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Veröffentlicht am 13.08.2019

Beim dritten Mal hat es nicht mehr so viel Spaß gemacht

DOORS X - Dämmerung
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Allgemein:

Mit dem Projekt „Doors“ gingen der Knaur Verlag und der berüchtigte Fantasy-Autor Markus Heitz einen alternativen Weg zur bekannten Buchreihe. Sie nannten es Staffel, Bücher, die gleich beginnen, ...

Allgemein:

Mit dem Projekt „Doors“ gingen der Knaur Verlag und der berüchtigte Fantasy-Autor Markus Heitz einen alternativen Weg zur bekannten Buchreihe. Sie nannten es Staffel, Bücher, die gleich beginnen, sich aber jeweils in andere Richtungen bewegen. Der Leser muss sich an keine Reihenfolge halten oder die Reihe weiterlesen, um zu erfahren wie es endet. Das Konzept von „Doors“ wurde 2018 zum Erfolg und im Sommer 2019 erscheint die nächste Staffel.

„Dämmerung (X)“ beschäftigt sich erneut mit der Suche nach der vermissten Millionärstochter Anna-Lena, die in den Katakomben des alten Familienanwesens vermutet wird. Ein außergewöhnlicher Suchtrupp mit zwei Freeclimbern, einem Medium, zwei Wissenschaftlern und einem Personenschützer machen sich auf dem Weg, um Anna-Lena zu finden.
Jeder von ihnen trägt ein Geheimnis mit sich -sind sie wirklich das,
was sie zu sein scheinen? Als der Trupp vor mehreren altertümlichen
wirkenden Türen stehen, haben sie die Qual der Wahl. Durch welche
Tür werden sie gehen? Die Wahl fällt auf die Tür mit dem „X“,
eine vermeintliche Version der Zukunft, die durch digitale Volkswahlen bestimmt wird...

Mein Bild:

Ich habe mich auf das, für mich, letzte Buch gefreut, denn ich erhoffte mir, dass sich der Kreis aus offenen Fragen endlich schließt, in dem ich Antworten bekomme. Fehlanzeige, definitiv. Das Rätsel um die Türen, den ein oder Darsteller oder die betretenen Welten bleiben größtenteils ungelöst. Ich tippe darauf, dass es Absicht war, die Mysterien nicht komplett aufzulösen, um sich weitere Möglichkeiten offen zu halten. Trotzdem bin ich echt frustriert.

Wenigstens kann ich behaupten, dass „Dämmerung“ mein Lieblingscover aufweist. Ich mag die eingeprägten Motten und diese Science Fiction – mäßigen Ornamente um das gewohnte Schlüsselloch. Was soll ich sagen? Die Cover passen zur Story wie die Faust aufs Auge.
Auch der Beginn, der in jedem Buch identisch ist, liest sich selbst beim dritten Mal noch spannend und flüssig. Markus Heitz ist ein Schreib-Genie: Authentisch, originell, smart, einen Schuss Humor und gern blutig bzw. zeigt er Nerven aus Drahtseil, die seine Leser/innen nicht unbedingt besitzen. Langeweile kennt der Maestro nicht!

Aber die Protagonisten überraschten mich weniger, da der Geheimnisfaktor nicht mehr so riesig ist. Ich meine, ich kenne die Charaktere inzwischen ganz gut, von daher verliert jegliche zusätzliche Information ihren Reiz. Noch dazu werden bei den Protagonisten Klischees bedient, die mir in diesem Buch noch übertriebener vorkommen. Entweder ist mir das in den anderen Büchern nicht aufgefallen oder mich hat hier das seitenweise Ausholen der Lebensgeschichten einfach nur genervt.

Aufregend geht es im Plot zugange, der sich im Verlauf immer wieder in verschiedene Handlungsstränge splittete, um dann wieder
zusammengeführt zu werden, je nachdem, ob der Suchtrupp sich aus diversen Gründen trennt oder wieder zusammentrifft. Die Idee gefiel mir gut, da es turbulenter zur Sache ging, sich kleine
zwischenzeitliche Cliffhanger bildeten und die Seiten nur so dahin
flogen.

Doch mit der Zeit beschlich mich ich das Gefühl, dass sich der Autor in den Verwirrungen seines eigenen Plots verlor. Die Situationen wurden bizarr, unerklärlich und verloren an Struktur. Selbst die
Protagonisten drehen teilweise so am Rad, dass ich das nicht für
glaubwürdig erachte. Pauschal behaupte ich, dass Viktor, der
Freeclimber und die gesuchte Anna-Lena die einzig Vernünftigen in
dieser ganzen Story sind.

Ein weiteres Indiz für die Plotverwirrungen hinterlässt die Reise in
die, im Klappentext angekündigte, Zukunftsversion. Ich bin es von
den anderen Büchern gewöhnt, dass sich alles hauptsächlich in der
jeweiligen Parallelwelt abspielt. Leider, leider, leider befand ich
mich gerade mal um die 20 Seiten in diesem durchdigitalisierten Jahr
2049. Die Tür stand für mich quasi nur einen Augenblick lang offen,
wie ein Appetizer, der nach mehr verlangt. Die Version ist eine
gelungene futuristische Darstellung dessen, was in Zukunft sein
könnte. Der Aspekt von Volkswahlen und die Manipulationsmöglichkeiten begeisterte mich. Nur zu kurz.

Das Ende holte glücklicherweise wieder an Boden und Glaubwürdigkeit zu. Ganz gerissen ist der Twist auf den letzten Seiten, der das Ende noch einmal kippen lässt. Großes Kino.

Fazit:

Ein Adrenalinkick im Rausch der Seiten, jedoch zu viele Handlungsstränge, die sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrierten. Der Klappentext ist eine glatte Fehlinfo! Dennoch ist es etwas für Abenteurer und Mystic-Fans.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Indiana Jones meets Sherlock Holmes im New York der 20er Jahre

Das dunkle Archiv
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Allgemein:

In der Reihe um „Die unsichtbare Bibliothek“ erschien 2018 mit „Das dunkle Archiv“ der 4. Teil im Bastei Lübbe – Verlag. Die Autorin Genevieve Cogman schickt ihre Heldin Irene Winters erneut ...


Allgemein:

In der Reihe um „Die unsichtbare Bibliothek“ erschien 2018 mit „Das dunkle Archiv“ der 4. Teil im Bastei Lübbe – Verlag. Die Autorin Genevieve Cogman schickt ihre Heldin Irene Winters erneut auf eine Mission, die gelingen muss, sonst verliert die Bibliothekarin alles. Was ist dran an dem Gerücht, dass ein Bibliothekar die Drachen bei der Suche eine Buches unterstützt? Es ist ein schwerwiegender Fehler sich in die politische Angelegenheiten eines magischen Volkes einzumischen und damit die Neutralität der Bibliothek in allen Parallelwelten gefährdet. Irene und ihr Lehrling Kai machen sich auf in "ein" New York der 20er Jahre, um dem vermeintlichen Bücherjäger zuvor zukommen.

Mein Bild:

Seit ich auf der Leipziger Buchmesse erfahren habe, dass ein 5. Band erscheinen wird, wusste ich, dass ich den 4. Band endlich lesen muss. Die über 400 Seiten Paperback erstrahlen in dem inzwischen bekannten historisch-verschnirkelten Look und einer Stadtansicht, die dieses Mal den Hinweis auf die Metropole New York gibt. Ein wenig erschrocken bin ich über die Pistolen, die nicht nur das Cover, sondern auch die Seitenzahlen und Kapitelüberschriften zieren. Die „Symbolik“ erschloss sich mir beim Lesen jedoch schnell, denn es geht mit ordentlich Munition zur Sache.

Im Klappentext wird damit geworben, dass es eine in sich geschlossene Geschichte ist und ich kann das bestätigen. Die Autorin hat es über Rückblenden und Nebendarstellungen geschafft, dass der Leser die Komplexität der Reihe erfassen kann ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben. Details, die nicht in Gänze erläutert werden, spielen kaum eine Rolle.

Zudem hat mich Genevieve Cogman wieder einmal mit ihrer Logik und ihrem Einfallsreichtum überrascht. Sie nutzt einfach den Zugang zu Parallelwelten um außergewöhnliche Geschichten zu erschaffen. Politisch neutraler Ausgangspunkt ist dabei immer die unsichtbare Bibliothek, die ihre Bibliothekare aus verschiedenen Gründen auf Bücherjagd in magische oder auch solide Welten schickt. Nichts scheint unmöglich! Dabei spielen zwei Völker in diesen Welten eine wesentliche Rolle: Zum einen die Elfen, die für das Chaos und Drama stehen, zum anderen deren Feinde, die ordnungsliebenden Drachen (die in diesem Band übrigens eine größere Rolle intus haben). Beide Parteien beeinflussen jene Welten politisch wie auch magisch. Neben diesen trifft der Leser natürlich auch auf Menschen, aber ebenso können Vampire und Werwölfe ins Spiel kommen. Klingt skurril, macht jedoch einen heiden Spaß.

Allerdings verwirrte mich der Einstieg in Form einer E-Mail-Korrespondenz aus der Biblitohek. Mir leuchtete der Inhalte erst später ein und ich finde, dann kann man diese Art von Prolog auch sein lassen. Dewegen empfehle ich, lasst es weg, lest die Mail zum Schluss und begebt euch lieber gleich zu Kapitel 1, denn das hat es in sich: Rein ins Abenteuer ohne Vorgeplänkel!

Erneut begleite ich die Bibliothekarin Irene Winters, deren Loyalität zur unsichtbaren Bibliothek auf die Probe gestellt wird. Sie ist ein bemerkenswerter Charakter mit dem Herzen am rechten Fleck. Ich bin der Meinung, dass sie mehrere zeitliche Epochen in einer Person vereint und ein absolutes Ausnahmetalent in der Bücherjagd ist. Ich vergöttere sie, sie is the one and only Booknerd. Irene kann zudem, ohne mit der Wimper zu zucken, in die verschiedensten Rollen schlüpfen und trotzdem sehe ich sie selbst immer durchblitzen. Ich zitterte, lachte und war gebannt wie Irene, ob man ihr die jeweilige Rolle abkaufte oder nicht – Ein Katz und Mausspiel!

Und ich sage euch, das ganze Buch war ein Katz- und Mausspiel, denn sie und Kai wurden von den verschiedensten Gruppen verfolgt, die entweder einer höheren Macht oder einfach "nur" Kriminellen angehörten. Das Setting spielte dabei eine wesentliche Rolle. Die Autorin greift den Puls der 20er in New York filmreif auf. Flüsterkneipen, Prohibition, Gangster mit Knarren, bestechliche Polizisten, die typische Mode, prall gefüllte Straßen, aber ebenso Vorurteile und eine gewisse Rücksichtslosigkeit. Trotzdem ging mir die ständigen Verfolgungsjagden nach einer gewissen Zeit auf die Nerven. Weniger davon hätte nicht geschadet, dafür mehr Bezug zum Buch und die Bibliothek(en)! Das titelgebende Archiv spielt nämlich kaum eine Rolle. Das fand ich dermaßen schade, vor allem weil der Klappentext doch genau das versprach.

Unterbrochen werden die Verfolgungsjagden und Verhöre nur durch die Darstellungen der Protagonisten, die allesamt gelungen sind, wenn auch manchmal stereotypisch daherkommen. Ich hatte Bilder vor Augen und könnte selbst die Nebencharaktere sehr genau beschreiben.

Von unserem Dream-Team Kai und Irene ganz zu schweigen. Die Dialoge der Beiden leben von Charme, einen smarten Austausch und davon, dass Irene als Kais Vorgesetzte die Hosen anhat. Nicht zu vergessen, das Knistern, das spürbar in der Luft hängt.

Sprachlich ist die Story eine absolute Empfehlung. Sie liest sich leicht und verständlich, hat aber eine gewisse literarische Note aus einer anderen Zeit. Ich finde, das muss man genießen, obwohl die Story zu einem wahren Pageturner mutiert. Dafür sorgen Minicliffhanger am Ende der Kapitel und viele, nicht vorhersehbarer, Plottwists. Was wirklich unter keine Kuhhaut geht, waren meine Wünsche, die auf einmal in Erfüllung gingen. Wie ich das meine? Beispielsweise teilte sich der Handlungsstrang nach der Hälfte des Buches und ich wünschte mir einen Perspektivenwechsel, um alles miterleben zu können – Und zack, es kam so, ich war völlig überrascht, weil ich bis dato nur Irenes personale Perspektive kannte. Mir schien es so, als hätte die Autorin sich bereits vorab mit den Wünschen ihrer Leser beschäftigt.

Das Ende erstaunte mich, weil ich zuvor auf eine andere Fährte gelockt wurde. Umso zufriedener bin ich nun und freue mich auf den nächsten Band "Das tödliche Wort".

Fazit:

Unabhängig von den anderen Büchern der Reihe lesbar - Für Fantasy-Fans, die gern durch die Zeit reisen, rasante Verfolgungsjagden und komplexe Welten lieben. Für magische und spannungsgeladene Momente ist gesorgt.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Nicht perfekt, aber mein persönlicher Überraschungspageturner

Falling Fast
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Allgemein:

Mit „Falling Fast“ beginnt erneut eine Reihe der bekannten deutschen New Adult – und Fantasyautorin Bianca Iosivoni. Der LYX-Verlag veröffentlichte die Geschichte erstmals im Juni 2019. „Sei ...


Allgemein:

Mit „Falling Fast“ beginnt erneut eine Reihe der bekannten deutschen New Adult – und Fantasyautorin Bianca Iosivoni. Der LYX-Verlag veröffentlichte die Geschichte erstmals im Juni 2019. „Sei mutig“, diese zwei Worte haben sich bei Hailee eingebrannt. So mutig wie ihre geliebte Schwester Katie war sie noch nie, doch das sollte sich ändern. Daher stieg Hailee vor 2 Monaten in ihren alten Honda und fuhr auf einen Roadtrip quer durch die Staaten. Sie hält sich an ihren Plan bis sie in der Kleinstadt Fairwood landet und die Verbindung zu dem attraktiven Chase alles verändert.

Mein Bild:

An „Falling Fast“ kommt keiner vorbei, ob man will oder nicht. Dabei stand das Buch noch nicht mal auf meiner Wunschliste. Zum einen, weil der Klappentext nicht so klang, als wäre es etwas Neues und zum anderen, auch wenn das Cover schön ist, frage ich mich, ob der Trend mit den Rauchwölkchen nicht langsam ausgedient hat. Doch das Schicksal wollte es so, dass ich mit dem Buch in der Hand bei einer Lesung von Bianca Iosivoni saß und neugierig wurde. Ich bereue es nicht in diese zarte, ganz wunderschöne Liebesgeschichte eingetaucht zu sein, Kritikpunkte habe ich dennoch.

Knapp 500 Seiten weist der 1. Band
dieser Dilogie auf, die mit „Flying High“ im Juli ihr Ende
findet. Schon die ersten Seiten des Buches sind erwähnenswert! Denn es gibt eine, ich nenne es mal, Triggervorwarnung, denn zur richtigen Triggerwarnung muss man nach hinten blättern, da diese Spoiler enthält. Die Warnung hätte von mir aus auch vorn stehen können, weil meines Erachtens keine Handlungsstränge gespoilert werden. Ich sehe es eher als allgemeinen Hinweis an.

Auf der nächsten Seite befindet sich
eine Playlist, die ich inzwischen hoch und runter höre, weil sie
eine verdammte gut Mischung aus Pop, Indie, Rock und Soul darstellt. Wer auch immer mit Playlists in Büchern angefangen hat: Gut gemacht! Ich bin Fan.

Zu Beginn der Geschichte musste ich
genervt aufstöhnen. Ich mag es einfach nicht, wenn der Prolog ein
Stück vom nahen Ende des Buches vorweg nimmt. Ich kann 1 und 1 sehr schnell zusammenzählen und spoilere mich dann fast selbst. Wem es bei so etwas ähnlich geht, lässt Seite 13 und 14 einfach außen vor, die kann man auch noch zum Schluss lesen.

Ansonsten bin ich richtig gut in die Story rein gekommen. Bianca packte die richtigen Vibes in Worte, sodass „Falling Fast“ für mich zum Pageturner wurde. Die Geschichte, aus Hailees und Chases Ich-Perspektive heraus erzählt, ist absolut mitreißend, lebendig, feinfühlig, aber auch unerbittlich. Zudem haben mir die Nebendarsteller wahnsinnig gut gefallen, weil sie nicht unbedingt in die Sterotypen von Kleinstadtbewohnern passen. Stattdessen stehen sie für eine vielfältige und offene Welt. Die Zeit ist also höchstens in den Gemäuern der heimeligen Kleinstadt stehen geblieben, aber nicht bei den Menschen. Zumindest wenn niemand mit den Traditionen bricht - einen Haken muss es ja geben.

Damit wären wir bei Chase, den äußerst attraktiven Anfangzwanziger, der irgendwann zwangsweise das Familienimperium übernehmen soll. Natürlich ist das nicht sein
einziges Problem. So manch „dunkles“ Geheimnis, das nur dem Leser
Stück für Stück offenbart wird, hätte ruhig länger in seiner
Schublade bleiben können. Überrascht hat mich davon nämlich
nichts. Trotzdem ist Chase ein Mann, der zu gut ist um wahr zu sein,
auch wenn er es selbst nicht sieht – absolut sympathisch. Mit ihm
kann man ganz bestimmt wundervoll seine Zeit verbringen.

Doch Hailee möchte eingangs die sinnbildliche Brücke, die beide durch ein trauriges Ereignis miteinander verbindet, nicht betreten. Allerdings sprechen wir ja von New Adult... Und ich liebte das Herantasten, das Knistern zwischen den Beiden, genauso wie die Slow Motions des Kennenlernens. Es wurde nichts überstürzt und doch sehnte ich DEN Moment herbei, der Chase und Hailee doch bitte in den 7. Himmel befördern sollte. Es war toll, ich spürte Spaß, Frustration, Liebe, Sturheit, alles, was zwei interagierende Charaktere ausmacht. Umwerfend!

Chase beschreibt Hailee als „selbstbewusste Frau mit einer schüchternen Seite“. Doch für Hailee kostet jeder Tag unter Menschen Überwindung, ihr Mantra „sei mutig“ befolgt sie bis zum Schluss. Introvertiert ist noch harmlos ausgedrückt, doch seit sie den Roadtrip vor 2 Monaten begonnen hat, fallen ihr die Dinge leichter, sie wächst förmlich über sich hinaus. Verrückt wie sie das in nur 2 Moanten geschafft hat. Versteht mich nicht falsch. Hailee ist schön, clever und man muss sie einfach gern haben, aber eine 180 Grad-Wende in so kurzer Zeit? Ich kann mich selbst gut mit ihr identifizieren, aber ich habe Jahre dafür gebraucht. Jahre, um offener zu werden, Dinge zu wagen und mir fällt es manchmal heute noch schwer Wünsche oder Kritik zu äußern.

Erst am Ende des Buches kaufte ich Hailee die plötzliche Veränderung ab, weil ich den Grund erfuhr, den ich in den letzten Zügen der Geschichte tatsächlich schon geahnt habe. Leider bekam dadurch der Slogan „Sei mutig“ einen bitteren Beigeschmack. Der dazugehörige Plottwist mündete in einen ultrabösartigen Cliffhanger, der nichts anderes bedeutet als weiterzulesen!

Fazit:

Ein absoluter Pageturner in Form einer zarten und emotionalen Liebesgeschichte mit wundervollen Darstellern. Trotzdem stolpert man über einige Klischees und betritt sensibles Terrain (Triggerwarnung).

Veröffentlicht am 17.06.2019

Bin ich während des Lesens zu einer Schlaftablette geworden?

Schlaf wirkt Wunder
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Allgemein:
Dr. Hans-Günter Weeß ist die Koryphäe des Schlafs, einer der Top-Mediziner seines Fachs und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Um ein i-Tüpfelchen ...

Allgemein:
Dr. Hans-Günter Weeß ist die Koryphäe des Schlafs, einer der Top-Mediziner seines Fachs und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Um ein i-Tüpfelchen drauf zu setzen, veröffentlichte er bereits einige Bücher rund um die menschliche Nachtruhe. Beim Droemer Verlag erschien im November 2018 „Schlaf wirkt Wunder - Alles über das wichtigste Drittel unseres Lebens“. Auf über 300 Seiten räumt Weeß auf, spricht Vorurteile, evolutionsbedingte Tatsachen, gesellschaftliche Probleme und Mythen an, die sich wacker halten, aber den gesunden Schlaf verhindern bzw. beeinflussen. Zudem zeigt der Mediziner auf, wie es sich besser schlafen lässt und worauf der Schläfer achten sollte.

Mein Bild:
„Ich möchte Sie sozusagen zu Ihrer eigenen Schlaftablette machen.“, mit diesen Satz hatte mich Hans-Günter bereits im Vorwort zum Lachen gebracht und das, obwohl ein Sachbuch selten so eine Emotion in mir auslöst. Dr. Weeß punktet definitiv mit einer unterhaltsamen, lehrreichen und realitätsnahen Art. Außerdem bringt er es flott zustande, ein Bewusstsein für die eigene Gesundheit schaffen.
Schlaf ist wichtig, das weiß jeder. Ich selbst habe das Glück meist gut zu schlafen, denn wenn eins mies ist, ist es unausgeschlafen in den Tag zu starten. Jeder von euch kennt das. Doch welche Folgen hat Schlafmangel langfristig? Was beeinflusst den Schlaf? Ist die heutige Gesellschaft auf den Schlaf ausgerichtet? Welcher Schlaftyp bin ich? Wie kann ich meinen Schlaf verbessern? Dies und vieles mehr erläutert Dr. Weeß in diesem gut strukturierten Buch auf ganz einfache und verständliche Weise. Dabei vergisst er nicht auf Folgen von Schlafmangel und einige Krankheitsbilder einzugehen, die in einem extra Kapitel Platz gefunden haben.
Allgemein ist das Buch in 6 Abschnitte eingeteilt und jeder Abschnitt ist in eigene sehr kurzweilige Kapitel gegliedert. Es gibt KEINE unendlich langen Passagen, die an ein Medizinstudium erinnern und mich so zum Einschlafen gebracht haben (auch wenn damit das Ziel des Buches etwas anders erfüllt worden wäre). Der Autor besitzt ein Händchen dafür schwierige Vorgänge simpel und humorvoll zu erklären. Mir kam es vom Schreibstil so vor als würde er mir gegenübersitzen und die Theorien mit Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik erklären. Wie soll ich sagen? Die Leidenschaft für sein Sachgebiet schwingt einfach mit.
Ich bin wirklich dran hängen geblieben. Allerdings habe ich das Buch nicht weg gesuchtet, dazu ist es nicht da, das ist klar. Ich verglich seine Erkenntnisse oft mit meinem Verhalten – bin ich beispielsweise eine Eule oder eine Lerche? Kann ich die Schlafphasen selbst reflektieren? Es wird unheimlich VIEL anwendbares Know-How und Hintergrundwissen vermittelt, so dass ich das Buch irgendwann bewusst weg gelegt habe, um mich schlafen zu legen. Klingt komisch, ist aber so, weil im Schlaf schließlich das Erlebte und angeeignete Wissen verarbeitet wird.
Anschaulich erzählt Weeß Geschichten aus seiner Praxis. Teilweise musste ich wirklich darüber schmunzeln oder war geschockt darüber, auf welche Ideen Menschen kommen, um ausreichend zu schlafen oder ihre Kinder zum Schlafen zu bringen. Dr. Weeß spricht auch Tacheles über die „24 h – Non Stopp - Gesellschaft“, dem Rühmen wenig Schlaf zu „brauchen“, Schichtsysteme und der klaren Aussage, dass natürliches Schlafverhalten nicht änderbar ist!
Im letzten Abschnitt bietet der Autor ein dreiwöchiges Programm an, in dem der Leser selbst versuchen kann sein Schlafverhalten zu verbessern. Ob es wirklich hilft, kann ich nicht sagen, generell aber, dass er über das ganze Buch hinweg, Schritt für Schritt eine Verbindung zur vermittelten Theorie und der realistischen Umsetzung schafft. Mein Bewusstsein ist geschärft. Ich weiß, was ich benötige um gut zu schlafen, danke Dr. Weeß.

Fazit:
Ich kann mir kein besseres Buch rund um das menschliche Schlummern vorstellen. Leicht erklärt und umsetzbar, mit einer Portion Humor und Realitätsnähe. Empfehlung für jeden, weil wir schließlich alle schlafen.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Amie & Lex oder wie Sex den Plot übertüncht

KEEP
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Mein Bild:
Wie habe ich mich auf den lockeren, doch schon hemmungslosen Schreibstil von Helena Hunting gefreut. Den 1. Band „Stay“ habe ich weg gelesen wie nichts. Die Autorin hat ein Händchen dafür Klischees ...


Mein Bild:
Wie habe ich mich auf den lockeren, doch schon hemmungslosen Schreibstil von Helena Hunting gefreut. Den 1. Band „Stay“ habe ich weg gelesen wie nichts. Die Autorin hat ein Händchen dafür Klischees mit Humor und einer gewissen Leidenschaft zu verpacken, dass es mir als Leser einfach Spaß macht in die Geschichte einzutauchen. Ich kann dabei einfach abschalten. Dafür nehme ich es auch hin, dass so etwas im wirklichen Leben nie passieren würde. Ob „Keep“ meinen Erwartungen stand gehalten hat? Naja, leider nicht ganz.

Zunächst finde ich es klasse, dass man das Buch unabhängig von den anderen Bänden lesen kann. Wie es typisch in NA-Reihen ist, widmet sich jedes Buch einem anderen Pärchen aus der, ich nenne es mal, Clique. Wer, wie ich, den Vorgängerband gelesen hat, freut sich dennoch lieb gewonnene Charaktere in einer Nebenrolle wiederzufinden. Zudem gibt es Nebenstränge vom Vorgängerband, die fortgeführt werden. Aber keine Angst, es bedingt kein hochkomplexes Wissen um dem folgen zu können.
Der Einstieg in die Geschichte ist sehr gut gewählt, denn es ist der Abend, an dem Amie sowohl Lexington als auch Armstrong kennenlernt. Als Leserin wusste ich gleich, welchem Mann ich dem Vorzug geben würde. Doch Amie entscheidet sich anders und zack wurde ich per Zeitsprung zur Gegenwart 10 Monate später katapultiert. Die Autorin arbeitete innerhalb des Buches öfter mit Zeitsprüngen, in denen etwa Tage, Wochen oder gar Monate vergehen. Für mich war das entspannt, weil ich anhand der Gedanken der Protagonisten immer einen kurzen Abriss davon erhielt, was grob passiert war ohne, dass man sich in unnötige Details verlor. Ein Punkt für die Kurzweiligkeit der Geschichte.

Hinzu kam die Abwechslung in Form der knackigen Ich-Perspektiven von Lex und Amie, die ich ohne Probleme auseinanderhalten konnte (mal abgesehen davon, dass die Namen da standen). Ich habe einen ziemlich zwiespältigen Eindruck von Amie erhalten, der sich durch das komplette Buch zieht. Sie wankt immer wieder zwischen Kopf und Herz, Vernunft und Gefühl, Anziehungskraft und Willensstärke, begründet durch den Ruf ihrer in der Öffentlichkeit stehenden Familie und dass sie „Anarchie-Amie“ eigentlich hinter sich lassen möchte. Es ist mal wieder so typisch und schade zugleich, weil die Entwicklung der Protagonistin nur so dahinschleicht.

Ich war überrascht, dass Lexingtons Perspektive recht ausgewogen zu Amies war. Wenn ich mich recht erinnere, nahm in „Stay“ der weibliche Part mehr Platz ein. Jedenfalls wirkt Lex im Gegensatz zu Amie ziemlich entschlossen, drängt jedoch keine Entscheidung herbei. Er nimmt, was er kriegen kann, selbst wenn er dazu zeitweise zum Spielzeug mutiert. Ich mochte ihn die meiste Zeit für seine fürsorgliche Art und in vielen Zügen ist er zu perfekt, um wahr zu sein. Die wenigen „Makel“, die er besitzt, sind im Endeffekt nur dazu da, um ihm ein dunkles Geheimnis anzuhängen. Ich fand das unnötig, denn das Geheimnis war zu offensichtlich, unspektakulär und hat den Plot nicht bereichert.

Apopo Plot. Die erste Hälfte gefiel mir richtig gut: Tolle Szenen, zwei Menschen, die wunderbar miteinander agierten, Gefühle hervorriefen, mich zum schmunzeln brachten und nebenbei versuchten ihre Probleme entweder zu regeln oder eben zu vergessen. Dabei passierten irre klischeebehaftete Dinge, bei denen ich mich schon früher gefragt habe, wie die Umwelt wohl auf so etwas reagieren würde oder der Teufel im Detail versteckt bleibt, um das fassen zu können. Genau solche Situationen hat Helena Hunting unglaublich charmant umgesetzt – Bilder in meinem Kopf. Ich würde euch gern Beispiele nennen, aber das würde die besten Seiten des Buches spoilern, also lasse ich es.
Danach ging es, meiner Meinung nach, mit dem Plot bergab. Gefühlte 100 Seiten gab es nur noch sexuelle Handlungen. Heiß, verführerisch und wild, w-o-w, gingen jedoch bald über auf ordinär und provokativ. Mir war es egal, wie viel Schweiß floss oder Höhepunkte kamen, ich war trotz der übersprudelnden Leidenschaft genervt. Meine Güte, der Plot sollte doch aus mehr bestehen als die moderne blaue Lagune.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass beide Protagonisten plötzlich super talentiert sind. Lex geschäftliche Probleme lösen sich in Luft auf und Amie scheint ein kreatives Organisationsgenie und Youtube-Star in einem zu sein. Was ist da passiert? Hat Bora Bora magische Kräfte heraufbeschworen?

Erst auf den letzten Seiten hatte ich wieder das Gefühl an Boden gewonnen zu haben. Der Genuss der kurzweiligen, dramageladenen Handlungsstänge stellte sich erneut ein. Schlussendlich kann ich sagen, dass „Keep“ ein meist unterhaltsames Liebesabenteuer war. Doch Helena Hunting hätte mit mehr Entscheidungsfreudigkeit auch mehr raus holen können als nur guten Sex.

Fazit:
„Reich, sexy und humorvoll“ wiegen den einfachen Plot und die Vorhersehbarkeit kaum auf. Trotzdem lässt sich das, Dank des lockeren Schreibstils, schnell vergessen.