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Veröffentlicht am 22.12.2019

ExtraOrdinär

Vicious - Das Böse in uns
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Victor Vale und Eli Cardale sind zwei hervorragende Studenten an einer Elite-Uni. Zum Ende des Studiums ist jeder Student aufgefordert, eine besondere Abschlussarbeit abzuliefern. Eli entscheidet sich ...

Victor Vale und Eli Cardale sind zwei hervorragende Studenten an einer Elite-Uni. Zum Ende des Studiums ist jeder Student aufgefordert, eine besondere Abschlussarbeit abzuliefern. Eli entscheidet sich dafür, EOs zu studieren - extraordinäre Menschen, die sich durch Superkräfte auszeichnen. Zusammen mit Victor findet er heraus, dass alle EOs eines gemeinsam haben: Jeder von ihnen war für kurze Zeit tot, bevor er mit seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten ins Leben zurückkehrte. Beiden gelingt das Unglaubliche: Sie sterben, um als EOs zurückzukehren. Doch das allein macht weder einen guten Menschen noch Superhelden aus und so werden aus den Freunden die erbittertsten Feinde.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben würde, aber Victor ist der netteste Psychopath, der mir je untergekommen ist. Zwar hat er null Probleme, jemanden zu töten oder einem anderen Schmerzen zuzufügen, wenn das für seine Zwecke notwendig sein sollte, aber er weiß um Ethik und versucht sich in der Regel daran zu halten. Mir gefielen die Superkräfte, die Schwab den Leuten mitgab; jemanden yedilike zu manipulieren, ist zwar auch nicht neu, war hier aber super umgesetzt. Der Schreibstil nimmt einen sofort rein in die Geschichte, die Handlung war kurzweilig und weiß zu fesseln und obwohl es hier von Psychopathen nur so wimmelt, schafft die Autorin das Kunststück, mindestens die Hälfte von ihnen sympathisch zu gestalten. Ich fand's cool und will auf jeden Fall den zweiten Band lesen. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Das Monster bin ich

King of Scars
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Nikolai Lantsov, der jüngste Spross der Zarenfamilie, hat den Krieg vor ein paar Jahren gegen den Dunklen überlebt und den Zarenthron bestiegen. Allerdings hat er mehr als nur ein paar Narben zurückbehalten ...

Nikolai Lantsov, der jüngste Spross der Zarenfamilie, hat den Krieg vor ein paar Jahren gegen den Dunklen überlebt und den Zarenthron bestiegen. Allerdings hat er mehr als nur ein paar Narben zurückbehalten - in ihm schlummert etwas Böses, ein Teil des Dunklen, und legt es darauf an hervorzubrechen. Ohne Zoya, Daniel, Genya und die Leibwächter-Zwillinge wäre er schon längst in Schwierigkeiten; also noch mehr als sonst. Immerhin bedrohen sowohl Fjerda als auch Shu-Han sein Land und Kerch hätte gern sein Darlehen zurück. Ein Heilmittel muss her und möglicherweise gibt es da etwas. Dazu muss Nikolai dorthin zurück, wo das Unheil seinen Lauf genommen hat: in die Ödsee. Bald wissen er und seine Vertrauten nicht mehr, wem sie vertrauen können ...

Zurück ins Grisha-Universum mit einem Hauch von Krähen-Feeling! Nikolai und Zoya fand ich ehrlich gesagt eh immer spannender als die mittlerweile heilig gesprochene Alina und ihren megaedlen Freund Mal, von daher bin ich begeistert, dass es mit dem Kerl weitergeht. Wie üblich tut er sich durch lässige Sprüche und interessante Handlungen hervor, doch auch Zoya lernen wir besser kennen. Dass jetzt auch Nina abseits der Krähen eine eigene Geschichte bekommt, ist klasse, auch wenn ich es irgendwie bedauerlich finde, dass sie sozusagen wieder im Dienst steht und nicht mit Kaz & Co herumzieht. Trotzdem habe ich mich von beiden Handlungssträngen sehr gut unterhalten gefühlt, obwohl Bardugo mal wieder etwas getan hat, was sie sehr gut beherrscht: mir das Herz zu brechen.

Eine Warnung möchte ich dennoch aussprechen: Dieses Buch ist absolut null für Einsteiger ins Grisha-Universum geeignet, auch wenn der Verlag in seiner Trumpschen Weisheit was anderes behauptet. Wer weder Grisha noch die Krähen gelesen hat oder auch Leute, die das zwar gelesen haben, aber nur ein Gedächtnis von zwölf bis Mittag haben und somit keine Ahnung mehr, wer hier wer ist, werden keinen Spaß an der Geschichte haben. Alle anderen: enjoy!

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ich bin du

Becoming Elektra
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Ende des 21. Jahrhunderts. Seit einigen Jahrzehnten gibt es für die Superreichen die Möglichkeit, Klone ihrer selbst zu schaffen und als Ersatzteillager zu nutzen. Die Klone leben abgeschieden und abgeschnitten ...

Ende des 21. Jahrhunderts. Seit einigen Jahrzehnten gibt es für die Superreichen die Möglichkeit, Klone ihrer selbst zu schaffen und als Ersatzteillager zu nutzen. Die Klone leben abgeschieden und abgeschnitten von der restlichen Welt in Instituten, wo sie in recht belanglosen Dingen unterrichtet werden. Isabel ist eine von ihnen. Eines Tages kommen die Oberhäupter der Familie Hamilton zu ihr und bieten ihr einen Deal: Wenn sie in die Rolle der verstorbenen Tochter Elektra - derjenigen, deren Klon sie ist - schlüpft, kommt sie nicht nur aus dem Institut, wird Mitglied zweier der mächtigsten Familien des Landes, sondern es gibt auch Erleichterungen für ihre Mitklone. Isabel lässt sich darauf ein, doch erst, als es zu spät ist, erfährt sie, dass Elektra ermordet wurde. Und ist der Mörder jetzt auch hinter ihr her? Doch auch im emotionalen Bereich warten unendliche Probleme auf sie und sie weiß, dass sie niemandem trauen kann.

Im Nachwort erklärt Autor Christian Handel zwar, dass es sich nicht um eine Dystopie handelt, aber ich für meinen Teil empfinde das trotzdem so. Auch wenn hier keine Jugendlichen um das Überleben der Welt, sondern "nur" um ihr eigenes kämpfen, allein die ethischen Fragen, die aufgeworfen werden, sind einer Dystopie würdig. Was mir hier auch sehr gut gefallen hat war, dass sich nicht immer und überall klar unterscheiden ließ, wer hier gut und böse war. Manche waren auch einfach nur grau oder legten eine Entwicklung hin, die die ursprünglich gefasste Meinung über sie wanken ließ. Ein paar Fragen bleiben zum Schluss offen, wobei ich persönlich der Auffassung bin, dass die wichtigste geklärt wurde - und zwar durch einen für ein Jugendbuch außerordentlich mutiges Ende. Eine interessante Geschichte mit hohem Nachdenkfaktor. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Weltenspringer

Engelsdämmerung
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Als kleiner Junge sieht Ken sie zum ersten Mal: Marielle, ein wenig jünger als er. Er trifft sie in dem verlassenen Depot, in welches er sich regelmäßig vor seinem prügelnden, saufenden Vater flüchtet. ...

Als kleiner Junge sieht Ken sie zum ersten Mal: Marielle, ein wenig jünger als er. Er trifft sie in dem verlassenen Depot, in welches er sich regelmäßig vor seinem prügelnden, saufenden Vater flüchtet. Sie ist anders als er, von Kleidung, Reden, überhaupt. Und als sie plötzlich verschwindet, hinterlässt sie eine seltsame Blüte, die niemals verwelkt. Als Ken sie fast zehn Jahre später erneut trifft, wird er gerade von den kriminellen Freunden seines Bruders bedroht; doch plötzlich reißen dieses seltsame Mädchen und ein genauso seltsamer Fremder namens Santino aus seiner gewohnten Umgebung, gewohnten Stadt, sogar aus seiner gewohnten Welt. Denn es gibt viele Welten und Magie, und wer begabt ist, kann die Tore zu allen öffnen. Allerdings ist da noch eine Bedrohung, die ganze Welten zerstören könnte ...

Dieses Buch liegt schon ewig auf meinem Sub. Einerseits hat mich der Klappentext angesprochen, andererseits die Romantasy-Art des Covers abgeschreckt. Und jetzt im Nachhinein finde ich, dass der Verlag der Autorin mit diesem Cover keinen Gefallen erwiesen hat. Die reinen Liebesgedönsleserinnen werden enttäuscht sein. Zwar gibt es Prinzessinnen und Prinzen, aber die Liebesgeschichte bleibt wunderbar dezent im Hintergrund. Dafür gibt es jede Menge Action und komplexer Erzählebenen, doch die Leser solcher Geschichten werden wie ich vom Cover her eher nicht nach dem Buch greifen. Und das ist echt schade, denn hier findet man einen richtig guten Schreibstil, krasse Ideen und ein recht unübliches Ende, das noch Fragen aufwirft. Und natürlich Santino! Was für eine mega Nebenfigur! Ein mächtiger Magier, der trotzdem auch ein genialer Schwertkämpfer ist, ab und zu aber sogar zur Pistole greift, wenn notwendig. Warum ich trotzdem nicht volle Punktzahl vergebe? Mir war die Sache mit dem Prinzen im Apfelhain ein bisschen zu sehr Klischee und wie gesagt: Zum Schluss blieben mir ein paar zu wichtige Fragen offen. Trotzdem gibt es hier von mir eine Empfehlung für alle, die den üblichen 08/15-Einheitsbrei nicht mehr sehen können.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Tap-Out

Dry
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Schon seit einiger Zeit herrscht in Kalifornien Wasserknappheit, doch an einem heißen Tag im Juni ist es soweit: Aus den Wasserhähnen kommt kein einziger Tropfen mehr. Und nicht nur die Leitungen geben ...

Schon seit einiger Zeit herrscht in Kalifornien Wasserknappheit, doch an einem heißen Tag im Juni ist es soweit: Aus den Wasserhähnen kommt kein einziger Tropfen mehr. Und nicht nur die Leitungen geben nichts mehr her - die Flüsse sind schon seit langem ausgetrocknet und die Supermärkte schneller leergekauft, als jemand "Wassermangel" sagen kann. Dann dauert es auch noch einige Zeit, bis die Regierung auf die gefährliche Lage aufmerksam wird - und als es endlich dazu kommt, dass von staatlicher Seite gehandelt wird, ist es für viele schon zu spät. Alyssa, 16, und ihr kleiner Bruder haben in gewisser Weise Glück, dass ihre Nachbarn schon seit Jahren auf ein solches Szenario vorbereitet sind - womit sie nicht gerechnet haben, ist die Gewalt, die schnell entbrennt. Und plötzlich sind sie unterwegs in einem trockenen Land ohne Wasser und schließlich umgeben von feindlich gesinnten Menschen und einer Feuersbrunst, die sich dank der Trockenheit immer weiter ausbreitet.

Ich glaube, ich hatte noch keine dreißig Seiten gelesen, als ich anfing, Durst zu bekommen. Shusterman hat eine sehr eindringliche Schreibweise, bei der es leicht mitzufiebern und zu leiden geht. Die Ereignisse, die sich entwickeln sind umso schockierender, als sie extrem realistisch und möglich sind. Und dass Menschen, die nach wenigen Tagen - bei Hitze sogar Stunden - schon völlig dehydriert sind, jegliche Menschlichkeit verlieren, um ihr eigenes Überleben zu sichern, ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Shusterman beleuchtet die Situation aus verschiedenen Situationen und durch unterschiedliche Personen, wodurch die verzweifelte Lage noch intensiver gefühlt werden kann. Ich fand die agierenden Jugendlichen alle ein bisschen zu clever für meine Begriffe, aber ansonsten durchaus authentisch. Von daher gibt's von mir eine dicke Leseempfehlung, eine Drüber-Nachdenk-Empfehlung und 4,5/5 Punkten.