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Veröffentlicht am 27.02.2021

Hut ab vor dem bewegten Leben und Werk des beeindruckenden Pädagogen Ernst Papanek

Auf Wiedersehen, Kinder!
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In dem Buch „Auf Wiedersehen, Kinder! Ernst Papanek – Revolutionär, Reformpädagoge und Retter jüdischer Kinder“ schildert Lilly Maier das Leben des beeindruckenden Wiener Pädagogen Ernst Papanek. Die Biografie ...

In dem Buch „Auf Wiedersehen, Kinder! Ernst Papanek – Revolutionär, Reformpädagoge und Retter jüdischer Kinder“ schildert Lilly Maier das Leben des beeindruckenden Wiener Pädagogen Ernst Papanek. Die Biografie ist 2021 in der Verlagsgruppe Styria erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 303 Seiten.

Die Autorin Lilly Maier erzählt in ihrem Buch vom bewegten und abenteuerlichen Leben des Ernst Papanek. Er war bereits in jungen Jahren und dann sein ganzes Leben lang politisch als Vollblut-Sozialist tätig und gleichzeitig engagierte er sich leidenschaftlich als Pädagoge auch immer für Kinder und Jugendliche und hier vor allem für Flüchtlingskinder. Er verknüpfte gekonnt Politik und Pädagogik. Während des Zweiten Weltkrieges leitete er vier Kinderheime bei Paris, in denen jüdische Flüchtlingskinder untergebracht waren, um vor den Nazis gerettet zu werden. In letzter Minute konnte er sich und seine Familie, von der er in allen Belangen immer unterstützt wurde – hier ist vor allem auch seine Frau Lene Papanek zu nennen, vor den Nazis retten und nach Amerika flüchten. Hier musste die Familie nochmals von vorne beginnen und Ernst Papanek baute das Leben seiner Familie zunächst als Tellerwäscher auf. Mithilfe seiner für die damalige Zeit ungewöhnlichen pädagogischen Methoden leitete er bald mit großem Erfolg eine Schule für straffällig gewordene Jugendliche und wurde zuletzt Professor für Pädagogik an der City University of New York.

Lilly Maier lässt den Leser teilhaben am ungewöhnlichen Leben des Ernst Papanek. Das Leben von Ernst Papanek allein ist schon sehr faszinierend und Lilly Maier hat wirklich hervorragend recherchiert, ihr gelingt es aber auch gleichzeitig den Leser durch ihren Schreibstil zu faszinieren. Bei mir also doppelte Faszination angesagt. Lilly Maiers Stil ist lebendig und ich als Leserin wurde regelrecht davon gefesselt und ich habe keine einzige Seite als „trocken“ empfunden. Immer wieder schildert Lilly Maier Erlebnisse von ihrer umfangreichen Recherche um das Leben von Ernst Papanek und erzeugt so eine Lebendigkeit und auch Nähe zum Leser. Lilly Maier hat für ihr Buch einen gewaltigen Aufwand betrieben, all die interessanten Fakten zusammenzutragen. Sie ist an all die Schauplätze des Lebens von Ernst Papanek gereist, hat noch lebende Verwandte und Freunde besucht und interviewt und dies merkt man dem Buch auf sehr positive Art und Weise an. Lilly Maier schreibt mit ganz viel Leidenschaft und unfassbar viel Hintergrundwissen. Einfach toll!

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Unfassbar, ehrlich, schonungslos und bewegend

Aufgetaucht
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„Aufgetaucht: Locked In – Eine junge Frau kämpft sich zurück ins Leben“ von Victoria Arlen ist 2021 bei der SCM Verlagsgruppe/Gerth Medien erschienen und umfasst in der Taschenbuchausgabe 255 Seiten.
Die ...

„Aufgetaucht: Locked In – Eine junge Frau kämpft sich zurück ins Leben“ von Victoria Arlen ist 2021 bei der SCM Verlagsgruppe/Gerth Medien erschienen und umfasst in der Taschenbuchausgabe 255 Seiten.
Die Autorin schildert hier ihre persönliche Geschichte. Mit 11 Jahren ist Victoria sehr schwer erkrankt. Ihre Erkrankung gipfelte im sogenannten „Locked in“-Syndrom. Dies bedeutet, dass sie in ihrem eigenen Körper eingeschlossen war. Sie konnte sich weder verständlich machen, noch sich bewegen konnte, war jedoch bei vollem Bewusstsein. Sie war über Monate und Jahre vielen hilflos aufgeliefert – hierunter zählen Ärzte, Therapeuten, Betreuer. Getragen wurde sie von ihrer Familie, die sie niemals aufgab, und ihrem Glauben an Gott, der ihr Halt, Zuversicht und den Glauben an das Leben gab. Aufgrund einer eher zufälligen Medikamentengabe gelang es Victoria eines Tages durch ein erstes Blinzeln den Kontakt zu ihrer Mutter herzustellen und Victoria kämpfte sich mit unbändigem Willen zurück ins normale Leben.

