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Veröffentlicht am 01.04.2024

Wahnsinns-Entwicklung

Prison Healer (Band 2) - Die Schattenrebellin
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Kiva ist frei, nicht länger Insassin von Zalindov. Nun kann sie den Plan ihrer Familie, den Thron zurückerobern, endlich vorantreiben. Praktischerweise ist sie mit Jaren an den Hof seiner königlichen Familie ...

Kiva ist frei, nicht länger Insassin von Zalindov. Nun kann sie den Plan ihrer Familie, den Thron zurückerobern, endlich vorantreiben. Praktischerweise ist sie mit Jaren an den Hof seiner königlichen Familie gefolgt und kann dort als Spionin agieren. Doch je länger sie dort lebt, desto weniger überzeugt ist sie von ihrer Mission, denn sie schließt die Menschen, vor allem Jaren, immer mehr ins Herz. Auf wessen Seite steht sie?

Woooow. Nach Band 1 hätte ich nicht gedacht, dass mich diese Reihe noch so sehr kriegt. Band 1 fand ich etwas zäh und nicht so super fesselnd, aber durchaus voller Potenzial und mit sehr spannendem Ende. Band 2 durfte also einziehen und was soll ich sagen? Ich liebs! Also vor allem jetzt nach Beenden. Denn zu Beginn des Buches hat es trotzdem noch ein wenig gedauert, bis es mich in seinem Bann hatte. Kiva lebt nun am Königshof, wir erfahren noch ein wenig über die Reise dorthin, und ansonsten geht es dort direkt mit der Handlung los. Das ist erstmal noch relativ ruhig und unspektakulär. Kiva setzt sich mit ihrer Situation auseinander, denkt nach, was sie unternehmen kann, verbringt Zeit mit Jaren und lernt weitere Charaktere kennen, die im Laufe der Geschichte immer wichtiger werden. Nachdem Band 1 mich noch nicht so vollends gepackt hat, hat das also erstmal nicht ausgereicht, um mich in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen. Aber es war trotzdem sehr spannend und hat vor allem meine Neugier entfacht, wie Kiva sich durch diese schwierige Situation manövrieren will. Außerdem hat Jaren es geschafft, sich immer weiter in mein Herz zu schleichen, wie auch in Kivas, was dafür gesorgt hat, dass ich mich emotional immer tiefer verstrickt habe. Auch Kiva ist mir hier deutlich sympathischer geworden, weil sie sich mehr geöffnet hat, mich als Leserin besser eingelassen hat in ihre Gedanken und Gefühle. Darüber hinaushab ich mein Herz auch an Caldon verloren, der ein wahnsinnig witziger, toller, handlungsbereichender (Neben-)Charakter war, der mich einige Male überrascht hat und der eine wirklich schöne Verbindung zu Kiva hatte.

Im Laufe dieses Buches hab ich gemerkt, wie krass ich immer mehr emotional involviert wurde, wie tief ich mich in dieser Welt und bei diesen Charakteren verloren habe. Ich hab alles so wahnsinnig stark in mich aufgesogen. Dieses Buch hat es geschafft, mich quasi aus jeglicher Realität abzukapseln. So sehr hatte ich das schon lange nicht mehr und ich hab es so unfassbar geliebt! Kiva, Jaren, Caldon und einige andere - sie haben mich so tief berührt, ihre Freude war meine Freude, ihr Schmerz meiner und jegliches Entstetzen, Nervosität, Aufregung hab ich gespürt wie meine eigene. Das Ende hat mich komplett zerstört und in Panik versetzt, sodass ich doch tatsächlich direkt am nächsten Tag zur Buchhandlung rennen und Band 3 kaufen musste.


Also einfach Wow. Weil das Buch erstmal ein wenig brauchte, um richtig bei mir anzukommen, ziehe ich ein wenig ab, aber trotzdem gibt es 4,5 Sterne und diese Reihe ist mit diesem Buch zu einer meiner Lieblingsreihen geworden!

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Etwas langatmig, trotzdem episch!

Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt
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Eigentlich müsste Bryce nach der Rache für den Tod ihrer besten Freundin und nach dem Retten von Crescent City etwas durchatmen können. Doch sie und Hunt stehen unter genauster Beobachtung der Asteri, ...

