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Veröffentlicht am 11.02.2024

Stand by me

The Fort
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Der dreizehnjährige Evan ist nicht begeistert, als seine Großmutter ihm nach einem Sturm dein einen Jahr jüngeren Ricky aufs Auge drückt. Er soll sich heute um ihn kümmern, weil ein Baum in seinem Zimmer ...

Der dreizehnjährige Evan ist nicht begeistert, als seine Großmutter ihm nach einem Sturm dein einen Jahr jüngeren Ricky aufs Auge drückt. Er soll sich heute um ihn kümmern, weil ein Baum in seinem Zimmer gelandet ist. Als wäre das nicht schlimm genug, stellen Evan und seine Freunde Jason, C.J. und Mitchell fest, dass ihr selbstgebautes Fort im Wald ebenfalls zerstört ist. Doch ausgerechnet der hochbegabte Ricky findet einen Bunker, den ein exzentrischer Millionär vor Jahrzehnten in der Nähe vergraben hat. Und plötzlich haben sie ein Geheimnis: Dieses Fort müssen sie um jeden Preis schützen. Doch je mehr sie versuchen, dieses Geheimnis für sich zu behalten, desto mehr kommt ans Licht - ganz besonders auch im privaten Bereich.

Das ist eine klassische Geschichte von Kids, die sich auf der Schwelle von Kindern/Jugendlichen befinden, mit all den Problemen, die man zu Beginn der Pubertät oder mitten drin ohnehin hat. Vier der Jungs kennen sich seit Jahren und sind eng befreundet. Dass unvermittelt ein fünfter, dazu jüngerer und hochintelligenter Bursche hinzukommt, bringt Probleme, aber auch Möglichkeiten. Die Jungs stammen aus einer relativ armen Stadt, doch es sind nicht nur Geldsorgen, die sie und ihre Eltern quälen. Einer wird schwer misshandelt, einer hat Zwangsstörungen, einer von seinen sich scheidenden Eltern als Druckmittel verwendet, einer lebt wegen seiner drogensüchtigen Eltern bei den Großeltern. Es geht um Scham, um Anderssein, um alltäglichen und nicht alltäglichen Stress, den man in diesem Alter ausgesetzt ist. Dass kriminelle Jugendliche eine Rolle spielen, ist neben dem prügelnden Stiefvater manchmal beinahe unerträglich zu lesen. Dennoch gefällt mir die Freundschaft der Jungs, ihr Zusammenhalt und ich verstehe auch das Schweigen des einen in einer unerträglichen Situation. Vielleicht sind sie für ihr Alter manchmal ein bisschen zu reflektiert, aber ich mochte diese Geschichte. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.02.2024

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Stars In Your Eyes
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Es sind die News in Hollywood: Der junge, aufstrebende Sunnyboy Matthew Cole wird zusammen mit dem ehemaligen Kinderstar und jetzigem Badboy Logan Grey einen Film drehen. Und nicht nur, dass es sich bei ...

Es sind die News in Hollywood: Der junge, aufstrebende Sunnyboy Matthew Cole wird zusammen mit dem ehemaligen Kinderstar und jetzigem Badboy Logan Grey einen Film drehen. Und nicht nur, dass es sich bei beiden um PoC handelt, werden sie auch ein schwules Paar darstellen. Doch bevor es noch richtig losgegangen ist, behauptet Grey gegenüber Journalisten, dass Mattie Cole ein mieser Schauspieler ist. Der Skandal droht dem Film Verluste einzufahren, also beschließen die Produzenten, dass Cole und Grey auch abseits vom Set ein Paar darstellen müssen - das beliebte Enemies-to-Lovers-Trope. Doch aus dem Fake wird für Mattie bald viel mehr - doch Logan ist und bleibt beziehungsunwillig ... Oder?

Es ist bis etwa ein Drittel der Geschichte recht süß, eine nette, kleine Liebesgeschichte, die das oben erwähnte Trope bedient und sich eigentlich nur von anderen abhebt, weil es sich bei den Protagonisten um People of Color handelt. Doch auch da wird schon unterschwellig auf Missbrauch hingedeutet und das, was es mit den jüngsten Schauspielern anstellt, in Hollywood ein Star zu sein. Ein bisschen störend sind dabei, dass viele Dinge immer wiederholt werden. Andererseits sind das wirklich wichtige Messages: Jeder Mensch ist es wert, geliebt oder wenigstens respektiert zu werden, sich selbst nicht zu verlieren und für andere da zu sein. Spätestens ab dem letzten Drittel wird es sehr dramatisch und konnte mich mit den ernsthaften und gut dargestellten Problemen und Themen richtig packen. Aus der süßlichen Lovestory wird eine Geschichte über Respekt, Freundschaft, Liebe, Consent und Selbstachtung und das mochte ich sehr. Es gibt ein paar Trigger, die in einer Warnung am Ende des Buches enthalten sind und die man ernstnehmen sollte. Richtig gut fand ich, dass eben nach Drehschluss die Helden nicht zusammen in den Sonnenuntergang reiten, sondern an sich und ihren Problemen arbeiten müssen.

Veröffentlicht am 07.02.2024

Infamous

Murder in the Family
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Infamous ist eine berühmte True-Crime-Serie in England, in der vor laufender Kamera Cold Cases wieder neu aufgenommen und unter besten Umständen gelöst werden. Diese Show verspricht noch einen Extraknaller. ...

Infamous ist eine berühmte True-Crime-Serie in England, in der vor laufender Kamera Cold Cases wieder neu aufgenommen und unter besten Umständen gelöst werden. Diese Show verspricht noch einen Extraknaller. Der Regisseur Guy Howard möchte den Fall seines ermordeten Stiefvaters aufnehmen. Dafür werden sechs Experten aus der Strafverfolgung bzw. Journalismus eingeladen. Ein Ex-Cop aus New York, ein ehemaliger Londoner Kriminalbeamter, ein Staranwalt, ein Journalist, eine Psychologin und ein Forensiker machen sich daran, den Fall zu lösen, während eine ganze Nation zuschaut und in Foren aufgeregt darüber diskutiert. Doch immer mehr verdichtet sich die Vermutung, dass ihnen der Mörder näher ist als erwartet ...

Tatsächlich haben wir hier ein sehr cooles Konzept vorliegen. Es gibt Zeitungsausschnitte, Fotos, Mitschnitte von Anrufen, Scriptanweisungen zu den Drehtagen, Forenbeiträge und die Unterhaltungen lesen sich, als würde man wirklich als Zuschauer dabei sein. Die unterschiedlichen Arten von Experten lassen sich sehr gut auseinanderhalten. Allerdings das herausfordernde "Können Sie den Fall vor den Experten lösen", das im Klappentext provoziert, ist meiner Meinung nach nicht haltbar, weil einige der Experten einiges aus ihrem privaten Umfeld zurückhalten. Vermutungen sind einfach, selbst in die richtige Richtung, aber beweisbar ist für die Lesenden nichts. Womit auch weder die Autorin noch das Lektorat immer unbedingt klargekommen sind, sind gewisse Jahreszahlen oder das Alter. Anfangs dachte ich noch, das gehöre zum Spiel, weil einige vielleicht lügen, aber dem ist nicht so. Der Journalist, der gerade mal 40 oder 41 ist, veröffentlicht schon seit über 30 Jahren in verschiedenen Zeitschriften, eine Verdächtige, die 1983 geboren ist, ist 1984 Kindermädchen. Okay? Manche sind halt einfach schneller als andere ... oder jemand kommt gern mit Zahlen durcheinander.

Das verpasst der Lesefreude keinen Dämpfer und wer nicht wirklich selbst mitraten möchte, hat sicher Spaß beim Lesen. Was mich im Endeffekt mehr gestört hat, war die Tatsache, dass der Produzent und das Team scheinbar ohnehin von Anfang schon den Fall geklärt hatten, weil sie immer wieder mit neuen plötzlich herausgefundenen Details herausrückten, und der Schluss. Die letzten beiden Seiten waren wirklich, wirklich ein bisschen arg dick aufgetragen.

Veröffentlicht am 03.02.2024

Granite Creek

Der flüsternde Abgrund
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Seit 30 Jahren war Callum nicht mehr in seiner Heimatstadt Granite Creek, einer kleinen Ortschaft im Norden Australiens. Bei einem Unfall verlor er sein linkes Bein und braucht seitdem eine Prothese. Denkbar ...

Seit 30 Jahren war Callum nicht mehr in seiner Heimatstadt Granite Creek, einer kleinen Ortschaft im Norden Australiens. Bei einem Unfall verlor er sein linkes Bein und braucht seitdem eine Prothese. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, um ausgerechnet in der Regenzeit zurückzukehren, um bei der Suche nach einem Vermissten zu helfen. Doch es handelt sich um den Sohn seiner ersten großen Liebe - und Callum vermutet, es könnte sein Sohn sein. Als der Vermisste schließlich ausgerechnet tot zwischen den Felsen gefunden wird, die einer regionalen Legende nach Kinder anziehen, damit sie in den Tod stürzen, versucht Callum herauszufinden, was ihm passiert ist. Dabei findet er nicht nur die Todesumstände heraus, sondern deckt auch ein oder zwei Geheimnisse aus den letzten dreißig Jahren auf.

Ich habe das Buch nicht ungern gelesen. Es ist gut geschrieben und natürlich hat es durch Australien einen gewissen Exotikfaktor. Das, was Callum herausfindet, ist auch interessant. Was mich jedoch gestört hat, waren zum einen, dass Callum immer wieder Sachverhalte den Lesenden vorenthielt - und das geht einfach nicht, wenn es aus seiner Sicht geschrieben ist. Lesende wissen bei personellen Erzählern immer genauso viel wie der Protagonist. Zum anderen die Sichtweise: Wenn es in die Vergangenheit ging, wurde immer in die Ich-Erzählung gewechselt. Zum Schluss gab es auch absolut keine logische Erklärung für das geheimnisvolle Flüstern des Abgrunds, dem scheinbar nur Kinder erliegen. Irgendwie enttäuscht mich so was. Trotzdem, wie schon erwähnt: Ich habe Callums struggle nicht ungern verfolgt. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 01.02.2024

One Shot

Stunde um Stunde
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Tilly Delaney ist ein kleines Kind, das vor zwei Jahren spurlos verschwand. Ihre Eltern sind wütend, weil sie glauben, dass bei der Untersuchung geschlampt wurde. Aus diesem Grund besetzen sie das kriminaltechnische ...

Tilly Delaney ist ein kleines Kind, das vor zwei Jahren spurlos verschwand. Ihre Eltern sind wütend, weil sie glauben, dass bei der Untersuchung geschlampt wurde. Aus diesem Grund besetzen sie das kriminaltechnische Labor von Los Angeles, nehmen Geiseln und stellen ein Ultimatum: Innerhalb von 24 Stunden soll ihr Kind gefunden werden. Solange nichts passiert, werden sie alle zwei Stunden eine der dort lagernden One Shots vernichten: Beweismaterial in Fällen, in denen es nur diese eine mikroskopisch kleine Spur gibt.

Charlie Hoskins hat fünf Jahre undercover bei den Death Machines, einer tödlich-brutalen Bikergang gearbeitet, bis er aufflog und beinahe starb. Seine Spuren sind ebenfalls One Shots und er wird alles tun, um zu verhindern, dass diese in Rauch aufgehen. Lynette Lamb flog ebenfalls - an ihrem ersten Tag als Polizistin. Nur gemeinsam können sie den Fall lösen und die Beweise retten ...

Abgesehen von der Hades-Trilogie finde ich alle Bücher von Fox einfach mega. Die Frau hat immer richtig krasse Ideen, einen Schreibstil, der durch die Seiten fliegen lässt, unerwartete Handlungen und skurriles Personal. Auch hier beweist sie das immer wieder. Jedes Mal, wenn man denkt, man hat den Plot durchschaut, gibt es eine Wendung, die alles auf den Kopf stellt. Trotz aller Ernsthaftigkeit blitzt auch genügend Humor durch, um die Sache aufzulockern. Und auch, wenn manche Sachen - besonders Verletzungen - total übertrieben sind, macht es einfach nur Spaß, Hoskins und Lambs bei der Spurensuche zu folgen. Ich hoffe, die beiden bekommen noch mindestens zwei weitere Bücher spendiert. Sie sind würdige Nachfolger von Concaffey und Pharrell. 4.5/5 Punkten.