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Veröffentlicht am 02.02.2017

Ein leises, bisweilen trauriges Buch über das Schärenleben und alte Fehden

Heimwärts über das Eis
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Alltägliche Pflichten bestimmen Ellinors Leben auf der Schäreninsel Hustrun. Da ist ihr greiser, nörgeliger und kranker Vater, den sie pflegt und sein Schärentaxi weiter betreibt, ohne auch nur einmal ...

Alltägliche Pflichten bestimmen Ellinors Leben auf der Schäreninsel Hustrun. Da ist ihr greiser, nörgeliger und kranker Vater, den sie pflegt und sein Schärentaxi weiter betreibt, ohne auch nur einmal ein liebes Wort oder einen Dank von ihr zu bekommen. Ihre Tiere Edison, das Pferd, der Kater, und ihre Hühner versorgt sie genauso liebevoll wie ihren heimlichen Klostergarten, den sie wie ein Geheimnis hütet. Ellinor ist mit der Insel verwurzelt und vom Leben enttäuscht. Nach dem Freitod ihrer einsamen Mutter Hertha, die immer eine Fremde für die Schärenbewohner blieb und mit dem rauen Leben dort nichts anfangen konnte, scheint auch Ellinors Leben zu stagnieren. So verwundert es letztlich nicht, dass sie beschließt, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen, sobald ihr Vater nicht mehr lebt. Einzig vom Inselmütterchen erfährt sie Zuwendung und die Kinder der Sommergäste geben ihr etwas Beständigkeit und Geborgenheit. Sie liebt Poesie, hört gerne Radio und ist doch von der Außenwelt abgeschnitten – ohne Strom und Gesellschaft anderer Menschen. Dann gibt es da noch die Sommermänner, die sie im Herbst wieder wegschickt und ihnen nie einen Kuss oder gar ihr Herz schenkt. Das gehört nur einem Mann – auch wenn sie das vergessen hat – Herrman Engström. Überraschend kehrt Herrman, der Vogelmaler auf Hustrun zurück, um sein Elternhaus zu verkaufen. Das Wiedersehen mit seiner Jugendliebe Ellinor reißt nicht nur alte Wunden auf, sondern bringt Erinnerungen an eine schöne Zeit voller Gefühle, Hoffnungen und Träume herauf.
Im Laufe des Romans taucht immer wieder das Jahr 1914 auf. In kurzen Abschnitten erfährt der Leser, welche Tragödie sich in diesem Jahr bei einem gewaltigen Schneesturm auf dem Eis abspielte. Diese Tragödie führte letztlich zur Feindschaft zwischen den Familien Ingman und Engström. Die Engströms werden von den anderen Schärenbewohnern gemieden, da sie ihnen die Schuld an dem Unglück geben.
Es braucht nicht immer eine spannende, schnelle Handlung, um eine eindrückliche und schöne Geschichte zu erzählen. Die Autorin hat viel Poesie, Erinnerungen, den Gleichklang des Schärenlebens, Hoffnungen und Träume, Tragödien und Schuldzuweisungen und unglückliche Beziehungen zu einer leisen, aber nicht weniger schönen Geschichte verwoben. Dabei ist die Geschichte nie ins Kitschige abgedriftet. Mit der pflichtbewussten und braven Ellinor fühlte ich mich verbunden, obwohl ich ein ganz anderer Typ bin und die Einsamkeit einer Schäreninsel auf Dauer sicher nicht ertragen könnte. Ihren Charakter und auch den von Herrman finde ich gut beschrieben. Die beiden haben eine ganz unterschiedliche Wahrnehmung, was ihre gemeinsame Jugendzeit anbelangt. Das ist ganz menschlich und jeder verarbeitet Erlebnisse und Traumata anders. Mir hat der Roman samt stimmungsvollem Cover und falunrotem Einschlag sehr gut gefallen und ich werde ihn sicherlich weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Eine starke Frau in rauen Zeiten

Die Tochter des Fechtmeisters
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1566: Zwei Kinder, Carl und Fritjoff Nykrantz, müssen mit ansehen, wie ihre Mutter trotz heftiger Gegenwehr durch die Hand eines Mannes stirbt. Carl verschwindet irgendwann aus Fritjoffs Leben und Fritjoff ...

