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Veröffentlicht am 04.05.2017

Granny Aupair in London

Die Liebe zum Regen
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Die 57jährige Vera lebt ein Leben im Schatten von anderen. Im Privatleben versucht sie es ihrem Mann recht zu machen und sich unauffällig zu verhalten und auch im Beruf versteckt sie sich hinter ihren ...

Die 57jährige Vera lebt ein Leben im Schatten von anderen. Im Privatleben versucht sie es ihrem Mann recht zu machen und sich unauffällig zu verhalten und auch im Beruf versteckt sie sich hinter ihren Angestellten. Das hört sich nach einem ruhigen und bequemen Leben an, doch Vera spürt täglich mehr, dass ihr etwas fehlt.

Ihr Leben nimmt unfreiwillig eine Wende, als ihr egoistischer und überkorrekter Ehemann eine Dummheit begeht und die Existenz der beiden damit aufs Spiel setzt. Vera tritt die Flucht nach vorne an und nimmt eine sich zufällig bietende Möglichkeit wahr und geht als Granny-Aupair nach London um auf drei Mädchen aufzupassen. Doch ihre romantischen Vorstellungen vom Leben eines Aupairs in London lösen sich direkt nach der Ankunft in Luft auf...

Vera hat keinerlei Erfahrungen mit Kindern und ihr fehlt leider auch das zwischenmenschliche Gespür, dass man von einer Frau ihres Alters erwarten könnte. In der Ausgangssituation mit ihrem Mann hatte ich wirklich Verständnis für sie. Doch sobald sie in London ankommt hat mich ihr weltfremdes Verhalten irritiert. Sie ist unorganisiert und steht anfangs ratlos den Kindern gegenüber, egal ob es sich um Zuneigung oder Streiche handelt. Sie macht sich zwar Gedanken um die ihr anvertrauten Kinder, aber hauptsächlich beschäftigt sie sich mit sich selbst und ergeht sich in Selbstmitleid. Die Situation überfordert sie zu Beginn völlig, was nicht verwunderlich ist, da sie sich komplett alleine um alles kümmern muss, weil die Eltern abwesend sind. Doch mein Mitgefühl galt hauptsächlich den Mädchen, die ihre Eltern schmerzlich vermissen und tapfer versuchen damit klarzukommen.

Toll fand ich die drei Schwestern Ruby, Amanda und Zoe. Ihr Leid und ihre Versuche ein normales Leben zu führen haben mich berührt. Von jedem Mädchen lernt Vera eine andere Lektion, was sie nach und nach zu einem anderen Menschen macht. Während Zoe als Nesthäkchen ein großes Bedürfnis nach Nähe hat, ist Amanda so abweisend wie ein stacheliger Igel und Ruby scheint ständig gedanklich abwesend zu sein und in ihrer eigenen Welt zu leben.

Die Grundidee einer Frau, die aus dem Schatten ihres Ehemannes tritt und zum ersten Mal in ihrem Leben nach London reist um dort auf drei Kinder aufzupassen hat mit sehr gut gefallen. Schade, dass mich die Protagonistin nicht für sich gewinnen konnte. Ich bin einfach nicht mit ihr warm geworden, was mir zum Teil leider den Spaß an dem Buch genommen hat.

Der leicht zu lesende Schreibstil und einige schöne Ideen im Zusammenhang mit den Geschwistern, haben dafür gesorgt, dass ich das Buch trotz allem gerne gelesen habe.

Fazit: Eine schöne Idee für eine Geschichte, nur leider konnte ich mich nicht für die Protagonistin erwärmen.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Anders als erwartet

Glück ist, was wir daraus machen
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Luce die Notte lebt in Neapel und arbeitet dort als Anwältin. Von ihrem Chef bekommt sie den Auftrag Carmen Bonaviat und deren Sohn Kevin zu überwachen, um Beweise zu sammeln, damit ihr das Sorgerecht ...

Luce die Notte lebt in Neapel und arbeitet dort als Anwältin. Von ihrem Chef bekommt sie den Auftrag Carmen Bonaviat und deren Sohn Kevin zu überwachen, um Beweise zu sammeln, damit ihr das Sorgerecht streitig gemacht werden kann. Leider nimmt dieser Handlungsstrang nur einen kleinen Teil der Geschichte ein. Hauptsächlich geht es um Rückblicke in die Vergangenheit, die nach und nach zeigen, was Luce zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute ist. Angereichert wird das Ganze mit jeder Menge Lebensweisheiten, die der Autor bei jeder Gelegenheit einstreut. Dadurch hat sich das Lesen für mich in die Länge gezogen und auch der gewohnt gute Schreibstil konnte daran nichts ändern. Das ist sehr schade, denn ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, da mir "Der erste Tag vom Rest meines Lebens" sehr gut gefallen hat.

Luce ist eine warmherzige junge Frau, deren Temperament manchmal so explosiv ist wie ein Vulkan, was vor allem die Männer in ihrem Umfeld zu spüren bekommen. Sie selbst sieht sich als wütende, zynische, abweisende und wenig liebevolle Person. Doch ihre Mitmenschen schätzen sie, weil sie wissen, dass sie hinter der schroffen Fassade ihr großes Herz versteckt. Sie ist eine sympathische Protagonistin und die Abschnitte, welche in der Gegenwart spielen haben mir gut gefallen, vor allem wenn es um Carmen und ihren Sohn Kevin ging.

Im Vergleich dazu sind die Rückblicke meist schwermütig und zeigen, wie Luces Leben war bevor und nachdem der Vater die Familie verlassen hat. Es wird deutlich wie wichtig für sie die Familie, Freundschaft und Integrität sind. Nach und Nach steuert sie auf einen Punkt zu, an dem sie wichtige Entscheidungen treffen muss, die ihr Leben für immer verändern werden. Doch bevor dies möglich ist muss sie mit einigen Dingen der Vergangenheit Frieden schließen.

Fazit: Warmherzige Geschichte mit Längen, in der es um Freundschaft und Familie geht und eine junge Frau auf dem Weg zu sich selbst.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Coming of Age Roman mit interessanter Botschaft

Mein schönes falsches Leben
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Die 17jährige Ella liebt alte Schwarz-Weiß-Filme und ist ein Fan von Louise Brooks, nach deren Vorbild sie ihre Haare trägt. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Deeta besucht sie in der Schule den Kurs ...

Die 17jährige Ella liebt alte Schwarz-Weiß-Filme und ist ein Fan von Louise Brooks, nach deren Vorbild sie ihre Haare trägt. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Deeta besucht sie in der Schule den Kurs für Filmwissenschaften und in ihrer Freizeit hängen die beiden gerne zusammen ab, feiern Partys und haben jede Menge Spaß.
Doch als Ella eines morgens aufwacht hat sie das Gefühl im falschen Film zu sein. Alles hat sich geändert, obwohl vieles noch gleich ist. Ihr Zimmer ist ein rosaroter Alptraum und selbst ihr Bett steht nicht an der gleichen Stelle wie sonst. Sie geht zwar noch zur selben Schule hat aber ganz andere Fächer belegt und statt mit Deeta ist sie scheinbar mit Jen und Rachel befreundet. Selbst die PIN für ihr Handy ist nicht mehr dieselbe. Was zum Teufel ist mit ihr passiert? Wo ist sie und wer ist die Ella, in deren Körper sie steckt?

Nach und nach findet Ella heraus, was ihr neues und ihr altes Ich unterscheidet. Sie muss dabei vorsichtig sein, denn wie soll sie ihrem Umfeld erklären, dass sie sich an viele Ereignisse und Personen überhaupt nicht erinnern kann? Und so geht es anfangs hauptsächlich um Ellas Bestandsaufnahme und Recherche und was ihr dabei durch den Kopf geht. Trotz des flüssig zu lesenden Schreibstils der Autorin hat sich das für mich in die Länge gezogen.
Vielleicht lag es auch daran, dass der Funken zwischen Ella und mir nicht übergesprungen ist und ich deshalb nicht richtig mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert habe.

Trotzdem fand ich interessant zu lesen, wie Ella versucht herauszufinden wer sie ist und wer sie sein möchte. Vor allem aber wollte ich wissen, ob sie eine Möglichkeit findet in ihr altes Leben zurückzukehren und welche Erklärung es für das Ganze gibt. Hier hat mich die Autorin überrascht und das Ende hat mir gut gefallen.

Jeden Tag treffen wir eine Vielzahl an Entscheidungen, oft ohne groß darüber nachzudenken. Es ist der Autorin gelungen deutlich zu machen, wie sehr eine einzelne Entscheidung das ganze weiter Leben beeinflussen kann.

Fazit: Ein flüssig zu lesender Coming of Age Roman mit einem ruhigen Handlungsverlauf einer interessanten Botschaft.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Spannendes und warmherziges Zeitreiseabenteuer

Zeitreise mit Hamster
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An seinem 12. Geburtstag erhält Al einen Brief von seinem Vater, der vor 4 Jahren verstorben ist. In diesem Brief erfährt er, dass sein Vater eine Zeitmaschine erfunden hat, mit der man erfolgreich in ...

An seinem 12. Geburtstag erhält Al einen Brief von seinem Vater, der vor 4 Jahren verstorben ist. In diesem Brief erfährt er, dass sein Vater eine Zeitmaschine erfunden hat, mit der man erfolgreich in der Zeit reisen kann. Nun bittet ihn sein Vater in das Jahr 1984 zu reisen und einen Unfall in seiner Kindheit zu verhindern, der für seinen Tod verantwortlich ist.
Da Al aber inzwischen mit seiner Mutter bei Steve und seiner Tochter Carly, der Welt-schlimmsten-Stiefschwester wohnt, und die Zeitmaschine sich in seinem alten Zuhause befindet, gestaltet sich sein Vorhaben schwieriger als es sein Vater vorhersehen konnte...

Natürlich fragt man sich als Leser, warum Als Vater nicht einfach selbst in die Vergangenheit gereist ist und den Unfall verhindert hat. Ganz einfach, weil ein Mensch nicht zweimal im gleichen Moment existieren kann. Deshalb kann man nicht in seine eigene Kindheit reisen, oder zu einem Zeitpunkt zurückkehren zu dem man bereits eine Zeitreise unternommen hat. Das und noch vieles mehr wird zum Verständnis von Zeitreisen, deren Möglichkeiten und Grenzen, im Verlauf der Handlung erklärt.

In der ersten Hälfte des Buches erzählt Al dem Leser einiges über sich selbst und die Menschen in seinem Umfeld und natürlich über die Planung der bevorstehenden Zeitreise. Vor allem sein indischer Großvater Byron hat mir sehr gut gefallen. Er ist ein wahrer Gedächtniskünstler, kümmert sich liebevoll um Al und hat für fast jede Situation eine Weisheit parat.

Sobald die Zeitreise beginnt wird es richtig spannend, denn das Schicksal und die Vergangenheit lassen sich nicht so leicht überlisten. Al ist ein Junge, der das Herz auf dem richtigen Fleck hat und sich mit Intelligenz und einer gewissen Naivität an die Lösung der sich ihm stellenden Probleme macht. Wird es ihm gelingen die Vergangenheit so zu verändern, wie er sich das wünscht? Lässt sich das Schicksal überlisten?

Mit Herz und Humor erzählt der Autor Als Zeitreiseabenteuer. Der Schreibstil liest sich flüssig und ist der Zielgruppe entsprechend angepasst.
Das Buch ist für junge Leser ab 10 Jahren gedacht, ist aber auch für erwachsene Leser, die sich für eine fantasievolle und warmherzige Geschichte begeistern können, bestens geeignet.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Bittersüße Liebesgeschichte einer todkranken jungen Frau

Club der letzten Wünsche
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Bevor Jess ins Krankenhaus kam, wurde ihr von ihrem Umfeld nur Verachtung entgegengebracht. Sie wurde als nichtsnutzige, freche Göre wahrgenommen und als Flittchen.
Sie ist kein einfacher Charakter. Sie ...

Bevor Jess ins Krankenhaus kam, wurde ihr von ihrem Umfeld nur Verachtung entgegengebracht. Sie wurde als nichtsnutzige, freche Göre wahrgenommen und als Flittchen.
Sie ist kein einfacher Charakter. Sie ist sehr stur und treibt das Krankenhauspersonal mit ihrem Verhalten in den Wahnsinn, bis sie den Krankenpfleger James kennenlernt, dessen Grübchen sie ganz schwach werden lassen und der nach und nach ihre Mauern niederreißt.
Doch wie kann sie zulassen, dass er sich in sie verliebt, wo sie doch bald stirbt? Aber die Liebe geht ihre ganz eigenen Wege.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Jesslyns Sicht erzählt und nach und nach erfährt man mehr über ihre Kindheit und Jugend, die sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie heute ist. Ihre Kindheit war schön, bis sich die Eltern trennten und ihre Mutter mit ihr in die Stadt gezogen ist. Nach und nach verschwand alles Schöne aus Jesslyns Leben. Ihr Vater ist inzwischen tot und ihre Mutter nur noch ein alkoholsüchtiges Wrack.

Während die Krankheit Jesslyns Körper immer mehr zerstört, erfährt sie durch ihre Freunde so viel Gutes und erlebt so schöne und besondere Momente, sodass sie ausgerechnet jetzt die schönste Zeit ihres Lebens verbringt. Ihr Körper kann zwar nicht geheilt werden, aber ihre Seele und sie gibt die Liebe und Freundschaft, die ihr entgegengebracht werden vielfach zurück und kommt dabei zur Ruhe.

Mir hat gut gefallen, dass der Verlauf von Jesslyns Krebserkrankung nicht beschönigt wird. Es wird deutlich wie schlecht es ihr geht und wie sie leidet, doch steht das nicht dauernd im Vordergrund, ist aber trotzdem allgegenwärtig, wie der Krebs in ihr. Aufgelockert wird die Geschichte durch die Liebesgeschichte, welche in die Handlung eingebettet ist. James ist ein wahr gewordener Teenietraum und lässt sicher die so manches Mädchenherz höher schlagen.

Leider haben der Klappentext und der Titel falsche Erwartungen bei mir geweckt. Die Liste der letzten Wünsche spielt zwar immer wieder eine Rolle, steht aber mehr im Hintergrund und die Erfüllung der Wünsche wird fast schon nebenbei und relativ kurz abgehandelt. Es gibt hier zwar einige schöne Momente, doch hätte ich mir das alles etwas ausführlicher gewünscht.
Vielleicht hat mich deshalb die Geschichte nicht so in ihren Bann gezogen. Ich habe sie gerne gelesen, würde sie aber vor allem jugendlichen Leserinnen empfehlen.