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Veröffentlicht am 23.11.2017

eine Geschichte über das Leben

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Zitate:

"Das wahre Grauen ist nicht, Angst zu haben; es ist, keine andere Wahl zu haben." Seite 27

"Sorgen sind die angemessene Reaktion auf das Leben. Das Leben ist besorgniserregend." Seite 55


Meinung:

Aza ...

Zitate:

"Das wahre Grauen ist nicht, Angst zu haben; es ist, keine andere Wahl zu haben." Seite 27

"Sorgen sind die angemessene Reaktion auf das Leben. Das Leben ist besorgniserregend." Seite 55


Meinung:

Aza hat einige Probleme. Zum einen wäre da die Tatsache, dass sie ihren Vater verloren hat. Urplötzlich und einfach so! Und als wäre das noch nicht genug, ist sie auch noch mit Angststörungen geschlagen, die ziemlich umfassend sind.
Am ausgeprägtesten ist wohl ihre Angst vor Bakterien sowie Körperflüssigkeiten, damit verbundenen Krankheiten und letztendlich dem Tod!
Da trifft es sich gut, dass über Nacht ein gewisser Russel Picket wegen einer drohenden Betrugs- und Korruptionsermittlung spurlos verschwindet. Denn auf seine Ergreifung sind 100.000 Dollar Belohnung ausgesetzt!
Das lassen sich Aza und ihre beste Freundin Daisy nicht zweimal sagen. Dumm nur, dass sie mit dem Sohn des Verschwundenen früher mal befreundet war und der so gar nichts von der Suche hält…

Ich muss zugeben, dass ich damals total verliebt in „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ war! Ich glaube, ich habe selten so geheult und war dermaßen berührt wie von diesem Buch! Dementsprechend neugierig war ich natürlich auf sein neuestes Werk ;)
Letztendlich ist es bei weitem nicht annähernd so traurig -gottseidank-, ich kann ja nicht immer mit verheulten Augen rumrennen-, aber dennoch kann es sich definitiv sehen lassen.

Wir begleiten Aza auf ihrem Abenteuer, das sich jedoch alles in allem eigentlich eher um sie selbst dreht, statt der Jagd auf die Belohnung.
Da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, erleben wir ihre Phobien und Zwangsneurosen hautnah, was sowohl beängstigend ist, als uns Leser auch zum Schmunzeln bringt.
Beängstigend, weil einem immer wieder aufs Neue vor Augen geführt wird, welch schweres Los Menschen mit Zwangsneurosen, Angstzuständen oder Ähnlichem tragen. Vor allem den Umstand selbst zu wissen, wie „verrückt“ und „unnötig“ diese Handlungen sind, aber dennoch keinen Einfluss darauf nehmen zu können, empfinde ich sehr beklemmend! Gerade am Beispiel von Aza, die in ihrem eigenen Körper gefangen ist, von ihren Ängsten geradezu fremdgesteuert wird und nicht selten in Gedankenspiralen gefangen ist, verdeutlicht diese Phänomene ausgesprochen gut und bildhaft!
Zum Schmunzeln brachten mich diese Neurosen jedoch auch des Öfteren, da sie zum Teil in Situationen und damit verbundenen verqueren Gedankengängen auftreten, die einfach nur skurril und witzig sind. Und ja, es ist auch das ein oder andere Wissen über Bakterien in meinem Körper dabei, das ich definitiv nicht gebraucht hätte!!

Obwohl dies eigentlich sehr ernste Themen sind, schafft John Green es, diese sympathisch zu verpacken, indem er seine gewohnt witzigen Dialoge und Szenarien einfließen lässt. Ich empfinde das als sehr gelungen!

Alles in allem war "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" für mich ein weiteres Highlight aus John Greens Feder, das mich schwer beeindruckt hat. Eine bewegende, tiefgründige und stellenweise auch poetische Geschichte über Einsamkeit, Verlust, Selbstzweifel, aber auch Freundschaft, Liebe und Zusammengehörigkeit, oder einfach gesagt: das Leben.

Veröffentlicht am 20.11.2017

ruhig, emotionsgeladen, nachdenklich

Die Seele meiner Schwester
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Zitate:

"Maddy war meine Schwester, meine Zwillingsschwester, und ich werde alles für sie tun, auch wenn das heißt, mich selbst zu verlieren." Seite 5

"Es gab kein gleißendes Licht, als wir schließlich ...

Zitate:

"Maddy war meine Schwester, meine Zwillingsschwester, und ich werde alles für sie tun, auch wenn das heißt, mich selbst zu verlieren." Seite 5

"Es gab kein gleißendes Licht, als wir schließlich gegen den Baum prallten, nur einen brennenden Schmerz, gefolgt von Dunkelheit. Totaler, betäubender Dunkelheit." Seite 42

"Ich würde dafür sorgen, dass sie alles bekam, was sie jemals wollte. Ich würde es wiedergutmachen, für sie, für meine Eltern, für Alex. Ich würde mich selbst begraben und Maddy mein Leben schenken." Seite 75


Meinung:

Die Zwillingsschwestern Maddy und Ella waren früher unzertrennlich. Doch je älter sie werden, desto unterschiedlicher werden sie auch. Ella ist eher still, introvertiert und klug, wohingegen Maddy komplett in der In-Clique aufgeht und ihre Zeit mit lieber mit Partys und Freunden verbringt. Aber obwohl sie sich gegenüber früheren Verhältnissen eigentlich eher gegensätzlich entwickelt haben, sind sie doch füreinander da, wenn eine der beiden in Not ist.
So kommt es, dass Ella eines Nachts losfährt um Maddy von einer Party abzuholen, die aus den Fugen geriet. Nichtsahnend, dass dies ihre letzte gemeinsame Nacht zusammen sein wird. Denn sie baut einen Unfall und als sie erwacht ist Maddy tot und alle glauben, dass sie Maddy sei.

Was mich am meisten an diesem Buch angesprochen hat, abgesehen von dem emotionalen Teil, sind die im Klappentext erwähnten Geheimnisse die Maddy birgt.
Was das Thema "Gefühl" betrifft, bin ich definitiv begeistert von dieser Geschichte. Wir erleben alles aus Ellas Sicht und sehen uns somit mit ihrer Trauer, ihrem Verlust und ihren Schuldgefühlen konfrontiert, aber auch den Problemen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, indem sie sich dafür entschied, zukünftig Maddy zu sein. Denn zu wissen, wie ihre Schwester bestimmte Dinge handhaben würde, heißt ja leider noch lange nicht, dass man selbst es dann auch so hinbekommt... Die Autorin lässt uns tief in Ellas Gedanken eintauchen, was mir ein sehr gefühlvolles Leseerlebnis beschert hat, bei dem ich selbst oft schlucken musste. Nicht nur die Trauer -eine Trauer, die sie bis zur Selbstaufgabe bringt!- wiegt schwer, sondern auch Ellas Gefühl, dass die Menschen um sie herum sich für Maddy entschieden hätten - wenn sie hätten wählen können.
Dementsprechend finden sich auch einige Passagen, die einen zum Nachdenken bringen. Vor allem wenn es darum geht, wie die einzelnen Personen mit dem Verlust umgehen, empfand ich die Geschichte als sehr authentisch.
Was jedoch das Tempo des Buches und Maddys Geheimnisse betrifft, gibt es für meine Wünsche noch ein bisschen Luft nach oben. Das Buch ist durchgehend fesselnd, keine Frage! Aber Maddys dunkle Seite kam mir persönlich etwas zu kurz, da hatte ich etwas anderes erwartet.

