Am Ende der Welt
Mit Bike und Boot zur BeringseeRichard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren ...
Richard Löwenherz - ich habe es schon mal gesagt - hat mit diesem Namen wahrscheinlich nie eine Wahl gehabt. Er musste Abenteurer werden. Als Soloreisender erkundete er daher schon seit über zwanzig Jahren die Welt: zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Boot. Dieses Abenteuer erzählt von seiner Reise zum Ende der Welt, nach Tschukotka: so weit östlich, dass es schon wieder westlich liegt. Eine Gegend, weitaus größer als Deutschland, mit vielleicht 50.000 Menschen besiedelt. Und die wenigsten davon trifft man mitten in der Wildnis.
Löwenherz hat dieses Mal nicht nur sein Fatbike dabei, sondern auch ein Boot. Das heißt, mit Proviant, mit Zelt, mit allem, was man braucht, um wochenlang allein in der Wildnis zu überleben, hat er 90 Kilo Gepäck. Wege? Es gibt einen aufgeworfenen Schotterweg, doch manchmal macht der Mann sogar Abstecher Offroad und schiebt und quält sich. Das Wetter? Zwischen Minusgraden und Schneestürmen und Hitzewellen samt Mückenflasmobs ist alles dabei. Menschen? Wenige. Aber diejenigen, die er trifft, sind spannend. Es sind manchmal Abenteurer wie er selbst. Marina Galkina zum Beispiel, die er unverhofft am einsamsten Ort der Welt trifft. Oder Rentierzüchter, die ihn in ihr Jaranga-Zelt einladen. Oder LKW-Fahrer, mit denen er säu... Alkohol teilt. Alle diese Begegnungen zeichnen sich durch die Herzlichkeit der Menschen aus. Vielleicht ist das die einzige Chance, dort oben am Ende der Welt, zu überleben. Indem man sich menschlich zeigt.
Doch meistens ist Löwenherz allein. Und da braucht es Willen und Disziplin und manchmal wahrscheinlich reine Sturheit und ab und zu reinen Größenwahn. Wenn man brüllend auf einen der vielen Bären zurast, die sich dort auch auf den Wegen tummeln. Es passiert ihm zum Glück nichts. Gefährlich ist es trotzdem. Er wird gleich zu Beginn krank und macht trotzdem weiter. Und dann, als das Abenteuer fast vorbei ist, verliert er seine Zweitkamera und damit die Hälfte seiner Bilder. Das tut weh. Und dennoch. Er nimmt so viel mit von seiner Reise mit und er bringt auch uns so viel mit. Er erzählt so anschaulich, dass man sich selbst auf die Piste, auf den See, auf den Stromschnellen fühlt. Das ist nach Eis. Abenteuer. Einsamkeit das zweite Abenteuer, auf das ich Löwenherz begleiten durfte, und ich hoffe, dass er uns noch auf viele weitere mitnimmt.