Profilbild von Blondschopf10000

Blondschopf10000

Lesejury Star
offline

Blondschopf10000 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Blondschopf10000 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2022

Panorama der Nachkriegszeit

Aufbruch voller Sehnsucht
0

Im zweiten Band der böhmischen Saga flieht Erika mit ihrer Tante und einer Freundin von den Tschechen aus ihrer Heimat und landet zunächst in Österreich bei Freunden/Verwandten. Es beginnt eine Zeit der ...

Im zweiten Band der böhmischen Saga flieht Erika mit ihrer Tante und einer Freundin von den Tschechen aus ihrer Heimat und landet zunächst in Österreich bei Freunden/Verwandten. Es beginnt eine Zeit der Neuorientierung und Suche, in der der Verlust verarbeitet werden muss und gleichzeitig das Leben wieder neu in Angriff genommen wird. Während die Tante sich in ihrem Griesgram verhängt, knüpft Erika schnell neue Kontakte, findet sich unter den neuen Gegebenheiten zurecht und kann durch ihren Überlebenswillen auch die anderen versorgen. Außerdem finden sich bald sehr viele ehemaligen Hohenfurther in ihrem Umkreis ein. Wir begleiten Erika dann die nächsten 10 Jahre, in denen sie von einer jungen lebenslustigen Frau zu einer pflichtbewussten Mutter wird, die sich nur noch „nebenher“ privates Vergnügen und private Kontakte erlaubt.
Der Ban ist ein Panorama des Lebens in der Nachkriegszeit. Alle im 1. Band angerissenen Biografien, seien sie noch so am Rand gelagert, werden fortgeführt, was ihm nicht nur einen großen Umfang, sondern auch eine Fülle an Einzelerzählungen beschert, was dem Lesevergnügen nicht unbedingt dient. Um den Erzählfortgang zu beschleunigen gibt es immer wieder größere Sprünge und vor allem müssen die Protagonistinnen viele Herausforderungen ziemlich schnell und ziemlich erfolgreich bewältigen, was dem Ganzen einen unglaubwürdigen Anstrich gibt. Wer große Literarische Kunst sucht ist hier eher nicht glücklich. Wer unterschiedliche Einblicke in das Leben der Nachkriegszeit erhalten und gut unterhalten sein will, dem sei das Buch empfohlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 10.05.2022

zu wild

Wo kann ich bitte meinen Mann zurückgeben?
2

Emma ist erfolgreiche Ärztin, Mutter von zwei süßen Mädchen und war bis vor kurzem Ehefrau eines notorisch Sexsüchtigen, der sie über Jahre hinweg mit nahezu jeder Frau betrog, die ihm über den Weg lief. ...

Emma ist erfolgreiche Ärztin, Mutter von zwei süßen Mädchen und war bis vor kurzem Ehefrau eines notorisch Sexsüchtigen, der sie über Jahre hinweg mit nahezu jeder Frau betrog, die ihm über den Weg lief. Mittels Unterstützung durch ihre Familie gelingt es Emma, sich tatsächlich von ihm zu trennen. Während er weiterhin mehrere Beziehungen gleichzeitig führt, aber möglichst gut für seine Kinder da sein möchte, versucht Emma, irgendwie wieder ihr Selbstbewusstsein zurückzuerobern. Sie selbst scheint auch nach über einem Jahr noch sehr von der Last des exzessiven Betrugs zu leiden. Ihre Selbstzweifel aber auch ihre Wut gegenüber ihrem Ex zeugen davon, wie abhängig sie von ihm weiterhin ist. Seit der Trennung lebt ihre jüngere Schwester bei ihr, die so das komplette Gegenteil zur rationalen und zurückgezogenen Emma ist: Ohne festen Job, jobbt sie als Animateurin, pflegt einen sehr vulgären Wortschatz und ist sich nicht zu schade, ihr ausschweifendes Liebesleben als Vorbild für Emma zu gestalten. Trotz oder wegen deren ständigen Drängens lernt Emma einen Kollegen kennen und verliebt sich langsam in ihn, jedoch nicht unberührt von zahlreichen kleinen und größeren Tragödien.
Irgendwie scheint alles an dieser Geschichte extrem gesteigert zu sein: Emmas Wut, Simons Sexsucht, seine zeitweiße Reue, das exzessive Leben und Sprechen ihrer Schwester, das Kennenlernen des neuen Mannes und die Aufarbeitung der Trennung. Ohne Drama geht nichts in diesem Buch. Mir ist das zu viel Extreme. Ein paar Grade weniger hätten es auch getan und viel zum Realismus der Geschichte beigetragen. Um das Extreme zu steigen und beibehalten zu können liegen zwischen den einzelnen Kapiteln immer mehrere Wochen, in denen sich zum Teil auch Entschiedenes tut (z.B. Entwicklung der neuen Beziehung), was aber nicht erzählt wird. Stattdessen findet man immer und immer wieder Rückblicke auf die unzähligen Betrugsaktionen des Ex. Erst im letzten Drittel finden sich ein paar wenige Kapitel, in denen es wirklich Menschlich zugeht, man in die Abgründe der Figuren schauen kann, sie versteht und wirklich gerne bei ihnen ist. In allen anderen Kapiteln traut man sich höchsten von der Ferne auf dieses extreme Schauspiel zu blicken. Mir ist das dann doch zu wild.
Und noch ein Manko: Der Klappentext führt ziemlich auf die Irre. Weder geht es im Wesentlichen um Simons Lügen über Emma, noch um Dating-Erfahrungen. Im Mittelpunkt steht eher eine zielich verunsicherte Frau, die tragisches erlebt hat und nun v.a. von ihren Schwestern bis ins Extreme der sexuellen Peinlichkeiten geführt wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Humor
Veröffentlicht am 28.03.2022

biochemische Liebe

Super Gefühle
2

Die Autorin, eine in Finnland offensichtlich gut bekannte Allgemeinärztin, Beraterin, Bloggerin und Podcasterin hat ein weiteres Werk ins Regal der Beratungsliteratur für ein Glückliches Leben gestellt. ...

Die Autorin, eine in Finnland offensichtlich gut bekannte Allgemeinärztin, Beraterin, Bloggerin und Podcasterin hat ein weiteres Werk ins Regal der Beratungsliteratur für ein Glückliches Leben gestellt. Es zielt auf das allgemein gültige Optimierungsbedürfnis und gleich von seiner Diktion dem üblichen Muster: Eine sehr erfolgreiche, gebildete Frau erlebt offensichtlich zum ersten Mal in ihrem Leben eine Phase, in der nicht alles glatt läuft. Sie entdeckt verschiedene Techniken „für sich“ und wird dann innerhalb kürzester Zeit zu einem glücklichen Menschen, der sich selbst voll im Griff hat. Als Begründungsmuster wird im vorliegenden Werk die Biochemie herangezogen. Entsprechend gliedern sich die Aufforderungen darin, Serotonin, Oxytocin und Dopamin gleichzeitig zu fördern und in ein gutes Maß zu bringen. Die Techniken sind nicht neu: Finde Ruhe, finde dich selbst, hab dich und andere lieb, sei präsent, ernähre dich gut und bewege dich viel. Fazit: Nichts Neues unter der Sonne.

  • Einzelne Kategorien
  • Thema
  • Umsetzung
  • Cover
Veröffentlicht am 28.03.2022

Robert liebt Menschen

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
0

„Robert liebt die Menschen. Von ganzem Herzen. Und gerade deshalb hat er sich immer von ihnen fernzuhalten versucht.“ (S.194) So das Fazit der Autorin selbst. Der 1. Teil des Buches führt uns in die bezaubernde ...

„Robert liebt die Menschen. Von ganzem Herzen. Und gerade deshalb hat er sich immer von ihnen fernzuhalten versucht.“ (S.194) So das Fazit der Autorin selbst. Der 1. Teil des Buches führt uns in die bezaubernde Idylle einer auberge im Elsass. Robert wird uns als hochsensibler Gärtner und Koch vorgestellt, der in über 50 Jahren niemanden neben seiner Schwester und deren Kindern neben sich dulden konnte. Sein einziger Kontakt sind seine angebauten Gemüse und die Hoftiere. In beinahe autistischer Manier sondert er sich in seine eigene Welt ab. Erst einer Ferienaushilfe gelingt es, das Eis zu brechen. Dem jungen Hassan vertraut er in kürzester Zeit sein Wissen an und findet in ihm einen Seelenverwandten.
Als dann im 2. Teil eine englische Touristin auftaucht und ihm den Kopf verdreht, geht es ganz schnell: innerlich weigert er sich zwar, aber tatsächlich lässt er in wenigen Tagen all seine Prinzipien fahren und stürzt sich in ein rudimentär erzähltes Abenteuer.
Zwar wird deutlich, dass das Buch genau auf diese Transformation zielt, sie ist aber keineswegs stringent erzählt. Die zunächst sehr feingliedrig erzählten Figuren erscheinen nur noch in Holzschnitten, ihre Motive bleiben im Unklaren, zusammenhängende Handlungsstränge findet man nicht mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Story
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
Veröffentlicht am 28.02.2022

Julia und der TRaum vom eigenen Leben

Sonne über dem Salzgarten
1

Julia und der Traum vom eigenen Leben
Julia steht als erfolgreiche Sterneköchin unter der Fuchtel ihres Restaurantsleiter, wird zwar für ihre Kochkunst von einzelnen Gästen geliebt, aber auch mit übermäßigen ...

Julia und der Traum vom eigenen Leben
Julia steht als erfolgreiche Sterneköchin unter der Fuchtel ihres Restaurantsleiter, wird zwar für ihre Kochkunst von einzelnen Gästen geliebt, aber auch mit übermäßigen Erwartungen belastet. Ihr Vorgesetzter beutet sie aus, wo es nur geht. Der Job nimmt sie so in Anspruch, dass ihr kein Privatleben bleibt. Als ihr Neffe plötzlich aus dem Internat abgehauen ist und bei ihr vor der Tür steht, ringt sie ihrem Chef 3 Tage ab, um ihn zu seinem Vater nach La Palma zu bringen. Dort entdeckt sie ein verlassenes Restaurant und erhält die sponante Möglichkeit es zu erwerben.
Damit beginnt zwar einerseits enorme Schaffenskraft und Gestaltungswille, um das alte Haus wieder mit Leben zu erfüllen – gleichzeitig aber auch der gesammelte Missgunst der Dorfbevölkerung. Es dauert lange bis Julia und wir mit ihr erfahren, wo das Problem eigentlich liegt, erst auf den letzten Seiten kommt es dann zum Happy end, bei dem natürlich auch ein schöner Inselbewohner eine Rolle spielt.
Das Buch erzählt von schöner Inselstimmung und der Faszination, etwas neues, eigenes zu beginnen. Es hält uns aber ganz schön lange hin. Die Nebenfiguren sind nicht besonders sorgfältig ausgestaltet und erscheinen neben Julia nur skizzenhaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema