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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2017

Schön skurril

Dem Kroisleitner sein Vater
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Spannender Dorf-Idyllen-Krimi mit Abzweigen in die Metropolen, skurrile, aber liebenswerte Figuren bevölkern das Geschehen, dazu noch ein spannender Fall, der sich bis zuletzt sperrt, sodass man wirklich ...

Spannender Dorf-Idyllen-Krimi mit Abzweigen in die Metropolen, skurrile, aber liebenswerte Figuren bevölkern das Geschehen, dazu noch ein spannender Fall, der sich bis zuletzt sperrt, sodass man wirklich nicht errät, wer der Täter ist.
Am Anfang ist nicht ganz klar, ob überhaupt ein Mordfall existiert, da der Tote bereits 104 Jahre alt war … es dauert ein wenig, bis die Handlung Fahrt aufnimmt.
Aufruhr in dem kleinen Dorf, sind da Geheimnisse aus der Vergangenheit verborgen, die gerade heute wieder ihr Recht verlangen? Wie gut, dass der Berliner Kommissar Frassek gerade als Zwangsurlauber in der Gegend ist.
Der Stil ist so flüssig und lebensnah, dass es ein Vergnügen ist, den Krimi zu lesen, gerade auch wegen der vielen Dialekte, die bunt verteilt sind.
Der Autor, Martin Schult, hat einen neuen Ermittler und einen Kosmos erschaffen, von dem man mehr lesen möchte.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Schade

Mordsacker
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Klara Himmel und ihr Mann, von Beruf Polizist, sind aufgrund eines Zeugenschutzprogrammes ins tiefste Mecklenburg-Vorpommern geraten. Klara ist nun der Ansicht, dass ihr (von Grippe geplagter) Mann einen ...

Klara Himmel und ihr Mann, von Beruf Polizist, sind aufgrund eines Zeugenschutzprogrammes ins tiefste Mecklenburg-Vorpommern geraten. Klara ist nun der Ansicht, dass ihr (von Grippe geplagter) Mann einen Mord übersehen hat und beginnt selbst zu ermitteln.
Da Klara auch die Ich-Erzählerin ist, bekommen die Leserinnen und Leser hautnah mit, was sie von den Menschen in ihrer neuen Heimat hält. Sie lässt nicht viel Gutes an ihnen, passt sich an, um ihre Ziele zu erreichen.
Ihren Mann belügt sie, ihre Tochter manipuliert sie, mit Recht und Gesetz nimmt sie es überhaupt nicht genau – sie tut alles, um ihre Ziele zu verfolgen, egal welche Folgen es auch hat. Das alles macht Klara Himmel ziemlich unsympathisch.
Dabei hätte der Plot das gar nicht nötig. Die Lösung ist keine wirkliche Überraschung, aber der Kriminalfall ist ungewöhnlich, passt genau in die Region und wird spannend erzählt.
Ich liebe humorvolle Krimis, aber immer auf Kosten anderer zu lachen und dann auch noch jedes Klischee zu bedienen, ist mir unangenehm.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Spröde

Sommerkind
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Ragna ist eine erwachsene Frau und Wissenschaftlerin. Als sie eine vergessen geglaubte Erinnerung überfällt, macht sie sich auf, um herauszufinden, was aus den Personen geworden ist, die damals daran beteiligt ...

Ragna ist eine erwachsene Frau und Wissenschaftlerin. Als sie eine vergessen geglaubte Erinnerung überfällt, macht sie sich auf, um herauszufinden, was aus den Personen geworden ist, die damals daran beteiligt waren.
Es gab damals eine zarte Liebesbeziehung zwischen Ragna und Kolja. Während eines Treffens der beiden ist Koljas kleine Schwester Malu beim Schwimmen im Schwimmbecken verunglückt und beinahe ertrunken. Ragna hat sie aus dem Wasser gezogen. Seither liegt Malu im Wachkoma. Koljas Eltern gaben ihm vollständig die Schuld an dem Unglück und verpflichteten ihn dazu, sich zweimal in der Woche in die Klinik zu begeben, in der seine Schwester liegt, um mit ihr zu sprechen. Kolja kann mit diesen Begegnungen nur schlecht umgehen, doch er lernt dort Max kennen, der zu seinem besten Freund wird.
Beim Lesen lernt man viel über das Koma und was ein solches Unglück mit einer Familie machen kann. Die Autorin schreibt einen sehr klaren, poetischen Stil. Sie verwendet unglaublich viele Verweise auf Bücher oder Kunstwerke, die man entweder nicht versteht, weil es sich nicht um die Gängigen handelt, oder googeln muss. Ihre Sätze sind klar und eindeutig, die Rechtschreibung gelegentlich etwas eigenwillig. Die fehlende wörtliche Rede macht das Buch zudem etwas spröde.
Leider bleiben am Ende viele Fragen ungeklärt, sodass einem die Figuren noch lange im Kopf herumspuken. Besonders das Schicksal Koljas, der von seinen Eltern zum Schuldigen abgestempelt wurde und nun lange braucht, um sein Leben in den Griff zu bekommen, hat mich sehr bewegt.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Verschenkt

Der Gärtner war's nicht!
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Konny und Kriemhild, Zwillinge, über 60, beide alleinstehend, führen eine Pension, die nicht wirklich gut geht. Doch dann meldet jemand eine Band an, die eine ganze Woche bleiben soll. Außerdem kommt ein ...

Konny und Kriemhild, Zwillinge, über 60, beide alleinstehend, führen eine Pension, die nicht wirklich gut geht. Doch dann meldet jemand eine Band an, die eine ganze Woche bleiben soll. Außerdem kommt ein allein reisender Gast. Im Haus wohnen noch ein Kater und ein Aphasiker, der ehemals Bankdirektor war.
Etwa nach der Hälfte des Buches geschieht ein Mord. Der Bandleader wird überfahren. Die Polizei kommt, kann den Fall aber nicht lösen, also müssen die Schwestern ran – oder wollen.
Die Autorin gibt sich viel Mühe, die Pension und die Beziehung der beiden Schwestern zu beschreiben. Die Atmosphäre entwickelt sich großartig. Auch der Einzelgast hat seine großartigen Momente. Konnys Kummerkastenkommentare sind auch Highlights des Buches, doch leider ist der ganze Fall sehr klischeehaft. Humor, der sich aus den unpassenden Äußerungen eines Aphasikers ergibt, die Band, von der man nicht mehr erfährt, als dass sie in den Keller gehen zum Üben und die beiden Shubiduba-Girls eifersüchtig aufeinander sind …
Ich war ziemlich enttäuscht von der Geschichte. Wenig Überraschung, viele Klischees – der unabhängige Kater, der auch in Kursivschrift zu Wort kommt – vielleicht auch einfach zu viel des Guten.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Schön skurril

AUF ZAUBER KOMM RAUS
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Martin Banks ist ein Zauberer, er lebt im Mittelalter – aber eigentlich stammt er aus den USA … - es geht nicht um Mark Twains „Ein Yankee aus Conecticut an König Artus Hof“, aber ähnlich wahnwitzig ist ...

Martin Banks ist ein Zauberer, er lebt im Mittelalter – aber eigentlich stammt er aus den USA … - es geht nicht um Mark Twains „Ein Yankee aus Conecticut an König Artus Hof“, aber ähnlich wahnwitzig ist die zugrundeliegende Idee schon.
Okay, so richtig lässt sich der Inhalt des Romans nicht in wenigen Worten zusammenfassen, auch wenn die Klappentextschreiber das natürlich getan haben (dort nachzulesen) – was jedoch wichtig ist: die Geschichte entwickelt sich rasant. Auch wer den ersten Teil nicht gelesen hat, versteht schnell, worum es geht: es gibt eine Datei, mit deren Hilfe man in der Zeit reisen und sich beliebige (?) Fähigkeiten zuordnen kann  daraus entstehen eben die Zauberer und Hexen in den unterschiedlichen Zeitaltern und Ländern.
Martin und sein Freund Philip leben in Camelot, zusammen mit einigen anderen. Die weiblichen Zeitreisenden hingegen haben sich in Atlantis versammelt und ein eigenes Leben aufgebaut, ganz nach ihrem Geschmack.
Martin und Philip werden dorthin eingeladen, um an einer Konferenz teilzunehmen, bei der das Zusammenleben zwischen Menschen und Zauberern irgendwie geregelt werden soll, doch verschiedene Mordanschläge torpedieren die Sitzungen.
Auf einer zweiten Handlungsebene versucht ein gewisser Jimmy, nach Camelot zurückzukehren, nachdem er scheinbar von dort verbannt wurde, weil er versucht hat, alle umzubringen.
Das Zeitreisen in diesem Roman hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Nachwelt, allerdings gibt es Brit doppelt. Ach, und alle Zauberer sind unverwundbar, sodass die Mordanschläge auf eben diese Brit ziemlich witzlos sind, oder doch nicht?
Nichts ist so, wie man es erwartet. Der Autor haut eine witzige Idee oder Wendung nach der nächsten heraus, bedient sich dabei ziemlich wahllos und offensichtlich bei allen möglichen anderen einschlägigen Serien aus Film, Fernsehen und Literatur – was mich immer wieder zum Kichern gebracht hat – schön, wenn man sich selbst auf die Schippe nehmen kann.
Am Ende ist die Handlung stringent, (fast) alle losen Fäden sind verknüpft, (fast) alles ergibt einen Sinn, doch das ist eigentlich zweitrangig. Das Lesevergnügen schöpft sich mehr aus der überbordenden Fantasie des Autors (eine Stadt aus Diamant, Furzbomben, personal-magnetische Pfeile …), die aus jeder Szene so viel mehr herausholt, als man erwarten dürfte.
Ein wahres Lesevergnügen für alle, die es skurril und überraschend mögen – für alle Nerds sowieso.