Victoria stellt sich mit ihrem Buch ihre eigene Geschichte und verarbeitet sie auf diese Art und Weise. Es gelingt ihr in ihrem Roman den Leser durch ihren ehrlichen, flüssig zu lesenden und ruhigen Schreibstil in den Bann zu ziehen. Sie hat mich ab der ersten Seite sehr berührt. Victoria erzählt ihre Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen und verheimlicht nichts. Sie lässt den Leser in ihre Gedanken und ihr Leben eintauchen und schafft in meinen Augen so ein gewisses Verständnis für die Krankheit. Natürlich kann ich als Leserin ihre Situation niemals im Ansatz nachvollziehen. Ich bewundere jedoch ihren persönlichen Kampf, ihren Mut und ihre Kraft und hoffe sehr, dass sie weiterhin ihren Weg gehen wird und viele Menschen ermutigt, für sich einzustehen und niemals aufzugeben. Ich persönlich ziehe meinen Hut vor ihr!

Fazit: Mich hat diese sehr persönliche Erzählung unwahrscheinlich beeindruckt und dies von der ersten Seite an. Die Gedanken und Ausführungen von Victoria Arlen haben mich gepackt und machen den Roman so ehrlich und fesselnd.
Ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Eine ruhige, tiefsinnige und poetische Erzählung ohne Hast und Eile

Der Klang der Wälder
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„Der Klang der Wälder“ von der japanischen Autorin Natsu Miyashita ist 2021 im Insel Verlag erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 239 Seiten. In Japan ist dieses Werk bereits im Jahr 2015 veröffentlicht ...

„Der Klang der Wälder“ von der japanischen Autorin Natsu Miyashita ist 2021 im Insel Verlag erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 239 Seiten. In Japan ist dieses Werk bereits im Jahr 2015 veröffentlicht und 2018 von Kojiro Hashimoto verfilmt worden.

Natsu Miyashita lässt den Leser den jungen Tomura auf seinem Weg zum Klavierstimmer begleiten. Aufgewachsen ist er in den Wäldern der Berge und eines Tages beobachtet er still und leise die Arbeit eines Klavierstimmers in der Turnhalle seiner Schule. Hier springt der Funke über und fortan ist es Tomuras einziger und innigster Wunsch, ein Klavierstimmer zu werden. Doch der junge Mann zweifelt immer wieder an seiner eigenen Kompetenz. Ihn plagen Selbstzweifel und er trägt die große Angst des Scheiterns auf dem Weg zum perfekten Klang in sich. Gleichzeitig taucht er immer mehr in die Welt des Klavierstimmers ein, er wird erfahrener und versierter und mithilfe des Spiels einer Pianistin und dem Stimmen deren Klaviers erkennt er seine wahre Bestimmung.

Natsu Miyashita schreibt auf ihre ganz besondere Art und Weise: poetisch, sehr ruhig, mit eher wenig Handlung. Allerdings ist die Erzählung dadurch nicht langweilig. Im Gegenteil, der Leser wird angeregt mitzudenken und mitzufühlen, er hat die Möglichkeit vollständig in die Welt Tomuras einzutauchen und dessen Gedanken nachzuvollziehen, seine Sorgen und Erfahrungen zu teilen.

Fazit: Ein ungewöhnlich feinsinniger und tiefgründiger Roman, der von der Schönheit, Leidenschaft und Hingabe der Musik, des Klanges und des Lebens erzählt.
Ich spreche ein klare Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Hier wird römische Geschichte unterhaltsam und sehr lebendig erzählt

Augustus und die verlorene Republik
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Maria Regina Kaiser ist mit ihrem Buch „Augustus und die verlorene Republik“ (erschienen im Impian-Verlag) wiederum ein großartiger Streich gelungen – eine informative und gleichzeitig unterhaltsame Mischung ...

Maria Regina Kaiser ist mit ihrem Buch „Augustus und die verlorene Republik“ (erschienen im Impian-Verlag) wiederum ein großartiger Streich gelungen – eine informative und gleichzeitig unterhaltsame Mischung aus fiktiver Erzählung und Sachinformation um den ersten römischen Kaiser Augustus.
In einer fiktiven Erzählung berichtet der nach Germanien versklavte Grieche Xanthos von seiner Arbeit als Vorleser der großen Herrschers. In dieser Funktion hat Xanthos sehr nahen Kontakt zu Augustus und dessen Familie und berichtet von all seinen Erfahrungen, doch eines Tages begeht er einen Fehler und fällt in Ungnade.
Regina Maria Kaiser setzt an jedes Kapitel der fiktiven Erzählung einen sehr informativen Sachteil. Hier geht es beispielsweise, um den Aufstieg von Augustus, seine Schwierigkeiten in Germanien, um seine Probleme mit einem geeigneten Thronfolger, um Verschwörungen und vieles mehr.
Zusätzlich ist am Ende des Buches ein Glossar angefügt, in dem wichtige Begriffe genau erklärt werden. Zudem findet der Leser auch noch eine sehr übersichtliche und informative Zeittafel, in welcher alle wichtigen Ereignisse zeitlich nochmals eingeordnet werden und dem Leser einen wunderbaren zeitlichen Überblick geben.
Immer wieder unterstreichen zusätzliche kleine Schwarz-weiß-Zeichnungen von Illustrator Heribert Schulmeyer und Fotos das Gelesene.

Fazit: Wir lieben die Bücher von Maria Regina Kaiser sehr und sind jedes Mal wiederum begeistert von ihrem Stil, der eben gleichzeitig so viel Wissen vermittelt und eben auch noch so unterhaltsam ist.
Gelesen oder besser gesagt „verschlungen“ haben wir bisher „Alexander der Große und die Grenzen der Welt“, „Karl der Große und der Feldzug der Weisheit“, „Kleopatra und der Mantel der Macht“ und „Ramses II. und die Tauben des Friedens“.
So macht uns Geschichte Spaß. Wir freuen uns auf viele weitere Bände von ihr.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Die Geschichte einer starke Frau vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges

Die Kannenbäckerin
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„Die Kannenbäckerin“ von Annette Spratte ist 2021 im Francke Verlag erschienen und umfasst in der Taschenbuchausgabe knappe 400 Seiten.

Johanna hat infolge der Pest auf einmal ihre ganze Familie verloren ...

„Die Kannenbäckerin“ von Annette Spratte ist 2021 im Francke Verlag erschienen und umfasst in der Taschenbuchausgabe knappe 400 Seiten.

Johanna hat infolge der Pest auf einmal ihre ganze Familie verloren und ist nun vollkommen auf sich alleine gestellt. Sie weiß lediglich, dass sie noch einen Verwandten hat, der das Töpferhandwerk beherrscht. Ihre Nachbarin rät ihr angesichts der schwierigen Zeiten sich als Junge verkleidet auf den Weg zu ihrem Onkel zu machen. Johanna erkennt dies zusammen mit ihrem Wunsch das Töpferhandwerk zu erlernen als ihre einzige Hoffnung und begibt sich als Johann auf die Reise. Von ihrem Onkel wird Johann sehr freundlich aufgenommen und wie das eigene Kind behandelt, doch nach einiger Zeit wird ihr Geheimnis entdeckt. Johanna erklärt sich und geht als selbstbewusste, junge Frau ihren weiteren Weg. Sie scheut keine Herausforderung und findet ihr Glück.

Die Autorin Annette Spratte hat hier einen tollen Schreibstil gefunden: flüssig, locker, leicht, unterhaltsam. Der Spannungsbogen wurde bis zum Ende aufrecht erhalten. Ich habe mitgefiebert, mitgelacht und mitgeweint und ich konnte mich wunderbar in all die Charaktere hineinversetzen. Besonders gut gefallen hat mir die Protagonistin Johanna. Sie wird dargestellt als eine starke Frau, die Durchsetzungs- und gleichzeitig Einfühlungsvermögen zeigt. Sie weiß einerseits genau, was sie will, kann sich aber auch fallen lassen.
Annette Spratte hat ihr Buch historisch wunderbar recherchiert und gleichzeitig auch eine fiktive Geschichte erzählt. Diese Mischung habe ich sehr genossen: ich habe vieles über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und das Töpferhandwerk erfahren und mich gleichzeitig wunderbar unterhalten gefühlt.

Fazit: Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter. Es hat mich gut unterhalten, hat mich schmunzeln lassen und auch nachdenklich gestimmt. Ein wirklich lesenswerter Roman!

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