Eigentlich müsste Bryce nach der Rache für den Tod ihrer besten Freundin und nach dem Retten von Crescent City etwas durchatmen können. Doch sie und Hunt stehen unter genauster Beobachtung der Asteri, sie dürfen sich keine Fehler mehr erlauben. Trotzdem kann Bryce es nicht lassen, Nachforschungen anzustellen, als sie von den Aktivitäten der Rebellen erfährt. Schon bald hat sie erneut einen Plan ausgeheckt, der für sie und ihre Freunde mehr als gefährlich ist ...

Ich habe sehr lange gewartet, um Band 2 zu lesen, damit ich Band 3 dann direkt hinterherschieben kann. Was allerdings zur Folge hatte, dass ich Band 1 nicht mehr so im Kopf hatte. Über die inhaltlichen Geschehnisse hatte ich mich nochmal informiert, emotional war ich aber nicht mehr so tief drin in dieser Reihe. Das hab ich hier deutlich gemerkt. Die Bindung zu den Charakteren war nicht mehr so stark, ihre Schicksale haben mich durch die lange Pause nicht mehr so berührt, wie sie es sonst vielleicht getan hätten. Dadurch habe ich nicht ganz so tief mitgefiebert und mitgelitten, wie erhofft. Das hat sich im Laufe des Buches, als ich wieder mehr drin war, aber durchaus gebessert und ich konnte wieder besser abtauchen! Zu Beginn war es nämlich auch erst wieder noch etwas langatmig, was bei einem so dicken Buch schnell passieren kann. Bis alle Handlungsstränge vorangeschritten waren und sich langsam miteinander verflochten haben, hat es eine Weile gedauert.

Diese beiden Punkte sind zwar nicht zu verachtende, aber auch meine einzigen Kritikpunkte, die auf den letzten Seiten des Buches, als so richtig Fahrt aufkam, immer mehr in den Hintergrund gerückt sind. Ich hab die Dialoge wieder geliebt, wie die Charaktere alle miteinander umgehen - Bryce, Hunt, Ruhn, Ithan, Tharion, Juniper und Fury und einige weitere. Jeder scheint in jeder Relation ganz unterschiedliche Dynamiken mitzubringen, was das ganze echt aufregend gemacht hat. Dabei mangelt es nicht an Humor und Witz, an dämlichen Situationen, die mich echt zum Schmunzeln gebracht haben, und die die ansonsten ziemlich ernste Handlung immer wieder aufgelockert haben. Die weiter oben schon angesprochenen Handlungsstränge waren zwar am Anfang ein wenig zäh, aber irgendwie ist auch das gerade das geniale an der Reihe: Wir verfolgen unterschiedliche Charaktere, mit unterschiedlichen Motivationen und können abwechselnd erleben, wie sie in ihren Vorhaben vorankommen - nur um im Laufe der Zeit immer mehr festzustellen, dass alles in die gleiche Richtung steuert. Dann kreuzen sich Handlungsstränge, werden zu einem einzigen und so läuft irgendwann alles zusammen, mit unterschiedlichen Hinweisen, Entdeckungen und Ideen, die allen Charakteren währenddessen so gekommen sind. Das ist wahnsinnig gut konstruiert und macht richtig Spaß, das zu beobachten.

Gegen Ende hat es auch so an rasanter Spannung gewonnen, dass ich dann doch noch ziemlich an den Seiten geklebt habe. Das Finale war heftig, und der Cliffhanger ein riesiger Plottwist und Moment, der einem den Atem raubt. An der Stelle war ich extrem froh, so lang gewartet zu haben, bis Band 3 erscheint.


Insgesamt hat Band 2 ähnlich wie sein Vorgänger eine ganze Weile gebraucht, um richtig Schwung aufzunehmen, aber dann ist es absolut episch geworden. Man braucht für diese Reihe einen langen Atem, aber wenn man dranbleibt, lohnt es sich! 4-4,5 Sterne für diesen Band!

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Bittersüß und tiefgründig

Like words on our skin
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Sadia und Ibrahim. Ibrahim und Sadia. Vor mehr als einem Jahr verbanden sie endlose Gespräche und magische Momente, nachts, im Büchercafé. Doch dann brach Ibrahim den Kontakt ab, von jetzt auf gleich, ...

Sadia und Ibrahim. Ibrahim und Sadia. Vor mehr als einem Jahr verbanden sie endlose Gespräche und magische Momente, nachts, im Büchercafé. Doch dann brach Ibrahim den Kontakt ab, von jetzt auf gleich, ohne Erklärung. Sadia hat die schmerzhafte Funkstille noch immer nicht überwunden, als Ibrahim plötzlich wieder vor ihr steht. Sie weiß, dass sie sich nicht nochmal auf ihn einlassen sollte, aber sie beide zusammen, das ist, als würde alles wieder an seinen Platz rücken. Doch die Frage nach dem Grund seines Verschwindens steht zwischen ihnen. Haben die zwei eine Chance?



Nachdem ich Band 1 so sehr geliebt habe, war ich unfassbar neugierig auf Like words on our skin. Ibrahim kennen wir schon aus dem Vorgänger als Bruder des Protagonisten, Sadia lernen wir neu kennen. Mit ihr beginnt das Buch, mit einem direkt sehr stimmungsvollen Prolog indem wir einer besonderen Tradition in ihrer Familie begegnen. Das Buch ist danach immer in wechselnder Perspektive geschrieben, und so kommen wir beiden Charakteren sehr nahe. Ich habe mit beiden nicht sonderlich viel gemein und trotzdem konnte ich sie so gut verstehen, so sehr nachvollziehen, warum sie sind, wie sie sind.

Das wichtigste bei diesem Buch ist wohl, zu sagen, dass es nicht einfach eine Liebesgeschichte ist. Ja, die ist es auch – ich mag die zarten Entwicklungen zwischen den beiden, wie sie aufeinanderzugehen, aber beide mit inneren Dämonen kämpfen. Wie viel sie sich bedeuten, aber beide nicht wirklich damit umgehen können, es erst lernen. Wie sie ohne es wirklich zu wissen sich gegenseitig aufbauen. Das ist so wunderschön und auch ein wenig herzzerreißend und ich liebe es, wie sie vorankommen und aufeinanderzugehen. Aber da steckt eben noch so viel mehr hinter, gegründet auf ihrer Herkunft aber auch auf ganz individueller Ebene. Und da hat Mehwish Sohail schon in Band 1 bewiesen, wie gut und gefühlvoll und wunderschön und schmerzhaft sie da schreiben kann. Das ist hier definitiv wieder der Fall.

Sadia und Ibrahim sind beide Pakistani, kommen beide aber aus völlig unterschiedlichen Familien und bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Ihre Herkunft und ihre Aufwachsen beeinflussen sie stark, und ich find es so gelungen, wie die Autorin mir, einer weißen Europäerin, mit so viel Einfühlsamkeit näherbringt, was das für sie jeweils bedeutet. Und was sie aus Traditionen ihres Landes und speziell ihrer Familien mitnehmen. Dabei hab ich einige Gemeinsamkeiten mit dem, was ich kenne, gefunden, aber es hat mir auch neue Perspektiven gegeben und an der ein oder anderen Stelle die Augen geöffnet. Davon abgesehen waren die beiden auch sehr spannende Charaktere – Sadias Liebe zum Kochen, ihre Unsicherheiten und ihr starker Wille. Ibrahims Schlagfertigkeit, seine komplexe Beziehung zu seinen Geschwistern, seine Liebe für gute Bücher. Ich hab die beiden, genau wie einige Nebencharaktere (z. B. die Geschwister Sadeem generell) sehr ins Herz geschlossen.
Eine zusätzliche enorme Tiefgründigkeit bekommt die Geschichte aber auch noch durch die Probleme, die Ibrahim mit sich, seinem Leben und den Ansprüchen seiner Familie und an sich selbst hat. Man leidet mit ihm mit, es ist nicht immer leicht mit ihm, aber man kann seine Gedanken nachvollziehen. Ich möchte nicht spoilern, aber für ihn ist es ein längerer Weg, der nicht nur sein eigenes Leben, sondern eben auch die Beziehung zu Sadia beeinträchtigt und der rückblickend einfach so vieles erklärt. Ich find es so schön, dass die anderen ihn nie aufgegeben haben und für ihn da waren.

Der Schreibstil von Mehwish Sohail ist einfach besonders. Er ist so schön, so ruhig und dabei so eindringlich. Die Geschichte fühlt sich beim Lesen irgendwie leise, aber dafür umso intensiver an. Mir persönlich hat der erste Band noch besser gefallen, weil ich Tariq und Arwa noch mehr geliebt habe, sie mich noch tiefer berührt haben. Aber auch Sadias und Ibrahims Geschichte hat mich sehr mitgenommen und einen schönen, aber auch bittersüßen Nachgeschmack hinterlassen. Deshalb gibt es eine große Empfehlung und ich freue mich sehr auf Band 3!

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Süße, atmosphärische Weihnachtsgeschichte (4-4,5)

Love & Lebkuchen
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Der jährliche Weihnachtsmarkt ist für Konditorin Kathi und ihre Schwester ein wichtiges Standbein, um ihr Café vor dem Aus zu retten. Doch die Freude über den eigenen Stand wird getrübt, als ein Konkurrent ...

Der jährliche Weihnachtsmarkt ist für Konditorin Kathi und ihre Schwester ein wichtiges Standbein, um ihr Café vor dem Aus zu retten. Doch die Freude über den eigenen Stand wird getrübt, als ein Konkurrent auf der Bildfläche auftaucht: Simon, Erbe einer Bäckereikette und offensichtlich gewillt, das Dorf mit seinen kreativen Rezepten und neuen Trends für sich einzunehmen. Kathi nimmt die Herausforderung an und plant, nicht nur die Weihnachtsmarkt-Besucher für sich zu gewinnen, sondern auch den großen Lebkuchenwettbewerb. Aber während ihres Konkurrenzkampfes muss sie feststellen, dass sie und Simon vielleicht mehr verbindet als sie denkt ...

Love & Lebkuchen war seit Langem mein erstes Weihnachtsbuch und es hat mir gut gefallen! Das Buch ist voller Weihnachtsstimmung, denn es geht viel ums (Plätzchen-)Backen und den Weihnachtsmarkt. Es wird über Rezepte von Lebkuchen, Vanillekipferl, Nussecken und co gesprochen, Punsch getrunken, Dekoration angebracht. Dabei hab ich ganz viel Lust zu Naschen bekommen, und auch, selbst direkt wieder über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Schön finde ich dabei auch, dass die Rezepte nochmal hinten im Buch stehen, damit man, wenn man möchte, selbst nachbacken kann!

Kathi war außerdem eine sympathische Protagonistin, die ich manchmal zwar schütteln wollte, deren Handlungen ich aber oft auch nachvollziehen konnte. Sie war in ihrer Verbissenheit manchmal etwas zu hart zu ihrer Schwester, aber auch da wusste man, wieso sie so reagiert. Ihre Leidenschaft fürs Backen und für das Café kam auf jeden Fall rüber. Simon wirkte auf den ersten Blick wie der typische Städter, der mit seinem Geschäft das Dorf aufmischen will, aber man hat relativ schnell gemerkt, dass da mehr hintersteckt, und dass er kein übler Kerl ist. Er hat sich zwar, genau wie Kathi, auf das "bakerybattle" und den Wettstreit eingelassen, ist dabei aber nie beleidigend oder mega unsympathisch rübergekommen. Er hat das als Spaß verstanden und Kathi dabei respektiert. Ich mochte die Austausche zwischen den beiden, sowohl online als auch in echt.

Die Handlung war mir manchmal nur fast schon zu dramatisch-runterziehend, das ist en ganz persönlicher Blick, weil ich es am liebsten nur cozy und schön in Weihnachtsgeschichten habe, und der Tod der Mutter, was er in den Schwestern ausgelöst hat sowie die Sache mit dem Café und auch Simons Probleme teilweise schon sehr düster waren. Aber es hat nicht überhand genommen und hat mich nur hier und da minimal rausgebracht.

Das Ende mit dem Wettbewerb war sehr aufregend und ich mochte, wie es abgelaufen ist und wo es hingeführt hat. Auch das Ende des Buches an sich passte für mich da gut rein, es war genug geklärt, aber nicht alles, um es nicht unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Die Länge des Buches war außerdem perfekt für einen weihnachtlichen Buchgenuss. Ich bin sehr froh, dass ichs gelesen habe und gebe 4-4,5 Sterne und eine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Eindrucksvoll und keine leichte Kost (4-4,5)

Die Unbändigen
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Im Jahre 2019 flieht Kate vor ihrem Mann in den Norden Englands, ins Weyward Cottage. Einst gehörte es Violet, die 1942 dorthin kam, nachdem eine fatale Begegnung mit einem Mann ihr Leben für immer verändert ...

