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Veröffentlicht am 26.02.2023

Glasgow der 90er Jahre

Young Mungo
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Das Glasgow der 90er Jahre ist geprägt von Gewalt, Alkohol und Exzessen. Mungo passt nicht in diese Welt. Er ist zu hübsch und zu sanft. Im Gegenteil zu seinem Bruder Hamish, ein gefürchteter Bandenanführer. ...

Das Glasgow der 90er Jahre ist geprägt von Gewalt, Alkohol und Exzessen. Mungo passt nicht in diese Welt. Er ist zu hübsch und zu sanft. Im Gegenteil zu seinem Bruder Hamish, ein gefürchteter Bandenanführer. Hamish will aus seinem Bruder einen ‚richtigen‘ Mann machen. In den Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken trifft Mungo dabei auf James und lernt sich seinen Gefühlen zu stellen – und sich nicht für diese zu schämen. Doch die Liebe zwischen den beiden jungen Männern ist lebensgefährlich in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt. Mungo kann niemanden trauen, nicht einmal seiner Schwester Jodie, der er sonst alles erzählen kann.

„Young Mungo“ ist das neuste Werk von Douglas Stuart, der mit seinem ersten Roman „Shuggie Bain“ weltweit Aufmerksamkeit erregt hat. Ich war sehr gespannt auf sein neues Buch und wurde nicht enttäuscht. „Young Mungo“ ist eine tiefgehende, eindringliche und bildgewaltige Geschichte, die auch nach der letzten Seite den Leser nicht verlässt. Die Handlung ist gewalttätig, brutal und eindringlich und dabei sicherlich nichts für schwache Nerven. Es ist kein Buch, das man mal eben so lesen kann, sondern eine Geschichte, die in Erinnerung bleibt und darauf angelegt ist den Leser zum nachdenken anzuregen.

Der Autor porträtiert das Glasgow der 90er Jahre sehr gelungen und schafft es die Kultur und die Eigenarten der Schotten ins eine Geschichte einzubauen. Das Setting bietet eine ganz eigene Atmosphäre, die wirklich gekonnt beschrieben wird. Der Schreibstil ist bildgewaltig und eindringlich und es gelingt Douglas Stuart eine authentische Geschichte zu erschaffen. Die Charaktere und ihre Probleme werden realistisch dargestellt und besonders Mungo ist beeindruckend, wie er in einer homophoben Welt zu sich selbst findet. Der Autor setzt sich mit den Themen Homophobie und Männlichkeit auseinander und behandelt diese meiner Meinung nach sehr gekonnt.

„Young Mungo“ ist genau das richtige Buch für jeden Leser, der nicht vor schwierigen Themen zurückschreckt. Es ist kein leichtes Buch, aber absolut empfehlenswert!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2022

Anspruchsvoller Mafia Thriller

City on Fire
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„City on Fire“ ist der neue grandiose Thriller von Don Winslow. Der Auftakt der Trilogie entführt den Leser nach Rhode Island im Jahre 1986. Das Buch wird damit beworben, dass es um Ehre, Betrug, Korruption ...

„City on Fire“ ist der neue grandiose Thriller von Don Winslow. Der Auftakt der Trilogie entführt den Leser nach Rhode Island im Jahre 1986. Das Buch wird damit beworben, dass es um Ehre, Betrug, Korruption und Loyalität geht und das hätte man kaum besser zusammenfassen können. Danny, sein bester Freund Pat und ihre irische Gang leben in friedlicher Koexistenz mit der italienischen Mafia, der Moretti Familie. Doch eine junge, wunderschöne Frau droht diesen Frieden zu zerstören. Obwohl es sich in „City on Fire“ um organisierte Kriminalität handelt, ist die Geschichte deutlich von der Iliad inspiriert und Pam tritt als Helen of Troy auf, die den Frieden in Rhode Island zum Einsturz bringt. Ich fand es spannend zu sehen wie Don Winslow die griechische Geschichte rund um den Trojanischen Krieg mit der Mafia der Neuzeit in Amerika verbinden.

Don Winslow hat einen unglaublich mitreißenden Schreibstil, der einen tief in die Geschichte eintauchen und alles um einen herum vergessen lässt. Die Handlung ist komplex und erfordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Es gibt eine Vielzahl an Charakteren und man muss aufpassen, dass man nicht den Überblick erliert. „City on Fire“ ist eine anspruchsvolle Geschichte und daher nicht für jeden Leser geeignet. Es ist nicht der typische Thriller, sondern behandelt viele tiefgründige Themen. Der Leser erlebt hautnah das Leben der Mafia mit und die damit verbundenen Tode, die Trauer, die Korruption und die Emotionen, die mit so einem Leben verbunden sind.

Ich denke es wird nicht lange dauern bis Hollywood einen Blockbuster aus diesem Buch macht. Beim lesen hat man das Gefühl bereits im Kino zu sitzen und Don Winslow ist ein großartiger Geschichtenerzähler, dem es perefkt gelingt im Hintergrund alle Stricke zu ziehen und interessante Charaktere zu erschaffen. Wer nach einem anspruchsvollen Thriller sucht ist hiermit genau richtig bedient. Absolute Herzensempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen.

Du bist mehr als genug
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Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen. Diese drei Themen stehen im Mittelpunkt von „Du bist mehr als genug“. Ich habe mich bereits ein paar Mal an Ratgeber herangetraut und bisher keine guten Erfahrungen ...

Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen. Diese drei Themen stehen im Mittelpunkt von „Du bist mehr als genug“. Ich habe mich bereits ein paar Mal an Ratgeber herangetraut und bisher keine guten Erfahrungen damit gemacht. Umso gespannter war ich auf das Werk von Sarah Desai, die unglaublich sympathisch herüberkommt und deren Internetpräsenz mir auch sehr gut gefällt. Der erste Eindruck hätte nicht besser sein können, denn das Cover ist ein absoluter Traum. Der Farbverlauf ist wunderschön gestaltet und das Buch ist ein echter Hingucker. Zudem ist es nicht zu dick und lässt sich gut nebenbei lesen. Man wird nicht mit Informationen überhäuft, was ich ebenfalls gut fand.

Das Buch eignet sich perfekt um ein wenig dazu zu lernen wie man sich selbst besser wertschätzt. Anstatt sich dabei selbst zu ernst zu nehmen und feste Regeln aufzustellen, ist das Buch vielmehr eine Quelle voller Hinweise und ein Begleiter auf der Reise zur Selbstliebe. Die Autorin bietet Anleitungen und Übungen, die den Leser auf den richtigen Weg leiten sollen.

Gegliedert ist das Buch in die drei Oberthemen Selbstwert, Selbstliebe und Selbstvertrauen Alle Themen sind dabei ähnlich aufgebaut und es finden sich immer wieder verschiedene Übungen. Mit Meditationen tue ich mir eher schwer, aber es war interessant die einzelnen Punkte durchzugehen und auszuprobieren. Die Autorin gibt zudem viele hilfreiche Tipps und führt den Leser mit einem sehr angenehmen Schreibstil durch das Buch.
Während andere Ratgeber sich auf wie komplizierte Fachbücher lesen oder so theoretisch geschrieben sind, dass sie sich nicht in die Praxis umsetzen lassen, setzt „Du bist mehr als genug“ auf praktische Hinweise und Übungen und die Autorin kommt dabei gleichzeitig sehr sympathisch herüber.

Das Buch ist nicht darauf angelegt, dass man sein Leben schlagartig ändert. Vielmehr ist es eine Hilfe dabei sich selbst mehr wertzuschätzen, indem man kleine Dinge im Alltag ändert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem empfehlen, der sich näher mit den Schlagpunkten Selbstwert, Selbstliebe und Selbstvertrauen auseinander setzen möchte.

