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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2023

Tolle Autobiografie

Das ungeschminkte Leben
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Es ist ein Irrtum zu glauben, ein Volk sei von Natur aus bereit zur Revolution. Das Volk ist feige, materialistisch, egoistisch. Man muss es zwingen[...] 'Es zwingen! Ereiferte Ich mich. Heißt das, man ...

Es ist ein Irrtum zu glauben, ein Volk sei von Natur aus bereit zur Revolution. Das Volk ist feige, materialistisch, egoistisch. Man muss es zwingen[...] 'Es zwingen! Ereiferte Ich mich. Heißt das, man muss es verhaften, foltern, umbringen?"

Maryse Condés Autobiografie ist sowohl hochinteressant und scharfsinnig als auch sehr selbstreflektiert. Sie erzählt von ihrem Leben mit allen Hoch - und Tiefpunkten, von ihrer Suche nach Heimat und Identität sowie ihrer Entwicklung hin zu einer Frau die sich sowohl zu Gesellschaft und Kunst als auch zu Politik und Geschichte äußert und sich ganz sicher nicht den Mund verbieten lässt. Sie zeichnet ein scharfsinniges Portrait der Gesellschaft in die sie hineingeboren wurde, demaskiert diverse Rassistische unterdrückungsmechanismen und zeigt unglaublich viel Mut und Kampfgeist aber auch verletzlichkeit.

Maryse Conde wurde auf der französischen Karibikinsel Goudaloupe geboren. Mit 16 ging sie zum Studium nach Paris.  Später arbeitete die alleinerziehende als Lehrerin in Westafrika.
Sie wurde unter anderem mit dem   alternativen Literaturnobelpreis und dem nationalen Verdienstorden Frankreichs ausgezeichnet.

Ich bin ja generell eher ein Fan von Autobiografie als von solchen die von anderen geschrieben wurden. Ich finde das man beim lesen einer Autobiografie oft merkt das der Verfasser hier sein ganzes Herz offenbart und man so nach dem Lesen oft das Gefühl hat diesen Menschen nun zumindest ein Stückweit wirklich zu kennen, was bei Biografien wie ich finde oft etwas anders ist da der Verfasser immer auch seine persönliche Einstellung zur Person miteinbringt, was ja nichts schlechtes ist aber ich habe dann oft das Gefühl das die Biografie dem dargestellten Menschen nicht ganz gerecht wird.

Daher kann ich abschließend sagen, Autobiografien sind generell interessant und diese hier kann ich wirklich nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Toll

Die Paradiese von gestern
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Der Roman " Die Paradiese von gestern" von Mario Schneider hat mich durchgehend beeindruckt und begeistert.

Die Handlung dreht sich um Ella und René, ein Paar aus Ostdeutschland das nach der Wende ihren ...

Der Roman " Die Paradiese von gestern" von Mario Schneider hat mich durchgehend beeindruckt und begeistert.

Die Handlung dreht sich um Ella und René, ein Paar aus Ostdeutschland das nach der Wende ihren ersten Urlaub in Südfrankreich verbringt.

In dem Hotel, einem Schloss in dem sie unterkommen "herrscht" Madame de Violet, eine Gräfin die mit dem Leben abgeschlossen hat. Sie residiert dort mit ihrem Diener, doch wie lange das Schloss noch zu halten ist weiß niemand. Ella und René lernen, nach dem Fall der Berliner Mauer, in Frankreich die Freiheit, sich selbst und einander auf eine Art und Weise kennen die nicht nur ihre Beziehung sondern auch ihre Identitäten und Persönlichkeiten in Frage stellt.
Nachdem Madame de Violets Sohn Alain unerwartet auftaucht kommt es zu einem Abend nach dem Nichts mehr so ist wie am Vorher.
Alain und René verbringen immer mehr Zeit miteinander. Man kann sich allerdings des Eindrucks nicht erwehren das Alain René zu seinem Spielzeug gemacht hat.

Ein wichtiger Aspekt dieses Romans ist das Wechselspiel zwischen Vergangenheit und Zukunft sowie die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit.
Es geht um Geheimnisse und wie man mit einer Vergangenheit umgeht die viel Leid und Schmerz verursacht hat, eine Vergangenheit die aber in gewisser Weise auch Sicherheit bedeutete und in der die herrschenden Zustände mit den Jahren zur Normalität wurden. Wie kommt man damit zurecht wenn alles was einem einmal alles bedeutete plötzlich unbedeutend wird?

Dieser Roman konnte mich durchgehend durch seine unglaublich tolle Sprache und seinen Tiefgang begeistern. Die Komplexität und Authentizität der Figuren war wunderbar. So hat es Mario Schneider geschafft seine Figuren mit so viel Herz, Leben und auch menschlichen Fehlern auszustatten das man während des Lesens das Gefühl bekommt in die Handlung einzutauchen.
Ich fand auch den Titel sehr passend nach dem Motto die Paradiese von gestern strahlen für die einen hell und für die anderen sind es nur noch Ruinen.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Nicht ganz überzeugend

Die Diplomatin
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Wir waren die mit den freundlichen Lügen. Wir waren Menschen, die im strömenden Regen vor die Tür traten und davon schwärmten l, wie gut das für die Landwirtschaft sei. Das Schönste war, dass wir darum ...

Wir waren die mit den freundlichen Lügen. Wir waren Menschen, die im strömenden Regen vor die Tür traten und davon schwärmten l, wie gut das für die Landwirtschaft sei. Das Schönste war, dass wir darum wussten und meistens nur das glaubten, was wir nicht sagten." S. 80

Ich denke das Zitat spiegelt sehr gut die Einstellung wieder die für mich eines der offensichtlichen Charakterzüge der Protagonistin Fred darstellt.

