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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2017

Authentisch

Saskias Gespenster
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Saskia kommt nach dem Tod ihrer Eltern ins Heim. Auf dem Weg dorthin bemerkt sie ein Gespenst, weshalb sie so schnell wie möglich zum Friedhof zurückkehrt, um es zu besuchen.

Saskias Auftakt im Heim verläuft ...

Saskia kommt nach dem Tod ihrer Eltern ins Heim. Auf dem Weg dorthin bemerkt sie ein Gespenst, weshalb sie so schnell wie möglich zum Friedhof zurückkehrt, um es zu besuchen.

Saskias Auftakt im Heim verläuft ungünstig. Ihr neues Zimmer soll sie mit einem Mädchen teilen, das ihr unmissverständlich mitteilt, dass sie unerwünscht ist. Dr. Schäfer, der Psychologe, will ihr helfen, über alles hinwegzukommen. Doch Saskia ist nicht bereit dazu. Sie beginnt, den Tod ihrer Eltern zu verleugnen - weil die Gespenster auf dem nahe gelegenen Friedhof ihr erzählen, dass es durchaus sein könnte, dass sie eigentlich Geheimagenten sind und untertauchen mussten, dass im Krankenhaus ein Fehler begangen wurde und andere im Grab liegen ...
Deshalb willigt sie ein, mit einem Gespenst ins Krankenhaus zu fahren, um nach ihren Eltern zu suchen. Dass das Gespenst selbst auch noch etwas im Krankenhaus zu erledigen hat, begreift sie seiner ganzen Tragweite sehr spät.
Doch trotzdem lässt sie sich nicht davon abhalten, weitere Ausflüge mit anderen Gespenstern zu unternehmen.
Ihre Situation im Heim verbessert sich ein wenig, da sie Zutrauen zu Oskar fasst, einem Jungen in ihrem Alter, der seltsamer Weise mehr Freiheiten zu haben scheint als die anderen.
Dann ist da noch Ignaz, ein Mann, der ebenfalls auf dem Friedhof haust.
Plötzlich geschieht etwas völlig Unerwartetes, auf das ich aus Spoilergründen hier nicht näher eingehen will. Es verändert jedoch alles, Saskias Situation und ihre Einstellung zu Leben und Tod.
Das Ende ist hoffnungsvoll.
Als ich das Buch in den Händen hielt und den Titel las, fasste ich ihn im ersten Augenblick zweideutig auf, musste beim Lesen jedoch recht schnell feststellen, dass ich es mit echten Gespenstern (mit ihren ganz eigenen Regeln - sehr witzig) zu tun bekam. Die Autorin erzählt so beeindruckend von ihnen, dass man das Surreale schnell vergisst und ihr bereitwillig in diese Welt folgt.
Die sehr persönliche Erzählhaltung (die Leserinnen und Leser erfahren alles, was Saskia denkt) führt zu einer großen Identifizierung mit der Figur Saskia, die das ganze Buch über auf der Suche ist, nach ihren Eltern, nach sich selbst, nach Freunden, nach einem Platz zum Leben.
Die Autorin hält gekonnt die Waage zwischen surrealen und wirklichen Ereignissen, spielt immer wieder mit den Erwartungen des Lesers, lässt es anders kommen als gedacht und dann wieder doch nicht.
Der Stil ist flüssig, lässt sich ganz hervorragend lesen und erzeugt einen Sog. Man möchte gern wissen, wie es weitergeht. Die Dialoge treiben die Handlung voran. Saskias Gedankenströme lassen sie sympathisch erscheinen und machen ihre Entscheidungen nachvollziehbar.
Auch das Titelbild - schmutziggrüner Hintergrund, im Vordergrund ein Friedhof in Schwarzgrau, mit einer Hängematte zwischen den Grabsteinen, auf der ein Mädchen liegt in Rot - macht neugierig und passt hervorragend zum Titel.
Ein wirklich rundum gelungenes Buch.

Veröffentlicht am 21.02.2017

Sachbuch und Erzählung geschickt kombiniert.

Lautlose Stufen
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Hella Arnold ist 10 Jahre alt, geht zur Schule, wächst in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Sie selbst fühlt sich jedoch rundum wohl, bis sie erkrankt.

Niemand weiß genau, um welche Krankheit es sich ...

Hella Arnold ist 10 Jahre alt, geht zur Schule, wächst in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Sie selbst fühlt sich jedoch rundum wohl, bis sie erkrankt.

