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Veröffentlicht am 30.07.2017

Rätselhafte und brutale Morde in Philadalphia

Shutter Man
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Der Thriller von Richard Montanari spielt sich auf 3 Zeitebenen (2015 und 1976 in Philadelphia und 1941 in County Louth, Irland) ab. In mehreren Handlungssträngen wird einerseits über die Ermittlungen ...

Der Thriller von Richard Montanari spielt sich auf 3 Zeitebenen (2015 und 1976 in Philadelphia und 1941 in County Louth, Irland) ab. In mehreren Handlungssträngen wird einerseits über die Ermittlungen von Detective Kevin Byrne und dessen Vergangenheit, andererseits vom mafia-ähnlichen Clan der irischen Farrens erzählt.
Alles beginnt im Jahre 1975 als Kevin Byrne seine Ferien in Devil’s Pocket mit seinen drei Freunden verbringt. Die Jugendlichen unterhalten sich mit kleinen Diebstählen und dem Mobbing von Des Farren, der geistig zurückgeblieben ist. Unter ungeklärten Umständen fand ein kleines Mädchen seinen Tod und Des Farren kommt kurze Zeit später auch ums Leben.
Im Jahre 2015 wird Detective Kevin Byrne mit zwei grausamen und rätselhaften Morden an einer Familie und einem Mann konfrontiert. Ohne es zu ahnen, führen ihn diese Morde in sein eigene Vergangenheit und die Familie Farren spielt darin eine erhebliche Rolle. Der Mörder gibt Byrne einige Rätsel auf: er verstümmelt die Leichen und hinterlässt an jedem Tatort ein altes, verblichenes Taschentuch mit je einem einzigen Wort. Dabei handelt es sich um s.g. Palindrome, die lange Zeit nicht gedeutet werden können. Außerdem taucht immer wieder eine kleine, alte Frau im Zusammenhang mit den Morden auf, die niemand zu kennen scheint. Schließlich stößt Byrnes ehemalige Kollegin und jetzige stellverstretende Staatsanwältin Jessica Balzano zu ihm und unterstützt ihn in seinen Ermittlungen. In Rückblenden offenbaren sich Stück für Stück die Geschichte und die Grausamkeit des Farren-Clans und dass sie vor nichts zurückschrecken.
Schon relativ früh wird dem Leser klar, wer hinter den Morden steckt. Doch welche Motivation den Mörder antreibt und wie alles zusammenhängt, lässt nicht nur Detective Byrne, sondern auch den Leser, ratlos zurück. Bald fragt man sich: Wer ist Billy the Wolf, von dem am Anfang des Buches die Rede ist? Der Schreibstil ist sehr klar und hat keine großen Ausschmückungen, was gut zu einem Thriller/Krimi passt. Das Genre „Thriller“ ist hier nicht ganz passend, jedoch ist dem Autor ein absolut spannender und nervenaufreibender Krimi gelungen. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und es zeigt sich, dass der Mörder nicht nur brutal ist, sondern auch Zuneigung empfinden kann – das Buch bedient sich nicht der Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse. Geschickt flechtet der Autor die Vergangenheit der irischen Familie Farren in die Geschichte ein, ohne dabei zu viel zu verraten. So tappen sowohl Byrne als auch die Leser lange Zeit im Dunkeln. Etwas schade finde ich die Längen im Buch, die durchaus den Lesefluss stören können. Außerdem ist das Konstrukt des Plots isehr komplex und bisweilen verwirren die unterschiedlichen Zeitebenen und Handlungsstränge. „Shutter Man“ verlangt dem Leser ein hohes Maß an Konzentration ab, wird aber mit einem wirklich gelungenen Showdown belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.07.2017

Ein Pageturner mit Gänsehaut-Garantie

Sommers Tod
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Die Geschwister Carla (17) und Simon (8) werden vor einem Zirkuszelt entführt. Der Entführer geht dabei ganz perfide vor und setzt auf die Liebe der beiden zueinander. Leider gelingt ihm dies auch. Der ...