Im Jahre 2019 flieht Kate vor ihrem Mann in den Norden Englands, ins Weyward Cottage. Einst gehörte es Violet, die 1942 dorthin kam, nachdem eine fatale Begegnung mit einem Mann ihr Leben für immer verändert hat. Beide stoßen während ihrer Zeit im Cottage auf Spuren einer jungen Frau namens Altha, die 1619 für den Mord an einem Mann durch Hexerei angeklagt wurde. Alle drei Frauen kämpfen zu ihrer Zeit um ihre Unabhängigkeit und ihre Freiheit. Und teilen dabei weitaus mehr als nur ähnliche Schicksale ...



Die Unbändigen ist ein sehr eindringliches, sehr bewegendes Buch. Es ist gleichermaßen mit Schrecken wie mit Hoffnung gefüllt. Ich denke, eine Triggerwarnung am Anfang des Buches wäre angebracht gewesen, denn die drei Protagonistinnen erfahren so ziemlich jede Form von psychischer und physischer Gewalt, die Frauen durch Männer widerfahren kann. Das ist schwer zu lesen und ich musste oft schlucken. Definitiv kein Buch für mal so zwischendurch. Was Frauen seit jeher auf ganz unterschiedliche Weisen durch Männer erleiden mussten und noch immer müssen macht wütend und traurig zugleich, und diese Emotionen brodelten beim Lesen die ganze Zeit in mir. Dabei sind die Schicksale von Kate, Violet und Altha leider nicht mal sonderlich überraschend, was das ganze erst so schlimm macht. Jede von ihnen erlebt etwas, was in ihrer jeweiligen Epoche sicherlich zahlreichen Frauen passiert(e).

Aber es steckt auch noch viel mehr in Die Unbändigen! Denn die drei sind keine Opfer. Sie sind Überlebende. Sie sind starke Frauen, die sich aus ihren Situationen herauskämpfen. Die sich nicht unterkriegen lassen. Das macht Mut und Hoffnung. Es ist sehr bewegend und erleichternd zu lesen, wie sie ihren Schrecken entkommen und es schaffen, ihren Weg zu gehen. Und darüber hinaus macht die Einbindung der Natur das Buch so besonders und ein wenig magisch. Alle Frauen haben eine besondere Verbindung zu ihr, zu den Tieren um sie herum. Das war super spannend zu lesen und mich hat sehr berührt, wie sehr die Natur und die Frauen sich beeinflussen und vor allem, wie viel Kraft die Natur ihnen gegeben hat. Mich hat an dem Buch fasziniert, wie es auf der Schwelle zwischen rational und übernatürlich kippelte. Es ist kein fantastischer Roman, aber dem ganzen wohnt doch irgendwie ein bisschen ein Zauber inne, gerade so wenig, dass es einem wahr und möglich vorkommt. Die vielen bildlichen und facettenreichen Beschreibungen haben die Natur zusätzlich zum Leben erweckt, der Schreibstil war wirklich genau perfekt für diese Geschichte.

Auch mochte ich den Aufbau des Buches und wie die drei Zeitebenen zusammenspielen. Sie stehen zwar jede für sich, und doch finden sich immer wieder Parallelen, und vor allem wenn Kate mehr über die Vergangenheit erfährt (oder auch schon Violet), wird das ganze auf so interessante Weise miteinander verwoben, ich fands richtig gelungen und fesselnd zu lesen. Ich wollte unbedingt wissen, wie die einzelnen Schicksale der Frauen sich entwickeln, und ich war sehr neugierig, wie sie in der Gegenwart mehr über die Frauen aus der Vergangenheit erfahren. Stilistisch ist das Buch einfach richtig gut.



Ja, es gibt in Die Unbändigen einiges zu lesen, wobei einem ein bisschen schlecht wird. Aber es ist kein Buch, das einfach zur Effekthascherei Leid zeigt. Vielmehr stehen die drei Frauen, ihre gemeinsamen Wurzeln und was sie alles schaffen können im Vordergrund, und das fand ich wirklich eindrucksvoll. 4,5 Sterne gibt es von mir.

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