LKA Berlin kann mit ihren Ermittlungen nicht vorankommen. Doch ihr Mentor Severin Boesherz glaubt fest an sie, und will ihr nicht helfen. Auch die pensionierte Kommissarin Esther Wardy, die vor vielen Jahren einen ähnlichen Fall lösen musste, verhält sich sehr zurückhaltend. Kann Olivia noch die sieben Jungs retten?

Als ich das neueste Buch von Vincent Kliesch entdeckt habe, wusste ich sofort: ich muss es lesen! Ich habe nämlich die Reihe mit Julius Kern verfolgt, daher war für mich der Name des Autors eine Garantie für eine super spannende Lektüre. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Der Thriller „Im Auge des Zebras“ fängt sehr spannend an. Das konspirative Treffen zwei Polizeibeamten mit dem russischen Mafiaboss am Bord des Dampfers verläuft dramatisch und wirft viele Fragen auf. Olivia Holzmann, die sich den Willen des Drogenbosses beugen und einen Test bestehen muss, gewinnt sofort meine Sympathie. Ihre Klugheit und Kühnheit, sowie die Professionalität mit der sie ihr Beruf ausübt, faszinieren und tragen viel zur dramatischen Handlung des Romans bei.

Aber Severin Boesherz, der eigentlich jetzt nur noch seinen beliebten Rotwein und die Gemütlichkeit seines Zuhauses genießen wollte, kam mir mit seinem Verhalten in dem Fall seltsam vor. Ist er wirklich ein Genie und könnte problemlos jeden Fall lösen? Warum wollte er dann bei den Ermittlungen nicht mitmachen? Nachdem ich zum Schluss die Danksagung des Autors gelesen und erfahren habe, dass der Name des Mentors „ein Spiel mit der Doppeldeutigkeit“ ist, bin ich umso mehr auf die Antworten auf meine Fragen und die Fortsetzung der Reihe gespannt.

Ebenso die früher großgefeierte Esther Wardy, die mit ihren Erfahrungen im ähnlichen Fall eine große Hilfe sein könnte, konnte meine Sympathie nicht gewinnen. Die Ex-Polizistin kam mir von Anfang an suspekt vor.
Die unterschiedlichen Charaktere erhöhen das Interesse an der aufregenden Handlung und steuern einige Hinweise zur Lösung des Falles bei. Die finale Szene verläuft dramatisch, die Spannung steigt enorm.

Den fesselnden, flüssig geschriebenen Thriller habe erst zugeklappt, als ich ihn zu Ende gelesen habe. Vorher konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen.
Absolut lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2021

Viel mehr als nur die Geschichte einer Freundschaft

Bilder meiner besten Freundin
0

„Die Realität zerbröckelt, die Bilder nicht!“ (326)

Silvia Avallone erzählt in ihrem Roman über die Freundschaft von Elisa und Beatrice, zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die schöne ...

„Die Realität zerbröckelt, die Bilder nicht!“ (326)

Silvia Avallone erzählt in ihrem Roman über die Freundschaft von Elisa und Beatrice, zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die schöne Beatrice aus einer wohlhabenden Familie besticht durch ihr Aussehen, ihr Kleiderstil, sie will bewundert und beneidet werden. Sie macht gerne Fotos und stellt sie ins Internet. Elisa aus einer zerrütten Familie legt keinen Wert auf ihr Aussehen, kleidet sich wie eine Punkerin an und versinkt in der Welt der Bücher.
Während Bea eine internationale Karriere in der Modewelt und als Influencerin macht, studiert Eli Philologie, wurde eine bestätigte wissenschaftliche Assistentin und unterrichtete italienische Literatur des 20. Jahrhunderts.

Nach einem tragischen Vorfall im Sommer 2006 trennen sich die Wege von Elisa und Beatrice. Als im Dezember 2019 die Medien über das Verschwinden von Beatrice berichten, beschließt Elisa ein Buch über ihre Freundin zu schreiben.

„die Wahrheit einer Person wie diejenige eines Buchs in dem steckt, was stumm bleibt; und geheim.“ (15)
Das wunderschöne Cover des Buches zieht magisch den Blick des Betrachters an. Wer ist die geheimnisvolle Frau, deren Gesicht verdeckt bleibt? Das versucht auch Elisa Cerruti herauszufinden, als sie über ihre Freundschaft mit Beatrice ein Buch schreiben will.

Sie beginnt in Erinnerungen zu schwelgen und in ihren Tagebüchern nachzublättern. So entstehen die Bilder der Vergangenheit; über ihr ungewollten Umzug nach T, erste Begegnungen mit Beatrice, ihre ungleiche Freundschaft und ihre Trennung. Auch über Elisa selbst und ihre Familie, die alles anderes als normal war, über ihre impulsive Mutter und Elisas Einsamkeit und Erwachsenwerden. Es sind dabei auch Bilder Elisas großen Liebe, Bilder des Glücks und Verrats.

