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Archer

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Veröffentlicht am 27.12.2016

All our yesterdays

Zeitsplitter
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Em sitzt in einer Zelle, wird ständig verhört und gefoltert. Nebenan sitzt Finn, ihr Leidensgenosse und Freund. Em hat etwas, das der Doktor unbedingt braucht.
Marina sitzt in einem großen Haus, ist reich, ...

Em sitzt in einer Zelle, wird ständig verhört und gefoltert. Nebenan sitzt Finn, ihr Leidensgenosse und Freund. Em hat etwas, das der Doktor unbedingt braucht.
Marina sitzt in einem großen Haus, ist reich, verwöhnt und ziemlich oberflächig. Sie ist seit Jahren in ihren besten Freund verliebt, James, der ein Genie ist und bereits studiert. Dessen besten Freund, Finn, kann sie nicht ausstehen.
Was die beiden Sachen miteinander zu tun haben? Nichts. Fast nichts. Bis auf die Tatsache, dass Em Marina ist, nur vier Jahre älter. In der Zeit, in der Em in der Zelle sitzt, gibt es eine Zeitmaschine, die von dem Doktor gebaut wurde. Dem Doktor, der die Welt retten wollte, einst James hieß und bereit ist, einige wenige für viele zu opfern, selbst seine besten Freunde. Em springt in der Zeit zurück, um ihn aufzuhalten - doch die Zeit mag keine Paradoxien, und James aufzuhalten wird nicht einmal die schwierigste Angelegenheit.

Das Buch subbte bei mir schon ... sagen wir mal: einige Zeit, was irgendwie witzig ist, wenn man das Thema bedenkt. Ich hatte die Befürchtung, dass zu viel Liebesgedöns enthalten sein würde, und tatsächlich spielt Liebe eine große Rolle. Zum Glück nervt es nicht (sehr). Marina ist gerade 16, schätze mal, in dem Alter total verknallt zu sein, ist normal. Außerdem stammt sie aus einer reichen Familie, was bedeutet, sie ist extrem verwöhnt und zumindest anfangs eine ziemlich blöde Kuh. Aber sie macht auch eine meist nachvollziehbare Entwicklung durch, und wenn Finn ein wenig zu perfekt erscheint mit seinem Hintergrund - was soll's. Das Buch schaffte es, mich in die Geschichte zu ziehen und zu fesseln, lediglich den Schluss fand ich in einer Hinsicht ziemlich unlogisch. Mal sehen, ob da noch ein Sequel kommt, falls nicht, kann es auch für sich allein stehen.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Archer, nur ein Glub und das Krokodilsmädchen

Die höchst wundersame Reise zum Ende der Welt
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Archer ist elf und in einem großartigen Haus eingesperrt, das einst seinen Großeltern gehört hat. Diese waren berühmte Forscher und sind seit zwei Jahren auf einem Eisberg verschollen. Weil Archer ein ...

Archer ist elf und in einem großartigen Haus eingesperrt, das einst seinen Großeltern gehört hat. Diese waren berühmte Forscher und sind seit zwei Jahren auf einem Eisberg verschollen. Weil Archer ein Helmsley ist und seine Mutter befürchtet, dass er nach seinen Großeltern gerät, verbietet sie ihm eigentlich alles, außer zur Schule zu gehen. Kein Wunder, dass er anfängt, mit den ausgestopften Tieren in ihrem großen Haus zu reden. Als eines Tages ein Einäugiger die Koffer seiner Großeltern vorbeibringt, weiß Archer, dass es so nicht weitergehen kann: Er muss sich auf in die Antarktis machen und seine Großeltern finden, denn schließlich und endlich ist er ein Helmsley, und ein Helmsley zu sein, bedeutet schließlich was. Unerwartet findet er Freunde in Oliver (nur ein Glub) und Adelaide, dem Krokodilmädchen mit dem Holzbein.

Das hier ist weniger eine Geschichte über eine tatsächliche Reise ans Ende der Welt, sondern darum, wie eben diese Welt von Kindern gesehen wird, wobei mir dabei die Protagonisten manchmal noch zu naiv an manche Sachen herangegangen sind. Andererseits ist es zumindest bei Archer verständlich. Er wird permanent in Watte eingepackt, ohne jedoch wirklich die Zuneigung seiner Eltern zu erhalten, die man als Kind erwarten kann. Sein Vater geht noch, ordnet sich aber grundsätzlich seiner Mutter unter, die für mich eine absolute Bi...h ist. Das Mutterbild, das Gannon hier vermittelt, erschüttert sowieso in den Grundfesten; auch Adelaides Mutter wird nie den Orden "Mutter des Jahres" erhalten. Erstaunlicher also, dass der Autor dieses Buch seiner Mutter widmet, an ihrer Stelle würde mir das zu denken geben. Überhaupt ist man hier falsch, wenn man eine tatsächliche Reise, egal ob höchst wundersam oder nicht, erwartet. Dieses Buch ist mehr oder weniger eine Reise in die Gedankenwelt von Kindern, in der es von Abenteuern, übermächtigen und oft übelst gemeinen Eltern und noch fieseren Lehrern nur so wimmelt, das Ganze echt gut untermalt (im Sinne des Wortes) von coolen Zeichnungen, die vom Autor selbst stammen.

Veröffentlicht am 20.12.2016

Ein dunkles Kapitel bayerischer Geschichte

Wintergewitter
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1920. Der Krieg ist seit fast zwei Jahren vorbei, doch in den Köpfen der Menschen hört er nicht auf. Kommissär Reitmeyer hat die Schrecken des Weltkrieges selbst miterlebt und er kämpft jeden Tag darum, ...

1920. Der Krieg ist seit fast zwei Jahren vorbei, doch in den Köpfen der Menschen hört er nicht auf. Kommissär Reitmeyer hat die Schrecken des Weltkrieges selbst miterlebt und er kämpft jeden Tag darum, dass niemand merkt, dass er Flashbacks hat, er ist ein sogenannter "Kriegszitterer" und "Krüppel". Paramilitärische Organisationen schießen wie Pilze aus dem Boden, heimlich unterstützt von der bayerischen Obrigkeit. Reitmeyer hat gleich mehrere Fälle auf dem Tisch, in denen er nicht vorankommt, weil er nicht gegen Männer der paramilitärischen Organisationen ermitteln darf. Dann gibt es zwei tote Frauen, auch diese oft in Begleitung von Offizieren gesehen, eine weitere Frau treibt einen Keil zwischen Reitmeyer und seinem besten Freund Sepp und dann gibt es noch einen Typen namens Hitler, der mit antisemitischen Sprüchen die Bevölkerung noch weiter aufhetzt: es ist eine dunkle, sehr dunkle Zeit, in der man kaum noch jemandem trauen darf.

Eigentlich fand ich den Kriminalfall selbst nicht so gelungen. Wenn man es genau nimmt, liegt alles nur an Gerti, die Informationen zurückhält, bewusst Sepp gegen Reitmeyer ausspielt und trotz Lebensgefahr für sich und andere niemandem was erzählt. Auch der Schluss war eher eine Notlösung, fand ich. Bei jedem anderen Krimi hätte ich dafür drei Punkte gegeben, aber dieses Buch bekommt glatt einen Bonuspunkt für die extreme Recherche und das Wissen, das hier über ein Kapitel deutscher Geschichte vermittelt wird, von dem ich überhaupt keinen Plan hatte. Eigentlich dachte ich ja, so von 1918 bis 1933 war mit der Weimarer Republik so ziemlich was Geiles am Laufen, aber hier erfährt man ganz andere Sachen, zumindest was München und Bayern allgemein angeht. Das ist eine ganz bittere Sache, was da gelaufen ist und die Art des Erzählens hat mich wirklich mitgenommen und Kopfkino entstehen lassen. Teilweise echt gruselig und schon daher für alle zu empfehlen, die etwas darüber erfahren möchten, wie es vor 100 Jahren abgelaufen ist.

Veröffentlicht am 10.12.2016

An Ostern ist Jesus aufgekreuzt

Nenne drei Hochkulturen: Römer, Ägypter, Imker
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Das ist schon das zweite Buch aus der Sammlung verrückter, skurriler, auf jeden Fall falscher, aber meistens sehr origineller Schüerantworten. Jetzt kann man sich fragen, wo der Eigenanteil der Autorinnen ...

Das ist schon das zweite Buch aus der Sammlung verrückter, skurriler, auf jeden Fall falscher, aber meistens sehr origineller Schüerantworten. Jetzt kann man sich fragen, wo der Eigenanteil der Autorinnen liegt, denn die mussten eigentlich nur sammeln und sortieren, geschickt haben diese Antworten ja Lehrer aus der ganzen bunten Republik. Trotzdem ist es recht amüsant.

Eingeteilt wurde das Buch nach verschiedenen Fächern oder Fachgruppen. Was da manchmal durcheinander geworfen wurde oder wo sich jemand dachte "Hey, kein Plan, aber egal, wer sich was ausdenkt, bekommt bestimmt Sympathiepunkte", und meistens waren das die witzigsten, denn sie entbehrten nicht einer gewissen Logik (und Komik).

Ernsthaft erschrocken habe ich mich manchmal, wenn da drunter stand, welche Klasse die betreffenden Schüler bereits waren. Bei den unteren Stufen sag ich ja nichts, aber Neunt- bis Zwölftklässler, die so manche Böcke schossen, gaben dann zu denken.

Zum Schluss wurde auch darauf eingegangen, dass Lehrer (man übersieht das oft) auch nur Menschen sind und sich gern mal auch menschlich verhalten. Richtig cool, wenn auch ehrlich, fand ich diverse Aussagen da nicht, aber was soll's. Wenn man was für zwischendurch sucht, ist das Buch oftmals ziemlich lustig.

Veröffentlicht am 09.12.2016

Die Monster sind unter uns

Die Insel der besonderen Kinder
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Jake ist nun wirklich überhaupt nichts Besonderes. Er ist ein knapp 16jähriger Teenager, der aus einer reichen Familie stammt, nur einen (mehr oder weniger gekauften) Freund hat und von seiner Familie ...

Jake ist nun wirklich überhaupt nichts Besonderes. Er ist ein knapp 16jähriger Teenager, der aus einer reichen Familie stammt, nur einen (mehr oder weniger gekauften) Freund hat und von seiner Familie eigentlich nur mit Abe klar kommt, seinem Großvater. Der ist richtig cool, hat den zweiten Weltkrieg er- und überlebt und erzählt ihm aufregende Abenteuer über die Insel der besonderen Kinder, wo er in einem Kinderheim den Krieg überstanden hat. Er bestätigt Jake darin, Entdecker werden zu wollen, und erzählt ihm von Kindern, bei denen jeder Fähigkeiten hat, die außergewöhnlich sind: Eines ist so stark wie zehn Männer, ein anderes kann schweben, eines kann tote Gegenstände zum Leben erwecken, wieder ein anderes hat einen Bienenschwarm in sich leben. Bis zu einem gewissen Alter glaubt Jake natürlich seinem Opa, doch dann bemerkt er, dass alles nur Geschichten sind ... bis zu dem Tag, an dem Abe ermordet wird und sich das ganze Leben von Jake zu ändern beginnt, denn er macht nicht nur eine Reise zu der Insel, sondern auch eine Reise zu seinen wahren Fähigkeiten.

Ich hatte meine eigenen Prinzipien gebrochen und einen Film vor dem Buchlesen gesehen. Der Film hatte zwar ein paar ernsthafte Logiklöcher, war jedoch mega unterhaltsam, so dass ich mir auch das Buch vornahm. Und auch das gefiel mir, obwohl sich einiges, gerade wichtige Geschehnisse, sehr stark voneinander unterscheiden. Der Autor kam wahrscheinlich auf die Idee zum Buch, als er seltsame, alte Fotos, gefunden auf Flohmärkten, gesehen hat, denn diese ergänzen das Buch auf manchmal gruselige Weise. Sein Schreibstil nimmt mit und kann fesseln, obwohl mir persönlich gerade der Anfang zu lange, fast ein bisschen langatmig gehalten wurde. Aber dafür das Tunguska-Ereignis von 1908 als Auslöser einzubauen hat mir wiederum sehr gefallen. Mal sehen, wie sich die weiteren Bücher (und Filme?) der Reihe entwickeln.