Profilbild von Babajaga

Babajaga

Lesejury Star
online

Babajaga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Babajaga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Eine römische Stadt, ein Vulkan und eine geheimnisvolle Geschichte.

Das magische Baumhaus (Band 13) - Im Schatten des Vulkans
0

Das Buch:
Es handelt sich hier um Band 13 aus der Reihe „Das magische Baumhaus“ aus dem Loewe Verlag. Das Buch kann unabhängig von allen anderen Bänden gelesen werden. Wir haben ein Hardcover, welches ...

Das Buch:
Es handelt sich hier um Band 13 aus der Reihe „Das magische Baumhaus“ aus dem Loewe Verlag. Das Buch kann unabhängig von allen anderen Bänden gelesen werden. Wir haben ein Hardcover, welches auch häufigem Lesen und in die Hand nehmen standhält. Das Cover mit dem Vulkan im Hintergrund und den beiden Kindern im Vordergrund passt perfekt zur Geschichte. Auch ist die Haptik des Buches durch die erhabenen Schriftzüge sehr angenehm. Im vorderen und hinteren Buchdeckel findet sich eine Zeichnung von Pepper Hill und dem Baumhaus, auf dem mein Sohn versuchte ausfindig zu machen, welches der Häuser wohl das von Anne und Philipp sein könnte.

Worum geht’s?
Anne und Philipp, die inzwischen zu Meisterbibliothekaren geworden sind, werden von der Zauberin Morgan gebeten aus einer alten Bibliothek eine Geschichte zu retten, die ansonsten für alle Zeit verloren wäre. Dazu übergibt sie den Kindern ein Buch über die Römer und den Titel der zu rettenden Geschichte. Mit dem magischen Baumhaus reisen Anne und Philipp ins Jahr 79 nach Christi in die Stadt Pompeji und sehen sich unversehens dem wohl berühmtesten Ausbruch des Vesuv ausgesetzt. Auf der Suche nach der Geschichte beginnt eine spannende Reise durch diese alte römische Stadt, die als Urlaubsort der Römer bekannt war, und am Ende steht eine wundersame Rettung.

Die Charaktere:
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Kinder Anne und Philipp, die eine weitere Reise in eine frühere Zeit antreten. Beide Kinder wirken sehr authentisch und sympathisch. Man kann sich gut vorstellen sie als Nachbarskinder zu haben. Mein Sohn findet sie zudem sehr mutig und da hat er Recht. Immerhin reisen sie diesmal in eine Zeit, in der ein großes Unglück passiert. Philipp ist begeistert von den Römern und allem, was sie getan und wie sie gelebt haben. Ich finde es toll, dass er sich, obwohl Eile geboten war, Notizen zu deren Lebensweisen macht. Außerdem ist er es, der in ihrem Buch über die Römer stets die richtigen Stellen heraus findet um sich und Anne weiter durch Pompeji zu lotsen. Anne dagegen hat ein sehr gutes Gespür dafür, wer die richtigen Menschen sind, die man um Hilfe bitten kann.

Eine alte Frau – eine Wahrsagerin – weißt ihnen dann auch den Weg zur Bibliothek und spricht eine unheimliche Voraussage aus. Mir war diese Frau ja nicht wirklich geheuer, ebenso wie Philipp im Übrigen, und auch mein Sohn sagt, dass er sie zunächst nicht wirklich einordnen konnte. Letztlich jedoch hat sie die Wahrheit prophezeit.

Schreibstil und Illustrationen:
Der Schreibstil der Autorin ist leicht zu lesen, die Formulierungen sind altersgerecht für die Zielgruppe. Mir gefällt es, dass es nicht so viele Figuren gibt, sodass sich der junge Leser auf Anne und Philipp konzentrieren kann. Es gibt nur wenige schwierige Worte wie z.B. Papyrusrolle, bei denen mein Sohn Hilfe beim Lesen benötigte. Ebenso werden Begrifflichkeiten entweder verständlich umschrieben oder aufschlussreich erklärt. So liest Philipp z.B. aus dem Buch über die Römer hin und wieder Passagen vor, in denen Begriffe aus dem alten römischen Reich erklärt werden.

Mir gefallen die Umsetzung der korrekten historischen Fakten und die Verknüpfung mit der Realität sehr. So lernen Kinder auf eine sehr unterhaltsame Art Geschichte. Ich gehe davon aus, dass das hier gelesene im Gedächtnis bleibt.

Das Buch verfügt über viele, auch sehr große (manchmal ganzseitige) Bilder, die gut zur Geschichte passen und diese anschaulich illustrieren. Die Bilder sind liebevoll gezeichnet, sodass man sich sowohl die beiden Helden als auch die Orte, an denen sie sich befinden, sehr gut vorstellen kann.

Eignung für Kinder:
Das Buch ist für Kinder ab 8 geeignet. Sowohl der Schreibstil als auch die Aufbereitung der historischen Fakten sind für dieses Alter perfekt. Die große Schrift ist gerade für Leseanfänger toll zu lesen und die vielen Bilder lockern die Geschichte auf. Auch wenn am Ende der Geschichte ein furchtbares Unglück für Pompeji steht, ist die Geschichte nicht grausam und es gibt keinen Grund dieses Buch nicht auch mit jüngeren Kindern zu lesen.

Fazit:
Diese Zeitreise für Kinder ab 8 Jahre ist mit korrekten historischen Fakten belegt, ist auch für Leseanfänger geeignet und macht besonders viel Spaß, wenn man sie sich (von seinem Kind) vorlesen lässt. Liebevolle Illustrationen und ein spannendes Abenteuer halten die Lust am Lesen aufrecht. Gemeinsam vergeben mein Sohn und ich 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Zunächst eher Lüftchen – später aber doch Sturm

Dunmor Castle - Der Halt im Sturm
0

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Dunmor Castle Dilogie. Man sollte den ersten Teil gelesen haben, damit der zweite Teil Spaß macht. Zwar finden sich im ersten Viertel ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Dunmor Castle Dilogie. Man sollte den ersten Teil gelesen haben, damit der zweite Teil Spaß macht. Zwar finden sich im ersten Viertel des Buches kleine Rückblenden, die jedoch nicht ausreichend sind um den Inhalt des ersten Buches mit all seinen Charakteren und Geheimnissen zu erfassen. Der zweite Teil setzt an genau der Stelle an, an der der erste Teil mit einem spannenden Cliffhanger endete.
Das Cover des Buches passt zum ersten Teil, sodass die Zusammengehörigkeit optisch erkennbar ist. Dunmor Castle im Hintergrund, Lexie im Vordergrund. Es wirkt ein bisschen verträumt und mystisch, aber der Leser des ersten Teils weiß inzwischen, dass sich hier auch ein Geheimnis verbirgt.

Worum geht’s?
Lexie Cavendish ist in Cerigh immer noch mit den Renovierungsplänen für Dunmor Castle und mit der Suche nach ihrer Mutter beschäftigt. Indem sie Fragen stellt, beobachtet und kombiniert, kommt sie langsam aber sicher hinter die Geheimnisse der Burg, des Verschwindens ihrer Mutter und lernt am Ende sogar ihren Vater kennen. Wie nebenbei deckt sie noch das eine oder andere Geheimnis um die lieb gewordene Familie O’Donnell auf und sorgt so dafür, dass lange Feindschaften beiseite gelegt werden. Da sie bei vielen Gelegenheiten in Gefahr gerät, ist es ihr unmöglich Grayson Fitzgerald aus dem Weg zu gehen. Ihrer beider Beziehung entwickelt sich für beide zu einer Achterbahn der Gefühle.

Charaktere:
Grayson und Lexie sind eindeutig die Sympathieträger dieses Romans. Das waren sie bereits im ersten Teil und sind es hier immer noch. Ihre Beziehung zueinander dominiert den Roman auch in diesem zweiten Teil nicht, entwickelt sich aber stetig weiter. Die Ambivalenz der Gefühle scheint dauernd zwischen ihnen zu stehen und bewirkt eine authentische Unsicherheit und ist vielleicht als amüsant zu betrachten ist. Ich persönlich mag es ja, hin und wieder mal in die heile Welt des Liebesromans einzutauchen. Und so bedienen Lexie und Grayson dann auch das zu erwartende Klischee – sie sehen beide gut aus, sind sexy und wirken anziehend und haben zudem Geist und Charme. Natürlich gibt es auch immer jemanden der eifersüchtig ist – in diesem Fall ein paar Leute mehr.

Die Familie O’Donnell hütet nicht nur ein Geheimnis und so schwankt man als Leser zwischen Kopfschütteln und absoluter Sympathie hin und her. Die beiden alten Damen Fanny und Agatha sind herrlich schrullig und auch ein bisschen schräg, aber immer nett und freundlich. Ducan erscheint dagegen zunächst als der Griesgram, ist ständig unterwegs und man möchte ihm immer nur Schlechtes unterstellen, weil man so gar nicht weiß, was er treibt – bis auch sein Geheimnis gelüftet wird und er Grayson ein unglaubliches Geständnis macht.

Auch die Nebencharaktere sind toll geschrieben, sodass man nicht lange braucht um den einen sympathischer als den anderen zu finden. Das gefällt mir sehr gut.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist auch in diesem zweiten Teil ebenso flüssig und herrlich leicht zu lesen. Man fällt quasi in die Geschichte hinein und kann sich ganz auf die Handlung konzentrieren. Einzig die Tatsache, dass im letzten Drittel der eine oder andere Rechtschreibfehler auftauchte hat meinen Lesefluss gestört. Amüsiert hat mich die immer wiederkehrende Formulierung, dass Grayson trotz aller möglichen Dinge (Augenränder, dreckige Hosen usw.) immer noch sexy war. Diese Wortwahl scheint es der Autorin angetan zu haben.

Die Geschichte wird durch ihre Dialoge sehr lebendig und auch die Perspektivwechsel zwischen Lexie und Grayson tragen dazu bei. Mir haben die Dialoge am besten gefallen, wenn Grayson und Lexie sich mal wieder gestritten haben. Da musste ich oft schmunzeln, weil die Autorin auch hier vor kaum einem Klischee halt macht.
Die Gegend, die unterschiedlichen Locations wie das Haus des Pastors oder das Castle Inn und die Burg von Cerigh kann man sich sehr gut vorstellen ohne das die Beschreibungen zu detailverliebt wären.

Am Ende der Geschichte werden alle Fragen aufgeklärt, es bleibt kein Geheimnis unentdeckt und während der Aufklärung schafft die Autorin nicht vorhersehbare Wendungen. Natürlich hat man so seinen Verdacht, aber gerade was den Verbleib von Lexies Mutter angeht, konnte ich meine Vermutungen nur eingrenzen. So bleibt der Roman wieder einmal bis zur letzten Seite spannend, sodass man wirklich mitfiebert und hofft und bangt.

Die Schwachstelle des Buches ist aus meiner Sicht das erste Viertel. Hier will weder wirkliche Stimmung, noch Spannung oder Tempo aufkommen. Dies würde ich jedoch der Tatsache zuschieben, dass die Autorin Rückblenden mit einem langsamen Fortkommen der Handlung verbindet. Wer den ersten Teil und damit das Tempo in dessen Endphase kennt, erwartet, dass es im zweiten Teil gleich genauso weiter geht. Tut es jedoch nicht. Spätestens aber als Lexie beginnt tiefer in ihrer Vergangenheit und der der Mutter zu graben, wird es spannend und das Tempo zieht deutlich an.
Kurz hatte ich überlegt, ob es vielleicht zu Gunsten der Spannung und des Tempos besser gewesen wäre, nur ein Buch zu schreiben und den zweiten Teil somit etwas zu straffen.

Fazit:
Wer den ersten Teil mochte, wird dieses Buch ebenso mögen. Am Anfang ist es etwas langatmig, aber das löst sich auf, sobald Lexie wirklich tief in die Vergangenheit abtaucht. Ein Buch voll liebenswerter Charaktere mit vielen Geheimnissen und einer unvorhersehbaren Auflösung. Ich kann das Buch empfehlen, wenn man den ersten Teil gelesen hat und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Intelligenter Humor vom feinsten. Absolut lesenswert!

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
0

[Theaterstück] „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ / „Einladung zum Klassentreffen“ - Martin Schörle

Allgemein:
Ich habe das E-book von Martin Schörle zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ...

[Theaterstück] „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ / „Einladung zum Klassentreffen“ - Martin Schörle

Allgemein:
Ich habe das E-book von Martin Schörle zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanke – insbesondere aber für die Lachsalven, die die Stücke bei mir auslösten. Es war mein erster Versuch Theaterstücke zu lesen und bin überrascht, wie leicht mir das gefallen ist. Martin Schörle schreibt das Geschehen auf der Bühne so präzise in kurzen Worten, dass man sich als Leser ganz auf das gesprochene Wort konzentrieren kann und sich die Bilder im Kopf beinahe automatisch bilden. Wer mal im Kabarett war, kann sich die Situation ganz bestimmt sehr gut vorstellen. Jedenfalls ging es mir so!

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten:
Hans Fredenbek ist einfach grandios! Bereits nach dem Studium der Leseprobe musste ich mir die Tränen aus dem Augenwinkel wischen. Hans Fredenbek ist ein Pedant – nicht nur ein kleiner, sondern der Inbegriff eines Pedanten! Sein Radiergummi muss immer auf der gleichen Stelle liegen und natürlich darf es nicht irgendein Gummi sein. An diesem Morgen ist er jedoch verschwunden!
Diese Situation ist der Auftakt zu einer Aneinanderreihung von Themen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und im Grunde das gesamte Leben des Herrn Fredenbek beleuchten. Übergänge zwischen den Themen passieren einfach. Sie werden nicht angekündigt, sie sind einfach da und es ist überhaupt nicht störend, dass das vorhergehende Thema manchmal nicht bis zum Ende erzählt wurde. Andere Themen ziehen sich durch das ganze Stück und finden ihre Aufklärung erst ganz am Ende – sehr zu meiner Freude und mit der Auslösung eines herzlichen Lachens. Z.B. SHz…

Herr Fredenbek erzählt allerdings nicht „einfach so“. Er verstrickt sich in Gedanken und Themen, schweift ab, kommt wieder zurück nur um erneut ein anderes Thema zu beleuchten. Manchmal bricht er mitten im Satz ab um sich einem völlig anderen Thema zuzuwenden. Diese Erzählweise ist so urkomisch, dass man sich dem einfach nicht entziehen kann. Interessanterweise ist das auch gar nicht schwer zu lesen. Im Gegenteil! Ich habe das mit der Erzählweise eines Dieter Nuhr auf der Bühne verglichen. Er bedient sich nämlich des gleichen Stilelements und bringt damit sein Publikum immer wieder zum Lachen. Genauso ging es mir bei Herrn Fredenbek.
Die Hilfsmittel aus dem Off liefern die nötige Kulisse in dieser One-Man-Show, die ich nur allzu gern einmal auf der Bühne sähe – in einem Kabarett, nicht auf einer ernsten Theaterbühne. Aufgeführt von einem Menschen, der glaubwürdig Mimik darstellen kann und die ernsten Passagen so rüber bringt, dass man sich einfach ausschütten muss vor Lachen.

Völlig überzogene, perfekt gesetzte Pointen. Großartig – wirklich empfehlenswert!

„Einladung zum Klassentreffen“
Man könnte auch sagen „Alte Liebe rostet nicht“. Carsten und Marina führen während Marinas Zugfahrt ein Telefonat. Im Grunde genommen etwas, das ich in der heutigen Zeit total verabscheue. Ich mag es nicht, wenn Menschen in der Öffentlichkeit laut und lange telefonieren, ABER… in diesem Fall musste ich so herzlich lachen. Am meisten im Übrigen über die anderen Fahrgäste und ich stellte mir die Frage, ob ich wohl auch meine Mail-Adresse hätte abgeben wollen.
Es ist ein irgendwie typisches Gespräch zwischen Mann und Frau. Ich habe so oft gedacht, na das ist doch mal wieder DER Klassiker. Ich behaupte, wirklich jeder wird sich in der einen oder anderen Passage wieder finden können und muss dann beinahe zwangsläufig darüber lachen.

Der Dialog ließ sich ganz leicht lesen, das Gespräch fliegt förmlich an einem vorbei. Die 3 Rückblenden sind ganz großartig integriert und auch hier kann sich der Leser das Bühnenbild sehr gut vorstellen. Man verheddert sich zwischen den einzelnen Themen überhaupt nicht.

Fazit:
Jeder, der intelligenten Humor mag, ist hier absolut richtig. Es kann hilfreich sein, einmal in einem Kabarett gewesen zu sein um die Atmosphäre zu kennen. Andererseits nimmt einen Martin Schörle einfach mit – mit auf eine Reise durch den Beamtenalltag und mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Ich fühlte mich so gut unterhalten, dass ich beide Stücke gern einmal livehaftig auf einer Bühne sehen möchte. Absolut lesenswert! 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Anders als ich erwartet hatte

Die Hoffnung zwischen den Zeilen
0

Das Buch:
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, wofür ich mich beim Bertelsmann Verlag bedanke. Anhand des Titels und der Einstufung „historischer Roman“ erwartet man bestimmte Dinge – oder ...

Das Buch:
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, wofür ich mich beim Bertelsmann Verlag bedanke. Anhand des Titels und der Einstufung „historischer Roman“ erwartet man bestimmte Dinge – oder anders gesagt, ich habe das getan. Am Ende wurden diese Erwartungen nur bedingt erfüllt, was ich sehr schade finde.
Das Cover mit dem Zug im Hintergrund und der jungen Frau davor gefällt mir gut. Es hat für mich etwas von einer Reise… vielleicht ins Ungewisse und die Haarfrisur ist sicherlich eine typische ihrer Zeit. Es passt zu den Erwartungen, die ich an das Buch hatte.

Worum geht’s?
Ulrike Hartmann – die im ganzen Roman durchweg nur Uli oder „die Deutsche“ genannt wird – fährt von Malmö, wo sie bis vor kurzem als Dienstmädchen gearbeitet hat, nach Krokum, einem kleinen schwedisches Dorf in dem eine junge Frau lebt, die ihren Freund Hansi gekannt hat. Hansis Mutter hatte Uli die Briefe dieser jungen Frau gegeben, die Elsa im Krieg an Hansi geschrieben hatte. Aufgrund eines gemeinsamen Geheimnisses entwickelt sich zwischen den beiden Frauen eine eigenwillige Beziehung.

Charaktere:
Uli ist Deutsche, Elsa ist Schwedin und die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Elsa fleißig und klug ist, einen eher verschlossenen und vorsichtigen Eindruck macht, erscheint Uli laut, ruppig und rücksichtslos. Sie vereinnahmt Elsa sehr und als Leser stellt man sich die Frage, warum eine kluge Frau wie Elsa das mit sich machen lässt. Sie kennt Uli nicht und hat ihr gegenüber demnach keinerlei Verpflichtung.

Was mich verwundert hat, ist die Tatsache, dass die beiden Frauen im Grunde nie über sich sprechen, sie reden nicht über das davor – also vor dem Krieg oder bevor sie sich kennen lernten. Man hat an keiner Stelle den Eindruck, dass die eine an der anderen wirklich interessiert ist. Vielmehr ist es so, dass Elsa ein Geheimnis hat, in das sie Uli recht früh einweiht und spätestens nach dessen Offenbarung beginnt Uli von Elsa zu fordern. Eigentlich tat sie das von der ersten Minute ihres Zusammentreffens an, aber danach wurde es prägnant. Das ist etwas, das mich an Uli oft gestört hat: sie braucht Elsas Hilfe, aber sie fordert sie ein, als stünde ihr die Hilfe aus irgendeinem Grunde zu. Dabei macht sie auch nicht Halt vor Elsas Geld. Ihre Wortwahl hat bisweilen sogar den Touch von Erpressung. Im Gegenzug kann sie nichts bieten – und bedanken tut sie sich auch nicht. Sie nimmt! Das kann Uli sehr gut.

Elsa dagegen gibt. Man hat sogar das Gefühl, dass sie ein schlechtes Gewissen hätte, wenn sie es nicht täte. Sie macht so vieles möglich, sagt aber auch, dass sie z.B. keine Diebin werden will. Sie bemerkt also schon, dass nicht alles, was Uli tut, ehrenhaft ist. Bei sich denkt Elsa auch hin und wieder, dass sie Uli und Hansi loswerden will und schämt sich ein bisschen für diese Gedanken. Dabei kann ich das nur allzu gut verstehen.

Meine Sympathie für Uli schwankte im Verlauf der Geschichte sehr. Oftmals mochte ich sie einfach nicht, dann wieder tat sie Dinge, die ich verstehen konnte und die ihr meine Sympathie einbrachten. Sie ist ein Mensch, der unberechenbar ist und den man nicht gern in seinem Umfeld haben möchte. Elsa mit ihrer ruhigen Art war mir durchweg sympathisch, selbst wenn sie zur Lösung ihres Problems auch hin und wieder nicht ganz so saubere Mittel nutzte.

Historischer Aspekt:
Dieser findet für meine Begriffe in diesem Buch nicht wirklich eine Bedeutung. Wäre im Klappentext nicht die Jahreszahl 1949 erwähnt worden, wüsste der Leser nicht in welcher Zeit er sich bewegt. Auch dass im Klappentext die Stadt Hamburg erwähnt wird (und damit mein Interesse geweckt hat), tut im Buch nichts weiter zu Sache. Die Geschichte hätte auch mit jeder anderen Stadt im Klappentext funktioniert. Überhaupt fehlen mir die historischen Aspekte. Der Krieg wird erwähnt und die damit einhergehende Armut der Menschen in der Nachkriegszeit, aber weder erzählt Hansi von seinen Erfahrungen an der Front, noch erfährt man von den beiden Frauen etwas, das mit den historischen Ereignissen zu tun hätte. Einige persönliche Erfahrungen werden offenbart, aber diese sind eher unabhängig von der Zeit, in der der Roman spielt. Anhand des Klappentextes hatte ich erwartet, dass die beiden Frauen sich gemeinsam auf die Suche nach Hansis Vergangenheit machen und Stück für Stück seine letzten Jahre an der Front rekapitulieren.

Was mir fehlt:
Am meisten fehlt mir der Inhalt der Briefe. Sie sind der Auslöser für den Titel, sie sind Ulis Hoffnung, sie sind eigentlich der Schlüssel für diese Geschichte. Und dennoch wird nicht eine Zeile dieser Briefe auch nur erwähnt. Einzig, dass Elsa über Schweine und Kühe geschrieben haben soll und dass jeder Brief exakt 2 Seiten lang war, erfährt der Leser. Mehr aber nicht. Aus dem Klappentext weiß man, dass der Briefwechsel über mehrere Jahre gelaufen sein soll. Hat Elsa also wirklich über eine so lange Zeit nur von Schweinen und Kühen berichtet, mit denen sie augenscheinlich noch nicht einmal etwas zu tun hatte?

Darüber hinaus fehlt es mir an Zwischenmenschlichkeit. Die Charaktere sind relativ sachlich beschrieben. Jeder hat so seine Probleme, aber wirkliche Emotionen konnten die Figuren in mir nur ganz am Ende auslösen. Am Ende nämlich hat Uli eine für mich völlig unerwartete Entscheidung getroffen und alles dafür getan, dass es dazu auch kommt. Zwar waren auch hier ihre Mittel für meine Begriffe wieder etwas überzogen, aber sie hat entgegen ihres eigentlichen Wesens uneigennützig gehandelt und das hat mich dann doch sehr berührt.

Erst am Ende der Geschichte (also tatsächlich auf den letzten Seiten) scheinen sich die beiden Frauen menschlich anzunähern. Das jedoch sehr sachte. Sie kennen sich eigentlich nicht viel besser als am Anfang und das stört mich. Im Grunde hat sich die zwischenmenschliche Beziehung der beiden nicht oder nur sehr wenig entwickelt.

Es wurden auch andere Aspekte, die offenbar nicht unwichtig waren, weil sie öfter erwähnt wurden, am Ende nicht aufgeklärt. Dazu gehören Ulis innere Pferde. Man kann nur erahnen, was es mit denen auf sich hat. Und auch andere Aspekte, die sich vielleicht aus der deutschen Geschichte ergeben, werden angedeutet, aber nicht ausgesprochen oder ein Gefühl bei Uli beschrieben. So bleibt dies der Interpretation des Lesers überlassen.

Schreibstil:
Den Schreibstil der Autorin finde ich leicht zu lesen. Sie erzählt eine schnörkellose Geschichte in einer ebenso schnörkel- aber leider auch emotionslosen Art. Ich mag das Schnörkellose, weil ich mich dann auf die Geschichte konzentrieren kann, aber ohne Emotionen ist es schwierig sich von einer Geschichte mitreißen zu lassen. Was meinen Lesefluss im letzten Drittel des Buches aber sehr gestört hat, sind Logikfehler. Es wurden öfter Namen vertauscht, sodass man Sätze mehrfach lesen musste, um ihren Inhalt zu erfassen.

Fazit:
Das Buch hat mich nicht unbedingt enttäuscht, aber es hat eine andere Geschichte erzählt, als ich erwartet hatte. Wer einen typischen historischen Roman erwartet, der sollte hier nicht zugreifen. Wer eine Geschichte zweier Frauen lesen möchte, die sehr eigenwillig miteinander agieren, der könnte an diesem Buch Freude haben. 2 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 03.10.2019

Kurzgeschichten zum Lachen und Nachdenken

Der Dreiundvierzigjährige, der aus der Haustür trat und spazieren ging
0

Ich habe das Büchlein im Zuge einer Leserunde gelesen, wofür ich mich beim Autor bedanke. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung längerer und kürzerer Geschichten, über die man lachen und bisweilen auch ...

Ich habe das Büchlein im Zuge einer Leserunde gelesen, wofür ich mich beim Autor bedanke. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung längerer und kürzerer Geschichten, über die man lachen und bisweilen auch nachdenken kann.

Jens Rohrer nimmt sich in seinen Geschichten zumeist das eigene Leben vor und schreibt sie in der ICH-Form. Während seiner Erzählungen überzieht er Situationen teilweise bis ins Groteske, was bei mir zu einigen lauten Lachern geführt hat. Bisweilen allerdings auch zu absolutem Unverständnis. Mir war bei mancher Geschichte nicht klar, was genau der Autor mir damit mitteilen wollte. Allerdings sehe ich es – ganz wie im wahren Leben – so, dass dies sicherlich auch Geschmackssache ist und von jedem Leser individuell eingestuft werden muss.

Besonders gefielen mir die Geschichten, die Alltagssituationen beleuchtet haben, denn hier fand ich mich selbst auch wieder und konnte seinen Beobachtungen nur allzu oft zustimmen und über sie lachen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Geschichten, die mich nachdenklich zurück ließen. Hierzu zählen definitiv „2030“ und „Die neue RTL-Show“. Beides sind Geschichten, die eher kritischer Natur sind und mir gut gefallen haben. Sie regen den Leser an etwas länger zu verweilen, bevor er die nächste Geschichte beginnt. „2030“ habe ich sogar zweimal gelesen.

Jens Rohrers Schreibstil lässt sich leicht lesen, manchmal aber gibt es in den Geschichten irgendwie ein Durcheinander der Gedanken und lässt die Frage zurück „Und was wollte mir der Dichter damit sagen?“. Humor ist immer individuell, insofern werden unterschiedliche Leser über verschiedene Geschichten lachen (oder auch nachdenken) können. Ein bisschen ist es wie bei den Comedians... Nicht jeder Witz gelingt, nicht jeder Hieb kommt an.

Fazit:
Es handelt sich bei diesem Buch um eine kurzweilige Sammlung von Geschichten, bei denen nicht jede einen Treffer landen kann. Dies mag auch durch die wirklich vielfältigen Themen bedingt sein. Ob dem Leser die Geschichten gefallen oder nicht, wird sicher auch am eigenen Humor liegen. Mir gefielen die Alltagsgeschichten besonders gut, weil der Autor treffsicher beschreibt, was er beobachtet hat. 3 von 5 Sternen.