Ich habe diese Geschichte genossen und bin total in Elisas Erzählung versunken. Silvia Avallone schreibt sehr schön, bedient sich einer einfachen flüssigen Sprache, fesselt mit der Geschichte und den Bildern aus dem italienischen Leben.

In dem Buch fand ich auch viele schöne Zitate, wie zum Beispiel dieses hier:
„mich in die warme Umarmung der Literatur zu flüchten, die (…) doch auch immer eine Droge ist.“ (406)
Von dieser wunderschönen Geschichte berauscht, empfehle ich sie gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2021

Eine herzergreifende Geschichte

Das Buch der verschollenen Namen
0

Im Juni 1942 teilt Evas Vater das Schicksal vieler Juden in Paris. Er wurde verhaftet und nach Ausschwitz transportiert. Eva und ihrer Mutter gelingt die Flucht in die unbesetzte Zone. In einem kleinen ...

Im Juni 1942 teilt Evas Vater das Schicksal vieler Juden in Paris. Er wurde verhaftet und nach Ausschwitz transportiert. Eva und ihrer Mutter gelingt die Flucht in die unbesetzte Zone. In einem kleinen Dorf Aurignon finden sie Zuflucht und planen nach Schweiz zu fliehen.
Aber Eva wurde von der örtlichen Résistance um Unterstützung gebeten und so kommt es, dass sie zusammen mit dem jungen Widerstandskämpfer Rémy unter anderem Ausweispapiere für jüdische Kinder fälscht. Die wahren Identitäten der Kinder verschlüsseln sie und halten in einem alten Kirchenbuch fest.
Doch eines Tages verschwindet Rémy, die Widerstandszelle wurde verraten und auch Eva muss fliehen. Das Buch wurde von Deutschen konfisziert und erst nach sechzig Jahren erfährt Eva was damals wirklich passiert ist.

Kristin Harmel erzählt in ihrem Buch eine Geschichte, die in der Zeit des 2. Weltkrieges keine Seltenheit war. Paris, wie auch viele anderen Städte Europas, sollte von unerwünschten Juden befreit werden. Diesen Menschen, die innerhalb ein paar Stunden ihre ganze Existenz verloren haben und um ihr Leben bangen mussten, blieb als einzige Hoffnung nur die Flucht.

Auch Eva und ihre Mutter haben diesen Weg gewählt. Als Eva, die künstlerischen Fähigkeiten besaß, von der Résistance um Hilfe beim Dokumentenfälschung gebeten wird, zögert sie nicht lange. Das Schicksal der jüdischen Kinder, die ihre ganzen Familien verloren haben und ins Ungewisse fliehen mussten, liegt ihr sehr am Herzen. Sehr wichtig war ihr auch, dass die Kinder nach dem Krieg ihre wahre Identität erfahren könnten, dass diese in Wirren des Krieges nicht verloren gehen.

Die gemeinsame Arbeit, die Eva und Rémy viel Mut und Kraft abverlangt, verbindet die beiden jungen Widerstandskämpfer. Sie verlieben sich ineinander und wollen zusammenbleiben. Doch auch hier stößt Eva auf den Widerstand ihrer Mutter, die ihrer jüdischen Tochter eine Beziehung mit dem katholischen Partner nicht erlaubt.

Evas Geschichte ging mir sehr zu Herzen. Sie wurde von Kristin Harmel mit viel Feingefühl erzählt. Die Autorin versteht es meisterhaft Bilder der grauenhaften Zeit des 2. Weltkriegs zu zeichnen. Sie macht aber auch deutlich, dass es in dieser schweren Zeit auch einige Lichtblicke gab: hilfsbereite Menschen, Unterstützung, Hoffnung und Freundschaft. Und nicht zuletzt Liebe, die jeder Gefahr zum Trotz, existiert hat, den Menschen Mut und Kraft schenkte.

Dieser historische Roman basiert auf einer wahren Geschichte. Er erzählt nicht nur über eine verbotene Liebe. Ebenso liefert die Autorin realistische Bilder des damals existierenden Widerstands, schonungslos erzählt sie aber auch über die Gräueltaten der Machthaber dieser Zeit.

„Das Buch der verschollenen Namen“ habe ich in einem Rutsch zu Ende gelesen. Bei dieser bewegenden Geschichte vergisst man die Welt um sich herum und nur die Tränen, die von Zeit zu Zeit über das Gesicht kullern, rütteln einen wach.
Unbedingt lesen!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2021

Ein vielschichtiger Roman

Blaue Frau
0

Adina wächst in einem kleinen Ort im tschechischen Riesengebirge auf. Sie träumt von einem Leben in einer fremden, besseren Welt. Als junge Frau reist sie nach Deutschland. Sie wohnt zuerst in Berlin, ...

Adina wächst in einem kleinen Ort im tschechischen Riesengebirge auf. Sie träumt von einem Leben in einer fremden, besseren Welt. Als junge Frau reist sie nach Deutschland. Sie wohnt zuerst in Berlin, wo sie Deutsch lernen und fremde Sprachen studieren will. In Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt.
Als Adina dort sexuell missbraucht wurde, flieht sie nach Finnland. In Helsinki lernt sie den estnischen Professor Leonides kennen, der als Abgeordneter der EU für die Menschenrechte kämpft. Sie verlieben sich ineinander, aber ihre Liebesaffäre ist kurz. Denn Adina befindet sich innerlich immer noch auf der Flucht vor ihrer tragischen Vergangenheit.

