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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2024

Brillant erzählter Roman über Macht und Moral

Trophäe
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Hunter White, ein reicher amerikanischer Geschäftsmann, hat eine große Leidenschaft: die Großwildjagd oder Trophäenjagd. Schon von Kindesbeinen an ist er den Umgang mit dem Gewehr gewohnt und die Jagd ...

Hunter White, ein reicher amerikanischer Geschäftsmann, hat eine große Leidenschaft: die Großwildjagd oder Trophäenjagd. Schon von Kindesbeinen an ist er den Umgang mit dem Gewehr gewohnt und die Jagd ist in seinen Augen eine ehrenvolle Angelegenheit. In Afrika will er nun ein Spitzmaulnashorn jagen, um so seine Big Five voll zu machen. Dich Wilderer vereiteln sein Jagdglück. Hunter ist geknickt, fühlt sich um seinen Lohn betrogen und so will er nicht abreisen, ohne eine Trophäe für seine Frau. Da macht im sein Jagdleiter einen unvorstellbaren Vorschlag. Hunter soll die Big Five vergessen, sich statt dessen auf die Big Six konzentrieren. Was grotesk und unvorstellbar erscheint wird wahr und Hunter jagt einen Menschen.

Ein Roman über die Großwildjagd. Lange habe ich gezögert, ob ich dieses Buch wirklich lesen will. Und wurde dann von der ersten Seite durch die plastische und brillante Schreibweise der Autorin in Bann gezogen. Vor dem geistigen Auge entsteht die Landschaft Afrikas, man kann die Erwartung, die Erregung des Jägers mitempfinden, ebenso wie die Angst, den Zweifel, der bei diesem ungleichen Kampf zwangsläufig aufkommt. Und immer wieder wurde ich zum Nachdenken gezwungen. Nachdenken über grenzenlose Selbstüberschätzung, über verlogene Rechtfertigungsversuche des Jägers, der viel Geld für eine Jagdlizenz gezahlt hat, was ja schließlich dem ansässigen Stamm und dem Naturschutz zugutekommt. Und die vollkommen ungerechtfertigte Überheblichkeit unserer weißen westlichen Welt und des Menschen über die Tiere. Trophäe ist ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, der aber auch schwer zu verdauen ist.

Mein Fazit: Brillant geschriebener Roman über Postkolonialismus und Macht und Moral

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Zwischen Herdecke und Berlin

Der Lärm des Lebens
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Jörg Hartmann ist vielen ein Begriff als Schauspieler. Ob als depressiver Hauptkommissar Faber inDortmunder Tatort oder als Stasi-Offizier Falk Kupfer, Jörg Hartmann bleibt einem durch sein eindringliches ...

Jörg Hartmann ist vielen ein Begriff als Schauspieler. Ob als depressiver Hauptkommissar Faber inDortmunder Tatort oder als Stasi-Offizier Falk Kupfer, Jörg Hartmann bleibt einem durch sein eindringliches authentisches Spiel immer im Gedächtnis. Doch wer steckt hinter diesen immer schwierigen Rollen? Wie wurde aus dem Jungen aus dem Ruhrgebiet der Mensch, der auf der Schaubühne in Berlin zuhause ist?
Diese Fragen beantwortet Hartmann selbst in seinem autobiographischen Roman und er zeigt uns dabei einen feinfühligen Menschen, den die selben Ängste und Nöte quälen, wie uns alle.
Ein Mensch, der für seinen großen Traum der Schauspielerei alles nur erdenkliche auf sich genommen hat; ein Sohn, der sich seine Kindheit erinnert, seinen Vater betrauert; ein Ehemann und Vater, der seine Familie über alles liebt.

Sprachlich ist das absolut brillant geschrieben. Jeder Satz, jede Formulierung sitzt. Mal mit einer gehörigen Prise Humor, mal sehr nachdenklich, dann wieder traurig, schafft es Hartmann, seine Leser tief zu berühren. Das ist jederzeit authentisch und glaubhaft. Bei einigen Kapiteln sprach mir Hartmann direkt aus der Seele, kann ich doch vieles nur zu gut nachempfinden. Ein Buch, das sich zwar leicht lesen lässt, aber auch immer zum Nachdenken anregt.

Mein Fazit: die authentische, berührende Autobiographie eines tollen Schauspielers und hoch interessanten Menschen. Absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Trau, schau, wem!

Wer zuerst lügt
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In Lake Forbing, einer mittelgroßen Stadt in Louisiana, lebt Evie Porter seit Kurzem mit ihrem Freund Ryan in einer imposanten Südstaaten-Villa. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, auch Ryans Freunde haben ...

In Lake Forbing, einer mittelgroßen Stadt in Louisiana, lebt Evie Porter seit Kurzem mit ihrem Freund Ryan in einer imposanten Südstaaten-Villa. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, auch Ryans Freunde haben die junge Frau Mit offenen Armen aufgenommen. Doch dann erscheint ein alter Freund Ryans und an seiner Seite Lucca Marino. Das ganze hat nur ein Problem, denn Evie ist eine Trickbetrügerin, heißt im wahren Leben Lucca Marino und wurde von ihrem Chef auf Ryan angesetzt. Schnell wird ihr klar, dass ihr Chef ein gefährliches Spiel treibt und sie in höchster Gefahr schwebt. Und so bleibt ihr nur eines übrig: sie muss ihrerseits cleverer sein und den Spieß umdrehen. Auf einem Trip durch die Südstaaten der USA versucht Lucca, ihr Leben und ihre Zukunft zu retten.

Es ist gar nicht einfach, diesen rasanten und spannenden Thriller zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. In Rückblenden wir Luccas Leben und Werdegang erzählt und durch viele unerwartete Wendungen entsteht langsam das Bild einer wahren Trickbetrüger-Organisation. Das ist absolut spannend und superunterhaltsam geschrieben. Allen voran die Person Lucca war mir dabei absolut sympathisch und hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen.

Mein Fazit: Spannender und absolut unterhaltsamer Thriller. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Rotkäppchen und die Bestie von Gévaudan

Ich träumte von einer Bestie
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Fleur Martin ist auf den ersten Blick eine ganz normale moderne junge Frau, die einen Großteil ihres Lebens im Internet verbringt. Beruflich Daten-Forensikerin, ist auch ihr Privatleben von Tinder-Dates ...

Fleur Martin ist auf den ersten Blick eine ganz normale moderne junge Frau, die einen Großteil ihres Lebens im Internet verbringt. Beruflich Daten-Forensikerin, ist auch ihr Privatleben von Tinder-Dates und Recherchen im WWW geprägt. Doch Fleur hat eine andere Seite: eine Vorliebe für alte französische Märchen und Narben, die sie sorgfältig überschminkt. Als ihr leiblicher Vater Maurice stirbt, reist sie nach Frankreich, um den Nachlass zu regeln. Doch immer tiefer dringt sie in die Geschichte ihrer Familie ein und stößt auf ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Und sie lernt, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen.

Nina Blazon hat einen spannenden, vielschichtigen Roman geschrieben. Psychologisch interessant ist die Frage, ob sich Traumata über Generationen weitervererben, ob Alpträume manchmal ihren Ursprung in einer längst vergangenen Zeit haben. Dazu wird viel über die Ursprünge und Bedeutung der uns bekannten Märchen, allen voran Rotkäppchen und Rumpelstilzchen, berichtet. Die Verbindung zur Bestie von Gévaudan, die zwischen 1764 und 1767 etwas 100 Frauen und Kinder getötet haben soll, bildet die Grundlage für einige interessante historische Exkursionen. Dabei ist die Atmosphäre immer stimmig und die Personen sind allesamt sehr authentisch beschrieben.

Mein Fazit: spanender, vielschichtiger Roman. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Lesenswerte Romanbiographie über eine faszinierende Frau.

Die einzige Frau im Raum
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Die junge Hedwig Maria Kiesler ist eine aufstrebende Schauspielerin, als sie am Theater in Wien die Bekanntschaft des Waffenhändlers Friedrich Mandl macht. Um sich und ihre Eltern aufgrund der schwierigen ...

Die junge Hedwig Maria Kiesler ist eine aufstrebende Schauspielerin, als sie am Theater in Wien die Bekanntschaft des Waffenhändlers Friedrich Mandl macht. Um sich und ihre Eltern aufgrund der schwierigen politischen Lage und der Tatsache, dass sie jüdischer Abstammung sind, vor dem aufkeimenden Nationalsozialismus zu schützen, geht Hedy die Ehe mit dem „Händler des Todes“ ein. Durch ihn gelangt Hedy zu Informationen über die Pläne Hitlers, die sie aus Furcht für sich behält. 1937 schließlich gelingt ihr die Flucht aus der Ehe mit dem gewalttätigen Mann nach Hollywood, wo sie aufgrund ihrer unglaublichen Schönheit schnell zum Filmstar Hedy Lamarr wird. Doch in ihr steckt viel mehr, ist sie doch eine intelligente, gebildete Frau mit Erfindergeist.

In ihrem Roman lässt die Autorin Hedy Lamarr ihre Geschichte aus eigener Sicht erzählen. So erhalten wir Einblick in das Seelenleben einer Frau, die Zeit ihres Lebens unter ihrer Schönheit und den damit verbundenen Vorurteilen und Enttäuschungen gelitten hat, ebenso wie unter nie enden wollenden Schuldgefühlen, weil sie Österreich verließ, ohne ihr Wissen gegen die Nazis einzusetzen. Und wir erfahren die Geschichte einer Frau, die eine so bahnbrechende Erfindung hervorgebracht hat, dass ohne sie unsere heutigen Handys nicht möglich wären. Eine Frau stellvertretend für viele, die großes vollbracht haben und doch nie dafür gewürdigt wurden.

Mein Fazit: eine faszinierende Romanbiographie. Absolut lesenswert.

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