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Veröffentlicht am 04.06.2019

Weltenspringer

Engelsdämmerung
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Als kleiner Junge sieht Ken sie zum ersten Mal: Marielle, ein wenig jünger als er. Er trifft sie in dem verlassenen Depot, in welches er sich regelmäßig vor seinem prügelnden, saufenden Vater flüchtet. ...

Als kleiner Junge sieht Ken sie zum ersten Mal: Marielle, ein wenig jünger als er. Er trifft sie in dem verlassenen Depot, in welches er sich regelmäßig vor seinem prügelnden, saufenden Vater flüchtet. Sie ist anders als er, von Kleidung, Reden, überhaupt. Und als sie plötzlich verschwindet, hinterlässt sie eine seltsame Blüte, die niemals verwelkt. Als Ken sie fast zehn Jahre später erneut trifft, wird er gerade von den kriminellen Freunden seines Bruders bedroht; doch plötzlich reißen dieses seltsame Mädchen und ein genauso seltsamer Fremder namens Santino aus seiner gewohnten Umgebung, gewohnten Stadt, sogar aus seiner gewohnten Welt. Denn es gibt viele Welten und Magie, und wer begabt ist, kann die Tore zu allen öffnen. Allerdings ist da noch eine Bedrohung, die ganze Welten zerstören könnte ...

Dieses Buch liegt schon ewig auf meinem Sub. Einerseits hat mich der Klappentext angesprochen, andererseits die Romantasy-Art des Covers abgeschreckt. Und jetzt im Nachhinein finde ich, dass der Verlag der Autorin mit diesem Cover keinen Gefallen erwiesen hat. Die reinen Liebesgedönsleserinnen werden enttäuscht sein. Zwar gibt es Prinzessinnen und Prinzen, aber die Liebesgeschichte bleibt wunderbar dezent im Hintergrund. Dafür gibt es jede Menge Action und komplexer Erzählebenen, doch die Leser solcher Geschichten werden wie ich vom Cover her eher nicht nach dem Buch greifen. Und das ist echt schade, denn hier findet man einen richtig guten Schreibstil, krasse Ideen und ein recht unübliches Ende, das noch Fragen aufwirft. Und natürlich Santino! Was für eine mega Nebenfigur! Ein mächtiger Magier, der trotzdem auch ein genialer Schwertkämpfer ist, ab und zu aber sogar zur Pistole greift, wenn notwendig. Warum ich trotzdem nicht volle Punktzahl vergebe? Mir war die Sache mit dem Prinzen im Apfelhain ein bisschen zu sehr Klischee und wie gesagt: Zum Schluss blieben mir ein paar zu wichtige Fragen offen. Trotzdem gibt es hier von mir eine Empfehlung für alle, die den üblichen 08/15-Einheitsbrei nicht mehr sehen können.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Vier Freunde im magischen Internat

Die Geheimnisse der Alaburg
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Leik ist sechzehn und der Gehilfe des Jagdmeisters Gerald. Sie leben außerhalb eines kleines Ortes namens Seefall und kommen nur dorthin, wenn Markttag ist. An einem solcher Tage, als Leik allein von dort ...

Leik ist sechzehn und der Gehilfe des Jagdmeisters Gerald. Sie leben außerhalb eines kleines Ortes namens Seefall und kommen nur dorthin, wenn Markttag ist. An einem solcher Tage, als Leik allein von dort auf dem Weg nach Hause ist, wird er von einer schrecklichen Kreatur angegriffen und kann sich im letzten Moment durch innere Kräfte retten. Gerald weiß sofort, was das bedeutet. Magisch erschaffene Wesen jagen Leik, denn dieser ist ein Zauberer - ein mächtiger dazu, der alle 3 Farben der Magie sehen kann. Gerald bringt seinen Schützling deshalb zur Alaburg - eine Art magisches Internat tief in den Bergen bei den sieben Zwergen (oder so). Dort beginnt Leiks Ausbildung und er lernt Freunde kennen. Den Zwerg Morla, den Zwergelben Filix und den Ork Ulyer (ich weiß nicht, ob ich die Namen richtig schreibe, der Nachteil eines Hörbuchs).

