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Veröffentlicht am 27.11.2016

Spannende und gute Unterhaltung

In Blut geschrieben
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Anne Bishop zeichnet hier ein Bild von paranormalen Wesen, die nicht im Geheimen leben, oder von den Menschen gejagt werden. Hier sind sie die Herrscher, welche die Städte der Menschen dulden, diese aber ...

Anne Bishop zeichnet hier ein Bild von paranormalen Wesen, die nicht im Geheimen leben, oder von den Menschen gejagt werden. Hier sind sie die Herrscher, welche die Städte der Menschen dulden, diese aber ohne große Mühe jederzeit vernichten könnten. Für sie sind Menschen „Affen“ oder auch „Futter“. Da die Menschen allerdings auch Dinge herstellen, welche „die Anderen“ zu schätzen wissen, hat sich ein Nebeneinanderleben entwickelt, dass leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Meg Corbyn kennt nichts von dieser Welt, denn sie wurde in Gefangenschaft groß, weil sie eine Blutprophetin ist, deren Fähigkeit sehr selten und wertvoll ist. Aus Angst vor ihren Verfolgern bewirbt sie sich um den Job der Kontaktperson bei den Anderen um dort Unterschlupf zu finden. Durch ihre freundliche und zuverlässige Art gewinnt sie bald Freunde unter den Anderen genauso wie bei den Menschen. Doch wie lange wird es dauern, bis ihre Besitzer sie finden und zurückholen?

Eigentlich lese ich nur noch selten paranormale Romane, doch die vielen positiven Stimmen haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht und ich wurde nicht enttäuscht. Die Welt, welche Anne Bishop hier zeichnet war für mich etwas Neues und dadurch Interessantes.

Meg Corbyn hat eine ungewöhnliche Fähigkeit und durch ihr Leben in Gefangenschaft hat sie keine Ahnung vom normalen Leben. Dadurch geht sie für einen Menschen relativ schnell entspannt mit den Anderen um und ab und zu kommt es zu lustigen Situationen, die mich und die Anderen zum Schmunzeln gebracht haben.

Simon Wolfgard ist ihr Chef und der Führer der Wölfe in dem Courtyard von Lakeside, wo die Anderen leben. Er duldet Menschen in seinem Geschäft, hat aber keine Ahnung, was in ihnen vorgeht. Er arbeitet zwar mit menschlichen Angestellten, die er aber nur deshalb nicht frisst, weil das schlecht für das Betriebsklima ist.

Die Ideen der Autorin haben mir sehr gut gefallen. Die Werwesen, wie z.B. die Krähen, haben nichts von Kuscheltieren an sich und werden in ihrem Verhalten meistens von ihren tierischen Instinkten geleitet. Und so gibt es noch einige andere Arten von Anderen, die jede auf ihre Art besondere Fähigkeiten hat.

Die Geschichte ist unterhaltsam, abwechslungsreich und ab und zu blutig und brutal. Doch da dies nie im Detail geschildert wird, ist es zwar manchmal düster aber nie erschreckend. Interessanterweise waren für mich die Andeutungen, was Blutprophetinnen von ihren Besitzern angetan wird, schlimmer als jede Grausamkeit der Anderen.

Obwohl einiges vorhersehbar war, habe ich das Buch sehr gerne gelesen, ja regelrecht verschlungen. Auch die Schreibfehler, die immer wieder vorkommen, konnten meinen Lesespaß nicht schmälern. Die Fortsetzungen sind in Amerika bereits erschienen und ich hoffe, dass dies auch bald bei uns der Fall sein wird. Wenn nicht, wird es das erste ebook sein, dass ich mir auf englisch kaufe um zu erfahren, wie es weitergeht. Ich denke, das sagt genug

Fazit: Gute und abwechslungsreiche Unterhaltung in einem für mich neuen Setting.

Veröffentlicht am 16.11.2016

Eine schöne und berührende Geschichte

Eine Geschichte der Zitrone
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Eigentlich will die 11jährige Calypso gar keine Freundin, denn ihr Vater hat ihr beigebracht, dass man sich selbst der beste Freund sein sollte und man keine anderen Menschen braucht um glücklich zu sein. ...

Eigentlich will die 11jährige Calypso gar keine Freundin, denn ihr Vater hat ihr beigebracht, dass man sich selbst der beste Freund sein sollte und man keine anderen Menschen braucht um glücklich zu sein. Und so lebt sie alleine mit ihm, seit dem Tod ihrer Mutter. Ihre liebste Gesellschaft sind ihre Bücher, denn beim Lesen kann sie in fremde Welten eintauchen und wenn sie ein Buch ihrer Mutter liest oder berührt, hat sie das Gefühl mit ihr verbunden zu sein.
Ihr Vater ist damit beschäftigt sein Buch über die Geschichte der Zitrone zu schreiben und vergisst darüber ganz seine Tochter und vieles mehr. Und so bleibt es meistens Calypso überlassen sich um das Essen oder den Haushalt zu kümmern.

Doch ihre neue Mitschülerin Mae erobert im Sturm ihr Herz und Calypso hat das Gefühl eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Bald sind die beiden Mädchen unzertrennlich und Calypso ist oft und gerne bei Mae Zuhause. Während sie den Alltag von Maes Familie miterlebt, wird ihr bewusst, wie einsam und leer ihr eigenes Leben ist und wie sehr ihr menschliche Nähe und Wärme fehlt.

In einer klaren jugendgerechten Sprache, die oft sachlich klingt, erzählt die Autorin Calypsos Geschichte, die mich so sehr gefesselt und berührt hat, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Aber das Buch ist keinesfalls sachlich, im Gegenteil, denn es geht um so emotionale Botschaften wie den Wert einer Freundschaft und dass ein Mensch keine Insel ist, sondern andere Menschen braucht, die ihm Halt geben, was das folgende Zitat sehr schön verdeutlicht: „ ... Tief in mir drin zerbricht etwas und meine Knie geben nach, aber Maes Mutter fängt mich auf. Jemand anders fängt mich auf. Diesmal, nur dieses eine Mal, muss ich mich nicht selbst auffangen. Ich muss nicht selbst innerlich stark sein, weil jemand anders für mich stark ist. Was für eine Erleichterung...“
Vor allem Kinder brauchen Halt und menschliche Wärme.

Am meisten hat mich beschäftigt, was alles auf Calypsos Schultern lastet, denn man spürt beim Lesen regelrecht, wie diese Last immer mehr auf Ihre Seele drückt, bis sie fast nicht mehr kann. Kein Wunder, denn sie hat unbewusst und aus der Not heraus die Rolle einer Erwachsenen übernommen und sehnt sich danach nur Kind sein zu dürfen und umsorgt zu werden.
Der Autorin ist es gelungen diese Gefühle für mich fühlbar zu machen. Calypsos Gedanken, ihre Traurigkeit und ihre Ängste werden genauso spürbar wie der Spaß und die Freude, die sie beim Zusammensein mit Mae empfindet. Etwas Besonderes ist die Liebe der beiden Freundinnen zu Büchern und es werden einige Buchtitel genannt, die bekannt sind und mich an meine Kindheit erinnert haben.

Jo Cotterill erzählt Calypsos Geschichte ohne zu be- oder verurteilen. Und ich habe dieses Buch, das ganz ohne reißerische Elemente auskommt sehr gerne gelesen und werden es ohne Bedenken weiterempfehlen und das nicht nur jugendlichen Lesern.

Fazit: Eine schöne, traurige und berührende Geschichte über Einsamkeit, Freundschaft und die Liebe zu Büchern.