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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2018

Bond senior gibt sich die Ehre

Ein Gentleman in Arles – Mörderische Machenschaften
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Peter Smith ist so unauffällig wie sein Name. Zwei Sachen lassen ihn aus Arles herausstechen: Er ist Engländer und er hat einen wohlerzogenen Hund. Als Peter, der bereits Mitte sechzig ist und einfach ...

Peter Smith ist so unauffällig wie sein Name. Zwei Sachen lassen ihn aus Arles herausstechen: Er ist Engländer und er hat einen wohlerzogenen Hund. Als Peter, der bereits Mitte sechzig ist und einfach nur sein ruhiges Leben in der Provence genießen will, eines Tages vom Stierkampf kommt (übrigens eine Leidenschaft, die ich widerlich finde), wird er erst niedergeschlagen und findet sich beim Erwachen in der Gesellschaft einer Leiche wieder. Die Polizei reagiert mehr als merkwürdig und dann wird Peter auch noch von der Witwe des ermordeten Mannes aufgesucht, die ihn darum bittet, Nachforschungen dazu anzustellen. Unvermittelt muss Peter alte Fähigkeiten und Freunde aktivieren, um unbeschadet aus der Sache herauszukommen.

Ein Provencekrimi? Ich denke schon. Was ich mochte: Dass Peter mal keiner ist, dem man Heldentum ansieht. Stattdessen ist er ein älterer, nicht ganz schlanker Herr mit Hund. Ungefähr ab der Hälfte wurde es auch spannender, jedoch auch unwahrscheinlicher. Peter erledigt in Bondmanier Gangster im Handumdrehen, hackt sich in gesicherte Systeme ein und flirtet mit einer schönen Frau. Und auch wenn diese Frau ihr eigenes Spiel spielt, so kommen mir doch manche Entscheidungen und Handlungen zumindest fragwürdig vor. Trotzdem ist das ein kurzweiliger Krimi mit einem ungewöhnlichen Helden. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Am Hofe des Feindes

AMANI - Verräterin des Throns
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Die Rebellen sind ständig auf der Flucht und müssen auch immer Verräter fürchten, oder Leute, die für Gold alles tun. So fällt ausgerechnet Amani auf eine Falle herein, und ausgerechnet eine Verwandte ...

Die Rebellen sind ständig auf der Flucht und müssen auch immer Verräter fürchten, oder Leute, die für Gold alles tun. So fällt ausgerechnet Amani auf eine Falle herein, und ausgerechnet eine Verwandte von ihr steckt dahinter. Und auf einmal befindet sich Amani, ihrer Demdji-Kräfte beraubt, am Hofe des Sultans wieder, des Mannes, gegen den sie und ihre Freunde kämpfen. Doch statt sie hinzurichten, lässt der Sultan sie leben und benutzt sie, um seine eigenen Pläne zu verfolgen - doch wie lange kann Amani dabei mitmachen und trotzdem ihre Freunde schützen?

Normalerweise sind zweite Bände einer Trilogie irgendwie die Stiefkinder und meistens um ein bisschen schlechter als der Anfang. Hier hat sich die Geschichte um Amani noch mal gesteigert, ist noch spannender geworden, obwohl sie sich die meiste Zeit im Palast des Sultans abspielt. Überhaupt, der Sultan. Selten habe ich einen Antagonisten gehabt, der mir in all seiner Skrupellosigkeit und Gerissenheit so imponiert hat. Es wäre zu viel gesagt, dass ich ihn mochte, dafür war er einfach ein bisschen ... zu tödlich, mörderisch veranlagt. Aber ich konnte seine Beweggründe zum großen Teil nachvollziehen, und ich sehe auch nicht viel Falsches in dem, was er erreichen will - nur ist halt die Art und Weise, wie er es tut, dieses Über-Leichen-gehen vielleicht nicht ganz so sympathisch. Trotzdem: Ein megaspannender zweiter Teil und ich bin wirklich ernsthaft daran interessiert zu erfahren, wie die ganze Geschichte ausgehen wird.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Platz da, der Deutsche klärt das schon!

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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Leon Ritter ist Gerichtsmediziner in einem Touristenort an der Küste Frankreichs. Obwohl er Deutscher ist, ist er voll in dem Ort und an seiner Arbeitsstelle integriert, auch wenn der Chef der Kriminalpolizei ...

Leon Ritter ist Gerichtsmediziner in einem Touristenort an der Küste Frankreichs. Obwohl er Deutscher ist, ist er voll in dem Ort und an seiner Arbeitsstelle integriert, auch wenn der Chef der Kriminalpolizei ihn nicht leiden kann, weil er mit der Stellvertreterin des Chefs liiert ist, was der gerne selbst wäre. Als eines Tages ein Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, den die Leute für den Mörder seiner Tochter halten, schlagen die Wellen der Empörung hoch, besonders, als dann mehrere Morde geschehen. Die Polizei hat dazu ihre Theorien, von denen sie bei den Ermittlungen auch nicht abweicht, nur Leon Ritter ist anderer Meinung und stellt eigene Nachforschungen an, die nicht nur ihn in Lebensgefahr bringen.

Das Buch ist routiniert geschrieben und könnte zwischendurch auch als Reiseführer herhalten, eigentlich wird kein Klischee der schönen Landschaft ausgelassen. Das ist kein Problem, denn wer zu Frankreichkrimis greift, erwartet das wohl auch. Vielleicht ist es eine persönliche Vorliebe, aber ich erwarte dann allerdings nicht, dass sich die Klischees auch auf die Personen beziehen. Die Polizei ist mit Ausnahme der Freundin Ritters völlig inkompentent, genauso auch der Gerichtsmediziner, der Ritter zur Seite gestellt wird. Mir ist dieses Bashing der französischen Polizei durch deutsche Autoren schon öfter aufgefallen, gerade wenn ein deutscher Protagonist die Hauptrolle spielt, der natürlich alles klärt. Ritter ist nicht nur megakompetent, sondern auch der Lieblingsgast in seinem Lieblingscafé. Dass er eigentlich die meisten Leute, inklusive der Tochter seiner Freundin, extrem herablassend behandelt, soll wohl von seiner Coolness zeugen. Der Fall selbst war interessant, hätte aber gern weniger abrupt enden dürfen.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Mutter und Sohn

Nachtwild
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Joan ist die Mutter eines vierjährigen Jungens, Lincoln. Gern verbringt sie die Nachmittage mit ihm im Zoo, und auch heute ist einer dieser Nachmittage. Kurz vor Schließung des Zoos streben sie auf den ...

Joan ist die Mutter eines vierjährigen Jungens, Lincoln. Gern verbringt sie die Nachmittage mit ihm im Zoo, und auch heute ist einer dieser Nachmittage. Kurz vor Schließung des Zoos streben sie auf den Ausgang zu, doch plötzlich fallen Schüsse und Joan sieht die ersten Toten auf den Wegen liegen. Alles, woran sie denken kann, ist, sich mit ihrem Sohn in Sicherheit zu bringen, und deshalb sucht sie ein Versteck. Die Zeit vergeht, es wird dunkel, sie bemerkt zwei Attentäter, doch die Polizei kommt nicht. Und jetzt?

Ehrlich, diese Frage habe ich mir zum Schluss dann auch gestellt. Aus der Sache hätte man so viel rausholen können, so viel fingernägelkauende Spannung, aber Tatsache ist, es war zu 90 Prozent megalangweilig. Wahrscheinlich lesen Mütter dieses Buch einfach anders, können sich besser in Joan reinversetzen, aber mir ging dieses ewige Abschweifen der Gedanken der Frau total auf die Nerven. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt lang habe ich sie regelrecht gehasst, sie war so von sich eingenommen und ihre Gedanken bewegten sich auf Wegen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Die ständigen Beschreibungen von Lincoln, die Mutter-Sohn-Nähe ließ bei mir eigentlich nur das Bild einer alten (sie ist über 40) Helicoptermutter aufkommen und ich konnte es schon nicht mehr hören: Lincolns Haut, sein Geruch, seine Festigkeit oder Weichheit oder was weiß ich alles. Schön, dass die eine gute Beziehung haben, aber es langweilt. Leider nahm das viel zu viel Platz ein. Viel lieber hätte ich mehr über Robby, einen der Amokschützen gehört, dem einfach nur ein paar Tassen im Schrank fehlten, um zu verstehen, was er da echt abzieht. Oder über Caitlyn, das nette, tapfere Mädchen, selbst Mrs Powell erschien mir interessanter als Joan mit ihrem ganzen gedanklichen Gelaber. Richtig gut jedoch waren die Leser, herausragend hierbei Barnaby Metschurat, der den wirren, etwas unterbelichteten Robby so genial brachte, dass man ihn direkt vor sich sehen konnte. Schade, dass eben jene anderen Protagonisten so wenig Raum bekamen. Das Buch wird durch die Sprecher um einen ganzen Punkt aufgewertet, ansonsten könnte man es völlig abhaken.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Superteenies im Kampf gegen Ungerechtigkeit

Legend (Band 1) - Fallender Himmel
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Day ist der Name eines "unbekannten" Terroristen, der für Anschläge auf die Republik verantwortlich ist - und für den Mord an Captain Isparis, einem Armeeangehörigen eben jener Republik. Davon zumindest ...

Day ist der Name eines "unbekannten" Terroristen, der für Anschläge auf die Republik verantwortlich ist - und für den Mord an Captain Isparis, einem Armeeangehörigen eben jener Republik. Davon zumindest ist June überzeugt, die Schwester des Ermordeten. Sie ist ein Wunderkind, das jeden Test mit Höchstpunktzahl besteht und der beste Anwärter der Armee überhaupt ist. Jetzt geht sie auf die Mission, den Mörder ihres Bruders zu finden, und sie lässt sich nicht von Seuchen, Slums und Militär aufhalten.

Dystopien finde ich eigentlich sehr cool, und zumindest ist hier ein typisch dystopisches Szenario entwickelt worden. Auf der einen Seite die Reichen und Mächtigen, auf der anderen Seite die, die nichts haben und in den Slums wohnen, als Guinea Pigs benutzt werden und sich kaum wehren können. Und vielleicht hätte das Buch vor meinen Augen besser bestehen können, denn immerhin ist es gut geschrieben, wenn es nicht so maßlos übertrieben wäre. Sowohl bei dem "Terroristen" als auch bei June handelt es sich um 15jährige Teenager, die mal eben so in fünf Sekunden ein fünfstöckiges Haus hochklettern, nur mit einem Umhang als Fallschirm aus dem zweiten Stock eines anderen springen, Kugeln ausweichen, kämpfen, erwachsene, trainierte Soldaten ausschalten ... es war so ermüdend, das zu lesen. Dazu große Gefühle innerhalb eines Lidschlags, ein Fünfzehnjähriger, dem alle Frauen zu Füßen liegen, Hass wandelt sich innerhalb von zwei Gesprächen zu Verständnis, Einsicht und Liebe, Mädchen und Junge finden sich gegenseitig unwiderstehlich, obwohl sie seit Tagen auf der Straße und von der Straße leben, also stinkend und schmutzig sein müssten. Es wird nicht erklärt, warum Day über Spidermanfähigkeiten verfügt, obwohl ihn nie eine radioaktive Spinne gebissen hat oder warum die alles sehende June das Offensichtliche nicht erkennt, das ihr geradezu in die Nase beißt oder warum sich die Slums erheben sollten, nur weil ein jugendlicher Terrorist hingerichtet wird. Im Nachwort steht etwas davon, dass die Autorin das Buch schrieb, als sie vierzehn war und ich dachte nur: Ja, das erklärt alles. Schade, dass kein Lektor mit einem erwachsenen Auge drübergesehen hat. 2,5/5 Punkten.