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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2020

Vorurteile greifen hier nicht

V is for Virgin
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Vor "V is for Virigin" hatte ich noch kein Buch von Kelly Oram gelesen und wusste entsprechend nicht ganz, was ich erwarten sollte. Manche Leser loben ihre Bücher in den Himmel, andere sind nur wenig beeindruckt. ...

Vor "V is for Virigin" hatte ich noch kein Buch von Kelly Oram gelesen und wusste entsprechend nicht ganz, was ich erwarten sollte. Manche Leser loben ihre Bücher in den Himmel, andere sind nur wenig beeindruckt. Persönlich würde ich mich zwischen den beiden Fronten einordnen.

Die Geschichte von "V is for Virigin" ist recht simpel: Ein junges Mädchen entscheidet sich, gegen den Strom zu schwimmen und statt bei der ersten Versuchung einzuknicken, bleibt sie standhaft. Dafür erntet sie natürlich viel Anerkennung, aber auch viel Kritik und manch einer fühlt sich dadurch persönlich angegriffen. Von der Prämisse her ist es also "nur" ein weiterer Highschool Roman, der an unzählige Hollywood Filme erinnert - im Detail sieht es allerdings anders aus. Val ist ein starker Charakter, der seine eigene Meinung hat und sich nicht so schnell von anderen beindrucken lässt. Keines der Vorurteile, das man ihr gegenüber vermutlich hat, wenn man zum ersten Mal von ihrer Geschichte hört, scheint so wirklich zu greifen. Ihre Entscheidung ist nicht auferzwungen, sondern frei getroffen. Sie handelt eben nicht, um anderen zu gefallen, sondern steht für ihre Werte ein. Und auch ihre Freunde sind ein interessanter Mix aus Leuten, die ganz genau wissen, was sie wollen.

Geschichte und Erzählstil plänkern dabei ein wenig vor sich hin. Es wirkt alles ein wenig abgehackt - mal wird fast jede Sekunde berichtet, dann sind plötzlich viele Monate vergangen, ohne dass sich irgendetwas groß verändert hat. Da Kelly Oram schon von Beginn an starke Charaktere in den Ring schickt, bleibt nicht viel Raum für Entwicklung und die Personen - vielleicht mit Außnahme von Val, die ihre eigene Stärke erst noch entdecken musste - sind am Ende noch genauso wie zu Beginn.

Leider liegt ein großer Fokus des Buchs, wie man sich anhand des Klappentexts vermutlich schon denken kann, auf dem Konflikt zwischen Kyle und Val. Das mag für viele Leser ansprechend sein, aus meiner Sicht ging an dieser Stelle jedoch ein großes Potential verloren: Neben dem Streit hätte Oram nämlich auch thematisieren können, wie eine Beziehung zwischen Leuten, die warten, aussehen kann - vielleicht als eine Art Vorbild. Aufgrund der Fokussierung auf Kyle geht das allerdings leider verloren.

Ist das Buch trotzdem lesenswert? Das kommt auf die Zielgruppe an. Jungen Mädchen, die sich selbst zu einer Entscheidung gezwungen fühlen, bei der sie nicht sicher sind, ob sie ihnen gefällt, könnte dieses Buch bestärken. Auch für junge Menschen, die sich gern sozial engagieren wollen, könnte dieses Buch interessant sein. Wer auf der Suche nach einem positiven Beziehungsbeispiel oder einer romantischen Liebesgeschichte ist, ist hier vermutlich eher Fehl am Platz. Besteht allerdings Interesse an einem in die Länge gezogenen Konflikt und der daraus entstehenden tension, dann sollte man definitiv zu diesem Buch greifen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 27.01.2020

Ein weiterer Fowl-Coup!

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger (Die Fowl-Zwillinge 1)
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Als Kind habe ich begeistert die Reihe um Artemis Fowl verschlungen und als ich entdeckt habe, dass Eoin Colfer ein neues Buch mit Protagonisten aus der selben sagenumwobenen Familie herausgebracht hat, ...

Als Kind habe ich begeistert die Reihe um Artemis Fowl verschlungen und als ich entdeckt habe, dass Eoin Colfer ein neues Buch mit Protagonisten aus der selben sagenumwobenen Familie herausgebracht hat, war ich sofort hin und weg.
Doch dann kamen die Zweifel: Es war schon eine Weile her, dass ich seine anderen Bücher gelesen hatte und zwar wusste ich noch grob, worum es ging, doch die meisten Details waren weg. Kann man dieses Buch da überhaupt lesen? Absolut! Tatsächlich würde ich sogar so weit gehen, zu behaupten, dass der neue Roman von Eoin Colfer kein Vorwissen voraussetzt und, wenn welches vorhanden ist, damit spielt.
In alt bewährter Manier folgt der Leser einem cleveren Jungen und seinem tapferen Begleiter (hier Myles und Beckett, dort Artemis und Butler) auf ihren Abenteuern, wobei die Zwillinge, im Gegensatz zu ihrem großen Bruder, die Herausforderung nicht unbedingt gesucht haben. Trotzdem wissen sie hervorragend mit jeder Situation umzugehen und es macht einfach Spaß, dabei sein zu dürfen.
Der Schreibstil von Colfer ist schnell, gewitzt und sowohl für jüngere als auch ältere Leser angenehm zu lesen. Dabei kommt er auf so ausgefallene Ideen und überraschende Wendungen, dass man manchmal selbst einen Moment braucht, um noch mitzukommen.
Trotz der Ähnlichkeiten der drei Brüder, vor allem zwischen Artemis und Myles, ist dieses Abenteuer doch ganz anders als die Artemis Fowl Reihe. Die Zwillinge sind in erster Linie Kinder und keine Supergenies, die nach der Weltherrschaft streben. (Wobei: Was nicht ist kann ja noch werden.) Infolge dessen ist auch das Buch von Stil und Handlung gefühlt an eine jüngere Altersgruppe gerichtet, als die vorherigen Bücher von Colfer.
Insgesamt macht dieses Buch jedoch einfach nur Spaß und wer auch immer überlegt, dieses Buch zu lesen oder zu kaufen, dem sei es wärmstens ans Herz gelegt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2019

Eine einmalige Chance

Die Wellenbrecher
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Wer Zeit in deutschen Universitäten verbracht hat, weiß, dass das vor allem eins bedeutet: Frontalvorlesungen, theorieorientierte Seminare und wenig Praxis. Die "schwimmende Uni" ist da anders. Mit ihrer ...

Wer Zeit in deutschen Universitäten verbracht hat, weiß, dass das vor allem eins bedeutet: Frontalvorlesungen, theorieorientierte Seminare und wenig Praxis. Die "schwimmende Uni" ist da anders. Mit ihrer studentischen Crew legt sie in Häfen rund um die Erde an und ermöglicht ihren Fahrgästen, ihre Studiengänge anders zu erleben, als an traditionellen Hochschulen und kulturelle Erfahrungen aus erster Hand zu gewinnen.

Mit an Bord dieses besonderen Ozeanriesen ist Mark Herfurt - und während das Schiff die ihm vertrauten Gewässer verlässt, beginnt auch eher, neue Meere zu erkunden. Freundschaften mit Studierenden aus aller Herren Länder, abenteuerliche Ausflüge auf unbekanntem Terrain und viele neue Erfahrungen machen nur einen Teil seines Austauschsemesters aus. Denn je weiter er sich von seiner Heimat fortbewegt, umso unsicherer wird er sich darüber, wer er eigentlich ist und was ihn ausmacht. Und so wird die Reise in ferne Häfen für ihn auch eine Reise zu sich selbst.

Christopher David weiß dabei, wovon er spricht. Nachdem er selbst ein Semester auf den Weltmeeren verbracht hat, fließen in seinen Roman immer wieder persönliche Erfahrungen ein, was zur Authentizität des Werks beiträgt. In kurzen Kapiteln erzählt er vom Leben und Lieben an Bord und in den unterschiedlichsten Nationen. Dabei wird auch immer wieder ein Blick in fremde Kulturen gewährt und man fühlt sich fast, als würde man mit Mark mitreisen. Der Hauptcharakter ist dabei, wie auch alle anderen Charaktere, sehr realitätsnah geschrieben. Seine Zweifel und Sorgen sind genau wie seine fröhlichen Momente auf ganzer Linie nachvollziehbar und so fühlt man sich in der Gegenwart der Figuren nie unwohl. (Wenn man auch über den oder die eine gern mehr gelesen hätte.)

Mit viel Liebe zum Detail entfaltet sich hier eine Geschichte, die alle, für die es noch nicht zu spät ist (und das ist ja eigentlich bei keinem so), dazu einlädt, selbst einmal eine solche Reise zu versuchen. Ob es nun tatsächlich mit einer schwimmenden Uni oder auf eigene Faust ist, sei dahingestellt.

Ein Stern fehlt, weil mir an manchen Stellen die Tiefe oder ein Handlungsstrang gefehlt hat, aber da das hier kein Abenteuerroman, sondern eher eine Coming-off-age Geschichte ist, kann man gut darüber hinwegblicken. Insgesamt kann ich das Buch deshalb nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Eine spannende Geschichte mit ungewöhnlichem Handlungsort

Die Kaminski-Kids: Tatort Ocean Queen
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"Tatort Ocean Queen" ist der neunzehnte (reguläre) Band der Kaminski-Kids und der elfte Band der Reihe, den ich gelesen habe. Das Prinzip der Bücher ist oft ähnlich: Die Geschwister Simon, Deborah und ...

"Tatort Ocean Queen" ist der neunzehnte (reguläre) Band der Kaminski-Kids und der elfte Band der Reihe, den ich gelesen habe. Das Prinzip der Bücher ist oft ähnlich: Die Geschwister Simon, Deborah und Raffi werden in Kriminalfälle verwickelt und helfen, mit der Hilfe ihres Hundes Zwockl und der ihres Opas, den Beschuldigten aus der Patsche. Da es sich bei den Büchern von Carlo Meier um eine Kinderbuchreihe handelt, stehen meist auch eben solche im Mittelpunkt - in diesem Fall jedoch nicht nur.

Doch worum geht es überhaupt? Die Kids sind auf Kreuzfahrt und kaum an Bord gegangen geht auch schon alles drunter und drüber. Der alten und steinreichen Miss Radderford wird eine Perlenkette geklaut und der Bruder eines der Schiffsjungen, mit dem sich die Geschwister bereits angefreundet haben, wird für schuldig erklärt. Natürlich müssen sie ihm helfen und so versuchen sie, seine Unschuld zu beweisen, während der tatsächliche Dieb noch irgendwo an Bord sein muss. Das ist spannend, unterhaltsam und lehrreich, da der Autor die Leser ganz nebenbei hinter die Kulissen der Kreuzfahrtindustrie blicken lässt und aufdeckt, was das Leben auf dem Schiff wirklich bedeutet. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Opa der Kids, der versucht, der bestohlenen Miss Radderford einen anderen Blick auf die Menschheit zu verschaffen.

Das wunderschön gelungene Cover findet sich viele Male im Internet, nicht vergessen werden dürfen jedoch die Illustrationen im Inneren des Buches. Obwohl sie in Schwarz und Weiß gestaltet sind, scheinen einem die Figuren aus ihnen direkt entgegenzuspringen und ich könnte mir gut vorstellen, dass v.a. junge Leser die Details in ihnen zu schätzen wissen.

Doch das Buch sieht nicht nur hübsch aus, es liest sich auch gut. Einmal angefangen möchte man die Geschichte nicht mehr beiseitelegen! Neben lustigen Szenen wird der Text auch immer wieder nachdenklich, weist auf Probleme hin und fordert die Leser auf, eigene Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. Die christliche Note verleiht dem Buch dabei ein Alleinstellungsmerkmal auf dem deutschen Buchmarkt - denn wie viele christliche Kinderkrimis gibt es schon?

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich kann es auch nur weiterempfehlen! Vor allem für Kinder, die gern spannende Geschichten (mit Tendenz zum Krimi) lesen oder sich für tagespolitische Themen interessieren (Kreuzfahrten, Kinderarbeit, Schmuggel) dürfte dieser Roman genau richtig sein!

Veröffentlicht am 01.10.2019

Was wäre wenn ...

Wie ich Jesus Star Wars zeigte
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... es das Christentum nie gegeben hätte? Mit dieser Frage beschäftigt sich Joachim Sohn in "Wie ich Jesus Star Wars zeigte" mehr oder weniger direkt. Dabei zeigt der Titel bereits genau an, worum es geht. ...

... es das Christentum nie gegeben hätte? Mit dieser Frage beschäftigt sich Joachim Sohn in "Wie ich Jesus Star Wars zeigte" mehr oder weniger direkt. Dabei zeigt der Titel bereits genau an, worum es geht. Florian, Flo, Schneider reist mittels einer selbst programmierten App und mit allerlei technischem Gepäck in die Vergangenheit, um zu beweisen, dass Religion austauschbar ist. Als begeisterter Star Wars Fan scheint ihm die Jedi Religion als perfekter Ersatz für das Christentum geeignet.

Dieses Buch ist auf jeden Fall ein was nicht: langweilig. Die Handlung der Geschichte entwickelt sich rasant - von der ersten Offenlegung des Planes bis hin zu seiner Durchführung geht es zackig voran. Dazu kommt die gute Recherche des Autors. Land und Leute, Zeit und Gepflogenheiten werden (meines Erachtens) authentisch dargestellt und man lernt gleichzeitig noch so einiges dazu. Dabei hat man das Gefühl, selbst mit auf (Zeit-) Reise zu gehen und erlebt hautnah, wie das Leben damals gewesen sein muss.

Das was mir an Star Wars Kenntnis fehlt (außer Yodas Grammatik und "Luke, ich bin dein Vater." ist da nicht viel) mache ich in christlicher Trivia wett und entsprechend kann ich mit den Inhalten dieses Buches nicht ganz mitgehen. (Was ja auch nicht immer sein muss.) Es ist ein bisschen wie mit dem "Leben des Brian" - manch einer kann locker damit umgehen und andere fühlen sich in den Grundfesten ihres Glaubens erschüttert. (Vielleicht bräuchten diese Grundfesten dann aber auch generell ein stärkeres Fundament.) Der Jesus des Buches ähnelt in gewisser Weise dem "christlichen" Jesus, insofern, als er eigentlich eine auf das Reich Gottes fokussierte Lehre der Nächstenliebe vertreten würde. (Wenn auch etwas zögerlicher und mit weniger Schriftfestigkeit.) Eigentlich, wenn da Flos neue Lehre nicht wäre. Der sehr von sich selbst überzeugte Hauptcharakter vereinnahmt Jesus komplett für sich und bringt ihn so auf doch recht andere Wege, als in "unserer Welt". (Dabei handelt es sich bei Joachim Sohn um einen rein historischen Jesus ohne Gottesbeziehung und -kindschaft. Eher ein Brian also, der zufällig den gleichen Namen trägt.)

Nun mögen viele diesen Science Fiction Roman als Angriff auf ihre Religion verstehen. Die Aussage, dass es sich um einen Angriff auf Religion im Allgemeinen handelt, macht es vermutlich nicht besser. Allerdings schlägt dieser Angriff, zumindest in meinen Augen, fehl. Denn nicht nur die Menschheit im Allgemeinen ist zur Religion "prädestiniert". Die Frage nach der Echtheit Gottes wird dabei maximal am Rand diskutiert, da es Flo, ganz unabhängig davon, um den Einfluss der Religion auf unsere Kultur zu gehen scheint. So kommt ein Gedankenexperiment zustande, bei dem es jedem selbst überlassen sei, welche Welt er bevorzugt.

Als Christin wird dieser Roman vermutlich nie mein Lieblingsbuch werden, aber ich kann es als das schätzen, was es ist: ein Versuch, die Leser zum Denken anzuregen. Zum Reflektieren über Glaubensvorstellungen und die eigene Haltung zur Religion. Dabei scheint, aus meiner Sicht, das Ergebnis keinesfalls festgelegt und die Balance der verschiedenen Perspektiven wird immer wieder hergestellt. Wer sich also für eine entsprechende Reise gewappnet sieht, kann ruhig zu diesem Buch greifen und einen anderen Blick auf die Geschichte entdecken.