Veröffentlicht am 08.03.2022

Bündnis der Rosen

Young Elites 2. Das Bündnis der Rosen
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Nach dem herausragenden ersten Teil und noch vollkommen gefesselt von den Geschehnissen in Kenettra, musste ich direkt in "Das Bündnis der Rosen" abtauchen! Die Fortsetzung ist düsterer, mitreißender und ...

Nach dem herausragenden ersten Teil und noch vollkommen gefesselt von den Geschehnissen in Kenettra, musste ich direkt in "Das Bündnis der Rosen" abtauchen! Die Fortsetzung ist düsterer, mitreißender und spannender. Ich war von Anfang bis zum Ende gefesselt und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Der Leser begleitet Adelina tiefer in die Dunkelheit und dem Abgrund entgegen. Gibt es für Adelina noch einen Weg zurück oder wird sie ihren Kräften erliegen? Diese Frage steht im Zentrum der Handlung und Marie Lu steckt all ihr schriftstellerisches Können in die Umsetzung. Besonders die inneren Konflikte der Protagonistin sind faszinierend zu lesen und zwingen den Leser sich zu entscheiden, ob er die Vorgehensweise von Adelina akzeptieren kann oder ablehnt. Dem Weltenbau kommt in der Fortsetzung wesentlich mehr Aufmerksamkeit zu, die Handlungsstränge werden ausgedehnt und die Geschichte dadurch wesentlich komplexer. Marie Lu steigert sich in "Das Bündnis der Rosen" deutlich und liefert einen absoluten Pageturner ab, der mit seinem Ende wirklich neugierig auf das Finale macht!

CHARAKTERE
Adelina befindet sich in einer Abwärtsspirale immer tiefer in die Finsternis. Es ist faszinierend zu lesen wie sehr sie von ihren Kräften beeinflusst wird und dabei regelrecht die Kontrolle über ihre Gefühle verliert. Bereits im ersten Teil hatte Adelina nur wenig von einer klassischen Heldin, aber nun ähnelt sie mit fortschreitender Handlung immer mehr einem Antagonisten. Dadurch hebt sich die Geschichte deutlich von anderen YA Fantasy Büchern ab und man muss sich im Vorfeld darüber bewusst sein, dass Adelina niemand ist den man wirklich liebenswert finden wird. Sie ist ein dunkler und machtbesessener Charakter, der keine Gnade kennt. Lediglich ihre Schwester vermag sie noch zu beeinflussen, wobei selbst Violetta gegen die Dunkelheit kaum eine Chance hat. Die Beziehung zwischen den beiden Schwestern ist großartig beschrieben und hat mich beeindrucken können. Marie Lu zeigt deutlich die Unterschiede zwischen den beiden, aber bringt gleichzeitig die tiefe Verbundenheit rüber. Ich habe Violetta richtig ins Herz geschlossen.

Ich liebe die Gemeinschaft der Dolche, daher hätten diese für meinen Geschmack noch öfter vorkommen dürfen! Mein Liebling bleibt nach wie vor Raffaele, der unheimlich interessant ist und mich auch in der Fortsetzung wieder begeistern konnte. Er ist ein komplexer Charakter, der mehr zu bieten hat, als man zunächst vermutet. Nach ihrem Auftritt im Epilog lernen wir Maeve in "Das Bündnis der Rosen" besser kennen und ich bin recht zwiegespalten, wenn es um die Königin aus den Himmellanden geht. Sie ist mit ihrer Gabe wirklich faszinierend, aber so wirklich sympathisch ist sie mir nicht. Heimlicher Star bleibt noch immer Teren, der fanatische Inquisitor. Marie Lu hat großartige Arbeit geleistet, da es ihr auch hier gelingt seinen Wahnsinn dem Leser näher zu bringen. Besonders faszinierend sind die Ähnlichkeiten zwischen Adelina und Teren, die sich zwar bekämpfen und durchaus unterschiedlich sind, aber auf dem zweiten Blick doch überraschend viel gemeinsam haben!

Neben altbekannten Charakteren tauchen auch einige Neulinge auf. Besonders Magiano ist hervorzuheben, der in kürzester Zeit nicht mehr aus der Handlung weg zu denken ist. Durch seine Kräfte ist er zu einer Legende geworden und mich haben besonders die Widersprüche in seinem Charakter fasziniert. Er ist humorvoll und lebensfroh, aber gleichzeitig nachdenklich. In einigen Augenblicken wirkt er frei wie der Wind und ebenso unentschlossen und dann zeigt er wieder seine tiefe Loyalität. Für mich zählt er zu den interessantesten und gelungensten Charakteren und ich bin gespannt auf seine Entwicklung, da man bei ihm überhaupt nicht vorhersagen kann was als nächstes passieren wird! Sergio, der Regenmacher, kommt ebenfalls neu dazu und obwohl ich ihn auch interessant finde, kann er es mit Magiano nicht aufnehmen. Er ist allerdings unheimlich liebeswert und ich bin gespannt welche Rolle er im finalen Teil der Reihe einnehmen wird.

WELTENBAU
Adelina und Violetta fliehen aus Kenettra, wodurch wir endlich mehr von der Welt sehen, die Marie Lu erschaffen hat. Der Schwerpunkt liegt dabei oftmals auf den sozialen Strukturen und ermöglicht einen guten Einblick in das alltägliche Leben. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge bekommt man einen Blick in verschiedene Gesellschaftsschichten, was mir unheimlich gut gefällt. Besonders interessant sind dabei die Königshäuser in Kenettra und den Himmellanden, deren Herrscherinnen kaum unterschiedlicher sein könnten. Ich liebe es wenn Autoren deutlich die regionalen Unterschiede einfließen lassen. Im Mittelpunkt der Handlung steht nach wie vor der Kampf zwischen den einzelnen Mächten. Neu hinzu kommen die Söldner, zu denen auch Sergio gehört. Im Vergleich zum ersten Band kommen in "Das Bündnis der Rosen" dementsprechend mehr Kampfszenen vor, welche jedoch in einem guten Verhältnis zur Charakterentwicklung und den einzelnen Handlungssträngen stehen.

Die Begabten und ihre Kräfte finde ich nach wie vor am interessanten und es ist faszinierend wie Marie Lu diesen Handlungsstrang immer weiter ausbaut. Der Leser erfährt mehr über das Blutfieber und den Ursprung der Gaben, welche im engen Zusammenhang mit dem Glauben und den Göttern hängen. Besonders der Plottwist zum Ende hin hat mich sehr überrascht und ich bin gespannt wie es mit den Begabten weitergeht. Ich finde es großartig, dass Marie Lu ihren Charakteren nicht einfach nur Kräfte verleiht, sondern dieses Thema auch weiterhin ausarbeitet.

Was ebenfalls von großer Detailliebe zeugt, sind die kleinen Abschnitte am Anfang jedes Kapitels. Diese spiegeln viele Aspekte des Lebens in Kenettra und den anderen Ländern wieder. Von Lieder über Mythen, bis hin zu politischen Berichten oder Auszügen aus verschiedenen Berichten. Man erfährt dadurch viel über die Hintergründe und es verleiht der Handlung noch mehr Tiefe.

SCHREIBSTIL
Marie Lu hat einen sehr lebendigen und anschaulichen Schreibstil, der es leicht macht in die Geschichte abzutauchen. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der verschiedenen Kräfte und auch die wachsende Dunkelheit in Adelina wird großartig in Worte gefasst. Die albtraumhaften Visionen und Träume scheinen beim lesen regelrecht fassbar zu sein und haben mir mehr als einmal einen Schauer über den Rücken gejagt. Marie Lu hat ein Händchen dafür die innere Zerrissenheit ihrer Charaktere in ihren Worten widerzuspiegeln. "Das Bündnis der Dolche" wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was in diesem Teil besonders hilfreich ist, da die einzelnen Handlungsstränge auseinander gehen und man andernfalls nur wenig von den Dolchen und Teren mitbekommen würde. Wie schon im ersten Band hätte ich mir hier ebenfalls gewünscht, dass Raffaele und die Dolche jedoch noch etwas mehr in den Mittelpunkt rücken.

COVER
Das Cover harmoniert wunderbar mit dem ersten Teil! Zu sehen ist erneut eine junge Frau, die Adelina darstellt und ähnlich wie bei "Die Gemeinschaft der Rosen" ist ihr Gesicht größtenteils von den silbernen Haaren verdeckt, was für mich erst den Reiz ausmacht. "Das Bündnis der Rosen" hat einen blutroten Hintergrund und auch das Emblem des Schriftzuges ist etwas dunkler gestaltet. Für mich ist die Reihe nach wie vor ein absoluter Hingucker im Bücherregal. Das deutsche Cover unterscheidet sich gravierend von dem Original, auf welchem man einen Wolf und das Meer sehen kann. Obwohl das Cover der englischensprachigen Ausgabe wunderbar zur Handlung passt, kann es mich irgendwie nicht wirklich überzeugen. Mir gefällt die Machart nicht und ich finde die deutsche Aufmachung viel edler.

FAZIT
Düsterer, mitreißender, spannender. "Das Bündnis der Rosen" kann den ersten Teil noch mal übertreffen und fasziniert mit seiner finsteren Antiheldin, die der Dunkelheit verfällt. Die Handlung ist deutlich komplexer und überrascht mit unerwarteten Wendungen, die es einem schwer machen das Buch aus der Hand zu legen. Ich bin gespannt auf das Finale und kann die "Young Elites" Trilogie jetzt schon jedem nur ans Herz legen!

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2022

Gemeinschaft der Dolche

Young Elites 1. Die Gemeinschaft der Dolche
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Marie Lu ist mittlerweile nicht mehr aus der Young Adult Szene wegzudenken, weshalb ich es kaum erwarten konnte in die Welt der "Young Elites" abzutauchen. Belohnt wurde ich mit einer großartigen Geschichte, ...

Marie Lu ist mittlerweile nicht mehr aus der Young Adult Szene wegzudenken, weshalb ich es kaum erwarten konnte in die Welt der "Young Elites" abzutauchen. Belohnt wurde ich mit einer großartigen Geschichte, die in erster Linie mit ihren vielschichtigen Charakteren überzeugt. Niemand in der Geschichte ist wirklich heldenhaft, denn jeder kämpft für seine Überzeugung und kann es sich nicht erlauben nobel zu handeln. Dadurch war es für mich nicht abzusehen in welche Richtung sich die einzelnen Handlungsstränge entwickeln, wodurch die Spannung bis zum Ende aufrecht erhalten wird. Marie Lu nimmt sich in "Die Gemeinschaft der Dolche" die Zeit den Leser in ihre Welt einzuführen und mit den Protagonisten bekannt zu machen. Dadurch gibt es viele Szenen die zunächst der Charakterentwicklung dienen und weniger die Handlung vorantreiben. Ungeduldige Leser mag dies stören, aber in meinen Augen trägt es zur Tiefe der Geschichte bei. So wird auch das Worldbuilding zunächst nur angedeutet, was mich ausnahmsweise nicht gestört hat, da eine nähere Ausführung noch keinen Platz in der Handlung findet. Das Ende verspricht jedoch einen breiteren Handlungsrahmen und ich bin gespannt was Marie Lu für uns bereit hält!

CHARAKTERE
Jeder Autor scheint neuerdings seine Bücher mit einer Kick-Ass Heldin anzuwerben, aber wenn jemand dazu das Recht hat, dann definitiv Marie Lu. Denn Adelina Amouteru ist eine Protagonistin, wie sie mir nur selten zuvor begegnet ist. Sie ist keine typische Heldin, aber auch keine klassische Schurkin. Und genau dies macht den Reiz von "Young Elites" aus. Die Geschichte ist voller Charaktere, die nicht gut oder böse sind, sondern irgendwo dazwischen angesiedelt sind, was es dem Leser schwer macht Partei zu ergreifen oder ein Urteil zu fällen. Adelina ist unberechenbar und aus dem Grund ist ihre Geschichte auch so fesselnd. Ich kann nicht vorhersagen, ob es mit ihr ein gutes Ende nehmen wird und bin gespannt wie sich ihre Rolle in der Handlung entwickeln wird. Marie Lu zeigt sehr schön, wie die Vergangenheit Adelina geformt hat und noch immer fest in den Händen hält. Die Menschen waren schlecht zu ihr, wieso sollte sie nun gut zu ihnen sein? In gewisser Weise dürfte jeder Leser dies nachvollziehen können und gerade deshalb ist es so spannend ihrer Entwicklung zu folgen.

Die gelungene Charaktergestaltung zeigt sich auch im Antagonisten, Teren. Der fanatische Inquisitor! Könnte es einen besseren Gegenspieler geben? Und doch schafft es die Autorin dem Leser seine menschlichen Seiten vor Augen zu führe. Besonders die Erinnerungen an seine Kindheit haben es mir schwer gemacht ihn zu hassen. Er ist absolut festgefahren in seinem Glauben das Böse bekämpfen zu müssen, wodurch er regelrecht den Bezug zur Realität verliert. Zudem zeichnet er sich durch seinen Scharfsinn und seine Klugheit aus, was ihn für mich zu einem gelungenen Gegenspieler macht, dem man nur schwer in die Karten gucken kann. Ähnlich erging es mir auch bei Enzo. Den Anführer der Dolche stellt man sich zunächst als strahlenden Held vor. Aber, wen überrascht es, dem ist nicht so. Er war der Einzige, bei dem es mir schwer fiel mich in ihn hineinzuversetzen. Für Adelina bleibt er ein Rätsel und so ergeht es auch dem Leser.

Raffaele war mein Liebling und wahrscheinlich wird es kaum einen Leser geben, der ihn nicht ins Herz schließt. Er ist ein interessanter und komplexer Charakter, der bestimmt noch viele Überraschungen parat hält. Es fällt schwer hinter seine schimmernde Fassade zu blicken und gerade das macht ihn so interessant. Oftmals scheint es als würde er im Hintergrund die Fäden ziehen, allerdings ist er gleichzeitig unglaublich liebenswert. Im Vergleich dazu nehmen die Dolche und die anderen Nebencharaktere eine untergeordnete Rolle ein, wobei sie es trotzdem schaffen Interesse zu wecken. Ich mochte Violetta und Gemma wirklich gern, die mit ihren sonnigen und sanftmütigen Gemütern ein schönes Gegengewicht dargestellt haben. Nach dem Ende verspreche ich mir zudem auch viel von Maeve und kann es nicht abwarten mehr über sie zu erfahren.

WELTENBAU
Marie Lu entführt den Leser nach Kenettra, welches im Herzen der Seelande liegt. Von der Epoche her habe ich mich an die Renaissance erinnert gefühlt, mit leicht mittelalterlichem Flair. Der Weltenbau wird in "Die Gemeinschaft der Dolche" an vielen Stellen angedeutet, wodurch man bereits einen Überblick erhält. Es gibt die Himmellande im Norden und die Sonnenlande im Süden. Während sich noch keine Zeit fand darauf näher einzugehen, bin ich zuversichtlich, dass sich dies in den Folgebänden ändern wird. Mich hat die Welt jetzt bereits in ihren Bann gezogen und ich habe mich jedes Mal gefreut neue Informationen zu erhalten. Marie Lu überrascht zudem mit einem wunderbar ausgearbeiteten Glauben, welcher an die klassischen Mythologien erinnert und schön in die Geschichte eingeflochten wird. Der Weltenbau und der Glaube bringt viel Potential mit sich und ich bin gespannt wie sich dies entwickeln wird.

Ein wichtiger Aspekt in der Handlung sind die Malfettos und der Rassismus, der ihnen entgegen schlägt. Dieses Thema ist gelungen ausgearbeitet und mir hat besonders gefallen wie sich die Meinung je nach Region unterscheiden. Während man in Kenettra die Malfettos als Ungeheuer beschimpft, sieht man sie in den Himmellanden als Kinder der Götter an. Es sind diese kleinen Details, die das Buch für mich so realistisch gemacht haben. Die Art und Weise wie die Malfettos in Kenettra behandelt werden, hat mir einige Male durchaus einen Schauer über den Rücken gejagt. Gerade deshalb konnte ich mich so gut in die Gemeinschaft der Dolche hineinversetzen. Ich habe einfach eine Schwäche für Rebellen und Geheimorganisationen! Und dann besitzen sie auch noch besondere Kräfte. Dementsprechend bin ich den Dolchen direkt verfallen. Das Magiesystem ist grundsätzlich nichts Neues und es gibt viele Bücher, in deren Mittelpunkt Kinder und Jugendliche mit Begabungen stehen. Interessant fand ich allerdings die Hintergründe, zu welchen Emotionen und damit Gottheiten die größte Neigung besteht und inwiefern dies die Gaben beeinflusst.

SCHREIBSTIL
"Young Elites" wird zum Großteil aus der Sicht von Adelina erzählt, was dem Leser einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt ermöglicht. Würde man Adelina nur aus der Sicht von anderen sehen, könnte man sie leicht falsch einschätzen. Aber wenn man ihre Gedanken und Erinnerungen teilt, ergibt sich ein ganz anderes Bild von der jungen Begabten. Auch Enzo, Raffaele und Teren treten als Erzähler auf, wobei diese Kapitel stark in der Unterzahl sind und auch von der Länge deutlich denen von Adelina nachstehen. Für die Fortsetzungen wäre es schön wenn die einzelnen Erzählstränge mehr im Gleichgewicht wären, was das Ende allerdings bereits andeutet. Marie Lu selbst besitzt einen flüssigen und mitreißenden Schreibstil. Mir fiel es leicht mich in die Geschichte hineinzuversetzen und mir hat sich beim lesen automatisch das Kopfkino eingeschaltet. Ihre Beschreibungen sind sehr bildlich, was mir besonders auffiel wenn Adelina ihre Gabe benutzt.

COVER
Ich liebe das deutsche Cover! Obwohl ich oftmals eher zum Original tendiere, kann ich in dem Fall das Team vom Loewe Verlag nur loben. Zwar gibt es unzählige Cover mit Frauen auf den Covern, aber "Die Gemeinschaft der Dolche" hebt sich definitiv davon ab. Dargestellt ist Adelina, mit ihren silbernen Haaren und ihr Auge wird davon verdeckt, wodurch ihre Narbe nicht zu sehen ist. Mir gefällt es unheimlich gut, dass man ihr Gesicht kaum sehen kann und auch der schwarze Hintergrund passt großartig. Es ist schlicht gehalten und der Young Elites Schriftzug fällt einem direkt ins Auge. Für mich ist es ein absoluter Hingucker! Im Vergleich dazu finde ich das englische Cover relativ nichtssagend und wenngleich es durchaus die richtige Stimmung vermittelt, ist es mir zu langweilig. Ein weiteres Highlight ist die Karte im Inneren, welche wunderschön gezeichnet ist!

FAZIT
Düster, überraschend, anders! "Die Gemeinschaft der Dolche" entführt den Leser in eine Welt, in der es schwer ist zwischen gut und böse zu unterscheiden. Die Charaktere sind grandios und ihre inneren Konflikte fesseln bis zur letzten Seite. Der Spannungsbogen nimmt mit jedem Kapitel zu und es fällt schwer das Buch aus der Hand zu legen. Marie Lu nimmt sich Zeit den Leser in die Geschichte einzuführen und hat mich unglaublich neugierig auf die Fortsetzung gemacht!

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