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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2017

No Prequel, no sequel but an equal

His Dark Materials 0: Über den wilden Fluss
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Malcolm ist mit seinem Leben zufrieden. Er liebt die Schule, hilft seinen Eltern im Gasthaus, besucht die Nonnen im nahegelegenen Kloster und erkundet mit seinem kleinen Boot „La Belle Sauvage“ die Gegend. ...

Malcolm ist mit seinem Leben zufrieden. Er liebt die Schule, hilft seinen Eltern im Gasthaus, besucht die Nonnen im nahegelegenen Kloster und erkundet mit seinem kleinen Boot „La Belle Sauvage“ die Gegend. Sein Dæmon Asta ist natürlich immer dabei. Da wird die Idylle zerstört: der kirchliche Geheimdienst schnüffelt hinter den Dorfbewohnern her und versucht das Baby Lydia, das in der Obhut der Nonnen ist, zu entführen, Menschen verschwinden und tauchen tot im Fluss wieder auf. Malcolm wird in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, bei denen er nur eins ganz sicher weiß: er muss Lydia beschützen.

Philip Pullmann hat mit diesem Buch eine großartige Vorgeschichte vorgelegt, die trotzdem eher etwas eigenes als eine Fortsetzung der „Dark Materials“ ist. Ein toller Fantasyroman, der trügerisch ruhig und melancholisch beginnt. Man schaukelt wie in einem kleinen Boot in die Geschichte, verlässt das sichere Ufer ohne es richtig zu merken und wird vom Sturm der Ereignisse genauso überrascht wie Malcolm selbst.

Wie befürchtet gehen in der deutschen Übersetzung die sprachlichen Besonderheiten des Originals verloren, doch man merkt, dass sich der Übersetzer sehr viel Mühe gegeben hat, sie umzusetzen. Diese Reihe lohnt sich in beiden Sprachen, doch wer des Englischen mächtig ist, sollte zum Original greifen. Ein grandioser Auftakt!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Gejagt

Rocky Mountain Secrets (Rocky Mountain Serie 5)
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Avery und Cole kennen und lieben sich seit ihrer Schulzeit, doch ihre Beziehung zerbrach als sie sich für ihre Karriere beim FBI und der DEA entschieden. 10 Jahre später treffen sie sich bei einem brisanten ...

Avery und Cole kennen und lieben sich seit ihrer Schulzeit, doch ihre Beziehung zerbrach als sie sich für ihre Karriere beim FBI und der DEA entschieden. 10 Jahre später treffen sie sich bei einem brisanten Fall wieder. Gejagt von der Mafia, auf der Spur eines Serienkillers werden die beiden auch von ihrer Vergangenheit eingeholt. Dass ihr Zusammentreffen in Kalifornien stattfindet, hindert die Einwohner ihrer Heimatstadt Independence nicht, das Auf und Ab ihrer Beziehung atemlos zu verfolgen.

Das bisher rasanteste und komplexeste Buch der Rocky Mountain-Reihe. Im Zentrum steht diesmal nicht Independence, nicht einmal die Beziehung zwischen Avery und Cole, sondern der Kriminalfall und zwar in Kalifornien. Dazu erfährt der Leser viel über die neuen Entwicklungen bei den Charakteren, die aus den vorigen Bänden bekannt sind.

Auch wenn Independence nur zum Teil Schauplatz der Ereignisse ist, gelingt der Autorin ein weiterer spannender Roman. Sprachlich manchmal noch etwas holprig, Schreibfehler wie Schrottflinte statt Schrotflinte sollten noch einmal ausgemerzt werden, wird der Leser trotzdem mitgerissen. Die Liebesgeschichte steht gleichberechtigt neben der Kriminalhandlung und der Familienszenen. Wieder eine gekonnte Mischung und ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Ein Außenseiter erobert zwei Welten

Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers
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Mit 14 Jahren eröffnet sich Arnold Spirit, einem Spokane-Indianer, die Möglichkeit das Reservat zu verlassen und die „Schule der Weißen“ zu besuchen. Doch war er vorher im Reservat nur der Außenseiter ...

Mit 14 Jahren eröffnet sich Arnold Spirit, einem Spokane-Indianer, die Möglichkeit das Reservat zu verlassen und die „Schule der Weißen“ zu besuchen. Doch war er vorher im Reservat nur der Außenseiter aufgrund seiner Krankheit, wird er jetzt als Verräter betrachtet. Sogar sein bester Freund wendet sich von ihm ab. An der neuen Schule gelten dann noch ganz andere Regeln. Hier ist er Außenseiter aufgrund seiner Krankheit, Herkunft und Armut, doch seine Möglichkeiten sich einen Platz zu erobern sind völlig anders. Es ist seine Chance den Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit, Armut, Alkohol und Isolation zu durchbrechen. Trotz aller Widrigkeiten macht sich Arnold auf um beide Welten zusammenzubringen.

Ein Buch von dem ich mir für mich nichts erhofft habe. Als halber Comic-Roman war ich nicht der Meinung, dass es mir etwas geben könnte, doch er hat mich von der ersten Seite an überwältigt. Urkomisch, zu heulen wahr und gleichzeitig bitter und voller Hoffnung. So wenig wie Arnold verzweifelt so wenig lässt sich der Leser von der erschütternden und so realistischen Situation runterziehen. Ein wichtiges Buch voller Toleranz und Hoffnung, Mut und Humor – mir fehlen die Worte seine Einzigartigkeit zu beschreiben. Eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Schuld und Wiedergutmachung

Spuren im Schnee
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Annette ist sieben Jahre alt als ihre Mutter im Kindbett stirbt. Sie und ihre Großmutter ziehen ihren kleinen Bruder Dani groß und sorgen für den Vater, der den kleinen Bergbauernhof in den Schweizer Alpen ...

Annette ist sieben Jahre alt als ihre Mutter im Kindbett stirbt. Sie und ihre Großmutter ziehen ihren kleinen Bruder Dani groß und sorgen für den Vater, der den kleinen Bergbauernhof in den Schweizer Alpen führt. Doch eines Tages verunglückt Dani bei einem Streit mit dem Nachbarjungen Lukas. Während Dani die ganze Unterstützung des Dorfes erfährt wird Lukas zum Ausgestoßenen. Vor allem Annettes Hass auf ihn kennt keine Grenzen. Sie nutzt jede Möglichkeit, um ihren Bruder zu rächen und wird dabei selber sehr unglücklich. Lukas kann sich seine unbedachte Tat selbst nicht vergeben und zieht sich immer weiter in sich selbst zurück. Sein einziger Freund ist ein Ausgestoßener wie er. Eines Tages erfährt er von einem Weg alles wieder gut zu machen. Er scheut sich nicht sein Leben einzusetzen, um diesen Weg zu gehen.

Ein wunderbares Kinderbuch mit einer bewegenden Geschichte. Selten habe ich ein Buch in Händen gehalten, das den christlichen Glauben so natürlich eingearbeitet hat. Man stolpert nie über aufgesetzte Szenen und einen predigenden Stil. Sie sind so natürlicher Bestandteil, dass sie einfach dazu gehören.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es nicht einen Charakter gibt, den man ins Herz schließt. Anett ist zu Anfang ein bisschen zu perfekt und schließlich ein gehässiges, unbarmherziges Kind. Dani ist zwar als Idealfigur angelegt, doch wird er immer wieder zu einem verwöhnten, egoistischen Baby. Lukas ist noch die beste Figur. Zu Anfang ein unsympathischer Rohling wird er durch den tragischen Unfall zu einem stillen, sympathischen Charakter, der alle schlechten Eigenschaften ablegt ohne unglaubwürdig zu werden, seine Persönlichkeit oder seine Menschlichkeit zu verlieren.

Ein Buch, das zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Die Geschichte selbst ist unter anderem als Anime unter dem Titel „Die Kinder vom Berghof“ bekannt, doch die Buchvorlage wird kaum irgendwo erwähnt. Sehr schade, denn es ist eine wunderschöne Geschichte über Schuld, Wiedergutmachung und Vergebung. Auch ohne sich mit der Botschaft zu beschäftigen und die Geschichte zu analysieren, unterhält dieses Buch. Der bibellesebund macht dieses Werk zu einem fairen Preis in einer guten Übersetzung zugänglich. Wunderschöne Illustrationen von Jana Parel bereichern diese Ausgabe. Ein Kinderbuchschatz, den es zu entdecken lohnt!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Glückliche Geschwister

Edith Nesbit, Die Eisenbahnkinder
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Die Geschwister Roberta, Peter und Phyllis hätten sich nie träumen lassen, dass sie einmal das wunderschöne Haus, in dem sie mit ihren Eltern so glückliche Zeiten hatten verlassen müssten. Doch eines Tages ...

Die Geschwister Roberta, Peter und Phyllis hätten sich nie träumen lassen, dass sie einmal das wunderschöne Haus, in dem sie mit ihren Eltern so glückliche Zeiten hatten verlassen müssten. Doch eines Tages müssen sie wegziehen, ohne den Vater, und die Mutter muss die Geschichten, die sie den dreien zum Vergnügen erzählte, verkaufen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Für die Kinder ändert sich der Alltag gänzlich. Statt zur Schule zu gehen, können sie den ganzen Tag durch die Gegend streifen und ihr größtes Vergnügen ist die nahe Eisenbahn. Sie grüßen sie jeden Tag, lernen die Angestellten am Bahnhof kennen und so manches Mal können sie ihren Mut und ihre Hilfsbereitschaft unter Beweis stellen. Was sie nicht wissen ist, dass ihr Vater verhaftet wurde und im Gefängnis sitz, für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Fieberhaft versucht die Mutter seine Unschuld zu beweisen und das Geheimnis vor ihren Kindern zu wahren.

Ein märchenhafter Kinderklassiker, der mit den Illustrationen von Dinah Dryhurst seinen ganzen Zauber entfaltet. Die drei lebendigen Kinder, die trotz der drastischen Veränderung ihrer Lebensumstände, nichts von ihrer warmen Kinderwelt hergeben müssen, faszinieren und machen wieder mal deutlich, dass Reichtum nicht finanziell definiert wird. Manchmal ist die Welt von Nesbit vielleicht etwas zu heile. Dass die Kinder nie von ihren Mitmenschen, gerade in einem kleinen Dorf, mit der Geschichte ihres Vaters konfrontiert werden, kam mir manchmal etwas unglaubwürdig vor, wenn ich es auch genossen habe, dass es keine hämischen und erniedrigenden Szenen gab, die mich stets nur wütend machen. Ich liebe dieses Buch mit seiner ganzen Märchenwelt, dem traumhaften Bildern und dem Zauber der wunderschönen Kinderzeit, in der jeder Tag ein Abenteuer ist. Bis heute absolut lesenswert! Es sei jedem wärmstens ans Herz gelegt.