Niemand weiß genau, um welche Krankheit es sich handelt, aber sie muss oft ins Krankenhaus, versäumt Unterricht und kann - vor allen Dingen - kein Jungmädel werden. Das allein macht sie schon zur Außenseiterin, hinzu kommt noch, dass sie und ihre Eltern katholisch sind.
Den Leserinnen und Lesern erschließt sich schnell, dass Hella im Nationalsozialismus aufwächst. Wir begleiten sie, bis zu ihrem 14. Lebensjahr. Bemerkungen der Erwachsenen, die Hella mit anhört, sprechen eine deutliche Sprache. Gleichzeitig steht jedem Kapitel eine kurze, sehr gut verständliche Einführung in bestimmte geschichtliche Aspekte dieser Zeit voran. Einmal geht es um die Lehrer, denen die Mitgliedschaft in der NSDAP vorgeschrieben war, ein anderes Mal um Radios und Fernseher bzw. den Volksempfänger usw. Die erzählte Geschichte um Hellas Leben ist so eingebettet und erhält einen Rahmen, der es auch jüngeren Menschen erlaubt, die Geschehnisse einzuordnen.
Sicher wird vielen der Atem stocken, wenn sie die Rechenaufgabe lesen, in der die Schüler ausrechnen soll, wie viele Lehrer man einstellen könnte, wenn es keine “Krüppel” gäbe, die der Staat durchfüttern muss (S. 15). Doch dadrch wird schon an dieser Stelle das eigentliche Thema des Romans klar: es geht um lebensunwertes Leben.
Auch Hella, deren Krankheit sie daran hindert zur Schule zu gehen, wird als lebensunwert eingestuft, obwohl sie nähen lernt und beim Ausbessern von Kleidungsstücken hilft.
Der Titel des Romans bezieht sich auf die Stufen, die Hella in ihrem Haus nur benutzen darf, wenn sie sich nach unten schleichen will, ohne von den Eltern gehört zu werden. Sie ihrerseits hört dadurch einiges, was nicht für ihre Ohren bestimmt war.
Hella ist ein tapferes, auch mutiges Mädchen, das nicht unbedingt alles versteht, was um es herum geschieht, aber immer versucht, alles richtig zu machen.
Mehrmals wird die Geschichte richtig spannend. Der Autorin gelingt es, mit vielen Dialogen und eindringlichen Bildern vom Leben im Nationalsozialismus zu erzählen.
Inge Becher leitet ein Museum in Georgsmarienhütte. Den Anstoß zu diesem Buch gab das Projekt “70 Jahre danach - Generationen im Gespräch”, das die Autorin 2015 gemeinsam mit der Stadt Georgsmarienhütte und dem Anne Frank Zentrum durchführte.
Eine Leseempfehlung, gerade auch für Leseungeübtere.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Interessante Lebenswelten

Ab morgen wird alles anders
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Auf 298 Seiten lädt Anna Gavalda die Leserinnen und Leser in fünf verschiedene Lebenswelten ein. Jede der fünf Kurzgeschichten entfaltet ihren eigenen Kosmos um die jeweilige Hauptfigur. Dabei sind die ...

Auf 298 Seiten lädt Anna Gavalda die Leserinnen und Leser in fünf verschiedene Lebenswelten ein. Jede der fünf Kurzgeschichten entfaltet ihren eigenen Kosmos um die jeweilige Hauptfigur. Dabei sind die Stimmungen recht unterschiedlich, die Kunstfertigkeit, mit der Figuren (und ihre Lebenshintergründe) zum Leben erweckt werden und zum Mitfiebern bzw. Mitleiden oder Mitfeiern einladen, ist überwältigend.
In „Mein Hund wird sterben“ ist der Sohn des Ich-Erzählers verunglückt und seine Ehe ebenfalls. Er liest einen Hund auf und tröstet sich mit ihm, doch nun droht der ebenfalls zu sterben.
„Mathilde“ ist eine junge Studentin, die etwas zu sorglos mit ihr anvertrautem Geld umgeht und dann eine erstaunliche Bekanntschaft macht.
„Meine Kraftpunkte“ erzählt von einem Vater, der ins Büro der Schulleiterin bestellt wird.
„Yann“ lernt die Nachbarsfamilie kennen und erkennt dadurch, dass er nicht wirklich glücklich ist und vielleicht selbst etwas dazu beitragen könnte, dass es mit ihm bergauf geht.
In „Minnesang“ macht Lulu eines Nachts „Party“ und trifft einen Menschen, der völlig anders ist, als sie erwartet hat.
In allen Kurzgeschichten erleben die Protagonisten etwas, das ihrem Leben eine neue Richtung verleiht, das ihnen etwas bewusst macht.
Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens „Meine Kraftpunkte“, weil sie auf so einfache Art demonstriert, zwischen wie vielen Welten wir alle so tagtäglich pendeln und wie gut es ist, wenn ein paar Wahrheiten auch Wahrheiten bleiben. (Mal ganz abgesehen davon, dass sie beinahe schulbuchhaft die wichtigsten Regeln für Kurzgeschichten einhält und damit durchaus als Unterrichtslektüre eingesetzt werden könnte.)
Man möchte beim Lesen ständig jemanden neben sich sitzen haben, dem man die schönen Stellen, die ungewöhnlichen Wortschöpfungen oder Vergleiche vorlesen kann.
Ich habe das Buch ausgesprochen genossen, sowohl die Sprache, als auch die Melodie der Sätze, die Stimmungen, die Welten … unbedingt empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Rezepte für Senfsoßen, Dips und Würzmischungen, die sich schön verpackt auch als Geschenke oder Angebote für Basare eignen.

