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Veröffentlicht am 21.01.2018

Düster und emotional

Wir waren hier
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Zitate:
"Früher ist tot. Genauso wie morgen schon heute tot ist." Seite 19
"Wenn die Welt voller Lügen und Misstrauen ist, was kann dann noch wahr sein?" Seite 35
"Wie soll ich das bloß sagen? Es fühlt ...

Zitate:
"Früher ist tot. Genauso wie morgen schon heute tot ist." Seite 19
"Wenn die Welt voller Lügen und Misstrauen ist, was kann dann noch wahr sein?" Seite 35
"Wie soll ich das bloß sagen? Es fühlt sich menschlich an. Solange es Musik gibt, gibt es Hoffnung. Hoffnung, dass das Leben mehr ist als Krieg und dass das Gute gewinnt." Seite 136

Charakter:

Anna ist ein junges Mädchen, das außer Entbehrungen nicht viel kennt. Einerseits, weil es in den Trümmern so gut wie nichts mehr gibt,
andererseits, weil ihre Eltern viel zu sehr mit sich selbst, dem Überleben und der Angst beschäftigt sind. Da bleibt für Anna nicht viel Aufmerksamkeit übrig.
Das Meiste aus dem „Vorher“ kennt sie nur aus Erzählungen und den Großteil ihrer Zeit verbringt sie damit, mit ihrer besten Freundin Luki durch die verfallenen Gebäude zu ziehen um Nahrung zu suchen, oder sich mit ihr zusammen um die leicht zurückgebliebene Santje zu kümmern. Doch sie trägt ihr Schicksal tapfer und versorgt ihre Familie, auch, wenn sie oft traurig ist und sich allein gelassen fühlt.


Meinung:

Berlin in Schutt und Asche. In den Trümmern lebt Anna mit ihren Eltern. Zum Leben haben sie zu wenig, zum Sterben zu viel.
Nach Ressourcen- und Bürgerkriegen herrscht mittlerweile eine Militärregierung, aber den Menschen mangelt es dennoch an Allem. Nahrungsmittel, Wasser, usw., alles wird rationiert, aber es gibt dennoch nicht genug für alle.
Die Winter sind kalt, die Sommer heiß und durch fehlende Kleidung, Krankheit und Schwäche, überstehen viele diese Extreme nicht. Der Tod ist ein immerwährender Begleiter der Überlebenden. Selbst der Strom ist nur sporadisch verfügbar, was Anna zumindest nutzen kann, um ihren Blog zu schreiben. Jedoch muss sie diesen gut verstecken, denn wer von der WePo -der WebPolizei- erwischt wird, hat harte Strafen zu befürchten. Doch in einem Leben voller Angst, Entbehrungen und Misstrauen, ist dieser Blog, neben ihrer besten Freundin Luki, das Einzige, was Anna aufrecht hält. Auch, wenn sie sich selbst damit in größte Gefahr begibt. Aber, was bleibt ihr denn sonst auch noch?
Als sie dann über ihren Blog auch noch Ben kennenlernt, wird er noch wichtiger für sie, als einziger Ausweg aus ihrem trostlosen, entbehrungsreichen und einsamen Leben.

Die für Anna gewählte Ich-Perspektive in Kombination mit den kurzen, schlicht gehaltenen Sätzen, die die allumfassende Trostlosigkeit perfekt unterstreichen, vermittelt dem Leser ein gutes Verständnis und einen angenehmen Lesefluss. Sehr detailreich und fantasievoll gestaltet Nana Rademacher ein Bild von dem verfallenen, zerbombten Berlin, das man nahezu vor sich sehen kann.

Aber auch die Emotionen kommen nicht zu kurz. Die Angst ums Überleben, vor der Kontrolle des Militärs und den damit verbundenen Sanktionen, sowie die Kälte, Hitze und Armut sind so bildhaft geschildert, dass man tief in das Geschehen eintauchen kann.
Auch die Umstände, wie zum Beispiel, dass jeder den Kopf einzieht und sich primär um das eigene und das Überleben seiner Familie kümmert, sind mitreißend beschrieben und verleihen der Thematik noch mehr Tiefe. Aber auch die Hoffnung kommt natürlich nicht zu kurz. Anna´s Traum von einer besseren Welt und vor allem der Lichtschimmer, den sie durch Ben erfährt, schaffen eine emotionale Tiefe, die unter die Haut geht.
Nur die Verbindung zu Anna habe ich nicht so ganz hinbekommen, irgendwie hat mir da ein emotionaler Zugang gefehlt.
Nichtsdestotrotz hat mir die Geschichte um Anna und Ben sehr gut gefallen.

Wir waren hier ist für mich ein fesselndes und emotionales Werk voller Abwechslung und unerwarteten Wendungen, das man unbedingt gelesen haben sollte. Eine berührende Dystopie, die einen nachdenklich zurücklässt.

Veröffentlicht am 21.01.2018

ein sehr gelungenes Finale

Blut und Feuer
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Zitate:
"Es gab Menschen, die anscheinend dazu da waren, als Verbindungspunkte zu dienen. Sie öffneten uns füreinander und für uns selbst." Seite 155
"Ich fand, dass er krank aussah - krank an Körper, ...

Zitate:
"Es gab Menschen, die anscheinend dazu da waren, als Verbindungspunkte zu dienen. Sie öffneten uns füreinander und für uns selbst." Seite 155
"Ich fand, dass er krank aussah - krank an Körper, Herz und Verstand. Die Blässe seiner normalerweise goldbraunen Haut ließ ihn aussehen, als hätte sein Geist seinen Körper bereits verlassen." Seite 316
"Ich sah die Zukunft mit messerscharfer Klarheit vor mir, und es war weder eine Straße noch ein Himmel, so etwas Schönes war es nicht. Es war elektrischer Strom, der durch Maschendraht und Gitterstäbe surrte. Es waren Schlamm und Regen und tausend Tage, die zu einem schwarzen Strom zusammenflossen." Seite 325

Meinung:

Ruby und die restlichen Überlebenden, schweben nach wie vor in großer Gefahr.
In der Innenstadt von LA durch Nationalgarde und US Army eingesperrt, suchen sie krampfhaft nach einem Weg hinaus, um zur Ranch zu gelangen, von der sie hoffen, dass Cate dort wohlauf ist und auf die Kinder wartet.
Kurz bevor sie ihre Flucht in Angriff nehmen wollen, stellt Ruby jedoch mit Entsetzen fest, dass die Agenten, die eigentlich auf sie aufpassen sollen, eigene Pläne verfolgen, bei denen ihr Schutz nun wahrlich keine Rolle spielen soll. Ganz im Gegenteil!
Nun muss schnellstmöglich ein Plan her, zumal alle nach wie vor ihre Ziele und Träume haben. Aber egal, ob es dem jeweiligen Individuum um Heilung, Freiheit oder darum geht, die übrigen Kinder aus den Rehabilitationscentren zu befreien, eine Lösung ihrer Misere wird wohl nicht wirklich einfach werden. Zumal sie ja auch noch ihre Geisel Clancy mit hinausschaffen müssen und das am Besten OHNE, dass er sich in ihre Hirne einklinkt :O
Und als wäre diese Aufgabe nicht schon schwer genug, wird Ruby auf ihrem Weg auch noch von seltsamen Zeichen abgelenkt, die ihr ein komisches Gefühl im Hinterkopf hervorrufen.
Was sind das nur für Graffitis? Wer hat diese hinterlassen und warum lassen diese Ruby nicht los?? Ihr dürft gespannt sein, denn auch dieses Mal wird mit Spannung und Action nicht gegeizt ;)

Aber so oder so, der Kampf ums Überleben könnte viele Opfer kosten. Jedoch ist jedem schmerzlich bewusst, dass es bei diesem Kampf um ihre Zukunft -eine bessere Zukunft- geht. Werden sie eine Chance haben? Oder werden die Gefahren und Ängste sie am Ende zerstören?

HACH, was hab ich mich auf den Abschluss dieser Trilogie gefreut! Gefühlte Eeeeewigkeiten fiebere ich diesem nun entgegen, dabei war es gerade mal ein Jahr :D
Vor allem das Wiedersehen mit den ins Herz geschlossenen Charakteren hat mir viel Freude bereitet. Die schnoddrige, ehrgeizige Vida, der tollpatschige Chubs, die fürsorgliche Art von Liam und das großmäulige Geplapper von Cole haben mir echt gefehlt. Einzig die Geheimniskrämerei und Selbstzweifel von Ruby hatte ich nicht vermisst, aber zum Glück ist das bei Weitem nicht mehr so ausgeprägt, wie noch in den Vorgängerbänden.

Der Schreibstil ist gewohnt eingängig und durch die Action, die natürlich nicht zu kurz kommt, habe ich Seite um Seite verschlungen. Die Kabbeleien der Brüder, die herablassende Art von Clancy und viele Details mehr, haben mich direkt wieder in den Sog der Geschichte gezogen. Auch wird nicht an unerwarteten Wendungen und Spannung gegeizt, was in Kombination mit der atmosphärischen Beschreibung der Welt ein komplett rundes Bild abgibt, bei dem das Lesen einfach nur Spaß macht!

Auch die Beziehung zwischen Ruby und Liam verspricht viel Abwechslung und Herzblut, vor allem weil ihre Gefühle nicht nur durch ihre unterschiedlichen Ziele, sondern auch durch die extrem voneinander abweichenden Einstellungen gegenüber Cole und seinem Führungsstil Spannungen hervorruft.

Für mich war "Blut und Feuer" ein sehr gelungenes Finale mit einem stimmigen Abschluss. Und ich freue mich wirklich außerordentlich darüber, einmal wieder eine Reihe entdeckt zu haben, bei der ich durchgängig die volle Punktzahl vergeben habe. :)

Ich werde euch Farben vermissen!

Veröffentlicht am 21.01.2018

Mal was völlig Anderes :D

Wer war Alice
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Zitate:
"Mein Name ist Alice Salmon. Fünf von ungefähr tausend Wörtern. Ich hoffe, ich bin mehr als zweihundertmal fünf Wörter. Vielleicht noch nicht jetzt, aber hoffentlich eines Tages." Seite 13
"Ich ...

Zitate:
"Mein Name ist Alice Salmon. Fünf von ungefähr tausend Wörtern. Ich hoffe, ich bin mehr als zweihundertmal fünf Wörter. Vielleicht noch nicht jetzt, aber hoffentlich eines Tages." Seite 13
"Ich schreibe das alles auf, weil mir hier sowieso keiner zuhört. Ich könnte genauso gut unsichtbar sein." Seite 26
"Es ist pervers, wie die Welt sich häufig erst für einen interessiert, wenn man nicht mehr da ist, aber so war es schon immer." Seite 40

Meinung:

Nach einem kurzen Prolog, der uns Alice ein bisschen vorstellt, werden wir ohne großes Geplänkel direkt in die Geschichte geschmissen.
Alice ist tot. Ertrunken in einem Fluss und keiner weiß so recht, wie es dazu kommen konnte. War sie allein? War sie betrunken? Unfall, Mord, Selbstmord? Fragen über Fragen, die den Leser noch eine ganze Weile beschäftigen werden. Von da an nehmen Spekulationen, Mutmaßungen und Theorien ihren Lauf. Jeder hat etwas zu sagen, alle reden mit. Allen voran einer ihrer ehemaligen Professoren. Er will Alice´ Leben durchleuchten, alle Ungereimtheiten klären und ein Buch über sie schreiben. Aber, wie kommt er dazu?? Und wo waren nur ihre Freundinnen, mit denen sie unterwegs war, als sie im Fluss versank? Ein Geheimnis jagt das nächste und es sollen noch so einige davon ans Tageslicht befördert werden.
Begleitet Alice und ihr Umfeld auf eine spannende Entdeckungsjagd!

Allem voran sollte der ungewöhnliche Aufbau erwähnt werden. Denn erzählt wird nicht im üblichen Stil, sondern ausschließlich per Threads, Blogbeiträgen, Briefen, Tagebucheinträgen, usw. Mir persönlich hat das Schema sehr gut gefallen, vor allem, weil man so nach und nach immer weitere Details erfährt, die man automatisch versucht in ein Bild einzupassen.
Und manchmal passiert es uns so auch, dass wir uns komplett ins Bockshorn jagen lassen, weil Vermutungen, wie im Fall der vielen Personen, die meinen sich zu Wort melden zu müssen, eben einfach genau das sind: VERMUTUNGEN :D

Ich habe von ein paar anderen bereits gehört, dass sie dieser Aufbau stört, aber ich fand es einfach nur genial! Einfach mal erfrischend anders, davon hätte ich gerne mehr!
Gedanken von Fremden, Bekannten und Alice´eigene Tagebucheinträge, bei denen wir immer ein Stückchen mehr erfahren, sowohl über ihre guten, als auch ihre schlechten Seiten. Denn obwohl sie eigentlich ein sehr fleißiges, nettes und unauffälliges Mädchen war, nehmen Drogen und Alkohol doch eine sehr große Rolle in ihrem Leben ein.

Im Laufe der Geschichte werden wir mit den unterschiedlichsten Emotionen konfrontiert, Wut, Trauer, Schuldgefühle, aber auch Hass begegnen uns.
Ich habe mich des Öfteren mit einem mehr als mulmigen Gefühl im Bauch erwischt, denn heutzutage ist das alles ja gar nicht so weit hergeholt. Das Internet bietet diverse Möglichkeiten, nicht nur, Menschen zu betrauern, nein, auch Diffamierung oder Stalking sind nicht mehr allzu schwer. Gerade dieser kritische Aspekt der Geschichte, hat mir sehr gut gefallen. Ob das Bilder, Gedanken oder Kommunikationen sind, nichts ist mehr wirklich geheim und gegen Verleumdungen oder gar Bedrohungen kann man sich oftmals nicht so wirklich schützen.

Wer war Alice hat mir von der ersten bis zur letzten Seite viele unterhaltsame Momente geboten.
Eine gehörige Portion Spannung und Entsetzen -das menschliche Verhalten betreffend-, so manch unerwartete Wendung und die mannigfaltigen Gedanken und Emotionen in ihrem Umfeld haben mir definitiv einen Pageturner beschert :)

Veröffentlicht am 21.01.2018

Wer nahe am Wasser gebaut ist, sollte eventuell ein Taschentuch bereitlegen ;)

Die Nacht brennt
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Zitate:
"Er war ja nicht dumm, er wusste, wie man ein paar Worte ins gegenüberliegende Feld lobbte und auf die Explosion wartete, das Aufbrausen der Flamme, den Rauch und den Staub." Seite 26
"Der Aufschlag ...

Zitate:
"Er war ja nicht dumm, er wusste, wie man ein paar Worte ins gegenüberliegende Feld lobbte und auf die Explosion wartete, das Aufbrausen der Flamme, den Rauch und den Staub." Seite 26
"Der Aufschlag war befriedigend laut. Er wollte gleich noch mal draufschlagen. Und noch mal und noch mal." Seite 28
"Alle taten so, als wäre es tatsächlich passiert, als wäre Mac wirklich tot, aber das konnte nicht sein. Stick war nicht tot, wie konnte Mac es da sein?" Seite 60

Charakter:

der 17-jährige Stick will nur noch raus aus seinem Leben.
Weit weg von seiner Mutter -die durch den Tod seiner Schwester einen krankhaften Kontrollzwang entwickelt hat-, und weit weg von seinem Vater, mit seiner ach so tollen neuen Familie... Trotz seines früheren Kurses zur Aggressionsbewältigung ist Stick auch heute noch oft zornig, impulsiv, aufbrausend und verletzt seine Eltern verbal, insbesondere seinen Vater, gerne mal absichtlich. Obwohl er sich darüber Sorgen macht, wie seine Mutter ohne ihn klarkommen wird, ist ihm alles zu viel. Er will schnellstmöglich mit seinem besten Freund Mac die Koffer packen und nach Málaga fahren um dort das Leben zu genießen und die Sau raus zu lassen.


Meinung:

Die Koffer sind gepackt, die große Reise ist nur noch eine Abschiedsparty weit entfernt.
Dem Glück der beiden Jungs steht quasi nichts mehr im Weg. Denken sie... Doch dann geschieht das Unfassbare. Mac wird auf dem Heimweg erstochen und keiner weiß, wie es dazu kommen konnte.
Für Stick bricht eine Welt zusammen. Sein bester Freund, der Einzige, der ihn versteht, soll von jetzt auf gleich einfach nicht mehr da sein?? Erst, als er zufällig J kennenlernt, kann er sich zumindest ein Stück aus dem Loch seiner Trauer herausziehen. Aber reicht das aus?

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die kurzen, gut lesbaren Sätze mit so mancher Fluchattacke ;), kurze Kapitel und jugendliche Gedanken passen sehr gut zu Stick. Sie lassen ihn sympathisch erscheinen - trotz so mancher "trotzigen" Aktion, gerade wenn es um seinen Vater und seine Stiefmutter geht.

Sarah Butler versteht es, die Emotionen, die Stick empfindet, die Trauer, die Wut, die Hilflosig- und Fassungslosigkeit in Worte zu packen und für den Leser nahezu greifbar zu machen. Man kann geradezu spüren, wie Sticks Welt in sich zusammenfällt und ihn mit der immerwährenden Frage des "Warums" zurücklässt.

Obwohl "Die Nacht brennt" kein actiongeladenes Buch, kein Thriller oder Ähnliches ist, kann man es -einmal mit dem Lesen begonnen-, nicht so schnell wieder aus der Hand legen.
Zu sehr bewegt die emotionale Reise, die den Leser erwartet, wobei auch die Handlungen der anderen Personen, selbstverständlich nicht zu kurz kommen.
Verständlich, oder für einen selbst vielleicht auch manchmal nicht, werden viele Facetten der Umgangsweise mit solch einem einschneidenden Ereignisses aufgezeigt, denn jeder geht damit bekanntlich anders um.

Emotional, stimmungsgeladen, einfühlsam, bewegend. Wer nahe am Wasser gebaut ist, sollte eventuell ein Taschentuch bereitlegen ;)

Veröffentlicht am 21.01.2018

ein schön geschriebenes, mysteriöses Jugendbuch mit einigen Gruselmomenten

Lily Frost
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Zitate:
"Gideon ist eine Stadt, in der man nur sterben kann." Seite 26
"Aber bevor er die Tür aufschließen kann, schwingt sie ganz von allein auf." Seite 30
"Ich kann mich nicht bewegen und nicht aufschreien, ...

Zitate:
"Gideon ist eine Stadt, in der man nur sterben kann." Seite 26
"Aber bevor er die Tür aufschließen kann, schwingt sie ganz von allein auf." Seite 30
"Ich kann mich nicht bewegen und nicht aufschreien, weil etwas meine Handgelenke so festhält, dass ich gefangen bin. Und als die kalte Luft weiterzieht, sind meine Handgelenke feucht." Seite 49

Charakter:

Die 15-jährige Lily Frost, die mit 4 Jahren nur knapp dem Tod entkam, ist seitdem ängstlich und bleibt meistens für sich. Sie schließt nur schwer Freundschaften und außer ihrer besten Freundin Ruby und ein paar gemeinsamen Freundinnen, hat sie eigentlich keine Kontakte.


Meinung:

Die Geschichte beginnt mit einer sehr nervösen Lily. Sie ahnt, dass zuhause etwas im Busch ist und das beunruhigt sie. Wenn ihre Eltern flüsternd die Köpfe zusammenstecken, bedeutet das nie etwas Gutes... Als es dann endlich raus ist, bricht ihre Welt zusammen. Sie werden aufs Land ziehen, da ihr Vater keine Arbeit mehr findet. Aber was soll dann nur aus ihr werden? Ein Umzug würde bedeuten, Ruby zu verlieren und das ist so ziemlich das Letzte, was sie will. Sie ist enttäuscht, trotzig und versucht alles, um ihre Eltern von diesem Schritt abzubringen.

Bereits beim Ansehen des Hauses im Internet, beschleicht sie ein mulmiges Gefühl. Dieses verstärkt sich noch, als beim Eintreffen vor Ort seltsame Dinge geschehen. Und dabei sind eine sich von alleine öffnende Haustür und eine Gestalt hinter einem Fenster -die nur sie sieht-, ihre kleinsten Probleme, denn es soll noch bedeutend schlimmer kommen... Können diese Ereignisse mit dem vor einiger Zeit verschwundenen Mädchen zusammenhängen, von dem Lily glaubt, deren Geist zu spüren? Oder geht einfach nur ihre Fantasie mit ihr durch, weil sie überall lieber wäre, als in dem Kaff Gideon? Lily beschleicht ein unsagbarer Verdacht, dem sie gezwungen ist, zu folgen...

Erzählt wird die Geschichte aus Lilys Sicht, was den Charakter sehr sympathisch macht. Zumal sie mich, mit ihrem Pessimismus und ihrer zynischen Art, des Öfteren zum Schmunzeln gebracht hat. Ihre Antworten und Aktionen passen perfekt zu dem schmollenden Teenager, den sie darstellen soll.

Auch das Kleinstadtsetting in Gideon ist sehr gut getroffen. Abschätzende Blicke, sie ignorierende Teenager und andere Details ergeben ein gut strukturiertes, glaubwürdiges und überaus vorstellbares Bild.

Die Geschichte um die verschwundene Tilly Rose ist fesselnd aufgebaut mit sowohl spannenden als auch schaurigen Akzenten, so dass sie durchgängig geheimnisvoll bleibt und meine Neugier das ganze Buch über gefüttert werden wollte :)

Lily Fost ist für mich ein schön geschriebenes, mysteriöses Jugendbuch mit einigen Gruselmomenten, das gerade jungen Lesern viel Freude machen wird.