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Veröffentlicht am 02.06.2019

Vier Freunde im magischen Internat

Die Geheimnisse der Alaburg
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Leik ist sechzehn und der Gehilfe des Jagdmeisters Gerald. Sie leben außerhalb eines kleines Ortes namens Seefall und kommen nur dorthin, wenn Markttag ist. An einem solcher Tage, als Leik allein von dort ...

Leik ist sechzehn und der Gehilfe des Jagdmeisters Gerald. Sie leben außerhalb eines kleines Ortes namens Seefall und kommen nur dorthin, wenn Markttag ist. An einem solcher Tage, als Leik allein von dort auf dem Weg nach Hause ist, wird er von einer schrecklichen Kreatur angegriffen und kann sich im letzten Moment durch innere Kräfte retten. Gerald weiß sofort, was das bedeutet. Magisch erschaffene Wesen jagen Leik, denn dieser ist ein Zauberer - ein mächtiger dazu, der alle 3 Farben der Magie sehen kann. Gerald bringt seinen Schützling deshalb zur Alaburg - eine Art magisches Internat tief in den Bergen bei den sieben Zwergen (oder so). Dort beginnt Leiks Ausbildung und er lernt Freunde kennen. Den Zwerg Morla, den Zwergelben Filix und den Ork Ulyer (ich weiß nicht, ob ich die Namen richtig schreibe, der Nachteil eines Hörbuchs).

Nachdem ich von Band 1 der Bestienchroniken sehr begeistert war, wollte ich dieses Buch auch unbedingt mögen. Und der Anfang ist ja auch nicht schlecht; der Waisenjunge, der bei dem Jäger aufwächst, das Dorf, die Volynen (oder wie die Vampirkriegerkreaturen heißen). Doch dann kommt er zur Alaburg und ab da geht es rapide abwärts. Ich hatte zwischendurch das Gefühl eine (schlechte) Harry-Potter-Fanfiction zu lesen inklusive dem obligatorischen Magiersport. Was mich aber wirklich geärgert hat, waren die vielen, vielen logischen Lücken, die das Buch ab da aufwies. Das beginnt mit Lehrern, die versuchen, einen Gastmagister umzubringen, ohne dass das Konsequenzen für betreffenden Lehrer hat, geht mit anderen Lehrern weiter, die totale Kampfanfänger scheinbar mit Duldung der Schulleitung von drei Meter großen Kampfmaschinen verprügeln lassen dürfen bis hin zu der ganz großartigen Mission am Ende, bei dem vier Kinder losgeschickt werden, um Sachen zu überprüfen, die mehrmals erwähnte Späher des Ordens allein hätten herausfinden müssen. Und wo kam die verdammte Kavallerie dann plötzlich her, wenn es doch so ein weiter Weg bis zur Alaburg ist? Dass der Schulalltag zwischendurch langweilte, machte die Geschichte auch nicht besser und obwohl mir Leiks drei spätere Begleiter ganz gut gefielen, kann ich selbiges nicht für Leik selbst sagen. Anfangs ein tougher Junge wird er scheinbar von Tag zu Tag blöder und reißt mit seiner Dummheit vor allem auch ständig seine Freunde rein. Der einzige Lichtblick an dem Buch waren der Beginn, (das Ende - würde ich sagen, wenn ich fies wäre) und der Sprecher. Mir ist übrigens bis zum Schluss nicht klar geworden, warum es "Die Geheimnisse der Alaburg" heißt, es sei denn man meint die erwähnten Erziehungs- und Lehrmethoden. Ich denke, die Alaburg wird demnächst aus meiner Liste der magischen Internate, die ich unbedingt besuchen muss, gestrichen.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Wie Regen in der Wüste

Windborn. Erbin von Asche und Sturm
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Postapokalypse, irgendwo auf der Erde. Ashara kann über das Element Wind verfügen, sie ist eine Wolkenstürmerin. Es gibt Menschen wie sie, die besondere Gaben haben. Welche, die den Sand beherrschen, das ...

Postapokalypse, irgendwo auf der Erde. Ashara kann über das Element Wind verfügen, sie ist eine Wolkenstürmerin. Es gibt Menschen wie sie, die besondere Gaben haben. Welche, die den Sand beherrschen, das Feuer, sogar Wasser. Doch die Welt ist eine Wüste und die Nomaden, zu denen Ashara gehört, ziehen von Ort zu Ort, um wenigstens das notwendige Wasser und Nahrung zum Überleben zu finden. Dabei werden sie immer von den Dienern der Skar gejagt - derjenigen, die die Menschheit unterdrücken. Ashara stößt bei ihrer Flucht vor ihnen auf das geheimnisvolle Versteck von Menschen mit einem ebenso geheimnisvollen Anführer - Kiyan. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beschließen sie zusammenzuarbeiten. Doch dann geraten Kiyan und Ashara in die Fänge der Skar und alles scheint verloren.

Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Postapokalyptische Szenarien finde ich ja mega, zumindest wenn die Umsetzung passt, und hier war die Idee schon richtig cool. Guter Einstieg, taffes, wenn auch - wie soll ich es sagen - Mädchen, das Männer gern mal am Nasenring herumführt, anstatt zu sagen, was es empfindet. Doch dann. Auftritt der große, geheimnisvolle Held Kiyan. Ab da ging es so steil abwärts, als würde man in einem Sandsturm eine riesige Düne runterpurzeln. Das Verlieben ging ungefähr so: Minute 1: Sag mir deinen Namen! - Nö. - Okay, du da, halbwichtiger Charakter, schlag ihr den Kopf ab! - Nooooin, guckstu, ich heiße Ashara! Minute 2: Hach, er ist eigentlich nicht so schlimm, denkt ja schließlich nur an sein Volk. Minute 3: Kisssss ... wait. What? Wo kam das her?
Richtig schlimm wird's aber erst, als sie in die Festung der Skar kommen (zu denen es viel zu wenig echte Erklärungen gibt, falls das hier wirklich ein Einzelband bleibt, was ich nach diesem Ende ein wenig bezweifle). Ashara zeichnet sich lediglich dadurch aus, dass sie nervt und immer dann Widerstand leistet, wenn es absolut keinen Sinn ergibt und immer dann wegläuft, wenn Kampf angesagt wäre.
Ähnlich überzeugend wie die Romantik verlief hier auch der Aufstand. Minute 1: Wir sind Tänzerinnen, uns geht's gut. Minute 2. Okay, überzeugt, wir machen Revolution! 3 ... wait. What? Wie? Was? Warum?
Wirklich konsequent wurden Asharas Fähigkeiten auch nicht durchdacht. Bei dem einen Schurken wurde durch ihren Windzauber die Flamme stärker. Bei anderen, in ähnlichen Kampfszenen, pustete sie mal eben das Feuer aus. Weiß jetzt nicht, ob ich das so überzeugend finde. Oder warum sie in einer Szene gar nicht hätte abstürzen können, weil sie sich vom Wind nach unten tragen ließe, in einer anderen Szene aber nicht in der Lage ist, sich vom Wind nach oben tragen zu lassen.
Warum die Skar - diese Leute, die wahnsinnige Technik beherrschen - scheinbar nicht mal ein Handy oder wenigstens das Bedürfnis haben, sich gegenseitig ab und an mal auf dem Laufenden zu halten, muss ich auch nicht verstehen. Macht nichts. Gibt bestimmt genügend Leute, die sich das schöne Cover ansehen und dann auch das Buch schön finden. Ich muss ja nicht überall dabei sein.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Die Würfel sind gefallen

10 Stunden tot
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Ein kleiner syrischer Junge wird brutal ermordet, in einem Asylheim wird Feuer gelegt. Gleichzeitig sterben erst eine schwedische Geschäftsfrau, dann bringt jemand unvermittelt einen Fleischer um. Zusätzlich ...

Ein kleiner syrischer Junge wird brutal ermordet, in einem Asylheim wird Feuer gelegt. Gleichzeitig sterben erst eine schwedische Geschäftsfrau, dann bringt jemand unvermittelt einen Fleischer um. Zusätzlich ermittelt Fabian Risk in einem cold case, und es steht zu befürchten, dass einer aus dem Team mörderische Ambitionen hat. Als wäre das alles nicht genug, will sich Tuvesson einem Alkoholentzug unterziehen und Risk ist eigentlich noch im Urlaub. Personalmangel ist das Stichwort, weil auch gerade in ganz Restschweden so viele Verbrechen passieren, dass niemand Leute entbehren kann.

Nun ja. Ich fange mal mit dem Positiven an. Der Schreibstil. Flüssig, oft spannend, routiniert. Wobei mir aufgefallen ist, dass sich vieles wiederholt, wortmäßig, kann natürlich auch an der Übersetzung liegen. Gut finde ich auch die relativ klare Positionierung gegen Nazis und rechtes Gesindel. Aber der Rest ... sollte eigentlich Schweigen sein, aber ich bin nicht Shakespeare, also gehe ich näher drauf ein. Ahnhem präsentiert uns hier mal eben drei Fälle statt einem und lässt und einfach mal ungelöst hier stehen. Am Ende haben sie zwar mehrere Leute festgenommen, aber überzeugen tut mich davon keiner, zumal auch nicht irgendwie bewiesen wurde, dass einer der Festgenommenen zweifelsfrei verantwortlich ist. Ganz zu schweigen von dem cold case, der gewissermaßen schon im letzten Buch angeschnitten wurde. Hinzu kommt, dass einfach viel zu viel in die Privatprobleme der Ermittler gesteckt wurde - bei keinem von denen gibt's auch nur annähernd Normalität. Nicht nachvollziehbar fand ich auch das Verhalten von Lilja, die sich lieber von Nazis terrorisieren lässt bis hin zu sexueller Misshandlung, anstatt die anzuzeigen, weil "man ihnen nicht zeigen darf, dass man sie fürchtet". What?! Ja, dann. Also, Mädels, wenn ihr missbraucht oder gemobbt werdet, zeigt eure Peiniger ja nicht an. Wir wollen ja nicht, dass sie merken, dass ihr Angst hattet, oder?
Was für ein Bulls...
Enttäuschende Fortsetzung der Reihe. Im Übrigen sollte er lieber eine eigene Reihe um Dunja schreiben anstatt hier ab und zu Schnipsel zu streuen, die überhaupt nichts zur Handlung beitragen.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ermüdende Soap Opera

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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1994, eine Kleinstadt im Stadt New York: Während eines Festivals sterben vier Menschen, brutal ermordet. Die Polizei tappt im Dunkeln und nur durch Zufall kommt man einem Verdächtigen auf die Spur.
2014: ...

1994, eine Kleinstadt im Stadt New York: Während eines Festivals sterben vier Menschen, brutal ermordet. Die Polizei tappt im Dunkeln und nur durch Zufall kommt man einem Verdächtigen auf die Spur.
2014: Jesse Rosenberg, einer der damals ermittelnden Beamten, möchte in den Ruhestand gehen, als ihn eine Journalistin anspricht. Ihr Name ist Stephanie Mailer und sie ist der Meinung, dass Rosenberg und sein damaliger Partner Derek Scott den Fall nicht gelöst haben und der wahre Mörder noch immer frei herumläuft. Das kann Jesse nicht auf sich beruhen lassen, ist er doch der "Hundertprozentige", weil er jeden Fall gelöst hat. Als er Nachforschungen anstellt, gesellt sich auch bald sein Ex-Partner dazu und als Stephanie verschwindet, wissen sie, dass die Journalistin recht hatte. Also rollen sie alles noch einmal von vorne auf und merken, da gibt es jemanden, der das nicht richtig cool findet.

Der Mörder von 94 ist nicht der Einzige, der das nicht richtig cool fand. Mir geht's genauso. Die einzig intelligente Person, die jemals in dem Buch auftauchte, war die titelgebende Lady, den Rest kann man in der Pfeife rauchen. Die ach-so-mega-begabten-schlauen-alles-durchschauenden Polizisten brauchen zwanzig Jahre für einen Fall, bei dem der Ansatz dem normal Krimi konsumierenden Leser bereits vor Seite 20 klar ist - immerhin kommt Jesse irgendwo um Seite 550 darauf. Sie - also die Ermittler - sind dabei nicht mal unsympathisch: Sie sind einfach nur prasselblöd und lassen sich von jedem Hergelaufenen auf der Nase rumtanzen. Das Buch liest sich, als hätte jemand eine Vorabendserie geschrieben. Alle Männer haben eine große Liebe, für die sie alles tun würden. Alle Frauen haben ein schweres Schicksal. Dabei agieren die meisten, als hätte jemand die Schauspieler von GZSZ auf die Seiten gebannt. Der "Kriminalfall" besteht aus Versatzstücken, die zwischen Agatha Christie und Arthur Miller hin- und hergeschoben wurden. Gäbe es keine Überschriften, in denen die erzählende Person erwähnt wird, wüsste man bei den einzelnen Erzählstimmen keinen Unterschied herauszufinden, und warum man auch innerhalb einzelner Sätze oder Abschnitte Perspektivwechsel einführen muss bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis des Autors. Ich möchte nicht behaupten, dass ich hier völligen Schund gelesen habe. Literarisch wertvolle Ansätze konnte ich leider auch nicht erkennen.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Des toten Dichters Manuskript

Die Geisterseher
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1805, Weimar. Schiller liegt im Sterben, als er noch Besuch von zwei jungen Männern erhält, Wilhelm und Jakob Grimm. Er übergibt ihnen ein Manuskript, das sie seinem Freund Goethe bringen sollen. Doch ...

1805, Weimar. Schiller liegt im Sterben, als er noch Besuch von zwei jungen Männern erhält, Wilhelm und Jakob Grimm. Er übergibt ihnen ein Manuskript, das sie seinem Freund Goethe bringen sollen. Doch ist Goethe wirklich der Freund, für den er ihn hält? Immerhin starb kurze Zeit vorher bei einem von dessen Theatervorstellungen ein Schauspieler und auch Schiller überlebt nicht mehr lange, nachdem er Medizin von Goethe bekommen hat. Und dann ist da noch das Manuskript, hinter dem seltsame Gestalten her sind und die Gebrüder Grimm auf eine Odyssee jagen, deren Sinn ihnen lange verborgen bleibt.

Ich sollte es langsam einsehen, dass Kai Meyer und ich nicht kompatibel sind. Er hat - laut Klappentext - immer geniale Ideen, auch der Schreibstil passt, doch die Umsetzung ist zäh und langweilig. Dafür, dass es sich um eine Schauergeschichte handeln sollte, hatte ich eindeutig zu viel Gähnen im Programm während des Hörens. Ich hatte das Gefühl, dass hier einfach nur Namedropping betrieben wurde, Szenen aneinandergereiht, abgehakt, weiter. Bis zum Schluss war ich versucht, das wirklich nicht lange Hörbuch abzubrechen, lediglich die sehr guten Sprecher schafften es, mich bei der Stange zu halten.