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Veröffentlicht am 22.04.2017

Krieg der Welten light

Guides - Die erste Stunde
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Alice, die von ihrem Vater Aly genannt wird, ist die Tochter eines hochrangigen NASA-Beamten. Das ist der Grund, warum sie mitten ins Nirgendwo von Minnesota auf eine Eliteschule gebracht wird, als ausgerechnet ...

Alice, die von ihrem Vater Aly genannt wird, ist die Tochter eines hochrangigen NASA-Beamten. Das ist der Grund, warum sie mitten ins Nirgendwo von Minnesota auf eine Eliteschule gebracht wird, als ausgerechnet in deren Nähe ein gigantisches Alien-Raumschiff auf die Erde stürzt. Niemand weiß, was sich in dessen Innerem befindet oder kann die mögliche Gefahr einschätzen, was Aly jedoch nicht davon abhält, in ihrem neuen Internat ein bisschen Spaß zu haben. Als dann menschengleiche Außerirdische auftauchen und einige von ihnen auf das Internat gebracht werden, befinden sich plötzlich Aly und ihre neuen Freunde in großer Gefahr - denn nicht alle Aliens sind friedliebend. Zum Glück hat Aly eine Navajo-Großmutter, superclevere Freunde und ein extrem schnelles Auto.

Dieses Buch hat Spaß gemacht. Der Schreibstil und die Dialoge kommen locker aus der Hüfte, die meisten Leute sind cool und die Spannung ist gut aufgebaut. Alice ist nicht durchweg sympathisch, manchmal ist sie echt eine verwöhnte Zicke aus superreichem Hause, was wiederum auch nicht schlecht ist, denn nur sympathisch wäre wohl utopisch. Das Bonding mit ihren neuen Freunden ging mir allerdings etwas zu schnell, ebenso mit Suski und seiner Schwester, aber ok, warum die Sache in die Länge ziehen. Nein, was mich echt gestört hat, war das gehetzte Ende. Eben noch schien die Menschheit so gut wie verloren, Ding-Ding-Ding kommen ein paar Schamanen um die Ecke mit der super Lösung, die mir auch zu schnell abgehandelt wurde. Hier wäre es mir lieber gewesen, Wells hätte das Buch als Zweiteiler oder um mindestens ein Drittel länger aufgebaut. So habe ich die letzte Seite gelesen und weitergeblättert, fand die Danksagungen und dachte: Ok, fehlt da nicht noch was?

Veröffentlicht am 18.04.2017

Meisterin der Tränke

The Sleeping Prince – Tödlicher Fluch (Tödlich 2)
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Errin ist allein verantwortlich für ihre kranke Mutter. Ihr Vater ist vor einem halben Jahr gestorben, ihr Bruder Lief (man erinnere sich an Teil 1) verschollen. Obwohl alles dagegen spricht, glaubt sie ...

Errin ist allein verantwortlich für ihre kranke Mutter. Ihr Vater ist vor einem halben Jahr gestorben, ihr Bruder Lief (man erinnere sich an Teil 1) verschollen. Obwohl alles dagegen spricht, glaubt sie nicht, dass die Truppen des Schlafenden Prinzen ihn getötet haben. Sie ist arm und kommt nur mühsam über die Runden. Der einzige Lichtblick ist der immer in einen Umhang verhüllte Silas, der ihr Tränke abkauft und sie damit finanziell unterstützt. Doch dann nähern sich die Truppen des Schlafenden Prinzen und die Ereignisse überschlagen sich. Um sich und ihre Mutter zu retten, muss Errin zu Erpressung greifen, doch überall lauern Verrat und Intrigen, und es gibt kaum eine Aussicht auf Hoffnung.

Dieser zweite Teil der Reihe präsentiert sich düsterer und weniger märchenhaft, was ihn tatsächlich besser macht als den doch meistens langatmigen ersten Band. Anfangs ist man verwirrt, erwartet man doch eigentlich die weiteren Erlebnisse um Twylla, doch Errin ist eine gute Protagonistin, nicht ganz so naiv und sie braucht auch nicht so lange, um hinter gewisse Dinge zu steigen. Als Twylla dann schließlich auftaucht, empfand ich ihre Wandlung zur blutrünstigen Kriegerprinzessin als so unglaubwürdig, dass es schon wieder Einbußen in der Bewertung gab. Und obwohl mir natürlich klar ist, was Lief für eine Sache abzieht, konnte ich ihn noch weniger ausstehen als im Vorgänger. Der Schluss reißt wieder einiges raus, so dass ich bei dem ewigen Auf und Ab dieser Geschichte am Ende wohlwollende 3,5 Punkte vergeben kann.