1566: Zwei Kinder, Carl und Fritjoff Nykrantz, müssen mit ansehen, wie ihre Mutter trotz heftiger Gegenwehr durch die Hand eines Mannes stirbt. Carl verschwindet irgendwann aus Fritjoffs Leben und Fritjoff selbst wird ein hervorragender Fechtmeister und gründet eine Familie.
Rostock 1608:
Clarissa Nykrantz ist eine junge, bemerkenswerte und starke Frau. Für die damaligen Verhältnisse genießt sie viele Freiheiten. Sie wächst in einem liebevollen Elternhaus auf und ihr Vater Fritjoff, ein bekannter Fechtmeister, unterrichtet sie im Fechten. Clarissa sieht das Fechten eher als Sport oder Verteidigungsmöglichkeit und kann sich nicht vorstellen, dass sie jemals einen Menschen töten könnte. Dann kommt die Fechtschule in Frankfurt, zu der sie ihren Vater und seine beiden Fechtschüler Alexander und Marius begleiten darf. Dort werden Fechtschüler nach ihrer Ausbildung geprüft, um den Titel Meister des Schwertes zu erhalten. Diese Reise verläuft ohne Probleme, trotz der Unruhen im Land – ein Streit um die Krone von Kaiser Rudolf ist entbrannt. Doch bald ist in Clarissas Leben nichts mehr so, wie es war. Plötzlich muss sie ihre Familie und sich selbst in Frage stellen und ist auf die Hilfe Fremder angewiesen. Vermeintliche Freunde werden zu Feinden und schließlich kippt die politische Lage, so dass ein Krieg über das Land hereinbricht. Protestanten kämpfen gegen Katholiken und die Juden werden geächtet und ausgegrenzt. Clarissas Leben nimmt immer wieder unverhoffte Wendungen und ihrer Stärke ist es zu verdanken, dass sie nie aufgibt und für ihre Familie kämpft.
Der Autorin ist mit ihrem Buch „Die Tochter des Fechtmeisters“ eine spannende, aber auch lehrreiche Reise in die Vergangenheit gelungen. Die zeitlichen Sprünge in der Geschichte waren anfangs gewöhnungsbedürftig und die politischen Lage verzwickt, doch ich konnte ihrem flüssigen, bildhaften Schreibstil gut folgen. Dabei waren auch das Personenverzeichnis und die Erklärung zu den Fechtbegriffen sehr hilfreich. Sabine Weiß bringt dem Leser die harten, oft gnadenlosen und ungerechten Zeiten vor dem 30jährigen Krieg sehr anschaulich nahe, auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Sie beschreibt alle Charaktere sehr bildhaft und detailreich, so dass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Obwohl mir die Begriffe des Fechtens nicht geläufig sind, finde ich, dass sie in dieser Geschichte absolut ihre Berechtigung haben und diese sehr authentisch machen - lautet der Titel doch "Die Tochter des Fechtmeisters"! Das Ende ist wie ein Kreis, der sich schließt und rundet den historischen Roman wunderbar ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 25.10.2016

Ein Mädchen auf der Suche nach sich - Kalifornien 1969

The Girls
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Durch das Auftauchen der beiden Jugendlichen Jonathan und Sasha wird Evie in ihre Vergangenheit zurückversetzt und erkennt in Sasha sich selbst in ihrer Teenagerzeit. Diese Erinnerungen sind bisweilen ...

Durch das Auftauchen der beiden Jugendlichen Jonathan und Sasha wird Evie in ihre Vergangenheit zurückversetzt und erkennt in Sasha sich selbst in ihrer Teenagerzeit. Diese Erinnerungen sind bisweilen sehr schmerzhaft für Evie, denn sie geriet in den Bann einer Kommune.
Im Jahre 1969 ist Evie Boyd 14 Jahre alt und auf der Suche nach sich selbst und Anerkennung bei ihren Eltern und ihrer Umwelt. Die unscheinbare und naive Evie leidet unter der Trennung ihrer Eltern: ihr Vater ist mit seiner Geliebten weggezogen und ihre Mutter beschäftigt sich lieber mit ihrem eigenen Leben und ihrem Freund Frank/Sal. Connie ist Evies einzige Freundin, doch sie ist nur Mittel zum Zweck, denn Evie hat sich in deren Bruder Peter verguckt. Eines Tages begegnet Evie den Hippie-Mädchen Suzanne, …. die so ganz anders aussehen und ein vermeintlich freies Leben in einer Kommune führen. Sie schließt sich ihnen an und lernt so Russell, den Kopf der Kommune kennen. Er spricht von Liebe und Freiheit und scheint Evie endlich zu sehen. Zunächst tastet sie sich ganz langsam an die Hippies heran. Die Mädchen und vor allem Suzanne scheinen Russell fast schon hörig zu sein und es gibt auch Kinder auf der Ranch. Auf einer heruntergekommenen Ranch leben sie zusammen, haben kaum etwas zu essen und beschaffen sich ihre Lebensmittel aus den Containern der Supermärkte. Besitz ist für sie nicht wichtig und so teilen sie sich auch ihre Kleidung. Immer mehr gerät Evie in den Sog von Suzanne und Russell, lässt sich auf sexuelle Spiele und Drogen ein und belügt ihre Mutter, wenn sie sogar Nächte auf dem Hof verbringt. Im Rückblick auf diese Zeit muss sich Evie eingestehen, dass es viele Warnsignale für den Zerfall und das Ende der Kommune gab und nicht alles so märchenhaft war, wie sie sich das eingebildet hatte. Alles endet in einer unheilvollen Nacht, die schlagartig die Kommune „sprengt“ und nicht nur Evies Leben für immer verändert.

Russell – trotz geringer gesanglicher Talente und Ausstrahlung schafft er es auf subtile Weise, junge Mädchen um sich zu scharen. Auch Drogen und Gerede von einer tiefen Liebe, die in der bestehenden Gesellschaft nicht möglich sei, gehören zu seiner Philosophie. Dabei ist er feige, selbstgerecht und davon überzeugt ein musikalisches Genie zu sein. Er nutzt die Bedürftigkeit der Mädchen schamlos aus und erhebt sich über seine Kommune, die angeblich ohne Hierarchie auskommen soll. Russell ist ein Blender.
Suzanne – sie steht unter dem Einfluss von Russell und folgt ihm blind. Sie lässt sich von ihm manipulieren und wird so zu seiner Gehilfin.
Evie – ist blind für den Verfall der Ranch und befindet sich im Sog von Suzanne und Russell. Für jedes bisschen Zuneigung von ihr, ist Evie bereit, sich gegen ihre Eltern zu stellen. Evies Mutter ist blind für die Veränderungen ihrer Tochter und glaubt ihr bereitwillig, dass sie bei Connie ist. Sie fragt nicht nach und beschäftigt sich lieber mit ihrem neuen Freund, von dem sie sich ebenso Anerkennung wünscht wie Evie sich von ihrer Umwelt. Auch Evies Vater steht seiner Tochter hilflos gegenüber.

Emma Cline ist ein eindrucksvoller, unheimlicher, aufwühlender Debütroman gelungen. Ihre Sprache ist klar und zieht den Leser schnell in seinen Bann. Die Rückblenden in Evies Zeit auf der Ranch und jene unheilvolle Nacht machen die Geschichte von Evie und den „Girls“ sehr lebendig und lassen einem immer wieder das Blut in den Adern gefrieren. Als Eltern fragt man sich schon, ob man sein Kind genug wahrnimmt und begleitet. Eine zutiefst erschreckende und wachrüttelnde Geschichte über elterliche Hilflosigkeit, dem Wunsch nach „Gesehenwerden“, falsche Vorbilder und das Ignorieren von Warnungen, die unterschwellig aus dem eigenen Inneren heraus kommen. Der Titel ist gut gewählt, denn im Grunde dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Suzanne und ihre Freundinnen, in deren Bann Evie gerät. Russell spielt da eher eine Nebenrolle. Das Cover täuscht sehr über die Dramatik des Buches hinweg und vermittelt den Eindruck von einer „blühenden“ Zeit. So sahen es wohl viele Menschen während der Hippie-Zeit.

Veröffentlicht am 25.10.2016

Ein schweres Thema einfühlsam verpackt

Die Tage, die ich dir verspreche
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So filigran wie das schlichte Cover mit den zarten und vergänglichen roten Mohnblumen ist Gwens Leben nach ihrer Herztransplantation. Statt so glücklich über ihr geschenktes Leben zu sein, wie ihre Familie ...

So filigran wie das schlichte Cover mit den zarten und vergänglichen roten Mohnblumen ist Gwens Leben nach ihrer Herztransplantation. Statt so glücklich über ihr geschenktes Leben zu sein, wie ihre Familie und Freunde ihr zureden, so unglücklich ist Gwen (19 Jahre) darüber. Sie hat Alpträume, die von der möglichen Spenderin und ihrem Mann handeln und ihr das Gefühl vermitteln, dass ein Mensch sterben musste, damit sie leben kann. Damit wird Gwen nicht fertig, sie zieht sich immer mehr zurück, auch von ihrer besten Freundin Leni, die immer noch im Krankenhaus mit wenig Hoffnung auf ein Spenderherz wartet. In ihrer Verzweiflung postet sie im "Herzforum": "Herz zu verschenken". Ihr ist es bitter ernst und als ihr Noah, der Administrator der Seite, eine ironische Antwort schickt, macht sich Gwen auf den Weg zu ihm, um ihm ihr neues Herz zu spenden. Damit tritt sie eine wahre Flut an Lügen und Emotionen los, mit der weder Noah noch sie gerechnet haben und es wird schwierig wieder aus der Verwicklungen herauszufinden
Die Sprache der jungen Autorin ist sehr eindringlich und gibt einem das Gefühl, bei Gwen und Noah zu sein, ihnen über die Schulter zu schauen, mit zu leiden, mit zu lachen und auch mit zu hoffen. Die Perspektive, die zwischen Gwen und Noah wechselt, geht stets nahtlos ineinander über und lässt den Leser teilhaben und sich in beide hineinfühlen. Die Autorin schafft es, das sehr emotionsbeladene Thema Organspende/Transplantation einfühlsam anhand einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte anschaulich zu beschreiben. Dabei gleitet sie nie ins Kitschige ab. Gwens Verzweiflung ist fühlbar und macht betroffen und Noahs Notlügen und seine liebevolle Unterstützung machen ihn sympathisch. Alle Emotionen, mit denen Gwen sich auseinandersetzt und auch ihre Alpträume sind durchweg nachvollziehbar. Ich kann dem Text auf der Rückseite des Buches nur zustimmen: "Eines der Bücher, aus denen man anders herausgeht, als man hineinging: mitfühlender, innerlich weiter, empathischer" - Bestsellerautorin Nina Georg

Veröffentlicht am 25.10.2016

Eine wunderschöne, lange nachklingende, italienische Familiengeschichte

Die langen Tage von Castellamare
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Jedes Kapitel – außer dem ersten mit der passenden Überschrift „Der Geschichtensammler“ - beginnt mit einer Geschichte und zieht so Amedeos Begeisterung für Geschichten, Legenden und Märchen wie einen ...

Jedes Kapitel – außer dem ersten mit der passenden Überschrift „Der Geschichtensammler“ - beginnt mit einer Geschichte und zieht so Amedeos Begeisterung für Geschichten, Legenden und Märchen wie einen roten Faden durch das ganze Buch hindurch. Mit jeder Seite wird dem Leser die Familie Esposito vertrauter, ebenso ihre „Feinde/Gegenspieler“, die Familie des Conte D’Isantu und der Krämer Arcangelo. Die anderen eigenwilligen, gläubigen, aber auch abergläubischen Inselbewohner bekommen mit der Zeit immer mehr Kontur und auch die Beschreibung der Insel Castellamare macht sie sehr lebendig. Es scheint allerdings so, als würde auf ihr ein Fluch liegen – es ist immer wieder die Rede von den „Klagen“, die aus den Höhlen der Insel zu hören sind. Im Mittelpunkt der Geschichte steht zunächst Amedeo Esposito, der als Findelkind einen schwierigen Start ins Leben hatte und zum Glück auf einen Arzt traf, der ihn nicht nur bei sich aufnahm, sondern ihm sogar das Studium finanzierte. Durch seine körperliche Größe bleibt Amedeo eine Anstellung in einem Krankenhaus verwehrt und es verschlägt ihn schließlich als Landarzt auf Castellamare. Hier findet er ein Zuhause, seine Frau Pina und jede Menge Geschichten über die Insel, ihre Bewohner, die Heilige Agata und er schreibt sie alle in sein rotes Geschichtenbuch, in dem er auch wichtige Ereignisse festhält. Leider erliegt Amedeo vor der Ehe mit Pina dem Drängen der Contessa Carmela und es gibt ein böses Erwachen, als er in der Nacht der Niederkunft seiner Frau ausgerechnet zur Entbindung der Contessa gerufen wird. Es kommt noch schlimmer, denn sie bezichtigt ihn, der Vater ihres Sohnes zu sein. Damit beginnt für ihn ein Kampf um seine Ehe und seine Stellung als Arzt. Diese wird ihm vom Conte aberkannt und so findet sich Amedeo eines Tages als Barbesitzer im baufälligen „Haus am Rande der Nacht“ wieder.

Das „Haus am Rande der Nacht“ wird zum Lebensmittelpunkt von 3 Generationen Espositos und so manches Mal steht des Haus kurz vor dem Ruin. Das Haus, seine Besitzer und seine Gäste durchleben eine sehr ereignisreiche Zeit, die von den beiden Kriegen über Erdbeben, Erschließung für Touristen und die Währungsumstellung auf Euro reicht. Gerade die geschichtlichen Einflechtungen in das Leben auf Castellamare machen das Buch sehr spannend und realitätsnah.

Mit viel Herz und Wärme erzählt die Autorin, wie die Insulaner (hauptsächlich Fischer und Bauern) in einer eingeschworenen, mit ihrer Insel tief verwurzelten Gemeinschaft leben. Sie halten in schweren Zeiten zusammen, es gibt aber auch viel Klatsch und Tratsch, der wirklich niemanden verschont. Bei einer so kleinen Insel ist das auch kein Wunder – sie sind teilweise wie von der Außenwelt abgeschnitten und bekommen die Entwicklungen auf Sizilien oder dem Rest Europas gar nicht oder erst verspätet mit. Außerdem haben sie mit Erdbeben zu kämpfen und mit dem teils sehr kargen Boden. Trotzdem geben sie nie auf und finden auf ihre Art Lösungen. Und wen sie einmal in ihr Herz geschlossen haben, den wollen sie nicht mehr gehen lassen. Amedeos Söhne wollen in die Welt hinaus und hassen bisweilen die Insel, dagegen kann sich seine Tochter Maria-Grazia bald kein schöneres Leben mehr vorstellen. Die Charaktere aller Protagonisten sind mit ihren Emotionen, Ängsten und Hoffnungen schön beschrieben und machen es dem Leser nicht leicht, sich von ihnen am Ende des Buches zu verabschieden. Dieses Familienepos hat mich berührt und in seinen Bann gezogen, so dass ich das Buch oft gar nicht aus der Hand legen mochte.

Nur der Bezug des Covers zum Roman habe ich immer noch nicht gefunden. Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch und ich kann eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen.