Mit Zorn und Eifer
Der größte Kapitän aller ZeitenDave Eggers ist ein politischer Autor, der seinen seismographischen Finger auf Entwicklungen unserer postmodernen Welt legt. Sowohl der moralische Verfall der viel gerühmten amerikanischen Gesellschaft ...
Dave Eggers ist ein politischer Autor, der seinen seismographischen Finger auf Entwicklungen unserer postmodernen Welt legt. Sowohl der moralische Verfall der viel gerühmten amerikanischen Gesellschaft im Angesicht des Hurrikans Catrina in „Zeitoun“ als auch die Folgen der allesfressenden digitalen Welt der (a)sozialen Medien in „Der Circle“ waren engagierte Romane aus aktuellem Anlass und über die Gegenwart hinausweisendem literarischen Wert. „Der größte Kapitän der aller Zeiten“ ist dies nicht.
Dave Eggers ist ganz offensichtlich entnervt und erschüttert über die Wahl Donald Trumps zum us-amerikanischen Präsidenten und von dessen Amtsführung. „Der Kapitän“ ist kein Schlüsselroman, sondern nennt sich zurecht eine Satire, die den notorischen Lügner Trump in vollkommen unverstellter Pose als Kapitän des Schiffes „Glory“ aufs Korn nimmt. Er stellt sich vor allem die Frage, welche innere Haltung dazu führte, dass dieser menschenfeindliche Fantast Kapitän/Präsident werden konnte und welche Sorte Mensch ihm dient und folgt. In der ersten Hälfte breitet Eggers das ganze Versagen Trumps auf der Kommandobrücke aus, um dann in eine drastische, grobe – ja: plumpe Warnung vor dem Abgleiten in antidemokratische und faschistoide Zustände abzugleiten. Die feindliche Übernahme durch fremde Schiffe/Mächte gehört hier ebenfalls zu den aus den folgenlosen Untersuchungsberichten abgeleiteten Satiremerkmalen.
Eggers nimmt sich viel Zeit, die persönliche Erbärmlichkeit des Kapitäns darzustellen, der die Portraits seiner Vorgänger (u.a. des „Admirals“, der offensichtlich aus Obama und John McCain zusammengesetzt ist) verunstaltet und schmäht oder drastische sexuelle Gelüste nach seiner Tochter hat. Hier offenbart der Autor, mit wie viel innerem Zorn und Ingrimm er erfüllt ist – und sich in der Leidenschaft der Verachtung dazu hinreißen lässt, seine Satire nicht elegant mit Stilett auszugestalten, sondern pump mit dem Holzhammer.
Das führt dazu, dass die Lektüre sicherlich nur die erreicht, die Trump eh schon grauenhaft fanden, aber in keinem Zweifler den letzten Schritt zum Urteil herbeiführen wird. Schade.
Im Übrigen ist es bemerkenswert, dass sowohl Eggers als auch schon 90 Jahre vor ihm Sinclair Lewis in „Das ist bei uns nicht möglich“ eine populistisch beginnende Präsidentschaft in Faschismus enden lassen. Die Warnung schadet nicht.