Tomatenpesto und Ingwersenf
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Nach einer kurzen Einführung unter dem Motto: Einfach - köstlich - selbst gemacht folgt eine Kleine Senfkunde. Danach geht es ans Ausprobieren: - Senfe und Senfsaucen, - Dips und - Würzmischungen, abgerundet ...

Nach einer kurzen Einführung unter dem Motto: Einfach - köstlich - selbst gemacht folgt eine Kleine Senfkunde. Danach geht es ans Ausprobieren: - Senfe und Senfsaucen, - Dips und - Würzmischungen, abgerundet von einem Register, dem Bildnachweis und wneigen Informationen über die Autorin.
Selbstverständlich existerit auch ein Rezept zur Herstellung eines “Basissenfes”, aber die Autorin räumt ein, dass er ein bisschen tricky herzustellen ist und empfiehlt die Verwendung eines gekauften Senfes als Grundlage für ihre Rezepte. Das erleichtert die Sache ungemein.
Wasabi-Senf mit Crunch ist in sekundenschnelle zubereitet, und man benötigt nur 3 Zutaten. Die Empfehlung, ihn für Gemüseeintopg einzusetzen, macht die Angelegenheit spannend und fordert zu Experimenten heraus.
Das Buch ist recht kleinformatig (ca. 16 x 21 cm). Jedes Rezept ist mit einer einseitigen Farbfotografie illustriert. Selbst die Rezeptseiten, die meist nicht sehr voll sind, da sowohl Zutatenliste als auch Arbeitsanweisungen recht übersichtlich sind, sind teilweise mit kleinen, farbigen Zeichnungen von Zutaten und Kräutern verziert.
Insgesamt macht es Spaß, in dem Buch zu blättern, sich die Tipps anzusehen, die vorschlagen, wozu die Rezepte passen könnten und sich dann etwas auszusuchen.
Auf einem Basar oder bei einem Tag der offenen Tür wäre ein Soßen-Dip-Stand mit Verkostung garantiert der Renner.

Veröffentlicht am 20.01.2017

Reimgeschichten - gereimte Gedichte mit viel Fantasie und Kreativität und beeindruckenden Illustrationen

Ein Teich voll mit Tinte
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Annie M.G. Schmidt ist eine niederländische Kinderbuchautorin, die für ihr innovatives Weiterentwickeln von Kinderliteratur die renommierte Hans-Christian-Andersen-Medaille erhielt. In Deutschland ist ...

Annie M.G. Schmidt ist eine niederländische Kinderbuchautorin, die für ihr innovatives Weiterentwickeln von Kinderliteratur die renommierte Hans-Christian-Andersen-Medaille erhielt. In Deutschland ist sie noch nicht so bekannt, war jedoch in der ZEIT-Kinderedition vertreten und “Die geheimnisvolle Minusch” diente als Filmvorlage. Entsprechend “gewöhnungsbedürftig” sind ihre Texte beim ersten Lesen.
Sie erzählen fantastische Geschichten, die sich reimen, nicht immer ganz rein, aber auf jeden Fall witzig. Trotz ihrer Kürze eignen sie sich nicht zum Schnelllesen, man muss sie sich auf der Zunge zergehen lassen, damit sich die gesamte Kraft der Bilderwelt entfalten kann. Das beginnt beim Tintenteich hinterm Haus, geht über die Familie, die im Eichenbaum wohnt bis zur lieben Frau Möller mit dem Braunbären im Keller. Skurril liest sich auch die letzte Geschichte des Buches, in der drei Räuber den Mond stehlen.
In allen Geschichten kommt es immer anders als erwartet, meist noch viel fantastischer. Und durchaus nicht immer lieblich.
Eindrucksvoll zeigen die farbenfrohen Illustrationen von Sieb Posthuma, was man sich bei den Geschichten vorstellen könnte. Gleichzeitig eröffnen seine Bilder eine weitere Dimension, gehen über das Erzählte hinaus, interpretieren es auf eine ganz eigene Weise und werden dadurch mehr als bloße Bilder, die den Aspekte des Textes darstellen. Bestätigt wird das durch die Tatsache, dass ganze Doppelseiten eingefügt wurden, die Illustrationen zu einem Text auf den vorhergehenden Seiten anbieten.