Nachdem ich von Band 1 der Bestienchroniken sehr begeistert war, wollte ich dieses Buch auch unbedingt mögen. Und der Anfang ist ja auch nicht schlecht; der Waisenjunge, der bei dem Jäger aufwächst, das Dorf, die Volynen (oder wie die Vampirkriegerkreaturen heißen). Doch dann kommt er zur Alaburg und ab da geht es rapide abwärts. Ich hatte zwischendurch das Gefühl eine (schlechte) Harry-Potter-Fanfiction zu lesen inklusive dem obligatorischen Magiersport. Was mich aber wirklich geärgert hat, waren die vielen, vielen logischen Lücken, die das Buch ab da aufwies. Das beginnt mit Lehrern, die versuchen, einen Gastmagister umzubringen, ohne dass das Konsequenzen für betreffenden Lehrer hat, geht mit anderen Lehrern weiter, die totale Kampfanfänger scheinbar mit Duldung der Schulleitung von drei Meter großen Kampfmaschinen verprügeln lassen dürfen bis hin zu der ganz großartigen Mission am Ende, bei dem vier Kinder losgeschickt werden, um Sachen zu überprüfen, die mehrmals erwähnte Späher des Ordens allein hätten herausfinden müssen. Und wo kam die verdammte Kavallerie dann plötzlich her, wenn es doch so ein weiter Weg bis zur Alaburg ist? Dass der Schulalltag zwischendurch langweilte, machte die Geschichte auch nicht besser und obwohl mir Leiks drei spätere Begleiter ganz gut gefielen, kann ich selbiges nicht für Leik selbst sagen. Anfangs ein tougher Junge wird er scheinbar von Tag zu Tag blöder und reißt mit seiner Dummheit vor allem auch ständig seine Freunde rein. Der einzige Lichtblick an dem Buch waren der Beginn, (das Ende - würde ich sagen, wenn ich fies wäre) und der Sprecher. Mir ist übrigens bis zum Schluss nicht klar geworden, warum es "Die Geheimnisse der Alaburg" heißt, es sei denn man meint die erwähnten Erziehungs- und Lehrmethoden. Ich denke, die Alaburg wird demnächst aus meiner Liste der magischen Internate, die ich unbedingt besuchen muss, gestrichen.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Tap-Out

Dry
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Schon seit einiger Zeit herrscht in Kalifornien Wasserknappheit, doch an einem heißen Tag im Juni ist es soweit: Aus den Wasserhähnen kommt kein einziger Tropfen mehr. Und nicht nur die Leitungen geben ...

Schon seit einiger Zeit herrscht in Kalifornien Wasserknappheit, doch an einem heißen Tag im Juni ist es soweit: Aus den Wasserhähnen kommt kein einziger Tropfen mehr. Und nicht nur die Leitungen geben nichts mehr her - die Flüsse sind schon seit langem ausgetrocknet und die Supermärkte schneller leergekauft, als jemand "Wassermangel" sagen kann. Dann dauert es auch noch einige Zeit, bis die Regierung auf die gefährliche Lage aufmerksam wird - und als es endlich dazu kommt, dass von staatlicher Seite gehandelt wird, ist es für viele schon zu spät. Alyssa, 16, und ihr kleiner Bruder haben in gewisser Weise Glück, dass ihre Nachbarn schon seit Jahren auf ein solches Szenario vorbereitet sind - womit sie nicht gerechnet haben, ist die Gewalt, die schnell entbrennt. Und plötzlich sind sie unterwegs in einem trockenen Land ohne Wasser und schließlich umgeben von feindlich gesinnten Menschen und einer Feuersbrunst, die sich dank der Trockenheit immer weiter ausbreitet.

Ich glaube, ich hatte noch keine dreißig Seiten gelesen, als ich anfing, Durst zu bekommen. Shusterman hat eine sehr eindringliche Schreibweise, bei der es leicht mitzufiebern und zu leiden geht. Die Ereignisse, die sich entwickeln sind umso schockierender, als sie extrem realistisch und möglich sind. Und dass Menschen, die nach wenigen Tagen - bei Hitze sogar Stunden - schon völlig dehydriert sind, jegliche Menschlichkeit verlieren, um ihr eigenes Überleben zu sichern, ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Shusterman beleuchtet die Situation aus verschiedenen Situationen und durch unterschiedliche Personen, wodurch die verzweifelte Lage noch intensiver gefühlt werden kann. Ich fand die agierenden Jugendlichen alle ein bisschen zu clever für meine Begriffe, aber ansonsten durchaus authentisch. Von daher gibt's von mir eine dicke Leseempfehlung, eine Drüber-Nachdenk-Empfehlung und 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Vincent van Kliesch

Auris
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Matthias Hegel ist "das Ohr". Weil das Ohr einfach nur dumm klingt, übersetzt man es ins Lateinische "Auris". Man kann sich streiten, ob das jetzt so eine Verbesserung ist, zumal dieser Begriff für das ...

Matthias Hegel ist "das Ohr". Weil das Ohr einfach nur dumm klingt, übersetzt man es ins Lateinische "Auris". Man kann sich streiten, ob das jetzt so eine Verbesserung ist, zumal dieser Begriff für das Buch null Relevanz hat. Jedenfalls ist dieser Mann ein phonetischer Forensiker, also einer, der anhand der Stimme eines Menschen dessen Gemüslage erkennen kann oder ob er lügt etc. pp. Als Auris hat er jede Menge Kriminelle hinter Gitter gebracht - jetzt befindet er sich selbst dort. Für den Mord an einer Obdachlosen.
Jula Ansorge ist Podcasterin und seit einem traumatischen Erlebnis immer auf der Spur von Verbrechen, die nicht sind, was sie zu sein scheinen. Sie nimmt sich den Fall Auris noch einmal vor und entfacht tödliche Gefahren - für sich und andere.

Es hat ein bisschen was von dem "Lie to me"-Feeling, sobald diese Story beginnt und das ist cool. (Ob sie so einen Typen wie aus dieser Serie Oculus genannt hätten?) Danach jedoch geht es eigentlich nur noch um die Podcasterin und dem Katz- und Mausspiel, das der Drohanrufer mit ihr spielt. Richtig klischeehaft war die Einführung ihres Halbbruders Elyas, der so billig Krasschecker war, dass es wehtat und einen genauso billigen Reiche-Leute-Freund hatte, der mal eben mit einem Porsche irgendwo aufschlägt. Die Ermittlungen führten kreuz und in die Quere, nur waren sie nicht immer logisch. Ich sage nur Beelitz-Heilstätten. Dort gibt es seit Jahren einen Baumkronenpfad, der auch im Herbst zugänglich ist, zudem wurden viele der ehemaligen Heilstätten um- und ausgebaut. Die Vorstellung, dass dort jemand etwas Geheimes abzieht, ist einfach lächerlich. Da reißt auch der Twist am Ende der Story nicht mehr viel raus. So hat sich die Geschichte zwar schnell lesen lassen, wird aber wegen Belanglosigkeit auch wieder schnell vergessen sein. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Familienfehde

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Der zweite Fall für Gina Angelucci.
Während Tino Dühnfort jetzt in Elternzeit gegangen ist, um sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern, hat Gina einige Cold Cases auf ihrem Schreibtisch. Doch ihr wirkliches ...

Der zweite Fall für Gina Angelucci.
Während Tino Dühnfort jetzt in Elternzeit gegangen ist, um sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern, hat Gina einige Cold Cases auf ihrem Schreibtisch. Doch ihr wirkliches Interesse wird erst geweckt, als eine Frau die Skelette zweier Menschen auf einer Baustelle findet. Obwohl die Toten schon vor siebzig oder achtzig Jahren umgebracht worden sind, finden Gina und ihr Team tatsächlich Anhaltspunkte, die ein weiteres Ermitteln rechtfertigen, denn Mord verjährt nicht, nicht einmal, wenn er im zweiten Weltkrieg begangen wurde.

Tatsächlich war ich von diesem Buch angenehm überrascht, haben mich doch die letzten Dühnfort-Krimis, die ich las, gelangweilt. Hier jedoch wurde nicht nur ein Fall aus der Vergangenheit präsentiert, sondern gleichzeitig ein schöner Abriss aus der Geschichte dieser Zeit entwickelt. Außerdem bezieht die Autorin sehr klar Haltung gegen Nazis - alte wie neue, damit hat sie bei mir eh schon mal Punkte gut gemacht. Das Einzige, was ich wirklich arg überflüssig fand, war der Erzählstrang um die "Insektenfrau", der hätte echt nicht sein müssen und da musste ich mich schon fast ein bisschen zwingen weiterzulesen und nicht zu überblättern. Alles in allem hat mir dieser Fall gut gefallen und ich bin gespannt zu erfahren, was Gina im nächsten Fall zu ihrer verschwundenen Klassenkameradin in Erfahrung bringt.