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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2023

Unheimlich gute Verbindung zwischen Geschichtsdetails und Story

Bergleuchten
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Bergleuchten spielt Ende des 19. Jahrhunderts, als in Göschenen der Gotthard-Tunnel gebaut wird. Im Zentrum der Geschichte steht Helene Härger, deren Vater als Fuhrhalter Waren über den Pass bringt, wodurch ...

Bergleuchten spielt Ende des 19. Jahrhunderts, als in Göschenen der Gotthard-Tunnel gebaut wird. Im Zentrum der Geschichte steht Helene Härger, deren Vater als Fuhrhalter Waren über den Pass bringt, wodurch er wegen des neue Tunnels um seinen Job bangen muss. Doch Franz Härger ist ein guter Geschäftsmann und wittert die Chancen, die durch die riesige jahrelange Baustelle entstehen, schnell und weiß diese zu nutzen. Doch der Tunnelbau bringt nicht nur zusätzliche Fahrten in die Fuhrhalterei, sondern auch eine Vielzahl an Fremden ins Dorf. Denn hunderte von Italienern finden auf der Baustelle Arbeit und wollen in dem einst kleinen Dorf leben. Und obwohl Helenes Eltern dem italienischen Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof vermieten, wünschen sie sich für ihre Tochter keinen näheren Umgang mit ihm. Aber Helene und er ziehen sich an und schon bald kämpfen sie für ihre nicht geduldete Liebe.
Dieses Buch schafft es unfassbar schnell, den Leser – oder in meinem Fall Hörer – in den Bann und in das muntere Treiben dieser Jahrhundertbaustelle zu ziehen. Man ist von der Beschließung des Plans bis zur endgültigen Durchfahrt dabei und erlebt nicht nur die Geschichte der Protagonisten, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Durch diese kluge und leichte Verbindung zwischen dem Erzählstrang der Protagonisten und den Ereignissen in Zusammenhang mit dem Gotthardtunnel, aber auch dem Klatsch und Tratsch im Dorf, hat man fast das Gefühl selbst zu dieser Zeit zu leben, weil man alles mitbekommt. Man könnte fast sagen, man hat einen lebendigen 360-Grad Blick auf alle Ereignisse rund um Göschenen.
Besonders mochte ich auch die Entwicklungen, die die Figuren machen und wie man Wendungen erlebt, die man nicht kommen sieht: So ist beispielsweise der Knecht der Härgers anfangs ein netter, geselliger und schwer verliebter Kerl, der schlussendlich zu einem richtig verbitterten Griesgram wird. Oder Helene, die anfangs so unschuldig unbedarft daherkommt und treu auf dem Hof hilft und letztendlich für sich, ihre Ziele und ihre Liebe kämpft. Das alles wird abgerundet mit einer tollen Erzählerin im Hörbuch, die mit einem wunderbar schweizerischen Dialekt die Dialoge spricht und so die Geschichte richtig zum Leben erweckt.
Ich mochte an dieser Erzählung wirklich alles und ich habe das Gefühl, die Protagonisten wirklich gekannt zu haben. Das macht Bergleuchten für mich wirklich zu einer echten Top-Empfehlung.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Spannung, Liebe, Freundschaft, Abneigung – ein toller Emotions-Cocktail

Das Haus am Walchensee
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Eine Geschichte mit einem großen Heimatgefühl und dem Duft nach einem aufregenden, vielversprechenden Neuanfang. So kann man Das Haus am Walchensee beschreiben.
Denn Freya kehrt nach vielen Jahren an den ...

Eine Geschichte mit einem großen Heimatgefühl und dem Duft nach einem aufregenden, vielversprechenden Neuanfang. So kann man Das Haus am Walchensee beschreiben.
Denn Freya kehrt nach vielen Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück, um sich von ihrem verstorbenen Vater zu verabschieden. Niemals hätte sie gedacht, wie gefangen sie der Ort und die Menschen dort in kürzester Zeit nehmen würden. Doch ihr Vater schien dies zumindest geahnt zu haben, denn in seinem Testament verpflichtet er seinen Sohn Niklas und seine Tochter Freya, das Gasthaus am Walchensee gemeinsam fortzuführen. Erst ist sich Freya nicht sicher, doch dann ist die alte, vertraute Nähe zu ihrem Bruder wieder da. Und mit diesem Gefühl auch die Heimatverbundenheit und die besondere Anziehung, die der Walchensee auf sie ausübt. Über all dem schwebt aber noch ein dunkles Geheimnis aus Freyas Kindheit, das sie beschäftigt und das sie unbedingt lösen will.
In dem Buch lesen wir abwechselnd Kapitel aus Freyas und aus Niklas Perspektive, wodurch man sich sehr gut in die Geschwister hineinversetzen kann und direkt von Anfang an beide mag. Dabei könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein: Freya mutig und aufgeschlossen, weltoffen und durchaus bereit, etwas zu wagen, wogegen Niklas eher heimatverbunden und beständig ist, aber sich dennoch von den Ideen seiner Schwester begeistern und mitziehen lässt.
Das Besondere an dem Roman war für mich dieses spezielle Dorfgefühl: Man hält zusammen, aber man tratscht auch übereinander und gefühlt weiß jeder noch ein bisschen mehr über den anderen. An manchen Stellen wirkte das beklemmend und an anderen Stellen sorgt das Heimelige und die schönen Naturbeschreibungen für dieses Wohlfühl-Zuhause-Gefühl beim Lesen. Darüber hinaus mochte ich auch die Spannung, während Freya herausfindet, was in ihrer Kindheit passiert ist. Dies steht in krassem Kontrast zu den Schmetterlingen, die sich zwischen Freya und der Männerwelt anbahnen. Aber gerade all diese verschiedenen Aspekte sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will und den Emotionscocktail selbst miterlebt. Der Walchensee bietet dadurch einen wirklich schönen und kurzweiligen Leseurlaub.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Schütze dich durch Wissen vor Falschmeldungen

What the Fake!
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Was genau sind eigentlich Fake News, welche Arten gibt es und warum verbreiten sie sich so schnell? Das alles sind Fragen, die man sich stellen sollte, wenn es einem wichtig erscheint, sich vor Falschmeldungen ...

Was genau sind eigentlich Fake News, welche Arten gibt es und warum verbreiten sie sich so schnell? Das alles sind Fragen, die man sich stellen sollte, wenn es einem wichtig erscheint, sich vor Falschmeldungen zu schützen. Und ganz ehrlich, die Wahrheit sollte uns ja allen am Herzen liegen.
Mit diesem Buch lernen wir das Wichtigste über Fake News und Verschwörungstheorien und bekommen das nötige Handwerkszeug mitgeliefert, wie wir diese falschen Informationen entlarven können, um ihnen nicht aufzusitzen. Besonders begeistert hat mich der Schreibstil dieses Sachbuchs, denn es war wirklich keine Zeile langweilig. Zudem erscheinen die präsentierten Informationen sehr gut recherchiert und mit Quellen belegt, was Vertrauen schafft. Für kurzweilige Unterbrechungen sorgen die Einschübe zum Beispiel mit dem Hashtag

Mehrinfos oder dem Hashtag

Keinefakenews, in denen zusätzliches Wissen aus der Psychologie einfach verständlich erläutert wird oder wo mit echten Falschmeldungen aufgeräumt und sie einem Faktencheck unterzogen werden. Ebenso mochte ich die viele Grafiken, die das Erklärte weiterführend erklären und dafür sorgen, dass es so gut wie möglich im Gedächtnis bleibt. Mein Lieblingskapitel war jenes, wo die gängigsten Verschwörungstheorien beschrieben werden. Denn irgendwie übt es eine Faszination auf mich aus, welche abstrusen Theorien manche Menschen glauben.
Alles in allem kann ich dank dieser Punkte und vor allem auch wegen der guten Kapiteleinteilung meine vollste Empfehlung aussprechen. Denn hier handelt es sich um ein kurzweiliges, interessantes Sachbuch mit einem Thema, das so aktuell ist, wie es nur sein kann.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Selbst Geschichten sammeln, um die eigene zu überdecken

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Als Putzfrau erzählen all ihre Kunden Janice ihre Geschichten. Ganz nebenbei, wenn sie saubermacht, fangen die Leute an zu plaudern und so taucht Janice in jedes einzelne Leben ein. Doch ihre eigene Geschichte, ...

Als Putzfrau erzählen all ihre Kunden Janice ihre Geschichten. Ganz nebenbei, wenn sie saubermacht, fangen die Leute an zu plaudern und so taucht Janice in jedes einzelne Leben ein. Doch ihre eigene Geschichte, die hält sie verborgen und spricht nicht darüber. Bis sie eines Tages bei einer alten Frau – Mrs B, wie Janice sie nennt – anfängt zu putzen. Denn die alte Dame interessiert sich für Janice und lässt nicht eher locker, bis sich Janice öffnet und von ihrer ganz eigenen Geschichte erzählt.
Janice ist eine Frau, die man nur mögen kann. Sie ist nett und freundlich und sieht in allen Menschen nur das Gute. Und selbst, wenn sie nichts Gutes findet, nimmt sie die Personen so an, arbeitet klaglos für sie und geht ihren Pflichten nach. Das Putzen ist mehr als ein Job für sie und sie ist stolz auf das, was sie tut. Auch in ihrem Leben hat sie eine beneidenswerte Pack-an-Mentalität und man kann von ihr lernen, wie man sich auch über die kleinen Dinge freuen und die nicht so Guten übersehen kann. Im Verlauf der Geschichte lernen wir sie immer besser kennen, wobei es eine Freude ist, zu sehen, wie gut ihr die alte Mrs B tut. Denn Janice befreit sich von dem, was ihr nicht guttut und beginnt, ihr eigenes Glück zu suchen.
In dem Hörbuch bin ich anfangs etwas durcheinander gekommen mit den ganzen Personen. Doch das ist gar nicht schlimm, denn das legt sich nach den ersten Kapiteln. Wenn dann erstmal die alte Mrs B auftaucht und von Becky erzählt, ist man gefangen und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das ist eigentlich ganz lustig, denn so wie uns Hörern geht es ja auch Janice. Neben der Spannung und den vielen schönen Lebensgeschichten, die eingebettet sind in der eigentlichen Geschichte, bietet das Hörbuch eine tolle Sprecherin, die die Stimmlage und Betonung ganz wunderbar wechselt. Mein Highlight war die Art, wie sie Mrs B spricht. Und obwohl ich die Geschichte schon während des gesamten Hörens mochte, war ich am meisten vom Ende begeistert, weil es so rundherum perfekt ist – viel perfekter als man erwartet.
Ein perfektes Hörerlebnis für alle, die sich gerne Lebensgeschichten von anderen Menschen anhören und ihrer Neugier ungebremst freien Lauf lassen wollen.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Eine Freundschaft wie unter Schwestern

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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4 Freundinnen, 1 ambitionierte, weltoffene Lehrerin, 2 unglückliche Lieben und die allgegenwärtige Suche nach dem eigenen Glück zur Zeit der Jahrhundertwende. Das klingt nach Durcheinander? Nein, das lässt ...

4 Freundinnen, 1 ambitionierte, weltoffene Lehrerin, 2 unglückliche Lieben und die allgegenwärtige Suche nach dem eigenen Glück zur Zeit der Jahrhundertwende. Das klingt nach Durcheinander? Nein, das lässt auf eine wunderschöne Geschichte hoffen, in deren Mittelpunkt 2 Frauen stehen.
Eine der beiden ist die Grafentochter Nora, die von ihrem Bruder Henry auf das Pensionat am Holstentor geschickt wird, um sie auf die Gesellschaft und ein späteres Leben als Ehefrau vorzubereiten. Dort findet sie nicht nur 3 gute Freundinnen, die für sie wie Schwestern sein werden, sondern auch die junge Lehrerin Gesche Petersen. Sie ist die zweite Hauptperson in dem historischen Roman, die sich für Frauenbildung und Mitbestimmung für die Mädchen einsetzt. Gemeinsam mit den beiden Protagonistinnen erleben wir, wie die damaligen Konventionen die Möglichkeiten der Mädchen und Frauen einschränkten und wie sehr sie in ihren eigenen Träumen beschnitten werden. Denn die beiden träumen jeweils von einem Mann, der so gar nicht ihrem Stand entspricht, den sie aber über alles lieben. Während es bei Gesche der Graf Henry – Noras Bruder – ist, der für sie unerreichbar bleibt, auch wenn er ihre Gefühle erwidert, so liebt Nora ihren Kindheitsfreund Karl, der zunächst als Stallbursche und dann als Werftarbeiter seinen Lohn verdient.
Die Sprecherin des Hörbuchs, Jana Kozewa, schafft es mit ruhiger Stimme und Betonungswechseln sofort eine Verbindung zwischen Hörer und Protagonisten herzustellen. Die Mädchen eher heiter, schnell und hektisch und Gesche eher ruhig und bedacht, so kann man jederzeit erkennen, um wen es gerade geht und findet leicht Zugang zu der Geschichte. Ich mochte es besonders, dass sowohl Nora als auch Gesche versuchen, die Rechte der Frauen zu stärken und sich nicht von den Konventionen unterkriegen lassen. Und es ist eine Freude zuzuhören, auf wie unterschiedliche Weisen sie das tun, wobei mal die eine und mal die andere mit ihren Methoden erfolgreicher ist. Und das alles ist passend zu der damaligen Zeit. Denn das Buch schafft es perfekt, den Zeitgeist zur Jahrhundertwende einzufangen, in der Frauen ohne jegliche Aufklärung in die Ehe eingingen und deren Bildung als reine Zeitverschwendung angesehen wurde. Doch weil das die vier Freundinnen und ihre Lehrerin so ganz anders sehen, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel und unterstützen sich, wo es nur geht, sodass es eine wahre Wonne ist, dieser Freundschaft zuzuhören.
Ich bin restlos begeistert von dieser Geschichte und hoffe auf weitere tolle Freundschaftsgeschichten und mehr Happy Ends für die Liebe über gesellschaftliche Schichten hinweg. Daher freue ich mich schon auf Band 2 und kann bis dahin den ersten Teil hier nur wärmstens empfehlen.

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