Sie arbeitet als deutsche Konsulin. In Montevideo muss sie sich ihr scheitern eingestehen. Sie hat versagt, doch was bedeutet das für sie. Ist Diplomatie wirklich die beste Lösung für Konflikte, wie sie anfangs geglaubt hat oder sind das alles nur schöne Lügen?

Was tut eine Diplomatin die den Glauben an die Diplomatie verliert?

Schon als ich das Buch in einer Verlagsvorschau gesehen habe war mir klar das ich diesen Roman unbedingt lesen muss. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Diese wurden leider nicht ganz erfüllt. Die Geschichte hat sehr spannend begonnen jedoch leider mit der Zeit immer mehr an Spannung verloren. Auch das Ende war für mich irgendwie irritierend. Ich weiß nicht ob es an meinen extrem hohen Erwartungen lag aber ganz konnte mich der Roman leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Einblick in eine andere Lebensrealität

Elf ist freundlich und Fünf ist laut
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Der Name Daniel Tammet ist vielleicht einigen bereits bekannt.

Er rechnet schneller als jeder Computer, zwischenmenschliche Beziehungen sind ihm allerdings aufgrund seines Savant Syndroms oftmals ein ...

Der Name Daniel Tammet ist vielleicht einigen bereits bekannt.

Er rechnet schneller als jeder Computer, zwischenmenschliche Beziehungen sind ihm allerdings aufgrund seines Savant Syndroms oftmals ein Rätsel.
In diesem sehr interessanten und persönlichen Buch erzählt er offen, schonungslos und auch berührend aus seinem Leben.

Daniel Tammet sieht Zahlen als Formen, Farben oder Charaktäre. So hat er Zahlen die ihn beruhigen, solche die leuchten, andere sind für ihn dunkel, manche vibrieren, sind laut oder grell.

Ich fand dieses Buch wirlich sehr aufschlussreich, interessant und spannend. Daniel Tammet erzählt aus seinem Leben das durch seine Mischung aus Savant Syndrom und Synästhesie, als auch von seiner Epilepsie beeinflusst wird. Daniel Tammet hat es geschafft das ich mich fühlte als würde ich neben ihm sitzen während er seine Geschichte erzählt.

Von mir gibt es daher eine eindeutige Empfehlung für alljene die sie etwas mehr mit dem Thema Autismusspektrumstörung, Savant Syndrom oder auch Synästhesie beschäftigen wollen.
Hier erfährt man einiges spannendes. Hin und wieder mutet es an wie ein Sachbuch, dann wird es wieder durch viel persönliches aufgelockert.
Eindeutig sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Tolles Buch

Ozelot
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Die pure Lebenslust machte mich feministisch.Alles, was das Herz begehrte: wilde Abenteuer, lockende Fernen, tolle Kraftproben, Unabhängigkeit, Freiheit - das schäumende Leben schlechthin - schien in Tat, ...

Die pure Lebenslust machte mich feministisch.Alles, was das Herz begehrte: wilde Abenteuer, lockende Fernen, tolle Kraftproben, Unabhängigkeit, Freiheit - das schäumende Leben schlechthin - schien in Tat, Wort und Schrift den Männern vorbehalten zu sein." Iris van Roten (1917 - 1990) Prolog, S. 11

Rahel Senn widmet sich in ihrem Roman "Ozelot" den Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht in der Schweiz insbesondere dem Leben von Iris van Roten der Autorin des Feministischen Buches "Frauen im Laufgitter" die im Laufe ihres Lebens mit dem "Schweizer Frauenverein" bricht da dieser ihrer Ansicht nach einfache, schnelle Lösungen anstatt wirklicher veränderung anstrebt.

Iris van Roten war eine sogenannte "Suffragette". Anders als viele andere Frauen wurde sie in ihrem Bestreben auch von ihrem Mann unterstützt.
Im Rahmen der Handlung in der Abwechselnd Iris van Roten und Viktoria, ein Elfjähriges Mädchen das durch die Mutter zur Frauenbewegung kommt als Protagonistinnen auftreten, erfährt man viel über die Gesellschaftlichen Gepflogenheiten in der Schweiz der 70er Jahre. Eingefahrene Gewohnheiten, Misogynie und die Ansicht "Die Frau gehöre hinter den Herd und zu den Kindern" sind die vorherrschenden Glaubenssätze. Doch eine Gruppe von Frauen will sich das nicht länger bieten lassen und zieht für das Frauenwahlrecht in den Kampf. Ihr Erkennungszeichen ist das für den Roman Namensgebende Ozelot.

Mir hat dieser Roman unglaublich gut gefallen. Ich wusste zwar schon etwas über die Suffragetten in England, die Schweizer Frauenbewegung war jedoch für mich Neuland. Rahel Senn hat es mit diesem Roman geschafft mir diese auf spannende und lehrreiche Art nahezubringen.

Ich fand es spannend das der Roman teilweise aus Sicht eines Kindes erzählt wird. Ich kann
dieses Buch wirklich nur wärmstens empfehlen. Gerade auch weil es oft so selbstverständlich erscheint wählen zu dürfen. Jedoch finde ich das man im Hinterkop behalten sollte wie viele Menschen für dieses Privileg große Opfer gebracht
und für uns gekämpft haben und wie vielen Menschen dieses Recht nach wie vor verwährt bleibt.

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