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Veröffentlicht am 07.02.2018

Ein fesselnder Roman in ungewöhnlicher Sprache

Löwenblut
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Bei dem historischen Roman „Löwenblut“ handelt es sich um die Fortsetzung von „Blutföhre“. Auch wenn ich den Vorgänger nicht gelesen habe, fiel es mir nicht schwer, der Geschichte um den letzten Staufer ...

Bei dem historischen Roman „Löwenblut“ handelt es sich um die Fortsetzung von „Blutföhre“. Auch wenn ich den Vorgänger nicht gelesen habe, fiel es mir nicht schwer, der Geschichte um den letzten Staufer zu folgen.

Heiliges Römisches Reich:
Im Jahre 1268 steht das Leben des letzten Staufers, des 16jährigen Konradin, auf dem Spiel. Er gerät in die Mühlen der Politik und des Machtmissbrauchs der Kirche unter der Führung von Papst Clemens IV. Dabei stellt Konradin für die Menschen die Hoffnung auf Frieden dar. Er ist der letzte aus dem Geschlecht der Staufe und hat mit seiner strategischen Begabung bereits eine wichtige Schlacht für sich entschieden. Doch das Blatt wendet sich, denn Papst Clemens IV unterstützt den Franzosen Charles D’Anjou und stürzt damit das Volk und den Adel in eine Katastrophe. Denn Charles überzieht das Land mit Hass, Krieg und dem absoluten Siegeswillen. Dabei geht er äußerst brutal und rücksichtslos vor. Unausweichlich steuert das Reich auf einen Machtwechsel zu und Konradins Tod ist bereits beschlossen und unausweichlich. Am Hofe seines Onkels Ludwig – der Strenge - lebt die Hofdame Cäcilia, die diesen berät und zwischen ihren Pflichten und ihrer Liebe zum Ritter Georg hin- und hergerissen ist. Vielen Männern ist sie ein Dorn im Auge, weil sie so klug und stark ist. Im Laufe des Romans offenbart sich mit aller Macht die Grausamkeit des Krieges und des Hasses und doch blitzt dazwischen Leidenschaft und der Funken der Liebe auf. Trotzdem kocht jeder Protagonist sein eigenes Süppchen. Letztlich verfolgen sowohl Charles D’Anjou als auch Papst Clemens VI nur ein Ziel: die völlige Ausrottung des Geschlechts der Staufer!

Anfangs war ich sehr überrascht vom Schreibstil, der gewöhnungsbedürftig daher kam. Doch ich habe mich schnell daran gewöhnt und konnte das Buch zeitweise kaum aus der Hand legen, weil es so spannend war. Zudem passt der Schreibstil gut zu einem historischen Roman. Der geschichtliche Hintergrund ist gründlich recherchiert und der Anhang hilft auch, sich in der Zeit zurechtzufinden und mit den Charakteren klar zu kommen. Die Rolle der Kirche in der Person des Papstes Clemens IV innerhalb der Geschichte um den letzten Staufer hat mich wirklich wütend gemacht. Folgendes Zitat ist mir dabei sehr unangenehm in Erinnerung geblieben „Und, Aquin? Was scheren mich Kinder.“ In diesem Roman gefallen mir vor allem die vielen starken Frauen, die unbeirrt ihren Weg gehen und das in einer Zeit, in der die Männer regieren und eindeutig das Sagen haben. Friggerl, die weise, alte Frau, die noch um die alten Bräuche und Weltanschauung weiß, ist mir sehr sympathisch. Und dann natürlich Cäcilia, die geradeheraus sagt, was sie denkt und ihren eigenen Lebensweg verfolgt. Ihre Liebe zu Georg ist ihr dabei immer wieder im Weg und trotzdem lässt sie sich nicht davon abbringen, ihre Meinung kundzutun und vor allem Ludwig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Neben Clemens IV fällt der Widerling Charles D’Anjou auf. Gnade kennt er genauso wenig wie Mitgefühl und so mordet er sich bis zum Thron durch und das alles mit der vollen Unterstützung der Kirche. Der Titel bezieht sich auf das Wappen der Staufer: der Löwe! Mir hat die Reise ins Mittelalter mit all ihrem Schrecken, aber auch den kleinen Hoffnungsschimmern gut gefallen. Das Cover ist schön gewählt und rundet den Roman wunderbar ab. Monika Pfundmeier ist eine sehr emotionale Aufarbeitung der Geschehnisse um Konradins Tod gelungen. Die erfundenen Personen – wie Cäcilia, Albrecht und Georg – passen sich gut in die Geschichte ein und könnten durchaus so gelebt haben. Ein Zitat aus dem Roman hat mich besonders beeindruckt, als Konradin zu Thomas von Aquin folgendes sagt: „Betet für die, die nach mir sind. Verbrennt Eure Schrift, wenn das Leben Euch etwas bedeutet. Kein Krieg ist gerecht. Kein Gott kann das Morden erlauben. Kein Gott kann die Vernichtung von Leben wollen.“ Treffender könnten diese Worte in der heutigen Zeit kaum sein. Monika Pfundmeier hat mich mit ihrem Roman mitgerissen und mir die Geschichte um den letzten Staufer durch die lebhaften Beschreibungen von Orten, Handlungen und den Charakteren so nahe gebracht, dass ich mich im Mittelalter wiederfand und mitgelitten, gebangt und gehofft habe. „Löwenblut“ hat mir viele schöne Lesestunden bereitet und mich voll überzeugt.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Schaurige Eisleichen an der Nordsee

Eisige Flut
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Winter an der Nordsee
Wie eine „Eisige Flut“ überzeihen Eisleichen die Nordseeküste. Mittendrin sitzen John Benthien und seine Kollegen und sind ratlos. Der Täter hinterlässt keine Spuren, dafür arrangiert ...

Winter an der Nordsee
Wie eine „Eisige Flut“ überzeihen Eisleichen die Nordseeküste. Mittendrin sitzen John Benthien und seine Kollegen und sind ratlos. Der Täter hinterlässt keine Spuren, dafür arrangiert er seine Opfer sehr öffentlichkeitswirksam. Mit Anja Derling, deren Leiche er vor dem Haus ihrer Eltern drapiert, fängt eine ungeheuerliche Mordserie an. Der Täter tötet seine Opfer, gefriert sie ein und stellt sie dann zur Schau. Die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit sind kleine Beigaben, die sich in dem Bauchnabel der Getöteten finden. Es ergeben sich zunächst kaum Spuren und eine Beziehung der Opfer zueinander ist lange nicht festzustellen. Als hätten John und sein Team nicht schon genug um die Ohren, werden sie immer wieder mit dem nervigen Verhalten ihres neuen Kollegen Smythe-Fluege konfrontiert.
In diesem Nordsee-Krimi findet sich neben einem absolut spannenden Plot auch viel Privates vom Team rund um John Benthien. So haben alle ganz menschliche Probleme und keiner mutiert zum Überflieger. Das gefällt mir an diesem Krimi besonders gut. Die Briefe des Mörders an seine Tochter erzeugen eine ganz besondere Dynamik innerhalb des Romans. Der Leser bekommt einerseits einen Einblick in das Leben und die Denkweise des Mörders, andererseits wird aber nicht so viel verraten, dass man gleich errät, wer er nun ist. Ein wirklich sehr verdrehter und auch uneinsichtiger Charakter!
Der Schreibstil von Nina Ohlandt ist angenehm und lässt sich gut und schnell lesen. Mir hat dieser Krimi so gut gefallen, dass ich ihn gar nicht zur Seite legen mochte. So wurden die Leseabschnitte zu einer wahren Herausforderung. Für diesen Krimi gibt es eine ganz klare Leseempfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 25.01.2018

Auf Shakespeares Pfaden zur Liebe

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Der Kanadier Glenn Dixon unterrichtet seit Jahren Shakespeares Romeo und Julia. Er ist dabei sehr einfallsreich, um seine Schüler für diese jahrhundertealte dramatische Liebesgeschichte zu begeistern. ...

Der Kanadier Glenn Dixon unterrichtet seit Jahren Shakespeares Romeo und Julia. Er ist dabei sehr einfallsreich, um seine Schüler für diese jahrhundertealte dramatische Liebesgeschichte zu begeistern. Leider steckt er selber in einer tiefen Krise, denn die Frau, die er liebt, Claire, erwidert seine Gefühle nicht. Eine spontane Reise nach Verona auf den Spuren Romeos und Julias will er der Liebe auf die „Schliche“ kommen. Als einziger Mann tritt er dem Club der Sekretärinnen Julias bei und beantwortet schon bald englische Briefe, die ganz unterschiedliche Menschen aus aller Welt an Julia schreiben. Alle handeln von Liebe, Schmerz, Zurückweisung und Schicksal. Glaubt Glenn überhaupt an die Liebe? Wird er von Claire loskommen?
Als Spezialist für Shakespeares Drama Romeo und Julia bringt Glenn seinen Schülern die Liebe näher. Das erste Drittel des Buches wechselt zwischen seiner Lehrtätigkeit, seiner Reise nach Verona und dem Beantworten von Briefen an Julia und einer Vielzahl an wissenschaftlichen Abhandlungen zum Thema Liebe. Es war zeitweise schwierig zu lesen und bedurfte einer gewissen Aufmerksamkeit, um nicht den Faden zu verlieren. Andererseits ist es sehr interessant und macht die Geschichte so besonders. Der Schreibstil ist einfach gehalten und man merkt Glenn, der seine eigene Geschichte aufgeschrieben hat, seine Liebe zur Literatur an. Die Reise nach Verona und seinen Aufenthalt dort hat er so gut beschrieben, dass ich glaubte, dabei zu sein. Allerdings war ich selber vor nicht allzu langer Zeit dort und an Julias Statue. Mir hat diese wahre Liebesgeschichte gut gefallen, so dass ich sie gerne weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Im hohen Alter noch auf Zack

Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!
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Mit 107 Jahren weiß Oma Maria immer noch das Leben zu genießen und getreu dem Motto “Immer weitergehen und nicht stehen bleiben“ sorgt sie für ein buntes Familienleben. Davon kann ihre Enkelin Anja so ...

Mit 107 Jahren weiß Oma Maria immer noch das Leben zu genießen und getreu dem Motto “Immer weitergehen und nicht stehen bleiben“ sorgt sie für ein buntes Familienleben. Davon kann ihre Enkelin Anja so manche Anekdote erzählen und das Lachen kommt nie zu kurz. Da gerät schon mal das Einkaufen mit den beiden Omas zu einem Spießrutenlauf oder der Kirchenbesuch endet im Verlassen der Kirche, bevor der Gottesdienst beginnt.
Das fröhliche Cover des Buches mit dem Foto von Oma Maria und Enkelin Anja sprüht nur so vor Lebensfreude und das kommt auch auf jeder Seite des Buches zum Ausdruck. Gekonnt hat die Autorin (Enkelin Anja) die vielen lustigen Begebenheiten aus dem Leben ihrer bunten Familie (Oma Maria, Oma Mia, Papa Jochen, Mama und Anja) zu einer schönen, gefühl- und humorvollen Lektüre zusammengefasst. Der Schreibstil ist einfach gehalten, was aber durchaus passt und das Lesen sehr kurzweilig macht. Ich musste sehr oft lachen und habe mich köstlich amüsiert. Oma Maria scheint sich selber nicht so ernst zu nehmen und hält zusammen mit Oma Mia die Familie ganz schön auf Trab. Ich finde es schön, dass es heute noch so enge Familienbande gibt.
„Im Prinzip hat man mit Omas die gleiche Situation wie mit kleinen Kindern: Man muss ihnen Essen machen, sie an die Hand nehmen, und wenn sie zu wenig Schlaf bekommen, werden sie nörgelig. Hinzu kommt, dass man sie natürlich auch unterhalten muss, denn viel können sie ja nicht mehr machen.“ Das kenne ich ähnlicher Form, denn mein Vater ist mittlerweile mit seinen 83 Jahren wie mein zweites Kind. Wobei nicht immer klar ist, wer nun anstrengender ist: meine 19jährige Tochter oder mein Vater!?

Veröffentlicht am 05.01.2018

Brutaler und düsterer Thriller

Der Stier und das Mädchen
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Der Einstieg in den Thriller gleicht einer Horrorgeschichte und lässt keinen Zweifel, dass er nichts für sensible Leser ist. Der Klappentext ist exakt der Einstieg in die Geschehnisse um grauenvolle Morde ...

Der Einstieg in den Thriller gleicht einer Horrorgeschichte und lässt keinen Zweifel, dass er nichts für sensible Leser ist. Der Klappentext ist exakt der Einstieg in die Geschehnisse um grauenvolle Morde auf einem entlegenen Bauernhof in Island.
Was zwei gestrandete Studentinnen dort vorfinden, lässt dem Leser das Blut in den Ader gefrieren: verstümmelte Leichen, jede Menge Blut und der Täter scheint noch im Haus zu sein!
Im Wechsel und in Zeitsprüngen wird vom Leben der Bewohner des Bauernhofes und dem jungen Pärchen Hanna und Rikki erzählt. Der Thriller ist extrem spannend, aber auch grausam und nervenaufreibend. Man spürt „das Böse“ durch jede Zeile näher kommen. Der Schreibstil ist durch die Sprünge zwischen den Protagonisten und der Zeit anspruchsvoll, doch man kann dem Geschehen gut folgen, denn der Autor verzichtet auf ausschweifende Erklärungen und bleibt dicht an der Handlung. Er hat das Ende vorweggenommen und erzählt im Rückblick, wie es zu dieser ungeheuerlichen Tat kommen konnte. In einer Spirale aus Missbrauch, Gewalt, Drogen und Hass steuern die Protagonisten unaufhörlich auf eine Katastrophe zu. Tick Tack – die Zeit tickt und treibt die Hauptfiguren immer mehr an den Rand des Abgrundes! Die Trennung der Kapitel durch das Ticken einer Uhr finde ich sehr gelungen, denn es passt hervorragend zum Verlauf der Geschichte und treibt den Leser auf das Ende zu. Dabei ist die Stimmung oft düster, brutal und hart – ganz zart schimmert jedoch hin und wieder menschliche Wärme durch. Ein großartiger Thriller, der jedoch nichts für zarte Gemüter ist.