Und auch was Ella selbst betrifft, bin ich ein kleines bisschen zwiegespalten. Einerseits finde ich sie menschlich toll! Es ist ihr egal, was andere von ihr denken, sie legt ihr Hauptaugenmerk für meinen Geschmack auf die wichtigeren Dinge im Leben. Sie interessiert sich nicht dafür, IN zu sein oder im Rampenlicht zu stehen. Was sie möchte sind ehrliche und zuverlässige Leute um sie herum und sich selbst nicht verbiegen zu müssen. Diese Stärke hat mir sehr gut gefallen, ein klein wenig davon würde vielen echt gut tun. Einfach mal nicht darüber nachdenken oder sich darüber aufregen, dass andere einen nicht mögen oder nicht als "cool" genug halten könnten... Hach, das Leben könnte so viel einfacher sein, findet ihr nicht auch?
Andererseits trifft sie einige Entscheidungen, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, hier will ich jetzt aber nicht zu weit vorgreifen ;) Auch die Tatsache, dass eigentlich niemand merkt, dass sie nicht Maddy ist, halte ich letzten Endes doch für eher unwahrscheinlich. Aber zur Geschichte hat es gepasst, von daher kann ich das so akzeptieren.

"Die Seele meiner Schwester" war für mich ein eher ruhiges, aber sehr emotionsgeladenes Buch voller tiefsinniger Gedanken, das mich sehr zum Nachdenken angeregt hat.

Veröffentlicht am 12.11.2017

wir sind nicht allein...

Was uns ganz macht
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Zitate:

"Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wenn ich vor Nadeln Angst hätte, wäre das so, als würde sich ein Ertrinkender vor dem Rettungsboot fürchten." Seite 14

"Ich versuche, nicht darüber ...

Zitate:

"Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wenn ich vor Nadeln Angst hätte, wäre das so, als würde sich ein Ertrinkender vor dem Rettungsboot fürchten." Seite 14

"Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Was soll ich mit einem Mann anfangen, der mich nicht lieben kann, weil ich kaputt bin? Versuchen, weniger kaputt zu sein?" Seite 21

"Mein Geheimnis ist raus.
Und jetzt meint die ganze hässliche, beängstigende Welt, sie hätte das Recht, reinzukommen." Seite 65


Meinung:

Morgan hat ein Geheimnis. Sagen wir mal so... Ihr Körper weist ein Defizit auf, das es ihr unmöglich macht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die andere Teenager so tun. Schwimmen gehen, Parties, Sport... Egal was sie unternehmen könnte, die Gefahr, dass ihr Geheimnis entdeckt werden könnte, ist einfach zu groß. So bleibt sie meist für sich und abgesehen von ihrer Mutter, ihren Ärzten sowie ihrer besten Freundin Caro, weiß niemand, was mit ihr los ist. Bis sie eines Abends beschließt, einfach nur ein Mädchen zu sein und Tanzen zu gehen... Von jetzt auf gleich ist sie berühmt und die Folgen sind verheerend!

Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, war meine Neugier sofort geweckt. Zum einen wollte ich natürlich wissen, um was für ein Defizit es sich handelt, zum anderen ist das Thema soziale Medien heutzutage immer extrem heiß. Man bekommt ja so einiges mit. Leider auch die Tatsache, dass wirklich jeder seinen Senf dazugeben kann und dies nicht immer auf einer sachlichen Ebene geschieht. Ich empfinde das an sich schon sehr traurig, aber was Morgan in diesem Bereich mitmachen muss, lässt den Leser stellenweise empört nach Luft schnappen. Klar, ist es "nur" ein Buch! Aber ich glaube mittlerweile weiß jeder, wie schnell so eine öffentliche Diskussion in einen regelrechten Shitstorm ausarten kann und die Vorstellung, dass man selbst oder gar seine Kinder davon betroffen sein könnten... Das macht mir echt eine Gänsehaut!
Aber nicht nur das Thema macht die Geschichte sehr emotional, sondern auch Morgan selbst. Wir erleben alles durch ihre Augen, und obwohl sie ein starker Charakter ist, merkt man doch immer wieder, dass diese Stärke nur aus der Not heraus geboren wurde.
Sie führt ein Leben voller Entbehrungen, rennt von Arzttermin zu Arzttermin und ihr Elternhaus ist auch alles andere als perfekt. Durch die vielen emotionalen Aspekte, mit denen der Leser konfrontiert wird, kann man eigentlich gar nicht anders als mit ihr mitzufiebern und zu mitzuleiden. Ihr mentaler Schmerz und ihre Verzweiflung sind nahezu spürbar!

"Was uns ganz macht" lebt von Kontrasten. Morgan hat eine Mutter, die als perfekt gilt und überall im Mittelpunkt steht, wohingegen sie, auf Grund ihrer Unvollkommenheit, still und leise immer den Schatten vorgezogen hat. Ihr Leben schwankt zwischen Absonderung/Alleinsein, und der Hoffnung auf ein normales Leben, mit allem, was dazu gehört (Freunde, Liebe...). Und auch ihr "Comingout" ist eine Mischung aus Erleichterung, da sie sich nicht mehr verstecken muss und Verschlimmerung, weil die Welt sie nicht in Ruhe lässt -und das definitiv nicht auf die gute Art.

Morgans Geschichte ist sowohl traurig als auch warmherzig, was einerseits ihrer Hoffnung und andererseits ihrer besten Freundin Caro -sowie im weiteren Verlauf Howie, ihrem unperfekten Gegenstück-, geschuldet ist. Howie ist einfach nur süß, aber Caro verleiht dem Buch in meinen Augen noch eine ganz andere Komponente. Mit ihrer Unterstützung, ihren Selbsthilfe Post-Its und ihrer herzerwärmenden Art macht sie Mut zum Leben und zur Selbstliebe. Und das nicht nur für Morgan! Denn letztendlich wird vermutlich jeder Leser irgendwann im Laufe der Geschichte sein eigenes "Defizit" suchen, es auch entdecken und daran erinnert werden, dass es nichts macht, unvollkommen zu sein oder Fehler zu haben. Denn wir sind nicht allein, da niemand wirklich perfekt ist!

Ich könnte mir vorstellen, dass das Ende die Leserschaft ein kleines Stück weit spalten könnte, da es... -mhhh, wie sage ich das jetzt ohne zu spoilern??? Ich nenne es jetzt mal - "mutig" ist. Ich lasse das mal so stehen, lest selbst! ;)
Mir persönlich hätte es gefallen, wenn es, neben dem Ende, eine Auflösung zu ein paar Nebenhandlungssträngen gegeben hätte. Aber auch ohne diese, ist diese Geschichte absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 05.11.2017

wundervoll und warmherzig <3

Der Gesang der Nachtigall
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Zitate:

"Mama war nicht aus dem Haus gekommen, um sich zu verabschieden, doch ich schaute hinauf, als wir uns zur Tür umwandten, und sah einen Schatten an ihrem Schlafzimmerfenster. Zwei weiße Hände waren ...

Zitate:

"Mama war nicht aus dem Haus gekommen, um sich zu verabschieden, doch ich schaute hinauf, als wir uns zur Tür umwandten, und sah einen Schatten an ihrem Schlafzimmerfenster. Zwei weiße Hände waren an die Scheibe gepresst." Seite 28

"Sie war ein eigener kleiner Mensch: sauber und neu und mit völliger Ahnungslosigkeit gesegnet, in welche Traurigkeit sie hineingeboren war." Seite 76

"In allen Ecken und Winkeln von Hope House wucherten mittlerweile Geheimnisse. Sie sprossen über Nacht in dicken, weißen Büscheln empor wie Pilze aus dunkler Walderde." Seite 104


Meinung:

Die 12-jährige Henry hat es wirklich nicht leicht im Leben. Seit ihr Bruder vor einem Jahr ums Leben kam, ist nichts mehr wie es war. Obwohl ihre Familie mit ihrem Umzug nach Hope House einen Neuanfang versuchen will, wird es eigentlich eher schlimmer statt besser. Ihre Mutter wird vom Arzt ruhig gestellt und Henry darf sie nicht sehen, ihr Vater geht mehrere Monate auf Geschäftsreise und plötzlich ist auch noch davon die Rede, ihre Mutter einzuweisen und ihre Schwester Piglet zu Pflegeeltern abzugeben. Doch Henry traut weder dem Arzt mit seinen Methoden und Vorgehensweisen, noch seiner reptilähnlichen Frau, die Piglet mitnehmen will. Wie kann sie das alles nur verhindern? Es MUSS doch eine Möglichkeit geben, ihre Familie zu retten???

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, gedanklich hänge ich noch immer im Buch fest :D Das hängt vor allem mit der wirklich gelungenen und bezaubernden Atmosphäre zusammen.
Wir erleben eine zwar von Grund auf aufgeweckte, neugierige und fröhliche Henry -wie das bei einer 12-jährigen ja auch sein sollte-, aber es hängt beinahe durchgehend ein Schatten über ihr. Die Trauer, die Einsamkeit und vor allem das Ausgeschlossenwerden vom Arzt ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer Nanny Jane setzen ihr schwer zu. Sie fühlt sich hilflos und macht andererseits jedoch alles, um zu helfen. Sie kümmert sich rührend um Baby Piglet und versucht nebenbei noch selbst mit ihrem Verlust fertig zu werden.
Es ist beklemmend zu lesen wie alleine und machtlos sie die ganze Zeit ist. Und dann entdeckt sie ja auf einem Streifzug durch den Wald noch eine Frau, von der sie sich sicher ist, dass es sich um eine Hexe handelt. Und dennoch zieht es sie immer wieder in ihre Nähe!
Ab diesem Zeitpunkt geschehen auch noch andere seltsame Sachen, die eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen können! Auch dafür bekommt sie natürlich die Schuld in die Schuhe geschoben... Ihr seht, es gibt einige Geheimnisse zu erforschen ;)

Generell ist mir die kleine Henry sehr schnell ans Herz gewachsen. Nicht nur die oben erwähnten Details ließen mich mit ihr mitfiebern, auch ihre ausgeprägte Fantasie bereitete mir beim Lesen viel Freude. Sie lebt ein Stück weit immer in ihren Märchen, die sie auch unermüdlich liest. Und je mehr sie darin versinkt, desto deutlicher wird dem Leser, dass stellenweise eindeutige Parallelen dazu zu erkennen sind. Auch können wir die Emotionen des Mädchens nahezu spüren, vor allem was die Ohnmacht gegenüber den ganzen Ungerechtigkeiten sowie im Gegenzug die Liebe zu ihrer Familie betrifft (die kleine Piglet ist auch auch zu süß!). Das ist Lucy Strange in meinen Augen sehr gut gelungen!

Alles in allem ist "Der Gesang der Nachtigall" eine wundervolle und warmherzige Geschichte über ein kleines verängstigtes Mädchen, das alles daran setzt, seine Familie zu retten. Traurig, hoffnungsvoll, märchenhaft und stellenweise auch gruselig hat mich die Reise der mehr als mutigen Henry komplett in ihren Bann gezogen!

Veröffentlicht am 31.10.2017

Für mich ein Fitzek der Extraklasse!

Flugangst 7A
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Zitate:

"Angst, sagte Mats seinen Patienten gerne, war wie eine Boa constrictor, die man sich als Haustier hielt. Man denkt, man habe das wilde Tier gezähmt und könne es sich bedenkenlos um den Hals legen. ...

Zitate:

"Angst, sagte Mats seinen Patienten gerne, war wie eine Boa constrictor, die man sich als Haustier hielt. Man denkt, man habe das wilde Tier gezähmt und könne es sich bedenkenlos um den Hals legen. Doch hin und wieder, ganz ohne Vorwarnung, zieht die Schlange plötzlich zu." Seite 38

"Es geht immer schneller, etwas kaputt zu machen, als es zu reparieren. Das gilt ganz besonders für die Seele, nicht wahr, Herr Dr. Krüger?" Seite 95


Meinung:

Nele, eine junge, hochschwangere Frau, wird entführt.
Ihr Vater Mats, der, um seiner Tochter beizustehen, von Buenos Aires nach Berlin fliegt, wird erpresst und
seine frühere Kollegin Feli soll helfen herauszufinden, wo Nele versteckt gehalten wird.
Klingt noch nicht spektakulär, denkt ihr? Mitnichten. Denn Nele ist HIV-positiv. Jede Komplikation bei der Geburt könnte ihr Kind infizieren und natürlich setzen just vor der Entführung die Wehen ein.
Bei Mats ist es auch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, denn er hat nicht nur akute Flugangst, sondern soll auch auf dem Flug nach Berlin einen labilen Passagier so stark triggern, dass dieser die Maschine zum Absturz bringt. Und Feli?
Ja, Feli wurde von Mats vor vier Jahren sehr verletzt und außerdem soll sie eigentlich heute einen anderen Mann heiraten. Ihr seht, da kommt einiges an Potential auf uns zu!

Ich muss gestehen, dass ich Feuer und Flamme war, als ich hörte, dass der neue Roman von Sebastian Fitzek bald im Regal stehen wird. Aaaaaber... Ja, als ich das Thema gesehen habe, war mir dann zugegebenermaßen doch etwas mulmig. Ich meine, natürlich befinde ich mich definitiv nicht auf dem selben Niveau wie Mats, aber wirklich gerne fliege ich dann auch nicht. Ich hatte auch schon kleine Schweißausbrüche, wegen der ein oder anderen Turbulenz ;) Insofern hatte ich vor dem Lesen schon ein bisschen Bammel...
Und ich muss zugeben: Zurecht! Denn auch, wenn der Autor immer wieder Statistiken und Tipps einfließen lässt, wie man mit Flugangst umzugehen hat, reicht meist schon deren Erwähnung, um mir flau werden zu lassen...

Wie bereits in anderen Romanen zuvor, schafft es Sebastian Fitzek immer wieder, mit den Ängsten seiner Leser zu spielen. Ob sich das nun in dieser Flugangst, oder in kleinen Details -wie zum Beispiel der Tatsache, dass der Taxifahrer, der Nele gleich entführen wird, sie mit ihrem ungenannten Vornamen anspricht (BITTE???)- wiederfindet, spielt dabei letzten Endes wirklich keine Rolle. Er versteht sich einfach darauf, mit kleinen Ideen, die stellenweise einfach so nebenbei erwähnt werden, eine wirklich beängstige Situation und damit ein wirklich beklemmendes Gefühl beim Leser auszulösen.
Bei Nele zum Beispiel, versetzte mich der Entführer in wirklich großes Unbehagen. Dem Leser wird recht schnell klar, dass bei ihm definitiv etwas nicht richtig tickt! Im Gegenzug sieht man dann Nele, die sich unter Angst und Schmerzen windet... Ich bekomme gerade schon wieder eine Gänsehaut!
Aber auch die Storyline um Mats birgt enormes Potential zum Mitfiebern und vor allem zum nachdenklich werden. Fitzek stellt ihn, und damit auch uns, vor ein moralisches Dilemma: über 600 Menschen -und auch sich selbst töten-, oder die eigene Tochter sterben lassen. Früher oder später findet sich eigentlich jeder der Protagonisten in einem Zwiespalt wieder, der mich nicht nur ins Grübeln brachte, sondern mir auch gleichzeitig kleine Schauer über den Rücken rieseln ließ.

Mit seinem gewohnt leichtgängigen Schreibstil hat Sebastian Fitzek es geschafft, mich in seinem Konstrukt voller menschlicher und psychischer Abgründe, durchgehend zu fesseln. Dazu bedient er sich mehrerer Personen, die die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven abwechselnd vorantreiben. So reißt die Neugierde auf das weitere Geschehen niemals ab!
Zu Beginn zwar etwas ruhiger, wird die Story nach und nach immer spannender und bedrückender, um sich dann durch viele, für mich komplett unvorhergesehene Wendungen, in einem großen Countdown und einem gelungenen Finale zu entladen. Für mich ein Fitzek der Extraklasse!