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Veröffentlicht am 13.02.2023

Mehr möglich

Die Herrin der Farben
1

Es wäre deutlich mehr möglich gewesen
Die historisch verbürgte Anna heiratet im des 18. Jahrhundert in die Augsburger Textildruckerfamilie Gignoux ein. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt sie eine neue ...

Es wäre deutlich mehr möglich gewesen
Die historisch verbürgte Anna heiratet im des 18. Jahrhundert in die Augsburger Textildruckerfamilie Gignoux ein. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt sie eine neue Druckereiart und gründet einen eigenen Betrieb. Immer wieder muss ie sich dabei gegen althergebrachte Traditionen durchsetzen, die ihr als Frau wie ihrer Familie als Wirtschaftsbetrieb Können und Erfolg nicht gönnen wollen. Stattdessen wird an er alten Zunfherrenschaft festgehalten. Außerdem entwickelt sich die Tuchdruckerei in dieser Zeit rasant weiter, so dass auch ihre Art zu drucken, bald nicht mehr wirtschaftlich ist. Ohne ihren früh verstorbenen Mann werden die Nöte Annas noch beträchtlicher. Hinzu kommt ein gewalttätiger und geschäftsuntüchtiger zweiter Ehemann.
So weit, so gut. Die Biografie der historischen Anna hat enorm viel zu bieten und sie war zweifelsfrei eine für ihre Zeit revolutionäre Frau. Peter Demps Roman bringt diese Frauenpower jedoch in keinerlei Weise rüber. Er zeichnet eine herrische, egoistische Frau, die um ihres eigenen Erfolges Willen jegliche Rücksichtnahme auf ihre Angestellten vergisst. Eine tüchtige Geschäftsfrau, die sich in einer brutalen Männerwelt letztlich nicht durchsetzen kann. Hinzu kommt, dass die Erzählweise enorme Schwächen hat: Da über die Figur Anna so viel bekannt ist und ihr gesamtes Leben erzählt werden soll, muss dies in einem wilden Galopp durch die Jahrzehnte erfolgen. Von vielen einschneidenden und wichtigen Etappen ihres Lebens (z.B. Geburt der Kinder, Tod des Mannes) erfährt man durch unzählige und große Zeitsprünge nur hinterher. Literarisch werden die Zeitsprünge aber an keiner Stelle adäquat aufgefangen. Gelegentlich werden Namen und Figuren vertauscht. Was Anna antreibt und beschäftigt, wie es ihr wirklich geht, was sie fühlt und denkt – all das wird im Roman nicht vermittelt. Wenn man Klischees verwenden will: Man meint zu spüren, dass ein Mann hier sich enorm schwer tut, Leben und Werk einer Frau zu beschreiben. Die Figuren bleiben alle entweder blass oder extrem unsympathisch. Leider kein Lesegenuss, obwohl das Material viel mehr hergegeben hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Geschichte
Veröffentlicht am 17.10.2022

Im Schlendergang durchs 19. Jahrhundert

Mode-Atelier Rosen
1

Im Schlendergang durch´s 19. Jahrhundert
Mit dem 2. Band der Saga kehren wir zurück in das Putzmacheratelier in Kassel. Durch die Aufgegangenen des 1. Bandes scheint sich nicht viel verändert zu haben. ...

Im Schlendergang durch´s 19. Jahrhundert
Mit dem 2. Band der Saga kehren wir zurück in das Putzmacheratelier in Kassel. Durch die Aufgegangenen des 1. Bandes scheint sich nicht viel verändert zu haben. Elise kennt jetzt zwar ihren Vater, das ändert aber für sie und ihre Mutter wenig. Er jedoch scheint in seiner Tochter eine neue Verbündete zu meinen und weiß geschickt, ihre Zuneigung zu ihm auszunutzen. So bringt der Vater Elise nicht nur in Kontakt mit einem windigen Studenten, sondern auch dazu, sich auf eine abenteuerliche Reise zu begegnen um einen Diebstahl für ihn aufzudecken. Letztlich begibt der Vater damit das ganze Atelier in Gefahr.
Die Erzählweise ist wie im 1. Band der Sprache des 19. Jahrhunderts angepasst. Das macht es für uns ein bisschen mühsam, aber auch etwas authentischer. Ansonsten verläuft die Erzählung recht fahrig. Man begleitet Elise und ihre Mitstreiterinnen von einem Schauplatz zum nächsten, erfährt aber nicht wirklich warum. Die Beweggründe für das Handeln der Personen werden nicht wirklich klar. Alles scheint gewollt dramatisch und konstruiert. Auch der Titel hat keinerlei Bezug zur Geschichte, was dann doch etwas dürftig ist: Weder erfahren wir viel über die Mode, noch entwickeln sich Träume einer neuen Zeit.
Sympathien zu einzelnen Figuren konnte ich nicht aufbauen, zu fahrig wirken auch sie. Wer demütig werden möchte dafür, dass wir heute Bequemlichkeiten wie Regenschirme, Eisenbahn, Telefon und Zug haben, uns deutlich weniger nach gesellschaftlichen Erwartungen richten müssen und man selbst über sein Leben entscheiden kann – dem hilft dieses Buch. Ein Lesegenuss mit wirklichem Mehrwert ist es eher nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.10.2022

Unbedingt zu lesen

Élises Geheimnis
1

Unbedingt zu lesen!
Elises Geheimnis ist ein grandios geschriebener Roman über die wahrscheinlich prägendsten Jahre des Vergangenen Jahrhunderts: Wir lernen eine Pariser Familie in der Kriegszeit kennen, ...

Unbedingt zu lesen!
Elises Geheimnis ist ein grandios geschriebener Roman über die wahrscheinlich prägendsten Jahre des Vergangenen Jahrhunderts: Wir lernen eine Pariser Familie in der Kriegszeit kennen, deren Vater schon längst eingezogen wurde, während die beiden Töchter versuchen, trotz aller Einschränkungen durch die Nazi-Herrschaft in ihrer Stadt ihr Leben zu meistern. Sie manövrieren sich zwischen Ablenkung, Essensbeschaffung, Widerstand und Fügung hindurch und man staunt, welch Widerstandsfähigkeit die Menschen damals an den Tag legten.
Als die älteste Tochter Elise einen deutschen Soldaten kennenlernt entspinnt sich eine intensive Auseinandersetzung mit Schuldfragen, Vorurteilen und um die Frage, wie viel Menschsein in einer Diktatur verloren gehen kann. Den wenigen romantischen Momenten stehen Erlebnisse der Brutalität und des Grauens entgegen.
Ein zweiter Strang wird aus den 60er Jahren erzählt. Elise und ihre Tochter finden wir einsam in der Bretagne wieder. Zurückgezogen und irgendwie nicht über die Vergangenheit hinweggekommen. Beide Geschichten sind eng miteinander verflochten und oft vergisst man, dass zwischen ihnen keine 20 Jahre liegen.
Der Autorin gelingt es ganz wunderbar, feinsinnige Menschen zu zeichnen. Sie widersetzt sich dem Streben, jeden Charakter und jedes Tun nur in Schwarz/Weiß bzw. gut/böse zu verorten. Facettenreich wie das Leben lernen wir grübelnde, widerständige und zweifelnde, aber auch gehorsame und sich fügende Menschen kennen, die eigentlich alle nur ihr Lebensglück suchen und gerade darin von der Nazidiktatur und ihrem Grauen brutal gehindert werden.
Ein unbedingt lesenswertes Buch, weil es uns viel lehrt: Über die jungen Männer, die von den Nazis zu Mitläufern gemacht wurden, über die EinwohnerInnen der besetzten Städte, über die psychische und physische Zerstörung des Krieges, über die ebenso grausamen Vergeltungs- und Racheversuche nach der deutschen Kapitulation und über die Frage, was am Ende wirklich bleibt. Feinfühlig geschrieben und gut leserlich geschrieben. Ein Meisterwerk!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
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  • Charaktere
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  • Cover
Veröffentlicht am 30.08.2022

Wohlfühlemotionen

Das Goldblütenhaus - Im Licht der Hoffnung
1


Gabriela Gross entfühlt uns wieder in das Imperium der Glanz-Familie an den Tegernsee. Im Mittelpunkt steht diesmal Ella, erfolgreiche Geschäftsfrau, geliebte Tochter, Schwester und Enkelin, gesegnet ...


Gabriela Gross entfühlt uns wieder in das Imperium der Glanz-Familie an den Tegernsee. Im Mittelpunkt steht diesmal Ella, erfolgreiche Geschäftsfrau, geliebte Tochter, Schwester und Enkelin, gesegnet mit einem wunderbar fürsorglichen Lebensgefährten. Der allerdings wohnt und arbeitet in Kopenhagen, weshalb wir mit den beiden einige wunderschöne Urlaubstage in Dänemark verbingen und auch dessen Familie kennenlernen. Doch so harmonisch kann das Leben als Romanheldin natürlich nicht verbleiben. Gleich mehrere Herausforderungen warten auf Ella, die ihr Leben und ihre Zukunftsplanung enorm erschüttern. Aber mit der ihr eigenen Lebensenergie und dem Willen, weiterzumachen, besteht sie alle souverän.
Wir lernen eine starke Frau kennen, die Schwäche zeigen kann, die sich für ihre Lieben einsetzt und ihr Leben in die Hand nimmt. Es gelingt Gabriela Gross ganz wunderbar, Emotionen und Atmosphären zu vermitteln. Ja, es ist eine außergewöhnlich schöne Welt, in die sie uns entführt und ja, die Dramen sind in ihrem jeweiligen Erscheinen ziemlich mächtig. Aber so groß, wie sie am Anfang gezeichnet werden, so schnell lassen sie sich am Ende dann doch irgendwie recht problemlos in den Griff bekommen. Für mein Geschmack hätte es der Erzählung gut getan, sich auf 1-2 Dramen/Erzählstränge zu fokussieren und diese viel detailgenauer auszuführen. So bleibt es bei einem herrlichen Wohlfühlroman, der ziemlich schnell vorangaloppiert, dabei durchaus in einzelnen Aspekten wichtige Gesellschaftsthemen (Nachhaltigkeit, Rasissmus) anspricht, im Wesentlichen aber den Wert des Zusammenhalts in der Familie und unter Freunden vor Augen führt.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Julia und der TRaum vom eigenen Leben

Sonne über dem Salzgarten
1

Julia und der Traum vom eigenen Leben
Julia steht als erfolgreiche Sterneköchin unter der Fuchtel ihres Restaurantsleiter, wird zwar für ihre Kochkunst von einzelnen Gästen geliebt, aber auch mit übermäßigen ...

Julia und der Traum vom eigenen Leben
Julia steht als erfolgreiche Sterneköchin unter der Fuchtel ihres Restaurantsleiter, wird zwar für ihre Kochkunst von einzelnen Gästen geliebt, aber auch mit übermäßigen Erwartungen belastet. Ihr Vorgesetzter beutet sie aus, wo es nur geht. Der Job nimmt sie so in Anspruch, dass ihr kein Privatleben bleibt. Als ihr Neffe plötzlich aus dem Internat abgehauen ist und bei ihr vor der Tür steht, ringt sie ihrem Chef 3 Tage ab, um ihn zu seinem Vater nach La Palma zu bringen. Dort entdeckt sie ein verlassenes Restaurant und erhält die sponante Möglichkeit es zu erwerben.
Damit beginnt zwar einerseits enorme Schaffenskraft und Gestaltungswille, um das alte Haus wieder mit Leben zu erfüllen – gleichzeitig aber auch der gesammelte Missgunst der Dorfbevölkerung. Es dauert lange bis Julia und wir mit ihr erfahren, wo das Problem eigentlich liegt, erst auf den letzten Seiten kommt es dann zum Happy end, bei dem natürlich auch ein schöner Inselbewohner eine Rolle spielt.
Das Buch erzählt von schöner Inselstimmung und der Faszination, etwas neues, eigenes zu beginnen. Es hält uns aber ganz schön lange hin. Die Nebenfiguren sind nicht besonders sorgfältig ausgestaltet und erscheinen neben Julia nur skizzenhaft.

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  • Thema