In dem Buch „Blaue Frau“ begleiten wir die junge Adina aus Tschechien auf ihrem Weg in die bessere Zukunft in West Europa. Alle Träume des sprachbegabten Mädchens zerplatzen, als sie als Praktikantin in einem neu gebauten Kulturhaus sexuell missbraucht wurde. Da der Täter ein politisch einflussreicher Mann ist, wurde Adina mit ihren Anschuldigungen nicht ernst genommen. Auch die Flucht nach Helsinki, die Stadt der Menschenrechte, bringt Adina, die inzwischen als Sala ihr Leben fortführt, nicht weiter. Unter der Last der Vergangenheit zerbricht Salas Beziehung mit Leonides, der sich ausgerechnet für die Menschenrechte einsetzt.

Der Roman ist aber nicht nur eine Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Traumabewältigung. „Blaue Frau“ ist auch ein politischer Roman, der sich sowohl mit dem heutigen Europa, wie auch mit ihrer jüngsten Geschichte und deren Auswirkungen auf das gegenwärtige europäische Zusammenleben befasst. Viele von diesen Themen wurden aus osteuropäischer Sicht betrachtet.

Die zweite Handlungsebene des Romans besteht aus Begegnungen der blauen Frau mit der Erzählerin der Geschichte über Adina. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, vertrauen einander und sprechen über das Geschichtenerzählen. Diese Teile des Buches sind sehr poetisch.

Obwohl der Roman kein Pageturner ist, ist er wärmstens zu empfehlen. Denn die Geschichte macht auf die Ereignisse in unserem persönlichen Umfeld aufmerksam und schärft den Blick auf das, was sehr oft „gerne übersehen“ wurde.
Der Roman „Blaue Frau“ erhielt den Deutschen Buchpreis 2021.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2021

Phantasievolle Geschichte

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
0

Quinn ist ein cooler Typ, in dem sich viele Mädchen gerne verlieben. Auch Matilda hegt im Verborgenen tiefe Gefühle für Quinn, der sie aber missachtet und oft über sie und ihre komische Familie lacht. ...

Quinn ist ein cooler Typ, in dem sich viele Mädchen gerne verlieben. Auch Matilda hegt im Verborgenen tiefe Gefühle für Quinn, der sie aber missachtet und oft über sie und ihre komische Familie lacht.
Aber dann in einer dunklen Nacht geschehen unglaubliche Dinge und Quinn, verfolgt von unheimlichen Gestalten, verliert fast sein Leben und landet schließlich in einem Rollstuhl. Ausgerechnet Matilda wurde zu seiner engsten Vertrauten und der einzigen Betreuerin, die er akzeptiert. Zusammen mit Matilda erlebt Quinn viele gefährliche Abenteuer, die oft an dem benachbarten Friedhof anfangen und sich dann in anderen Welten abspielen. Und plötzlich sieht Quinn sowohl Matilda, wie auch viele anderen Menschen mit ganz anderen Augen…

Das Buch „Vergissmeinnicht“ mit dem Untertitel „Was man beim Licht nicht sehen kann“ von Kristina Gier ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie. Die Geschichte wurde abwechselnd aus Sicht von Quinn und Matilda erzählt. Es ist eine fantasievolle Geschichte, in der es zuerst um das Geheimnis von Quinns Herkunft geht. Nach dem schweren Unfall bleibt Quinn nicht nur behindert und ist an fremde Hilfe angewiesen. Es verändern sich seine Sinne und auf einmal verfügt er über unnatürliche Kräfte, die er selbst nicht einordnen kann. Von fremden Wesen erfährt Quinn auch über seine geheimnisvolle Herkunft, was ihn verunsichert und gleichzeitig in dem Kampf gegen seine körperliche Behinderung anspornt. Die wertwolle Stütze ist ihm dabei die von ihm bisher nicht beachtete Matilda.

Sehr spannend erzählt Kerstin Gier diese Geschichte, lässt uns in eine Welt voller Mystik und Fantasie eintauchen, sorgt sowohl für die Gänsehautgefühle sowie für ein entspanntes Lächeln. Zuerst habe ich die beiden Protagonisten auf ihren unheimlichen Abenteuern gerne begleitet und ihr Einfallsreichtum im Kampf gegen die unnatürlichen fremden Kräfte bewundert. Leider gelingt es den beiden Protagonisten nicht die Antworten auf ihre unzähligen Fragen herauszufinden. Es bleiben zum Schluss noch so viele Fragen offen, dass ich mich mit der ganzen Geschichte ein bisschen überfordert fühlte. Auch die Spannung hat dann merklich nachgelassen. Trotzdem empfehle ich dieses Buch allen, die gerne Fantasy-Bücher lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere