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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2022

Berührende Annäherung an den Vater

Vati
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Josef hatte kein einfaches Leben. Ein Kind aus armen Verhältnissen hat er Glück und findet Förderer, die sein Potential erkennen und seine Liebe zu Büchern fördern. Doch kurz vor der Matura muss er in ...

Josef hatte kein einfaches Leben. Ein Kind aus armen Verhältnissen hat er Glück und findet Förderer, die sein Potential erkennen und seine Liebe zu Büchern fördern. Doch kurz vor der Matura muss er in den Krieg und kommt als Kriegsversehrter zurück. Ein Bein wurde ihm genommen. Doch dafür findet er im Lazarett seine Frau Grete kennen, mit der er vier Kinder hat. Doch auch diese Glück ist nur von kurzer Dauer. Und so zieht sich der Witwer immer mehr aus der Welt.

Mit Vati begibt sich Monika Helfer auf die Suche nach einem Mann, den sie nie wirklich kennen lernen konnte und den immer ein Geheimnis zu umgeben schien. Gleichzeitig erzählt sie die Geschichte ihrer Familie und ihrer Kindheit. Wie schon in „Die Bagage“ geschieht das klar und authentisch, mit viel Wärme und äußerst berührend. Die Charakter sind liebevoll gezeichnet, die schwere Zeit des 2. Weltkrieges ebenso authentisch beschrieben wie die nicht immer einfachen Familienverhältnisse.

Mein Fazit: eine berührende Annäherung an den Vater. Absolut lesenswert

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Aus dem Leben einer Hollywood-Legende

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Als die junge Journalistin Monique Grant den Auftrag erhält, für ihre Zeitung einen Bericht über die große Diva Evelyn Hug und die anstehende Auktion ihrer Kleider zu schreiben, ahnt sie nicht, auf welches ...

Als die junge Journalistin Monique Grant den Auftrag erhält, für ihre Zeitung einen Bericht über die große Diva Evelyn Hug und die anstehende Auktion ihrer Kleider zu schreiben, ahnt sie nicht, auf welches Wagnis sie sich einlässt und wie nachhaltig es ihr Leben verändern wird. Denn Evelyn will endlich die ganze Wahrheit über ihr skandalöses Leben erzählen und Monique soll ihre Biografin sein.
Je mehr sich die Gespräche zwischen Schauspielerin und Journalistin dem Ende näher, um so mehr wird klar, dass Evelyn ein Geheimnis hütet, das Monique ganz direkt betrifft.

Dieser Roman ist einfach wunderbar. Taylor Jenkins Reid versteht es, das glamouröse Hollywood vergangener Tage vor dem Auge der Leser/innen wieder auferstehen zu lassen. Zwangsläufig drängen sich die Gedanken an Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor oder Katherine Hepburn auf. Das ist leicht und mitreißend geschrieben, dabei immer authentisch und sehr tiefgründig. So werden Menschen beschrieben, die für ihren Traum von Ruhm und Unsterblichkeit Lügen, Betrügen, oft auf Kosten anderer und dabei ihr eigenes Glück verleugnen. Und es ist ein Plädoyer für Toleranz in jeder Beziehung, sei es Hautfarbe, Herkunft oder sexuelle Orientierung.

Mein Fazit: Ein hinreißender Roman über die schöne Scheinwelt Hollywood mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Spannende Milieustudie

Real Easy
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Aus dem Stripclub Lovely Lady in Fremont, Illinois verschwinden 1999 zwei Tänzerinnen. Eine wird kurz danach ermordet aufgefunden, die zweite ein paar Wochen später. Detectiv Holly Meylin und ihr Partner ...

Aus dem Stripclub Lovely Lady in Fremont, Illinois verschwinden 1999 zwei Tänzerinnen. Eine wird kurz danach ermordet aufgefunden, die zweite ein paar Wochen später. Detectiv Holly Meylin und ihr Partner Victor Amador übernehmen den Fall und sind sich schnell sicher, dass es sich um einen Serientäte handeln muss. Ihre Ermittlungen konzentrieren sich auf das Umfeld des Clubs aber auch ein Polizist gerät ins Fadenkreuz.

Real Easy ist kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Zwar geht es um die Suche nach einem Serienkiller, doch viel mehr Augenmerk wird auf das gar nicht einfache Leben der Protagonisten gelegt. So wird aus den unterschiedlichsten Perspektiven erzählt, immer wieder gibt es Erinnerungen und Rückblenden. Jeder, egal ob Stripperin oder Polizist, hat mit seinem eigenen Schicksal und den eigenen Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen, sei es der Tod eines Kindes oder der alltägliche Rassismus und Sexismus, der uns alle umgibt. Das ist immer wieder berührend, stellenweise schockierend und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Ich wünsche mir weitere Bücher mit dem Gespann Meylin-Amador!

Mein Fazit: Spannende, psychologisch interessante Milieustudie und aufwühlender Roman. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Identitätstausch und Lebenslügen

Das Leben eines Anderen
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Scheidungsanwalt Akira Kido steht vor den Scherben seiner Ehe und ist mit seinem Leben unzufrieden. Da bittet ihn eine ehemalige Klientin um Hilfe in einer delikaten Angelegenheit: ihr zweiter Mann Taniguchi ...

Scheidungsanwalt Akira Kido steht vor den Scherben seiner Ehe und ist mit seinem Leben unzufrieden. Da bittet ihn eine ehemalige Klientin um Hilfe in einer delikaten Angelegenheit: ihr zweiter Mann Taniguchi Daisuke, der vor einem Jahr verstorben ist, war in Wirklichkeit ein anderer. Kido macht sich auf die Suche nach der wahren Identität des Verstorbenen und stößt auf eine Welt, in der Männer mit zweifehafter oder krimineller Vergangenheit ihre Identität mit anderen tauschen. Während er sich der Wahrheit nähert, spielt er selber immer wieder mit dem Gedanken, sein eigenes Leben hinter sich zu lassen und kommt sich selbst dabei immer näher.

Das Leben eines anderen ist ein tiefgründiger aktueller japanischer Roman über Identitätskrisen, den Umgang mit der eigenen Vergangenheit und dem alltäglichen japanischen Rassismus zum Beispiel gegen Koreaner oder Chinesen. Gleichzeitig konfrontiert uns Hirano mit philosophischen Fragen: was prägt den Menschen, ist es seine Herkunft, seine Abstammung oder das Leben, das er selber wählt? Was macht Liebe aus? Das liest sich stellenweise fast emotionslos – ein typisch asiatischer Schreibstil – und ist an anderer Stelle von unglaublicher Poesie. Dabei zieht der Roman seine Spannung nicht aus einer temporeichen Handlung, sondern aus den unterschiedlichen, tragischen Lebensläufen der Protagonisten und den tiefen Einblicken in die Seele der Menschen.

Mein Fazit: Ein raffinierter und äußerst interessanter moderner japanischer Roman. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Leipzig im Ausnahmezustand

Engel des Todes
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Leipzig im März 1920. Nach dem so genannten Kapp-Putsch formieren sich unterschiedliche politische Gruppierungen, um gegen die neue Regierung zu protestieren. Die Lage spitzt sich dramatisch zu und gipfelt ...

Leipzig im März 1920. Nach dem so genannten Kapp-Putsch formieren sich unterschiedliche politische Gruppierungen, um gegen die neue Regierung zu protestieren. Die Lage spitzt sich dramatisch zu und gipfelt im „Blutsonntag“. In dieser sowieso angespannten Situation müssen Kriminalinspektor Paul Steiner und seine Kollegen eine Serie grauenhafter Morde aufklären. Alle Opfer wurden gewürgt und enthauptet, bei allen fand sich eine Fotografie des Jagdfliegerhelden von Richthofen. Während in Leipzig ein Bürgerkrieg tobt kommt die Polizei dem Täter auf die Spur.

Engel des Todes ist kein Krimi im klassischen Sinn. Es ist vielmehr ein spannender Roman über ein weiteres dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Die Charaktere, allen voran Stainer, sind authentisch beschrieben, so dass man sich gut in ihr Denken und Handeln hineinfühlen kann. Ehemalige Soldaten, die von ihren Kriegstraumata verfolgt werden, eine Ausdruckstänzerin, die das Nachkriegspublikum gleichermaßen abstößt wie begeistert, der aufkeimende Nationalsozialismus zeigen die Zwanzigerjahre von ihrer düsteren Seite und laden dazu ein, sich mehr mit der Zeit zu beschäftigen. Das Leipzig der damaligen Zeit kann man sich lebhaft vorstellen, eine Karte auf den Innenseiten des Buchrückens des liebevoll gestalteten Buches hilft bei der Orientierung.

Mein Fazit: Ein spannender, gut recherchierter historischer Roman um den Kapp-Putsch und Menschen im Ausnahmezustand. Absolute Leseempfehlung.

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