Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2018

Auf den (G-)Punkt gebracht

Paula kommt
0

Paula Lambert - die ich bis dato nicht kannte oder je im Fernsehen gesehen habe - ist eine Expertin für Sex. Jedenfalls hat sie auch eigene Fernsehsendungen. Da ich mir unter einer Sexpertin nichts vorstellen ...

Paula Lambert - die ich bis dato nicht kannte oder je im Fernsehen gesehen habe - ist eine Expertin für Sex. Jedenfalls hat sie auch eigene Fernsehsendungen. Da ich mir unter einer Sexpertin nichts vorstellen konnte, bin ich recht unbedarft und offen in die Lektüre gegangen und kann sagen, dass es mich positiv überrascht hat.
Erstens mal finde ich, dass die Frau sehr sympathisch rüberkommt. Ihr Schreibstil ist amüsant, locker, immer mal abschweifend, aber dann doch auf den (G-)Punkt kommend.

Gekommen ist sie anscheinend auch schon oft, und sie scheut sich auch nicht, darüber zu plaudern. Immer wieder erscheinen Fragen, denen sie sich annimmt und aus einem reichhaltigen Repertoire anscheinend eigener Erfahrungen greifen kann. Ob es dabei um Sexunfälle geht oder den schnarchigsten Sex der Welt, um seltsame Begierden oder komische Clubs - Paula kennt alles, wenn sie auch selbst zugibt, nicht alles aus eigenem Erleben. Muss ja aber auch nicht. Bei manchen beschriebenen Dingen wurde mir schon ein bisschen anders, und das meine ich nicht unbedingt im angeregten Sinne.

Für mich war es jedenfalls eine kurzweilige Lektüre, bei der ich zwar nicht unbedingt viel Neues erfahren habe, aber gelegentlich sogar lachen konnte. Leute, die weder mit ihrem Selbstbild noch mit Sex Probleme haben, werden sich beim Lesen amüsieren, denjenigen, die Sex für eine vertrocknete Topfpflanze halten, empfehle ich, Abstand von diesem Buch zu nehmen. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Am Hofe des Feindes

AMANI - Verräterin des Throns
0

Die Rebellen sind ständig auf der Flucht und müssen auch immer Verräter fürchten, oder Leute, die für Gold alles tun. So fällt ausgerechnet Amani auf eine Falle herein, und ausgerechnet eine Verwandte ...

Die Rebellen sind ständig auf der Flucht und müssen auch immer Verräter fürchten, oder Leute, die für Gold alles tun. So fällt ausgerechnet Amani auf eine Falle herein, und ausgerechnet eine Verwandte von ihr steckt dahinter. Und auf einmal befindet sich Amani, ihrer Demdji-Kräfte beraubt, am Hofe des Sultans wieder, des Mannes, gegen den sie und ihre Freunde kämpfen. Doch statt sie hinzurichten, lässt der Sultan sie leben und benutzt sie, um seine eigenen Pläne zu verfolgen - doch wie lange kann Amani dabei mitmachen und trotzdem ihre Freunde schützen?

Normalerweise sind zweite Bände einer Trilogie irgendwie die Stiefkinder und meistens um ein bisschen schlechter als der Anfang. Hier hat sich die Geschichte um Amani noch mal gesteigert, ist noch spannender geworden, obwohl sie sich die meiste Zeit im Palast des Sultans abspielt. Überhaupt, der Sultan. Selten habe ich einen Antagonisten gehabt, der mir in all seiner Skrupellosigkeit und Gerissenheit so imponiert hat. Es wäre zu viel gesagt, dass ich ihn mochte, dafür war er einfach ein bisschen ... zu tödlich, mörderisch veranlagt. Aber ich konnte seine Beweggründe zum großen Teil nachvollziehen, und ich sehe auch nicht viel Falsches in dem, was er erreichen will - nur ist halt die Art und Weise, wie er es tut, dieses Über-Leichen-gehen vielleicht nicht ganz so sympathisch. Trotzdem: Ein megaspannender zweiter Teil und ich bin wirklich ernsthaft daran interessiert zu erfahren, wie die ganze Geschichte ausgehen wird.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Magie im Wandel der Zeiten

Schatten der Magie
0

Die Zeit ist im Wandel. Die verborgene Gemeinschaft der New Yorker Magier trägt etwa alle zwanzig Jahre Duelle um die Vorherschaft aus. Das Schicksalsrad entscheidet, wer aufsteigt, wer verliert, wer stirbt. ...

Die Zeit ist im Wandel. Die verborgene Gemeinschaft der New Yorker Magier trägt etwa alle zwanzig Jahre Duelle um die Vorherschaft aus. Das Schicksalsrad entscheidet, wer aufsteigt, wer verliert, wer stirbt. Die Champions der einzelnen Häuser treten gegeneinander an; anfangs noch unter relativ harmlosen Bedingungen, später gibt es tödliche magische Duelle. Doch mit der Magie stimmt etwas nicht: Immer öfter verweigert sie ihren Dienst oder stellt schlimme Sachen an. Und dann ist da noch Sidney, die fremde Magierin, die als Champion für das Haus Beauchamps antritt. Es heißt, sie käme aus dem Haus der Schatten, doch eigentlich entkommt diesem Haus niemand ...

Ein Roman, der wirklich Spaß macht. Anfangs ist es recht mühsam, den Einstieg zu finden, die Autorin hält sich nicht mit Erklärungen auf, mitdenken ist angesagt. Sobald man sich einen ungefähren Überblick verschafft hat, fühlt man sich, als wäre man plötzlich in einem erwachsenen Harry-Potter-Universum gelandet. Die Ideen um die verborgene Gemeinde in New York, das Fehlgehen der Magie, das Haus der Schatten, Opfer eines gewissenlosen Mörders, Blutzoll ... all das entwickelt ab einem bestimmten Punkt einen Sog, der bis zum bitteren Ende mitreißt. Weil man hier aufpassen und selbst ab und zu denken muss, würde ich das Buch nicht jedermann empfehlen, doch wer intelligente Fantasy mag, wird hier fündig werden. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Dämonisch gut

Der Totengräbersohn: Buch 2
0

Farin hat sich mittlerweile halbwegs damit arrangiert, dass Ekel, der Dämon in seinem Inneren sitzt und ihn - man kann's nicht anders sagen - oftmals rettet. Ohne Ekel wäre er schon tot und die Fähigkeiten ...

Farin hat sich mittlerweile halbwegs damit arrangiert, dass Ekel, der Dämon in seinem Inneren sitzt und ihn - man kann's nicht anders sagen - oftmals rettet. Ohne Ekel wäre er schon tot und die Fähigkeiten des Dämons sind hilfreich, solange er es nicht übertreibt. Trotzdem ist Farin weder auf das große Turnier vorbereitet noch auf König Krachus. Er kann nicht verhindern, dass sein Ritter nicht nur um Schild und Schwert tjostet, sondern auch um Schloss und Ländereien. Und er kann auch nicht den Hinterhalt der Nekora verhindern, aber ...
... und dann ist da noch Aross Schlammfuß, die Königin der Ratten, die in dem kleinen Chinesen Ki einen unersetzlichen Freund findet. Aufgrund einiger kleiner (Riesen-)Probleme in Nabenstein beschließt sie, die Stadt zu verlassen und gemeinsam versuchen sie, dem Geheimnis ihrer Herkunft auf die Spur zu kommen. Zur rechten Zeit werden sich Farins und Aross' Spuren kreuzen.

Wie schon im ersten Band macht es einfach Spaß, dem edelmütigen, wenn auch manchmal etwas langsamen Knappen und der mageren, rotzfrechen, mutigen Göre zu folgen. Ihre Abenteuer sind stets überwältigend, trotzdem schafft es der Autor gut, die Art und Weise, wie sie aus ihren Klemmen entkommen, plausibel darzustellen. Die Wortspiele machen einen großen Teil des Lese/Hörgenusses aus, und dann dieser grandiose Sprecher: Robert Frank lässt den Ritter poltern und maulen, Aross' große Klappe glänzen und Farins stotternde Verwirrtheit einen Teil seiner Persönlichkeit werden. Wer nach kurzweiliger, witziger und spannender Lektüre sucht, wird hier auf jeden Fall fündig.

Veröffentlicht am 02.03.2018

Ein Glas voller Steine

Ein mögliches Leben
0

Franz und Martin machen sich auf eine Reise in die USA, doch eigentlich ist es eine Reise in die Vergangenheit von Franz. Der Alte, immer wieder ist es der Alte, um die 90 ist er jetzt, der die Impulse ...

Franz und Martin machen sich auf eine Reise in die USA, doch eigentlich ist es eine Reise in die Vergangenheit von Franz. Der Alte, immer wieder ist es der Alte, um die 90 ist er jetzt, der die Impulse gibt auf dieser Reise. Er will nach siebzig Jahren wieder die Gegend sehen, in welcher er in Kriegsgefangenschaft war, und Martin ... was will Martin, sein Enkel, eigentlich? Nicht viel, alles, das, was eigentlich jeder will. Wissen, was man will, erreichen, was man will. In seinem Fall ist das Judith, sein ONS, und Laura, das ONS-Ergebnis. Und diesen Fremden kennenlernen, diesen Alten, der sein Großvater ist. Auch eine Annäherung an Barbara, die Tochter des Alten, Martins Mutter scheint möglich, wenn Franz endlich die Erinnerungen zulässt, sich ihnen stellt.

Eine krasse Geschichte. Nicht weil sie so schreckliche Erlebnisse aus der Kriegszeit oder Gefangenschaft berichtet - im Vergleich zu den Lagern der Russen oder Japanern ist das in den USA ein Ferienaufenthalt. Es sind die Menschen, die uns begegnen, nicht nur Franz, Barbara und Martin, sondern vor allem die aus der Vergangenheit. Wenn sich selbst in Kriegsgefangenschaft die Nazis formieren und bis zum bitteren Ende und darüber hinaus an den Endsieg glauben. Wenn sie dafür prügeln, gar töten, und dieser völlig verkorkste Mannschaftskorpsgeist verbietet, den Amerikanern davon zu erzählen. Wenn selbst aus den wenigen "Guten" Mörder werden, wenn die Seele derjenigen, die noch "vernünftig" sind, schwarz wird und zu einer Mördergrube. Und all das erzählt in einer ruhigen, ungemein packenden Schreibweise, mit Sprüngen in Vergangenheit und Gegenwart, zu erkennen daran, dass die Vergangenheit im Präsens und die Gegenwart als dichterische Vergangenheit erzählt wird. Dieses Buch gehört so gar nicht zu meinem Beuteschema, eigentlich. Denn eigentlich ist es egal, weil es einfach nur gut ist.