Leider völlig das Genre verfehlt!
MS Mord - Baltische AngstMan muss sagen: ich hatte mich wirklich auf diesen Krimi gefreut! Gerade mit dem Spielort Kreuzfahrtschiff kann man viel machen: Begrenzter Kreis der Verdächtigten, Ausgeliefertsein auf engstem Raum... ...
Man muss sagen: ich hatte mich wirklich auf diesen Krimi gefreut! Gerade mit dem Spielort Kreuzfahrtschiff kann man viel machen: Begrenzter Kreis der Verdächtigten, Ausgeliefertsein auf engstem Raum... irgendwas!
Aber was Mick Schulz in seinem Roman über den kauzigen Kriminalrat a.D. Gautier macht, verdient leider wirklich nicht die Bezeichnung Krimi, wie ich finde.
Zunächst einmal sei gesagt, dass das Buch in mehrere Erzählstränge aufgeteilt ist. Jedes Kapitel spinnt die jeweiligen Stränge weiter.
Positiv lässt sich durchaus sagen, dass einige Charaktere wirklich gut gezeichnet sind. Andere sind leider etwas klischeehaft geraten, aber das hält sich alles noch im Rahmen.
Und auch das Buch an sich wäre vielleicht kein Hit, aber auch nicht wirklich schlecht, würde man es halt „Roman“ und nicht „Krimi“ nennen. Denn die unfassbar harmlose Geschichte dümpelt vor sich hin, ein handfestes Verbrechen haben wir erst nach rund 200 (!!) Seiten (von 280 wohl gemerkt) und dann wird auf den letzten Metern versucht, ein möglichst furioses Finale zu gestalten, was dann wieder absolut überzogen in Bezug auf den Rest des Buches wirkt.
Ebenfalls wird der enttäuscht sein, der denkt, die einzelnen Handlungsstränge würden mit Finesse sich zu einem Komplex zusammenfügen - sie bleiben leider relativ vereinzelt im Raum stehen.
Die Geschichte an sich ist wie gesagt nicht wirklich spannend und driftet am Ende auch eher ins Unglaubwürdige/Übertriebene.
Das ist insgesamt schade, da der Erzählstil eigentlich insgesamt ganz gut ist und auch die verschiedenen Storys sich bestimmt interessant zusammenfügen hätten lassen.
Noch ein Wort zu den Unterkapiteln: Bis zur Hälfte ist der relativ schnelle Wechsel zwischen den Figuren recht angenehm, um gut durchzukommen. Ab der Hälfte werden sie aber vor allem á la Fitzek genutzt, um künstlich Spannung zu erzeugen. Das gelingt ehrlicherweise eher mäßig im Gegensatz zu den Psychothrillern vom eben angesprochenen Autor und endet in einem eher nervigen „Hick-Hack“ zwischen den verschiedenen Perspektiven.
Das Cover ist ansprechend, ebenso wie die Beschreibungen der Städte entlang der Kreuzfahrt, das beides kann natürlich aber diesen enttäuschenden Krimi nicht entscheiden rausreißen.