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Veröffentlicht am 14.01.2018

Tod im Paradies

Mord im Paradies
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Der Autor des Krimis geht den umgekehrten Weg. Nachdem die BBC Serie „Death in Paradise“ nach seinen Drehbüchern ein großer Erfolg wurde, liegt jetzt ein Roman um Richard Poole und seine Mannschaft Camille, ...

Der Autor des Krimis geht den umgekehrten Weg. Nachdem die BBC Serie „Death in Paradise“ nach seinen Drehbüchern ein großer Erfolg wurde, liegt jetzt ein Roman um Richard Poole und seine Mannschaft Camille, Dwayne und Fidel vor.
Richard Poole ein stocksteifer Brite wie aus dem Bilderbuch ist auf die Karibikinsel Ste Marie versetzt worden, er leitet die dortige Polizeidienststelle. Eine Qual für ihn, das lockere Karibikflair versetzt ihn in Panik, seine dunklen Wollanzüge bereiten ihm in der Hitze Höllenqualen und Sand findet er geradezu widerwärtig. Seiner Behausung, einer malerische Hütte unter Palmen kann er auch nichts abgewinnen.
Der Guru Aslan und seine Frau leiten ein sehr erfolgreiches Luxusresort, sein früheres Leben hat er abgestreift wie eine trockene Haut. Doch nun liegt er erstochen in einem Teehaus. 5 Gäste waren zu einer Sunrise-Zeremonie zusammengekommen. Der Raum war abgeschlossen, niemand konnte hinein und niemand hinaus und alle Teilnehmer waren tief in ihrer Meditation versunken, haben nichts gesehen und gehört.
Hier prallen zwei Welten aufeinander, karibisches Inselflair und ein überkorrekter, von allerhand Marotten geplagter Engländer, der nur seinen messerscharfen Verstand benutzt.
So ist dieses „Closed Room Mystery“ auch konstruiert: ein elegantes und intelligentes Puzzle mit vielen Teilen, die einfach kein Ganzes ergeben wollen. Poole braucht seine ganze Kombinationsgabe um Licht ins Dunkel zu bringen.
Ich habe die zwei Staffeln mit DI Poole als Ermittler ausgesprochen gern gesehen und entsprechend neugierig war ich auf die Buchform. Es hat mir gut gefallen, vielleicht weil ich durch die Verfilmung sofort die Protagonisten sehr plastisch vor Augen hatte. Pooles Spleens wirken beschrieben teilweise noch komischer als in der Verfilmung. Aber in einem wirkt das Buch etwas behäbiger: wenn Poole alle Indizien und Spuren auf seinem Whiteboard betrachtet und hin und her wendet und immer wieder den Fall rekonstruiert, bedeutet das für den Leser auch immer wieder die Beschreibung der gleichen Szene. Ich fand das schade, es hat das Tempo des Krimis etwas reduziert. Aber das gehört eben auch zum Karibik-Feeling.
Ich freue mich jedenfalls auf neue Fälle mit DI Poole.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Ein Bild von Mann?

Keine Reue
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Uwe Rösker ist ein Bild von einem Bürgermeister. Allseits beliebt im kleinen Ort, hat er für jedes Anliegen Zeit und für jeden Bürger ein nettes Wort. Aber warum wurde diesem geschätzten Lokalpolitiker ...

Uwe Rösker ist ein Bild von einem Bürgermeister. Allseits beliebt im kleinen Ort, hat er für jedes Anliegen Zeit und für jeden Bürger ein nettes Wort. Aber warum wurde diesem geschätzten Lokalpolitiker das Gesicht weggeschossen, wer hatte einen solchen Hass auf ihn?

Oder ist das Bild des Mannes nur Fassade gewesen? Zu diesem Schluss kommt die grade zur Hauptkommissarin aufgestiegene Heide Rose, als sie am Neujahrstag ihren ersten eigenständig zu bearbeitenden Mordfall übertragen bekommt.
Zusammen mit dem ebenfalls ganz neuen Kollegen Peter Grahne beginnt sie zu ermitteln.


Ein neues, interessantes Ermittlerpaar betritt die Bühne. Rose ist eine patente junge Ermittlerin, erfreulicherweise ohne die üblichen privaten Probleme und Grahne ein intelligenter Mann, der nach einer Ausbildung zum Psychiater den Weg zur Polizei gefunden hat. Ein ideales Gespann, das gut harmoniert und mich als Leserin sofort mitnimmt in die Spurensuche. Das öffentliche Bild Röskers unterscheidet sich schon sehr bald von der realen Person und nach und nach erfahren die Kommissare was hinter dem schönen Schein steckt.


Es gibt eine Menge Gründe Rösker nicht zu mögen und die besten hätte die Witwe. Aber ganz so einfach wird die Ermittlung nicht.
Wer solide und realistisch aufgebaute Krimis schätzt, die spannend und abwechslungsreich erzählt werden, ist bei Andrea Wendelns Erstlingsroman gut aufgehoben. Es macht Spaß der Arbeit der Kommissare zu folgen, mit zu ermitteln und zu rätseln. Ein gekonnt aufgebauter Spannungsbogen und eine Vielzahl von Spuren bringen Tempo in die Handlung. Die Protagonisten haben mir in ihrer Charakterisierung ebenfalls gut gefallen.
Von diesem Ermittlerduo würde ich gern noch mehr lesen.


Veröffentlicht am 12.01.2018

Familienschicksal

Die Oleanderfrauen
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Sophie Terhoven wächst behütet in Hamburg auf. Seit Kindheitstagen verbindet sie eine enge Freundschaft mit Hannes, dem Sohn der Köchin. Doch allmählich wandelt sich diese Kinderfreundschaft zu einer tiefen, ...

Sophie Terhoven wächst behütet in Hamburg auf. Seit Kindheitstagen verbindet sie eine enge Freundschaft mit Hannes, dem Sohn der Köchin. Doch allmählich wandelt sich diese Kinderfreundschaft zu einer tiefen, ersten Liebe. Doch für eine Tochter des bekannten und reichen Kaffeehändlers Terhoven ist eine solche Verbindung ausgeschlossen.
Hamburg in den 30iger Jahren. Die Nationalsozialisten sind in allen Gesellschaftsschichten angekommen, die jüdischen Mitbürger spüren immer mehr die Ausgrenzung und Repressalien. Auch Malte Voss, Sophies Schulkamerad und echter Freund spürt die „neue Zeit“. Durch seine körperliche Behinderung und seine Homosexualität steht er gleich zweifach im Fokus der Nazis.
Eingetaucht in die Geschichte konnte ich mich nicht mehr losreißen. Ich habe mit den Figuren gelebt, geliebt und gelitten. Das alte Hamburg in den Vorkriegs-und Kriegsjahren bis hin zum vernichteten Feuersturm ist mir lebhaft vor Augen erstanden. Das Leid der Menschen wird realistisch und berührend geschildert, das hat mich emotional richtig durchgeschüttelt.
Hamburg in der Gegenwart, der jungen Café-Besitzerin Jule fällt das Tagebuch Sophies in die Hände, geschrieben von 1936 - 1943. Angerührt von den Zeilen, versucht sie die Lebensspuren der Familie Terhoven zu finden.
Das bildet die Rahmenhandlung und Klammer dieses wunderbaren Familienromans. Die zwei Zeitebenen ergänzen sich und geben dem Buch eine ganz besondere Spannung. Für mich waren Jules Erlebnisse in ihrem Café, ihre Nöte, Sorgen und Erfolge immer auch eine kleine Erholung von der emotionalen Achterbahnfahrt, die die geschichtlichen Ereignisse in mir ausgelöst haben.
In diesem Buch passt alles, die Figuren sind mir dabei sehr nahe gekommen, ob in Zuneigung oder Abneigung. Selten habe ich mich so in eine Geschichte hineinziehen lassen. Sicher liegt es auch an der gekonnten geschichtlichen Darstellung, so lebendig und menschennah findet man die Gräuel der Kriegsjahre in keinem Geschichtsbuch. Es ist dabei so spannend erzählt, dass ich um mich herum alles vergessen habe – aber warum weiter davon erzählen: unbedingt selber lesen!



Veröffentlicht am 08.01.2018

Herzensbriefe

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
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Matilda ist ein wenig harmoniesüchtig, als Kind musste sie die endlosen, lautstarken Streitereien ihrer Eltern aushalten und nun als junge Frau hat sie sich ihre eigene sichere Welt geschaffen. Eine kleine ...

Matilda ist ein wenig harmoniesüchtig, als Kind musste sie die endlosen, lautstarken Streitereien ihrer Eltern aushalten und nun als junge Frau hat sie sich ihre eigene sichere Welt geschaffen. Eine kleine Mansardenwohnung, kuschelig und gemütlich und eine Stelle beim Amt für unzustellbare Post, allein in einem kleinen Büro, geben ihrem Alltag die Struktur die sie sucht. Aber dann geschehen gleich zwei Dinge, die Matilda aus ihrer selbst geschaffenen Komfortzone reißen: Ein älterer Nachbar braucht nach einen Unfall Hilfe – die sie gern und uneigennützig gewährt – und sie findet zufällig im Amt hinter einem Regal einen Brief, der dort schon Jahrzehnte schlummerte. Der Inhalt ist so anrührend, dass Matilda alles daran setzen will, auch nach so langer Zeit noch den Empfänger noch zu ermitteln. Knut, der Nachbar, weltoffen und aktiv in vielen Netzwerken hilft ihr dabei und so ganz allmählich begreift Matilda, wieviel Glück es bringen kann, wenn man Glück verschenkt.

Natürlich weisen Cover, Titel und Farbe schon auf den Inhalt des Buches. Die Leserin weiß also gleich, was sie erwarten darf. Aber trotzdem birgt die Geschichte noch manche Überraschung. Der Roman ist einfach warmherzig und anrührend geschrieben, dabei wird die Kitschgrenze nicht überschritten. Es ist eine Welt, in die man sich träumen möchte und mit Sympathie verfolgt man das Aufblühen der Heldin Matilda, die sich nicht nur ihre Lebensfreude zurückerobert.

Ich mochte den leichten, aber nie seichten Stil der Autorin. Ich bin für Stunden in das Buch eingetaucht, habe die grauen, feuchten Wintertage vergessen und mit Spannung die Spurensuche Matildas verfolgt. Ich hatte übrigens ständig die Schauspielerin Audrey Tautou in ihrer Rolle als Amélie vor Augen, so wesensverwandt fand ich die beiden Figuren. Ein wenig scheu, aber mit einem großen Herzen.
Ein wirklich schönes und anrührendes Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Zurück in Fjällbacka

Die Eishexe
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Zum zehnten Mal begleite ich Camilla Läckberg in ihren Krimikosmos nach Fjällbacka. Das ist ein Wiedersehen mit bekannten und vertrauten Protagonisten.
Als im Ort ein kleines Mädchen vermisst wird, kommt ...

Zum zehnten Mal begleite ich Camilla Läckberg in ihren Krimikosmos nach Fjällbacka. Das ist ein Wiedersehen mit bekannten und vertrauten Protagonisten.
Als im Ort ein kleines Mädchen vermisst wird, kommt bei der Bevölkerung sofort eine jahrzehnte alte Tat ins Gedächtnis. Auch damals verschwand ein kleines Mädchen, dessen Leichnam an einem See gefunden wurde. Damals wurden zwei Mädchen der Tat verdächtigt.
Nun kommen einige recht konstruierte Zufälle ins Spiel: Erica Falck, Schriftstellerin und Ehefrau des Hauptkommissars Patrik Hedström recherchiert genau zu diesem Fall, den sie in ihrem neuen Buch thematisieren will. Zufällig sind auch die Marie und Helen, die Mädchen von damals wieder zurück in Fjällbacka. In vielen Gesprächen mit den Dorfbewohnern will Erica Licht ins Dunkel bringen.
Zu diesen zwei Erzählebenen kommt noch ein historischer Strang dazu, die Geschichte der titelgebenden „Eishexe“, die zwar sehr ausführlich, aber wie ich finde für den Krimi völlig nebensächlich sind. Die 150 Jahre zurückliegende Hexenverfolgung scheint im Gedächtnis der Dorfbewohner noch sehr präsent zu sein. Die vielen Personen – es gibt ein Wiedersehen mit vielen Protagonisten der früheren Bände – und die ständigen Zeit- und Perspektivwechsel fordern vom Leser sehr viel Aufmerksamkeit. Läckberg möchte auch Aktualität in den Krimi bringen, dazu muss ein nahegelegenes Flüchtlingsheim herhalten, dem die Bewohner mit viel Vorurteilungen und Vorverdächtigungen begegnen.

Ich bin eine treue Läckberg-Leserin, aber mit diesem Buch habe ich mir schwergetan. Es wollte einfach keine rechte Spannung aufkommen. Ich fand den Krimi überfrachtet und viel zu ausschweifend erzählt. Es ist zwar ein Kennzeichen des skandinavischen Kriminalromans, dass viel Gesellschafts- und Sozialkritik thematisiert wird, hier war es mir aber zu viel und vor allem wirkte es manchmal zu gewollt. Erica Falck als Ermittlerin bleibt mir sympathisch, wie sie mit Spürsinn und Empathie die Ermittlungen unterstützt, ja vorantreibt, gefällt mir.

Insgesamt hat das Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllt und hätte ich die Autorin jetzt erst kennengelernt, wäre mein Urteil sicher noch kritischer. So bekommt „Die Eishexe“ den halben zusätzlich Stern eher aus langjähriger Sympathie.