Die Geschwister Carla (17) und Simon (8) werden vor einem Zirkuszelt entführt. Der Entführer geht dabei ganz perfide vor und setzt auf die Liebe der beiden zueinander. Leider gelingt ihm dies auch. Der sympathische, aber etwas unbequeme Oberkommissar Lukas Sommer und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen. Leider ergeben sich trotz intensiver Zeugenbefragung und einer Hotline keine konkreten Spuren. Umso überraschender erscheint der unerwartete Anruf von Carla vom Telefon des Entführers aus. Sie fleht um Hilfe und Lukas und seine Kollegin Lisa folgen Carlas Beschreibung, um sie und ihren Bruder zu retten. Es ist eine Falle mit dramatischen Folgen.
Die kurzgehaltenen Kapitel, der Perspektivenwechseln hin zum Entführer und der gut lesbare Schreibstil machen diesen Thriller zu einem Pageturner. Unvorhersehbare Wendungen und der interessante Oberkommissar fügen sich zu einer logischen Handlung zusammen. Die Spannung hält sich von Anfang bis Ende und die Identität des Entführers kam für mich absolut überraschend. Als nach 324 Seiten Schluss ist, bin ich enttäuscht, dass die Zeit so schnell verging. Mit Lukas Sommer hat Marcus Hünnebeck keinen leichten Charakter erschaffen, das macht ihn aber gerade so interessant. Zudem kommt er als glaubwürdiger und gerechter Polizist, der bereit ist, sein Leben für die Aufklärung des Falles zu opfern, rüber. Weitere Bücher mit ihm lassen sicherlich die eine oder andere Entwicklung zu. Durch sein Wesen finde ich Lukas Sommer geradezu dazu geschaffen, undercover zu arbeiten – auch wenn das ein „normales“ Privatleben unmöglich macht und er seinen Sohn dadurch kaum sieht. Entgegen anderer Meinungen gefällt es mir, dass nicht alle Fragen am Ende des Buches beantwortet sind. Das beflügelt meine Fantasie und erhöht die Spannung, den nächsten Band zu lesen.
Für meinen Geschmack ging die undercover-Tätigkeit von Lukas Sommer etwas zu glatt. Nur ein einziges Mal wurde es für ihn brenzlig, ansonsten hat er sich sehr gut in die Rockerbande eingefügt. Das ist jetzt aber auch schon mein einziger Kritikpunkt. Ich kann diesen gelungenen Thriller nur weiterempfehlen, denn ich hatte viele aufregende Lesestunden. Außerdem würde ich gerne wieder mit Lukas Sommer auf Verbrecherjagd gehen.

Veröffentlicht am 18.07.2017

Ein toller Thriller mit einem brisanten, sehr aktuellen Thema

Blutwasser
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Mit dem Anfang des Thrillers wird der Leser in eine verstörende und ausweglos scheinende Situation hineingeworfen: Katharina sitzt in einem Gefängnis und es ist unklar, wie sie in diese Situation gekommen ...

Mit dem Anfang des Thrillers wird der Leser in eine verstörende und ausweglos scheinende Situation hineingeworfen: Katharina sitzt in einem Gefängnis und es ist unklar, wie sie in diese Situation gekommen ist und ob sie da je wieder heraus kommt. Das ist der Auftakt zu einem unglaublich gut recherchierten, wendungsreichen und hochspannenden Thriller, in dem es um korrupte Unternehmen, Aktivisten und skrupellose Menschen in den arabischen Ländern geht. Der Titel „Blutwasser“ macht seinem Namen hier alle Ehre und auch das Cover passt hervorragend dazu. Ich muss sagen, dass der Autorin mit ihrem Erstlingswerk im Thriller-Genre ein absolut empfehlenswertes Buch gelungen ist und ich gerne mehr von ihr lesen würde.
Nun aber zurück zum Inhalt:
Die zufällige Begegnung der Hamburgerin Katharina mit dem Syrer Ahmed wird zu einer turbulenten und lebensgefährlichen Reise in den Nahen Osten. Ahmed ist nicht nur Wasseringenieur sondern auch Aktivist und seine Einladung an Katharina, nach Jordanien zu ihm zu kommen, führt sie nicht nur in eine fremde Welt, sondern auch zu korrupten Unternehmern in der Wasserversorgung und zu Aktivisten, die dagegen ankämpfen. Ihr geordnetes und langweiliges Leben als Redaktionssekretärin gerät dabei völlig aus den Fugen. Durch viele tragische Vorfälle und Wendungen gezwungen muss Katharina um ihr Leben kämpfen und gleichzeitig aktiv im Kampf gegen die Machenschaften geldgieriger und skrupelloser Mörder werden. Dabei weiß sie oft nicht zu unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Letztlich bleibt ihr nur ein einziger guter und zuverlässiger Freund und der hilft ihr von Deutschland aus.
Der Spannungsbogen der Geschichte erfährt zum Ende hin eine besondere Dramatik, so dass man sich dem Sog des Buches nicht entziehen kann. Die gut recherchierten Fakten zur Wasserwirtschaft im Nahen Osten sind plausibel mit der Hauptperson Katharina verknüpft und schlüssig. Das Thema ist topaktuell und machte mich sehr nachdenklich. Auch wenn der Thriller im Nahen Osten angelegt ist, so betreffen die Geschäfte rund um Wasservorräte und dem Umgang damit doch alle Menschen.
Die Veränderungen an Katharina sind wirklich erstaunlich, aber glaubwürdig beschrieben und sie wächst förmlich über sich hinaus. Eine mutige „Heldin“, die sie nicht sein wollte und eine tolle Journalistin, die sie nicht ist und doch zum Ende hin wird. Mich hat das Buch von Anfang an begeistert und es fiel mir schwer, innezuhalten um der Leserunde zu folgen und meine Gedanken zu Papier zu bringen. Am liebsten hätte ich den Thriller einfach am Stück gelesen.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Verjährt, aber nicht abgeschlossen

