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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

sehr schöner Roman mit Wohlfühlatmosphäre

Küstenträume
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Marlies Folkens hat einen Schreibstil, der mich sofort in den Bann der Geschichte gezogen hat. Nachdem mein vorheriges Buch ein echter Flop war, war dieses Buch ein wahrer Pageturner. Sowohl Judith, als ...

Marlies Folkens hat einen Schreibstil, der mich sofort in den Bann der Geschichte gezogen hat. Nachdem mein vorheriges Buch ein echter Flop war, war dieses Buch ein wahrer Pageturner. Sowohl Judith, als auch Tanja waren wir, so verschieden sie auch sind, gleich sympathisch und ich wollte wissen, wie sie mit ihrem unerwarteten Erbe umgehen.

Bei Tanja, der Großstadtpflanze, war ich zunächst ein bisschen skeptisch. Man erwartet durchaus ein etwas anderes Verhalten, aber schnell wird klar, dass sie durchaus nicht das Modepüppchen ist, dass sie nach außen zeigt. Ihre Schlagabtausche mit Jürgen waren einfach großartig. Ich vermute mal (oder vielleicht hoffe), dass es einen weiteren Band geben wird, der Tanja und Jürgen ihre Geschichte gibt.

Judith und ihre Tochter Anna sind einfach nur Zucker. Anna ist ein total aufgewecktes Kind, dass mir mit ihrem übergroßen Selbstbewusstsein zuerst manchmal fast ein bisschen auf die Nerven geht. Ich muss aber gestehen, dass es gut in die Geschichte passte und später zu einer Wendung kommt, da ist ihr Selbstbewusstsein genau richtig, um einige Dinge zu richten. Judith kommt eher bescheiden und sehr sympathisch daher. Sie ist mit dem Hof und den Bewohnern des Ortes vertraut und so ist es für sie eher wie ein “Nach-Haus-kommen”, als sie auf dem Hof einzieht. Bleiben will aber auch sie selbstverständlich nicht.

Christoph und Lena haben mir auch sehr gefallen. Er ist ein großartiger Papa und Lena hat mit Anna eine tolle Freundin zur Seite gestellt bekommen. Auch als Mann war Chris das Sahnehäppchen dieser Geschichte. Arzt und begabter Handwerker und dabei noch bodenständig und sympathisch.

Die Liebesgeschichte zwischen Chris und Judith steht hier nicht im Vordergrund. Vielmehr fügt sie sich ganz leise und zurückhaltend in die Handlung ein. Es geht vor allem darum, die eigenen Träume im Leben zu verwirklichen und um den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Es geht auch darum, dass es im Leben immer irgendwie weitergeht, egal, welche Steine einem vor die Füße gerollt werden. Vor allem mit der Unterstützung von Freunden und Familie lässt sich da immer etwas bewegen. Man darf nur nicht aufgeben und den Mut verlieren. Das ist im echten Leben durchaus nicht immer so einfach, wie in diesem Wohlfühlroman, aber es ist machbar. Was nicht so richtig vorkommt ist die Küste… Bei “Nordsee-Roman” hatte ich angenommen, dass deutlich mehr der Handlung am Wasser spielt. Das ist hier nicht der Fall.

Ich bin wirklich begeistert gewesen und habe das Buch total genossen. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung, wenn ihr nach einem lockeren Roman mit Familienanschluss an die Dorfgemeinschaft sucht.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Unsympathische Protagonistin und sehr viel Alkohol

Der kleine Brautladen am Strand
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Eine nette Geschichte mit einer sehr anstrengenden Protagonistin und jeder Menge Alkohol, mehr ist hier aber leider nicht zu erwarten.

Poppy ist wirklich alles andere, als einfach. Sie ist ein Snob, naiv, ...

Eine nette Geschichte mit einer sehr anstrengenden Protagonistin und jeder Menge Alkohol, mehr ist hier aber leider nicht zu erwarten.

Poppy ist wirklich alles andere, als einfach. Sie ist ein Snob, naiv, anstrengend. Leider verhält sie sich auch teilweise wenig nachvollziehbar. Einerseits findet sie das ganze Landleben total ätzend, sie mag weder die Natur, noch die Tiere. Schlamm und Matsch schonmal gar nicht. Landwirtschaft ist so gar nicht ihr Ding. Rafe und seine Art gefallen ihr auch nicht. Sie möchte lieber in der Großstadt in einem chicen Looft leben und nur die Trennung ihres Ex-Freundes von ihr hat sie aufs Land verschlagen. Einerseits hofft sie noch immer, dass sie in ihr tolles Leben zurückkehren kann, andererseits hat sie mega Schmetterlinge im Bauch, wenn sie Rafe begegnet. Schade nur, dass die Autorin es nicht schafft, zu transportieren, was Poppy an Rafe eigentlich so anziehend findet. Nachvollziehen konnte ich ihre Gefühle nicht.

Und auch sonst geht Poppy leider für mich als Protagonistin gar nicht. Sie reagiert überhaupt kein bisschen empathisch, als Rafe ihr von einem schlimmen Schicksalsschlag, den er erlitten hat, erzählen möchte, sondern lenkt schnell vom Thema ab, macht blöde Bemerkungen und eigentlich hat man das Gefühl, dass es sie auch nicht interessiert, was er durchgemacht hat. Poppy stößt ihn immer wieder von sich weg und schiebt ihm aber die Schuld dafür zu. Ich meine, nach rund 270 Seiten kommt es endlich zu der ersehnten heißen Nacht zwischen den beiden und was macht sie? Erzählt ihm, dass das einmalig bleiben muss. Als er das schweren Herzens akzeptiert ist sie beleidigt, dass er nicht mehr von ihr möchte, als diese eine Nacht. Okay… Als er ihr ein Kompliment macht, dass es auf dem Hof ist, als sei ein lauer Sommerwind hinein geweht, seit sie da ist erwidert sie: Ach so, du hälst also alles, was ich sage für heiße Luft. Ja, Frauen können kompliziert sein, aber sorry, Poppy ist einfach nur dämlich.

Der grummelige Gutsbesitzer Rafe hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Immer wieder blitzt sein Humor durch, den er aber schnell wieder hinter einer abweisenden Fassade versteckt. Vor allem im Umgang mit seinen Tieren merkt man aber, dass hinter der Fassade ein warmherziger Mann steckt. Nach und nach erfährt man mehr von seiner Vergangenheit und man merkt sehr schnell, dass es für ihn nicht einfach ist, sein Herz wieder zu öffnen.

Die Nebenfiguren in Form von Jules, Emmie, Jess und Cat bringen etwas Leben in die Geschichte, aber auch sie sind ziemlich stereotyp gestrickt. Jules, hoffnungslos in Poppy verliebt, kann nicht akzeptieren, dass sie ihn nicht will und versucht alles, um sich zwischen Rafe und Poppy zu drängen. Cate gibt mehr Geld aus, als sie hat und setzt damit fast ihre sich anbahnende Ehe aufs Spiel. Jess, die toughe Geschäftsfrau, die bereit ist für Geld über Leichen zu gehen und Poppy sehr weh tut, obwohl das gar nicht notwendig gewesen wäre und Emmie, die ich überhaupt nicht durchschauen konnte. Zuerst wird sie als eher etwas hinterwäldlerische Dorfbewohnerin dargestellt, um dann als männermordender Vamp aufgebaut zu werden. Verstehen konnte ich das nicht so richtig. Es passt in diesem Buch einfach nichts so richtig zusammen.

Die Geschichte an sich ist ganz nett geschrieben, es geht vor allem um die Hochzeiten, die Poppy auf dem Gutshof planen soll. Durch die nervige Protagonistin war mir die Freude daran dann aber irgendwann verleidet, da ich mich einfach nur noch aufgeregt habe. Alkohol fließt übrigens in rauen Mengen. Mehr als 3 Gläser Sekt in 10 Minuten sind keine Seltenheit. Poppy und ihre Freundinnen nutzen jede Gelegenheit, um sich zu betrinken. Der Schreibstil von Jane Linfoot ist auch ganz ansprechend, er hat es zumindest geschafft, mich bis zum Ende an der Geschichte dran zu halten.

Sorry, aber das Potential, das in dieser Geschichte steckt wurde durch eine emotionslose Protagonistin und zu viel Alkohol verschenkt. 2 Sterne von mir und keine Leseempfehlung. Das Schönste an diesem Buch ist leider das Cover.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Sehr guter Ratgeber für Einsteiger und Fortgeschrittene

Der emotionale Rucksack
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Vieles von dem, was die Autorin ausführt deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen, so dass ich mich sehr gut auf das Buch einlassen konnte. Vivian Dittmar hat einen leichten, verständlichen Schreibstil, ...

Vieles von dem, was die Autorin ausführt deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen, so dass ich mich sehr gut auf das Buch einlassen konnte. Vivian Dittmar hat einen leichten, verständlichen Schreibstil, so dass auch Anfänger auf diesem Gebiet sich gut in das Thema einlesen können. Aber auch Menschen, die sich bereits damit angefangen haben auseinander zu setzen werden neue Erkenntnisse oder Aha-Effekte haben. Es schadet nichts, sich einige Dinge immer mal wieder vor Augen zu führen.

Zunächst geht es darum, deutlich zu machen, dass jeder von uns einen mehr oder weniger schwergewichtigen emotionalen Rucksack mit sich herumträgt. Das ist grundsätzlich erst einmal nichts Schlechtes. Schlecht wird es, wenn die in diesem Rucksack verpackten Emotionen uns in völlig unerwarteten Situationen überrollen. Wir reagieren dann nicht mehr als Erwachsene, sondern mit einem Anteil in uns, der in dieser Situation getriggert wird und völlig überfordert ist. Kennt sicher jeder, dass er mal völlig unangemessen reagiert und sich hinterher wundert, woher diese Reaktion nun kam.

Mit kleinen Übungen nimmt die Autorin den Leser mit auf die Reise zum eigenen emotionalen Rucksack, um zu ergründen, was bei einem selbst alles so darin abgelegt ist.

“Fühlen ist in unserer Gesellschaft eine verkümmerte Funktion. Sie ist so verkümmert, dass viele Menschen sie weitgehend verlernt haben. […] Das geht so weit, dass er zu fühlen glaubt, wenn er eigentlich denkt.” (S. 131/132) – Wie wahr! Genau das ist es nämlich. Wir verlernen unsere Gefühle auch tatsächlich zu fühlen. Es ist nicht “in” Gefühle zu zeigen. Freude mag ja gerade noch angebracht sein, aber Trauer, Wut, Enttäuschung will doch niemand sehen, schon gar nicht im beruflichen Umfeld. Man lernt sehr schnell, diese Gefühle fest zu verpacken und bloß nicht zu zeigen.

Womit ich nicht so gut klar gekommen bin ist der Ausdruck “emotionale Entladung“. Ich habe verstanden, was die Autorin damit meint und wie das Prinzip dahinter ist. Dennoch komme ich nicht davon weg, dass “Entladung” für mich etwas mit unkontrolliert zu tun hat und das ist es genau nicht. Es ist kein unkontrolliertes Explodieren oder so ist gemeint. Das Prinzip ist für mich nachvollziehbar, aber die Begrifflichkeit schreckt mich ab.

Von mir gibt es 5 Sterne. Wer sich mit dem Thema “Emotionen und Gefühle” auseinandersetzen möchte wird hier einen guten Einstieg in das Thema finden.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Wunderbares Kinderbuch mit einer Botschaft

Sommer mit Opa
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Irgendwie hat mich “Sommer mit Opa” ein bisschen an mein liebstes Kinderbuch “Unsre Oma” von Ilse Kleberger erinnert. Die Geschichte ist zwar völlig anders, aber Oma und Opa haben viel gemeinsam. Auch ...

Irgendwie hat mich “Sommer mit Opa” ein bisschen an mein liebstes Kinderbuch “Unsre Oma” von Ilse Kleberger erinnert. Die Geschichte ist zwar völlig anders, aber Oma und Opa haben viel gemeinsam. Auch Opa Franz erzieht die Kinder nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern ganz sanft und schafft es trotzdem, sie auf den richtigen Weg zu schubsen. Dabei ist er aber zu jederzeit für jeden Spaß zu haben und steht immer voll hinter ihnen, wenn es ernst wird.

Vor allem im Umgang mit dem 11jährigen Jonas wird das hier sehr deutlich. Jonas hat Probleme mit einem Lehrer in der Schule und eine fiese Angst, die ihn daran hindert, vom 3-Meter-Brett zu springen. Opa schubst Jonas sehr sanft auf den richtigen Weg, um beide Ängste zu besiegen. Opa ist sowieso genial, ihn bringt so leicht nichts aus der Ruhe, ein echter Hippie. Die Parole für die Ferien ist: Jeder macht, worauf er Lust hat. Dabei behält er selbstverständlich die Kinder im Blick und handelt nicht verantwortungslos, aber sie haben ihre Freiheiten, die sie auch sehr genießen. Wirklich ein Sommer zum wohlfühlen. Durch den bildhaften Schreibstil von Sarah Welk fühlte man sich fast, als würde man mit der kleinen Truppe am See sitzen und den Sommer genießen.

Auch der Umgang der Kinder untereinander war wirklich bezaubernd. Klar streiten sich Jonas und seine jüngere Schwester Marie auch mal, wie das für Geschwister normal ist, aber Opa schafft es schnell, da wieder Frieden rein zu bringen. Wenn es hart auf hart kommt, dann halten die Kinder zusammen. Marie war sowieso eine ganz süße Maus. Ein bisschen altklug, aber das Herz auf dem rechten Fleck.

Und dann gibt es da noch Lucky, ein Mädchen, dass dort wohnt, wo Opa, Jonas und Marie mit ihrem VW-Bus stranden. Was es mir Lucky auf sich hat, das müsst ihr selbst herausfinden.

Die Sprache, die Sarah Welk benutzt, ist leicht verständlich und kindgerecht. Das Buch eignet sich sowohl zum vorlesen, als auch zum selber lesen. Die Kinder werden nicht über Wörter stolpern, die sie nicht aus dem Alltag kennen.

Die Illustrationen von Alexander von Knorre haben mir auch richtig gut gefallen. Sie runden die Geschichte schön ab und fügen sich total gut ins Buch ein. Die Figuren wurden so vor meinem inneren Auge noch lebendiger.

Sarah Welk und Alexander von Knorre haben ein Werk geschaffen, dass von Freundschaft, Freiheit und Mut erzählt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Ein super Finale

Die Finstersteins (Bd. 3)
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Mit “Den letzten beisst das Krokodil” hat Kai Lüftner einen runden Abschluss der Trilogie rund um die Finstersteins und die Friedhofsbewohner hingelegt. Es wird nochmal richtig spannend, denn Sina wird ...

Mit “Den letzten beisst das Krokodil” hat Kai Lüftner einen runden Abschluss der Trilogie rund um die Finstersteins und die Friedhofsbewohner hingelegt. Es wird nochmal richtig spannend, denn Sina wird entführt.

Auch in dieser Geschichte geht es neben allem Abenteuer vor allem wieder um Freundschaft und Zusammenhalt. Sehr schön fügen sich die 400 Jahre alten Finstersteins und Freds Familie zusammen und kämpfen gemeinsam gegen Habernuck, einen der letzten Überlebenden der Grundungsmitglieder des Geheimbundes “Die Erben”, der leider ein bisschen verrückt geworden ist. Dabei fand ich es sehr schön, wie die beiden Mütter Baba (Freds Mutter) und die Gräfin (Sinas Mutter) gemeinsam wie Löwinnen für ihre Kinder gekämpft haben. Kai Lüftner hat es sehr gut verstanden hier einige wirklich lustige Szenen einzubauen, so dass die Spannung nicht allzu hoch wird. Ich fand, dass er das ebenso Klasse gelöst hat, wie die Szenen, in denen es zwischen Sina und Fred etwas romantischer wird. Sobald es zu kitschig für ein Kinderbuch wurde hatte Fred stets einen frechen Spruch auf den Lippen.

Aber nicht nur die beiden Familien müssen zusammenhalten, auch Feinde werden plötzlich zu verbündeten. So bekommen Aaron und sein Vater in diesem Band eine größere Rolle zugewiesen. Selbstverständlich darf auch Peppi das Leistenkrokodil nicht fehlen. Peppi kommt ebenso eine tragende Rolle zu, die der Autor mit sehr viel Leben und Spannung füllt.

Was mir am Schreibstil des Autors sehr gut gefällt ist, dass die Geschichte zwar eigentlich aus Freds Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird, aber in Szenen, in denen er nicht dabei ist, zum Erzähler in der dritten Perspektive gewechselt wird. So können wir sowohl Fred, als auch seine Familie oder Sina begleiten und man hat an keiner Stelle das Gefühl, dass man etwas verpasst hätte. Fred selbst wendet sich ab und an direkt an den Leser, was ihn sehr charmant machte.

Was mir auch sehr gefallen hat ist, dass die Freundschaft zwischen Franz und Fred sich verfestigt hat und Franz Fred nicht mehr so oft ärgert. Auch Franz bekommt seine erste vorsichtige Liebesgeschichte, ganz süß zu sehen.

Auch Fréderic Bertrand als Illustrator hat sich wieder selbst übertroffen. Wunderschöne Zeichnungen, die sich richtig Klasse in die Geschichte einfügen und diese nochmal zusätzlich mit Leben füllen.

Die Trilogie ist nun abgeschlossen, aber Kai Lüftner hat sich definitiv ein Hintertürchen offen gehalten, so dass es durchaus mit den Finstersteins, Fred und Franz weitergehen könnte.

Von mir gibt es gerne 5 Sterne. Wenn ihr Kinder so im Alter um die 9 Jahre habt, dann sei euch diese Trilogie ans Herz gelegt.