Veröffentlicht am 14.04.2017

I see dead people ...

Der Freund der Toten
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Ich würde gern sagen, dass dies das außergewöhnlichste Buch ist, das ich zumindest in letzter Zeit gelesen habe. Und auf gewisse Weise stimmt das auch, denn allein die Sprache ist wahnsinnig poetisch auf ...

Ich würde gern sagen, dass dies das außergewöhnlichste Buch ist, das ich zumindest in letzter Zeit gelesen habe. Und auf gewisse Weise stimmt das auch, denn allein die Sprache ist wahnsinnig poetisch auf eine Art, die nicht aufgesetzt wirkt. Warum dann trotzdem nicht volle Punktzahl? Ich versuche mal, die Sache zu beleuchten.

1976. In Mulderrig, Irland, ticken die Uhren noch ein wenig anders als im Rest vom UK. Fremde sind dort nicht willkommen, und doch taucht eines Tages ein solcher auf: Mahoney, ein junger Mann in abgerissenen Klamotten, der Dubliner Großstadtjunge mit jeder Faser schreit. Trotz seines unrasierten, ungewaschenen Äußeren wirkt er anziehend auf die Leute, er, mit seinen dunklen Augen, die vielen der Leute bekannt vorkommen, mit seinem schnellen Lächeln, seiner ganzen Art. Er sagt, er will mal raus aus der Großstadt, doch in Wirklichkeit sucht er etwas: die Wahrheit über seine Mutter, denn Mahoney ist im Waisenhaus aufgewachsen. Und so wirbelt er die kleinstädtische Idylle auf, macht sich gute Freunde und erbitterte Feinde und die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Doch es gibt auch einen Mörder, der viele Jahre lang seine Ruhe hatte, und der nicht bereit ist, seine idyllische Ruhe stören zu lassen. Was die meisten nicht wissen: Mahoney kann die Toten sehen, und die Toten sind auf seiner Seite.

Ist es ein Krimi? Nein, auch wenn kriminelle und ermittlungstechnische Elemente enthalten sind.
Ist es der große irische Roman? Bestimmt auch nicht, trotz der außergewöhnlichen Sprache und Poesie, mit welcher die Autorin ihre Worte und Geschichte webt.
Dieses Buch lässt sich in keine Schublade stecken, was gut ist. Ich war nahezu durchweg gefesselt, obwohl die Spannung mäßig ist - dieser Roman hat Spannung in dem Sinne nicht nötig, ich hatte sogar das Gefühl, dass er mich und meine Art (in der Regel sehr schnell) zu lesen entschleunigt. Er vermittelt trotz grausamer Momente eine Art Ruhe und oft auch Schmunzeln. Der einzige Grund, warum es dann doch Abzüge gab in der Bewertung war mein Unverständnis dafür, dass jede Frau einem abgerissenen, ungewaschenen (!) Hippie so hinreißend fand, dass sie ihre Röcke für ihn lüften wollen, das ging mir nach einer Weile auf die Nerven. Auch die plötzliche Liebe, die gleich mehrere Damen für ihn empfanden, war trotz meiner Sympathie für Mahoney nicht nachvollziehbar. Wen solche Sachen nicht stören, wird einen wirklich außergewöhnlichen Roman mit sympathischen und unsympathischen Protagonisten, einer ungewöhnlichen Handlung und faszinierenden Sprache vorfinden.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Prinzessin, Prinz und Assassine

Der Kuss der Lüge
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Lia hat eigentlich einen ewig langen Namen, wie er zu einer echten Prinzessin gehört, doch obwohl sie die "Erste Tochter" ist, hasst sie es, nur für Tradition und Pflicht zu leben. Als sie dann noch an ...

Lia hat eigentlich einen ewig langen Namen, wie er zu einer echten Prinzessin gehört, doch obwohl sie die "Erste Tochter" ist, hasst sie es, nur für Tradition und Pflicht zu leben. Als sie dann noch an einen unbekannten Prinz verheiratet werden soll, hat sie die Schnauze voll. Sie läuft mit ihrer Dienerin und besten Freundin Pauline fort. Gemeinsam versuchen sie, in einem kleinen, malerischen Fischerstädtchen, ein Leben aufzubauen. Sie arbeiten beide als Schankmagd und fühlen sich dabei sehr wohl. Allerdings geht es um ein bisschen mehr als eine verzogenen oder ungehorsame Tochter, die Politik grätscht in ihre Lebensplanung. Der verschmähte Prinz macht sich auf den Weg, sie zu finden und aus einem fernen Reich wird ein Meuchelmörder geschickt, um Lias Leben zu beenden, denn sie ist nicht nur ein politisches Unterpfand, sondern hat auch Gaben, von denen sie selbst nichts weiß.

Flott zu lesen, dieser 560-Seiten-Wälzer, das ist mal ein Fakt. Die Schreibweise ist sehr flüssig und auch sehr modern, wenn man bedenkt, dass wir uns hier in einer mehr mittelalterlich angehauchten Welt befinden, wobei einige Andeutungen noch etwas zur interessanten Vorgeschichte dieser Königreiche auf etwas ganz anderes schließen lassen. Ich finde es zwar ein bisschen unvernünftig von Lia, so lange gewartet zu haben, bis sie ein fettes Tattoo am Rücken hat, an dem sie jeder erkennen konnte, aber andererseits hätten es ihre Verfolger natürlich noch schwerer gehabt, sie zu finden, also war es für den Fortlauf der Geschichte schon ok. In der Mitte bekam die Sache einen ganz schönen Hänger, irgendwann war die tolle dörfliche Gemeinde dann doch ein bisschen langweilig und dass sich die Story wieder ziemlich an dem bekannten Muster des Triangels zu bewegen schien. Beide Männer sind selbstverständlich mega schön und können alles. Doch der Schluss war dafür wieder sehr spannend und sogar dramatisch und hat viel herausgeholt und neugierig gemacht. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 06.04.2017

De Creatione Hominis

Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper
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Selina ist dreizehn und hat ihr ganzes Leben lang in Indien verbracht, doch jetzt ist ihre Mutter der Meinung, dass sie eine ordentliche Schulausbildung in England braucht. Aus diesem Grund soll sie bei ...

Selina ist dreizehn und hat ihr ganzes Leben lang in Indien verbracht, doch jetzt ist ihre Mutter der Meinung, dass sie eine ordentliche Schulausbildung in England braucht. Aus diesem Grund soll sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel wohnen, doch als sie endlich bei denen angekommen ist, herrscht Chaos pur: Lily, ihre gleichaltrige Cousine, ist verschwunden. Die Polizei vermutet lediglich, dass Lily (wieder einmal) ausgerissen ist, doch Lilys bester Freund Eric und auch Selina glauben nicht daran. Gemeinsam machen sie sich daran herauszufinden, wo sie sein könnte. Dabei kommen sie einem verschollenen Manuskript, mechanischen Tieren und einem gruseligen Geheimnis auf die Spur.

Eigentlich eine tolle Geschichte mit spannenden Ideen, welche es schafft, gelegentlich sogar Grusel einzubauen. Dass es keine ganzen vier oder gar fünf Punkte gab, lag eher daran, dass sich fast alle Leute irgendwie sehr irrational verhielten. Bei dreizehnjährigen Kindern/Jugendlichen ist das meistens noch entschuldbar, aber wenn die Erwachsenen das Verschwinden eines Kindes auf die leichte Schulter nehmen, ist das nicht nachvollziehbar. Die Polizei sprach nur vom Weglaufen, groß gekümmert hat sich keiner. Der Onkel beschäftigt sich nur mit seiner Arbeit, die Tante ist ständig zugedröhnt, keiner versucht, irgendetwas über ihre Tochter herauszufinden und machen höchstens ihrer Nichte Vorwürfe, die eben jenes versucht. Das erscheint eher unwahrscheinlich. Auch die Sache, dass das Handy immer dann klingelt, wenn es ungünstig ist oder genau dann nicht aufgeladen ist, wenn man es am nötigsten braucht, ist ein ausgelutschter Trick. Ansonsten: spannend und interessant. 3,5/5 Punkten.