Profilbild von BookRomance

BookRomance

Lesejury Profi
offline

BookRomance ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit BookRomance über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2023

Vier starke Frauen

Das Pferd im Brunnen
0

„Das Pferd im Brunnen“ beschäftigt sich mit der Familie von Walja, die im russischen Kurort bei Kasan aufgewachsen ist. Dorthin kehrt sie zurück, als ihre Großmutter stirbt und fängt an sich mit der Geschichte ...

„Das Pferd im Brunnen“ beschäftigt sich mit der Familie von Walja, die im russischen Kurort bei Kasan aufgewachsen ist. Dorthin kehrt sie zurück, als ihre Großmutter stirbt und fängt an sich mit der Geschichte ihrer Familie zu beschäftigen. Die Geschichte beschäftigt sich aber nicht nur mit Walja, sondern auch mit ihrer Großmutter Nina und ihrer Urgroßmutter Tanja, allesamt starke Persönlichkeiten. Das Buch wird als autobiografisch inspirierter Roman vermarket und beschäftigt sich nicht nur mit vier eindrucksvollen Frauen, sondern zeichnet gleichzeitig auch ein interessantes und realistisches Bild von Russland im 20. und 21. Jahrhundert.

Die Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte und die einzelnen Handlungsstränge sind eng miteinander verbunden. Dabei springt die Handlung zwischen den einzelnen Frauen und auch zwischen den verschiedenen Zeitebenen, was teilweise etwas verwirrend sein kann. Die vier Frauen sind sicherlich eindrucksvoll und jede hat eine interessante Geschichte zu erzählen. Allerdings gelingt es der Autorin nicht wirklich jede Protagonistin individuell herausstechen zu lassen und teilweise verschwimmen die Grenzen zwischen den Charakteren und man muss sich beim lesen in Erinnerung rufen, welcher Charakter nun eigentlich gerade im Mittelpunkt steht.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen der Ich-Perspektive und der 3. Person, was sicherlich nicht jedem Leser zusagt aber in diesem Fall durchaus gut funktioniert, allerdings werden die Beweggründe dafür nicht wirklich deutlich. Der Schreibstil ist recht nüchtern und konnte bei mir keine großen Gefühle hervorbringen. Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, aber irgendwie hat mir das gewisse Etwas gefehlt und ich fand es teilweise auch schwer am Ball zu bleiben und musste mich zwingen weiterzulesen.

Ich muss an der Stelle leider auch das Cover ansprechen, welches ich absolut grausam finde. Ich weiß nicht was man sich dabei gedacht hat, aber ich würde das Buch wegen dem Cover von selbst niemals in die Hand nehmen. Die Farben sind grell; es ist einfach nicht schön und hat auch nichts mit der Handlung zu tun. Es ist mir ein absolutes Rätsel wer dachte das Cover wäre eine gute Idee und ich bin tatsächlich versucht allein wegen dem hässlichen Cover einen Stern von der Bewertung abzuziehen, weil doch eigentlich jeder Autor ein hübsches Cover verdient hat.

Alles in einem muss ich sagen, dass „Das Pferd im Brunnen“ ein Buch ist, welches ich definitiv kein zweites Mal lesen würde und welches mir auch nicht lange in Erinnerung bleiben wird. Es hat gute Momente und die Geschichte hat Potential, aber die Umsetzung konnte mich nicht überzeugen. Es ist keine schlechte Lektüre, aber mir hat einfach was gefehlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2023

Emotionale Reise ins Jenseits

Die Erinnerungsfotografen
0

„Die Erinnerungsfotografen“ ist ein absolutes Herzensbuch voller leiser Emotionen und bildgewaltiger Inhalte. Mich hat die Geschichte sehr berührt und auch nach dem beenden des Buchs nicht losgelassen ...

„Die Erinnerungsfotografen“ ist ein absolutes Herzensbuch voller leiser Emotionen und bildgewaltiger Inhalte. Mich hat die Geschichte sehr berührt und auch nach dem beenden des Buchs nicht losgelassen und noch viele Tage beschäftigt. Ich merke wie meine Gedanken immer wieder zu dem Buch zurückkehren und bin wirklich überrascht wie gut mir die Geschichte gefallen hat.

Im Mittelpunkt der Handlung steht das Fotostudio von Mister Hirasaka, ein magischer Ort zwischen unserer Welt und dem Jenseits. Verstorbene erhalten vor ihrer Reise ins Jenseits die Möglichkeit alte Augenblicke neu zu erleben. Ein Foto für jedes Lebensjahr. Und gleichzeitig bietet das Fotostudio einen besonderen Service an: man kann an einen beliebigen Tag zurückreisen und ihn neu erleben, wenn das Foto zum Beispiel verblasst ist.
So bieten sich natürlich unglaublich viele Möglichkeiten und die Autorin begleitet in der Geschichte drei verschiedene Personen: Hatsue, Waniguchi und Mitsuru, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Eine ehemalige Kindergärtnerin, ein Bandenmitglied und ein kleines Mädchen. Dadurch gewinnt die Handlung an vielen Facetten und jede Seite ist unglaublich mitreißend. Die Autorin hat einen sehr klaren und direkten Schreibstil, der nicht überladen wirkt und trotzdem gerade durch seine Schlichtheit viele Emotionen auszulösen vermag!

Überrascht hat mich wie dünn das Buch ist und es wirkt auf den ersten Blick eher wie eine Kurzgeschichte. Trotzdem konnte mich die Handlung mitreißen und man ist sehr schnell in der Handlung drin. Man hätte sicherlich noch mehr draus machen können, aber das ist auf Grund der geringen Seitenanzahl natürlich nur bedingt möglich und an vielen Ecken und Enden muss eingespart werden. Trotzdem lohnt sich die Handlung! Ich persönlich hätte es besser gefunden wenn die Autorin noch mehr in die Tiefe gegangen wäre, aber trotzdem ist es ein ganz besonderes Leseerlebnis und ich bin bereits gespannt auf künftige Bücher der Autorin!

Veröffentlicht am 21.04.2023

Intensive, schwierige Lektüre

Morgen und für immer
0

„Morgen und für immer“ erzählt eine berührende Geschichte über Liebe, Verrat und Familie. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Kajan und Elizabeta, die sich innereinander verlieben und deren Liebe durch ...

„Morgen und für immer“ erzählt eine berührende Geschichte über Liebe, Verrat und Familie. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Kajan und Elizabeta, die sich innereinander verlieben und deren Liebe durch die Zeiten des Krieges und Totalitarismus geprägt wird. Das Buch beginnt in Albanien im Jahre 1943 wo Kajan in einem kleinen Bergdorf lebt und vom Krieg nur wenig mitbekommt. Vom dem deutschen Desertuer Cornelius erlernt er das Klavier spielen und ihm gelingt der Aufstieg vom Bauernjunge zum berühmten Pianisten. Er verliebt sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers. Doch Kajans Mutter, eine strenge Kommunistin bringt die beiden auseinander. Kajans Reise führt in über Albanien in die DDR, nach Westberlin und schließlich bis in die USA.

Das Buch vereint viele verschiedenen Themen, zum einen geht es natürlich um die Liebe, aber gleichzeitig werden viele andere ernstere Dinge besprochen. Es geht um die Familie und Verrat, der in diesem Fall besonders hart ausfällt weil er von Kajans Mutter kommt. So eisern folgt sie den Vorgaben des Kommunismus, dass sie bereit ist ihren eigenen Sohn dafür zu verraten. Die politische Lage in dieser Zeit wird sehr ausführlich behandelt und es ist spannend in das DDR und Westberlin dieser Zeit einzutauchen. Besonders interessant fand ich aber auch Albanien zu erkundigen, ein Land welches man vielleicht nicht unbedingt so gut kennt und welches bis heute unter seiner Regierung leidet. Der Autor schreckt dabei nicht zurück grausame Dinge zu beschreiben und zu erläutern. An der Stelle eine Warnung, dass in dem Buch ausführliche Folterszenen beschrieben werden, die einige Leser vielleicht nicht lesen wollen. In dem Fall das Buch bitte gar nicht erst in die Hand nehmen!

Die Charaktere fand ich überraschend nichtssagend und ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl als wären sie nicht wirklich greifbar. Besonders Kajan ist mir fremd geblieben und mir hat einfach das gewisse Etwas gefehlt. Und ich muss auch zugeben, dass ich nach dem Klappentext doch irgendwie was anderes erwartet habe, als ich letztendlich bekommen habe. Das mag vielleicht meine Schuld sein oder einfach schlechtes Marketing. Darüber kann man wohl streiten. Fest steht, dass das Buch zwar sehr schön geschrieben ist, aber es wird bestimmt nicht jeden Geschmack treffen. Es war interessant zu lesen und ich bereue es auch nicht unbedingt es gelesen zu haben, aber es ist definitiv kein Buch das ich ein zweites Mal in die Hand nehmen würde.

Triggerwarnung: Folter

Veröffentlicht am 18.04.2023

Vier Schicksale, ein Fels...

Der weiße Fels
0

Im Roman „Der weisse Fels“ steht besagter Fels im Mittelpunkt der Handlung. Im Jahre 2020 reist eine Schriftstellerin in ein mexikanisches Küstenstädtchen und eben dort befindet sich besagter weißer Fels. ...

Im Roman „Der weisse Fels“ steht besagter Fels im Mittelpunkt der Handlung. Im Jahre 2020 reist eine Schriftstellerin in ein mexikanisches Küstenstädtchen und eben dort befindet sich besagter weißer Fels. Und dieser unscheinbare Fels vereint die Schicksale von ganz verschiedenen persönlichkeiten. 1969 flieht Jim Morrison vor dem Vietnamkrieg an den mexikanischen Strand. Anfang des 20. Jahrhundert werden zwei Schwestern des Yoeme-Stamm dorthin verschleppt. Und 1775 findet sich ein spanischer Leutnant an dem Felsen wieder. Anna Hope erzählt eben diese vier Schicksale vor der Kulisse des heiligen Felsen in Mexiko. Vom Inhalt her klang es für mich sehr vielversprechend und ich war gespannt darauf zu sehen wie die Autorin diese ganz unterschiedlichen Schicksale miteinander verbinden würde. Doch eben dies gelingt ihr nur bedingt.

Ich lese gerne in neue Genre rein, die sonst nicht unbedingt mein Geschmack sind und ich hatte ein wirklich gutes Gefühl bei „Der weisse Fels“. Und es gab auch einige Dinge die mir gut gefallen haben. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und ich mochte die Idee sehr gerne. Ich finde es spannend wenn ganz unterschiedliche Schicksale miteinander verknüpft werden und besonders gut gefallen hat mir, dass die einzelnen Handlungsstränge auf verschiedenen Ebenen spielen. Ich liebe historische Elemente in Büchern und war gespannt wie all dies vor der Kulisse Mexikos umgesetzt werden würde.

Leider muss ich aber sagen, dass gerade das verknüpfen der Schicksale nicht wirklich gelungen ist. Vielmehr fühlt es sich beim lesen so an als würde man einzelne Kurzgeschichten lesen, die nicht miteinander zusammen hängen. Und letztendlich haben sie außer dem Felsen auch nichts miteinander zu tun. Ich hätte mir da doch mehr gewünscht und hätte gedacht die Autorin würde tiefer in die Geschichten eintauchen!

Besonders wichtig bei Büchern sind mir immer die Charaktere und selbst eine mittelmäßige Geschichte kann noch einiges herausholen wenn die Charaktere mich überzeugen. Leider war das hier nicht der Fall. Die Charaktere bleiben teilweise namenslos und ihnen fehlt auch ganz klar die Individualität und der Wiedererkennungswert. Einige Leser mögen die Richtung, die die Autorin damit einschlägt vielleicht gefallen, aber für mich war es leider überhaupt nichts. Ich habe schnell gemerkt, dass mir langweilig wurde beim lesen und ich konnte überhaupt kein Interesse für die Charaktere und ihr Schicksal aufbringen, was ich wirklich sehr schade fand.

Alles in einem verspricht das Buch mehr, als es tatsächlich erfüllen kann, weshalb es von mir guten Gewissens keine Empfehlung geben kann! Ich denke es ist hier wirklich reine Geschmackssache, ob einem das Buch und die Erzählart gefällt oder nicht. Ich würde jedem empfehlen in die Leseprobe reinzulesen und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, da man sehr schnell ein Gefühl für das Buch bekommt.

Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein Junge, ein Elefant, eine lebenslange Freundschaft

Dalee
0

Der junge Bellini sticht mit seiner Familie von Kalkutta in See. Das Ziel: die Andamaneninseln. Und mit an Bord der Schiffes ist Dalee, der Arbeitselefant der Familie. Denn Bellini soll das altehrwürdige ...

Der junge Bellini sticht mit seiner Familie von Kalkutta in See. Das Ziel: die Andamaneninseln. Und mit an Bord der Schiffes ist Dalee, der Arbeitselefant der Familie. Denn Bellini soll das altehrwürdige Handwerk des Mahuts, des Elefantenführers, erlernen. Doch das neue Leben der Familie wird durch zahlreiche Schwierigkeiten erschwert: der undurchdringliche Dschungel, die ehemaligen Häftlinge eines Kolonialgefängnisses und ein reicher Unternehmen machen der Familie das Leben schwer. Doch trotz allem entwickeln Bellini und Dalee eine lebenslange Freundschaft, die das Herz des Leser im Sturm erobern wird. Dennis Gastmann erzählt ein außergewöhnliches Abenteuer, das von einer wahren Geschichte inspiriert ist und hat mich an vielen Stellen überraschen können.

Der Autor hat als Auslandsreporter einige Erfahrungen wenn es um exotische und ferne Länder geht und das merkt man dem Roman auch an. Immer wieder erhält der Leser Einblicke in ein Leben, das uns vollkommen fremd ist. Allerdings hatte ich das Gefühl als würde sich der Autor oftmals zurückhalten und ich hätte gerne noch mehr über die Geschichte des Landes erfahren. Aber ich kann verstehen, dass es für andere Leser vielleicht eher abschreckend gewirkt hätte. Doch auch über Land und Leute gab es für meinen Geschmack nicht immer genug Einblicke und vieles wurde nur oberflächlich behandelt. Aber wie schon zuvor gesagt ist das wohl in erster Linie eine Sache des eigenen Geschmacks.

Die Geschichte selbst ist sehr gefühlvoll erzählt und ich musste wieder einmal feststellen was für faszinierende Geschöpfe Elefanten doch sind. Das Thema alleine hat dazu geführt, dass ich das Buch lesen wollte und ich bereue meine Entscheidung nicht. Trotzdem muss ich eingestehen, dass das Buch definitiv einige Schwachstellen hat. Zum einen ist das Erzähltempo nicht unbedingt immer passend und über viele viele Seiten zieht sich die Geschichte scheinbar endlos in die Länge. Da hätte man definitiv einiges noch dran machen können und obwohl ich lange Bücher immer lieber mag, hätten dieser Geschichte hundert Seiten weniger vielleicht ganz gut getan!

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und besonders Dalee ist mir sehr ans Herz gewachsen. Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier steht im Mittelpunkt der Handlung und für einige Leser könnte „Dalee“ vielleicht etwas zu langweilig sein. Selbst ich musste mich einige Male doch zwingen am Ball zu bleiben und das Buch nicht aus der Hand zu legen. Letztendlich liebe ich es aber einfach fremde Länder zu bereisen, sei es nun im wahren Leben oder auf den Seiten eines Buches, weshalb mir „Dalee“ definitiv viel Freude bereitet hat.