Die verlorenen Kinder
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Im Prolog wird der Leser mit ungeheuren Missbräuchen in Kinderheimen der 60er Jahre konfrontiert.
Wien 2015:
Der ehemalige Polizist Falco Brunner arbeitet nun als Privatdetektiv und wird von der jungen ...

Im Prolog wird der Leser mit ungeheuren Missbräuchen in Kinderheimen der 60er Jahre konfrontiert.
Wien 2015:
Der ehemalige Polizist Falco Brunner arbeitet nun als Privatdetektiv und wird von der jungen Witwe Susanne Markhof engagiert, um den Tod ihres wesentlich älteren Mannes aufzuklären. Innerhalb kürzester Zeit wurden in zwei Wiener Altenheimen zwei alte Männer getötet und die Polizei unter Bruno Horvath vermutet den/die Mörder/in unter dem Pflegepersonal. Doch schon bald wird klar, dass diese Fälle nicht so leicht aufzuklären sind. Außerdem geraten Falco und Bruno immer wieder aneinander. Sie waren Kollegen und dass Bruno nun mit Christian, der Exfrau von Falco, zusammen ist, macht die Zusammenarbeit zusätzlich schwer. Was haben die beiden Toten gemeinsam? Ihre Mitgliedschaft in einer schlagenden Burschenschaft? Oder reicht die Geschichte noch weiter zurück?
Dieser Wien-Krimi führt in eine dunkle Zeit zurück, in der in Kinderheimen „verlorene Kinder“ systematisch missbraucht wurden und vor allem die Politik kehrte alles unter den Teppich. Nachdem ich anfangs mit der Geschichte nicht so richtig warm wurde, zog mich die Geschichte von Zeile zu Zeile mehr in ihren Bann. Das Entsetzen über die damaligen Geschehnisse war allgegenwärtig und ich hätte am liebsten selbst mitgeholfen, die Täter zu stellen und die Opfer zu trösten. Die Aufklärung der Morde und das Motiv waren sehr schlüssig und der Krimi bis zum Schluss spannend. Der Dialekt passt ganz gut in dieses Buch und macht die oft schwere Kost ein bisschen leichter.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Erzählungen, die nachdenklich machen

Liebe wird überschätzt
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In diesem kleinen Büchlein finden sich 8 ganz unterschiedliche, jedoch auch sehr menschliche Geschichten über die Liebe und das Leben. Die Sprache der Autorin ist sehr klar und verzichtet auf sentimentale ...

In diesem kleinen Büchlein finden sich 8 ganz unterschiedliche, jedoch auch sehr menschliche Geschichten über die Liebe und das Leben. Die Sprache der Autorin ist sehr klar und verzichtet auf sentimentale Ausschmückungen. Doch genau dieser Schreibstil macht die Geschichten so besonders: der Leser kann sich in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzen. Das fällt oft gar nicht so schwer, da nicht alle Charaktere Namen haben.
Am Besten haben mir die beiden Erzählungen „Liebe wird überschätzt“ und „Die Ausgesetzten“ gefallen. In beiden geht es um Liebe in verschiedenen Facetten und doch ähneln sie sich. Einfach wunderschön!
Weniger gelungen finde ich die Übersetzung, die den Lesefluss manchmal unterbricht und etwas hölzern wirkt. Das ist zwar schade, tut aber der Qualität der Erzählungen keinen Abbruch.
Das Cover gefällt mir nach wie vor sehr gut – so bunt wie die Liebe und das Leben und auch so verwirrend.
Kleine Geschichten, die zum Nachdenken anregen und mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden.