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Veröffentlicht am 03.04.2018

Blutige Treiben und keine Hoffnung

Haus der Hoffnung
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Nachdem ihm die Aufklärung einer Mordserie nicht gelungen ist, verschlägt es Kommissar Ingo Steeger mit seiner hochschwangeren Frau aufs Land. Hier verspricht er sich Zeit und Ruhe für sein kommendes Familienleben. ...

Nachdem ihm die Aufklärung einer Mordserie nicht gelungen ist, verschlägt es Kommissar Ingo Steeger mit seiner hochschwangeren Frau aufs Land. Hier verspricht er sich Zeit und Ruhe für sein kommendes Familienleben. Leider kommt es ganz anders, als bei der Ruine der ehemaligen Nervenheilanstalt eine übel zugerichtete Leiche gefunden wird. Es sieht ganz so aus, als würde der Mörder aus Hamburg nun im neuen Wirkungskreis von Steeger seine Serie fortsetzen.
Der Thriller war für mich anfangs eine interessante und spannende Mischung aus Tagebuch und Drehbuch. Die „Persönlichen Notizen“ des Mörders haben die Spannung extrem hochgehalten und einen Einblick in dessen Vergangenheit und Gedankenwelt gegeben. Der andere Teil, der in der Gegenwart spielt und die Mordermittlung verfolgt, las sich anfangs eher wie ein Drehbuch, denn ein Roman. Ich finde das eine interessante Konstellation.
Das furiose Ende des Buches war für mich eine absolute Überraschung und bis auf ein paar Kleinigkeiten gut nachvollziehbar. Allerdings war es mir zu viel an Grausamkeit, Rache, Blut und Toten. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor im letzten Abschnitt in einen wahren Blutrausch verfallen ist. Etwas weniger hätte hier gereicht und der Handlung bzw. der Fortsetzung bestimmt nicht geschadet. Die Idee zum Buch und ein so unheimlicher Ort wie die Ruine einer Heilanstalt sind super gewählt, aber die Umsetzung hat mich enttäuscht. Die zahlreichen Charaktere blieben recht flach und gerade Kommissar Steeger reagiert plötzlich ganz unangemessen. Da hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gut getan, denn Potential und genug Spannung hatte die Geschichte allemal.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Die Geschichte der berühmt-berüchtigten Familie Borgia

Die letzte Borgia
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Italien in den Jahren 1502 – 1503

Die Familie Borgia unter Papst Alexander VI weitet ihre Macht durch Intrigen, Krieg und Heirat über ganz Italien aus. Cesare Borgia zieht als großer, brutalter Kriegsherr ...

Italien in den Jahren 1502 – 1503

Die Familie Borgia unter Papst Alexander VI weitet ihre Macht durch Intrigen, Krieg und Heirat über ganz Italien aus. Cesare Borgia zieht als großer, brutalter Kriegsherr von einer Provinz zur nächsten, während Lucrezia zum dritten Mal verheiratet wird. Sie wird mit dem Herzog Alfonso d’Este nach Ferrara vermählt, wo sie ein geiziger Schwiegervater und eine neidische Schwägerin erwarten. Zudem ist ihr neuer Ehemann mit dem Bau von Kanonen beschäftigt und hat wenig für die Bedürfnisse seiner zweiten Ehefrau übrig. Was als Siegeszug der faszinierenden und geheimnisvollen Papsttochter Lucrezia quer durch Italien beginnt, endet in einem dramatischen Kampf auf Leben und Tod. Ihr Leben ist voller Pflichterfüllung und es bleibt nur wenig Platz für Lebensfreude und Liebe. Dennoch versteht Lucrezia sich darauf, ihr Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu genießen: sie tanzt wie keine zweite und holt die Kunst an ihren Hof. Inzwischen thront ihr Vater als Papst in Rom fest über den Kardinälen und den italienischen Geistlichen und ihr Bruder vergrößert den Einfluss der Borgias durch geniale Kriegsführung.

Die geschichtlichen Hintergründe zum Aufstieg und der Machtausweitung der Familie Borgia haben mich fasziniert und nicht mehr los gelassen. Wie machtgierig und grausam diese spanische Familie sich durch Italien gekämpft und ihren Einfluss und ihre Macht ausgebaut haben, ist nicht immer leicht zu ertragen. Dabei sind die Geschwister Cesare und Lucrezia so verschieden und trotzdem in unverbrüchlicher Liebe miteinander verbunden. Dieser historische Roman ließ mich allein schon durch den Titel und den Klappentext hoffen, mehr über Lucrezia Borgia – deren Leben und „Leiden“ – zu erfahren. Letztlich wurde meine Erwartung enttäuscht, denn neben ihrem Vater – dem Papst Alexander VI – und ihrem Bruder Cesare, dem brutalen Kriegstreiber und Eroberer, bleibt Lucrezia zurück. Diese beiden Männer nehmen sehr viel Raum in der Geschichte ein. Dabei sind ihre Charaktere und ihre Entscheidungen durchaus interessant und ziehen den Leser unwillkürlich in ihren Bann. Der Schreibstil ist bisweilen kühl und die emotionale Seite der Geschichte kommt zu kurz. Schade! Trotzdem gefiel mir der historische Roman gut, denn Sarah Dunant verwebt geschickt gut recherchierte Geschichte und Fantasie miteinander. Sie geht auf Details ein und springt zwischen den verschiedenen Schauplätzen der Geschichte hin und her. Das tut dem Roman allerdings nicht immer gut, denn dabei verliert sie den Blick auf die Person Lucrezia oft aus den Augen.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Romanze mit Tiefgang

Inbetween - Zwischen Bahnsteig und Bestatter
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Der 46jährige Halbschwede Ilian steht mit beiden Beinen im Leben und weiß genau, was er will. Da trifft er auf dem Hamburger Bahnsteig den 22jährigen, etwas tollpatschigen Leonard. Diese flüchtige Begegnung ...

Der 46jährige Halbschwede Ilian steht mit beiden Beinen im Leben und weiß genau, was er will. Da trifft er auf dem Hamburger Bahnsteig den 22jährigen, etwas tollpatschigen Leonard. Diese flüchtige Begegnung hinterlässt bei beiden Spuren und sie ahnen nicht, wie nah sie sich noch kommen werden. Später treffen sie sich jedoch wieder und trotz des Altersunterschiedes spüren sie beide eine starke Anziehungskraft. Ilian und Leonard lassen sie sich auf eine lockere Affäre ein, die besonders von Ilian gesteuert wird. Er will stets alles im Griff haben und stößt damit den jungen Leonard oft vor den Kopf. Doch dann bekommt Ilian die schreckliche Diagnose: Hirntumor. Ilians Leben gerät aus den Fugen und plötzlich stehen ganz andere Dinge im Vordergrund: Freundschaft, Zusammenhalt und auch Liebe.

Die Liebesgeschichte zwischen Ilian und Leonard ist nicht originell, aber schön erzählt – mit einer Prise Drama, ausgelassenem Sex, wachsender Freundschaft und einer „ungewöhnlichen“ Liebe gewürzt. Die Perspektive wechselt hauptsächlich zwischen Ilian und Leonard und knüpft nahtlos beim jeweilig anderen an. Somit erhält der Leser Einblicke in die Gedankenwelt der beiden und ihre Geschichte wird ganz unterschiedlich beleuchtet. Mir gefällt dieser Erzählstil sehr gut, da ich nicht nur eine Seite der Liebesgeschichte kennenlernte. Die Handlung spielt in zwei großen, ganz tollen Städten: Hamburg und Stockholm. Da ich Schweden sehr liebe und schwedisch spreche, habe ich ein Gefühl für den Schweden Ilian bekommen – rutscht ihm doch so manches Mal das eine oder andere schwedische Wort heraus. Am Anfang der Geschichte liegt der Fokus ganz klar auf den Themen sexuelle Freiheiten und Kontrolle – das war mir bisweilen zu viel. Doch dann wendete sich das Blatt und ganz andere Themen wurden wichtig: Freundschaft, Ehrlichkeit, Vertrauen, Zusammenhalt und Liebe. Der Autorin gelang es, der Geschichte mit der Zeit einen gewissen Tiefgang zu geben. Die Charaktere von Ilian und Leonard fand ich in ihren Handlungen glaubwürdig, jedoch bei Alexejs Wandlung blieben mir Zweifel. Für mich ist der Roman ganz schön zu lesen, aber er hat leider keinen so tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich mehr als 3 Sterne vergeben möchte.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Selbsternannter Richter über Leben und Tod

Sie zu strafen und zu richten
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Mit einer Live-Übertragung im Netz spielt sich ein Unbekannter als Richter der „Opfer“ in der Bankenkrise auf. Er hält vermeintlich Schuldige fest und erhebt Anklage gegen sie. Dabei gibt er nicht nur ...

Mit einer Live-Übertragung im Netz spielt sich ein Unbekannter als Richter der „Opfer“ in der Bankenkrise auf. Er hält vermeintlich Schuldige fest und erhebt Anklage gegen sie. Dabei gibt er nicht nur deren Namen, sondern ihre „Verbrechen“ preis. Die Zuschauer spielen dabei eine große Rolle: mit einem Klick können sie entscheiden, ob die Angeklagten schuldig oder unschuldig sind. DI Sean Corrigan und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel und sie fischen lange im Dunkeln, welche Verbindung es zwischen den Opfern gibt und wer zu solchen Taten fähig ist. Seans Vorgesetzter erwartet schnelle Fahndungsverfolge und stellt ihm auch noch die Kriminologin und Psychiaterin Anna zur Seite. Sie soll Sean im Blick behalten und seinem Vorgesetzten berichten. Der Reporter Geoff Jackson widert eine Superstory und will sich mit dem so genannten „Your-View-Killer“ persönlich treffen. Während die Ermittler alle Hände voll zu tun haben, magere Spuren zu verfolgen, verfällt vor allem ein Zuschauer in Mordlust: der 17jährige, aggressive Mark steigert sich richtig ins das blutige Geschehen hinein und stilisiert den Killer zu seinem neuen Idol, dem er nacheifern möchte.
Bei diesem Buch handelt es dich um den 4. Teil einer Reihe um DI Sean Corrigan. Als ich „Sie zu strafen und zu richten“ zu lesen begann, waren mir die 3 Vorgängerbände völlig unbekannt. Das hatte zur Folge, dass ich weder Sean Corrigan noch den Bezug zu den vorigen Fällen kannte. Im Nachhinein empfehle ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ich denke, dass mir einige Informationen geholfen hätten, die Protagonisten besser zu verstehen.
Der Schreibstil von Luke Delaney war gut zu lesen und hat mir keine Schwierigkeiten bereitet. „Sie zu strafen und zu richten“ ist ein sehr bedrückender und erschreckender Thriller mit einem aktuellen Bezug zur Gegenwart. Ganz abwegig ist es in der heutigen digitalisierten Welt nicht, dass eine Person sich per Livestream zum Richter emporschwingt und die schlechte Stimmung und allgemeine Unzufriedenheit der Bevölkerung für seine Zwecke missbraucht.
Sean Corrigans Gabe, sich in die Köpfe der Täter/innen hineinversetzen zu können, blieb doch recht blass und war für mich nicht klar erkennbar. Er kam mir sehr abwesend, wenig empathisch und abweisend vor. Für mich kein Sympathieträger, über den ich gerne mehr lesen möchte. An der Handlung des Your-View-Killers/Jackdaw stört mich vor allem, dass er zwar das Publikum/die Jury abstimmen lässt, ob seine Angeklagten bestraft werden sollen, doch das Strafmaß legt er dann eigenhändig fest. Das passt doch nicht und bis auf den völlig durchgeknallten Mark ist es wohl keinem Zuschauer oder den Ermittlern so richtig aufgefallen. Ein Freispruch sollte doch ohne Bestrafung einhergehen und für einen Schuldspruch vorab ein Strafmaß festgelegt werden bwz. die Umstände des Todes. Klingt jetzt nicht gerade feinfühlig, aber es handelt sich bei dem Buch ja um einen Thriller. Der Reporter Geoff Jackson ist eine ganz eigene Nummer für sich. Dass er so cool bleibt und sich wirklich mit dem Jackdaw trifft, finde ich nicht besonders glaubwürdig erzählt. Die „Zusammenarbeit“ der beiden bringt nicht wirklich das, was sie sich versprechen. Geht ein Killer tatsächlich so ein Risiko ein, sich mit einem Vertreter der Presse von Angesicht zu Angesicht zu treffen?
Am Ende des Buches erklärt sich zwar das Motiv und auch die Person des Jackdaw, jedoch bleiben ein paar lose Enden: der 17jährige, aggressive Zuschauer Mark Hudson – was macht er nach der Aufklärung des Falles? Auch der immer wieder erwähnte Prozess findet keinen Abschluss, so wie auch die anderen Zuschauer nicht mehr erwähnt werden. Die Psychologin Anna und der nur Assistant Commissioner Addis werden auch nicht mehr erwähnt. Allerdings mochte ich die beiden auch nicht sonderlich.
Ich fühlte mich zwar gut unterhalten und zeitweise war die Spannung sehr hoch, doch richtig umgehauen hat mich der Thriller nicht. Dummerweise ahnte ich im dritten Abschnitt, um wen es sich beim Jackdaw handelt. Dafür wurde ich mit den Motiven und Umständen dann noch überrascht.

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Veröffentlicht am 22.03.2017

Von wegen Ruhe in der Heimat

Retour
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Kommissar Luc Verlain ist wirklich zum Verlieben. Gleich 2 Frauen verdreht er den Kopf, kaum dass er ins Aquitaine zurückgekehrt ist. Luc ist ein erfolgreicher Kommissar in Frankreichs Hauptstadt und ein ...

Kommissar Luc Verlain ist wirklich zum Verlieben. Gleich 2 Frauen verdreht er den Kopf, kaum dass er ins Aquitaine zurückgekehrt ist. Luc ist ein erfolgreicher Kommissar in Frankreichs Hauptstadt und ein Lebemann ohne Bindung. Als sein Vater ernsthaft erkrankt, lässt er sich in seine Heimat im Aquitaine ins Kommissariat nach Bordeaux versetzten. Er möchte sich mehr um seinen Vater, einen ehemaligen Austernfischer, kümmern und zieht in dessen kleine Hütte bei Brach am Meer. Luc graust es schon vor dem langweiligen Landleben und stellt sich auf eine ruhige Zeit ein. Doch daraus wird nichts: ein totes Mädchen wird am Strand gefunden und er muss sofort die Ermittlungen aufnehmen. Unterstützt wird er dabei von seiner attraktiven und intelligenten Kollegin Anouk. Allerdings ist sein baskischer Kollege Exteberria von ganz anderem Kaliber. Er ist von sich selbst eingenommen, hat jede Menge Vorurteile und kann Luc nicht ausstehen. Für Exteberria steht der Mörder der jungen Caro sofort fest und das tut er bei einer Pressekonferenz auch kund. Damit bringt er den jungen Algerier Hakim in große Gefahr, denn der ganze Ort wird von Caros Stiefvater aufgewiegelt. Luc und Anouk versuchen, Hakim zu schützen und den wahren Mörder zu finden. Bald steht fest, dass es durchaus ein paar Personen gibt, die den Tod von Caro begangen haben könnten. Am Schluss wird es unglaublich spannend und der Kreis schließt sich. Luc führt auch im Aquitaine sein freies Leben fort. Zwischen Anouk und ihm knistert es innerhalb kürzester Zeit gewaltig und die Surferin Cecilia schleppt ihn ab. Dabei wartet in Paris seine aktuelle Freundin Delphine auf ihn.
Luc Verlain ist ein ruhiger und überlegter Kommissar, der nur laut und direkt wird, wenn man ihn reizt. Sein Privatleben ist allerdings das genaue Gegenteil. Er bindet sich nicht gerne und findet es nicht ungewöhnlich, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Warum er der jungen Surferin blind ins Meer folgt, obwohl er seit Jahren nicht mehr auf dem Brett stand, ist mir unbegreiflich. Seine Nähe zu Anouk entwickelt sich sehr schnell, er lässt sich mit der Suferin Cecilia ein und Delphine ist ahnungslos. Nun, es ist sein erster Fall und somit kann sich im Laufe der nächsten Ermittlung sein Leben noch ändern. Das Geheimnis um Hélène, seine Jugendliebe, ist noch nicht ganz gelüftet und bietet somit Potential für die Entwicklung von Luc Verlain.
Der Baske Exteberria hat mich anfangs ganz schön Nerven gekostet mit seiner voreinge-nommenen Art und Blindheit. Er bietet jedoch einen guten Gegenpol zur hübschen und lieben Anouk, die sich schnell auf Luc konzentriert. Die Wandlung von Exteberria vom Saulus zum Paulus finde ich nicht besonders glaubwürdig. Das ging mir zu schnell. Allgemein fehlt mir bei den Charakteren noch etwas Tiefgang. Der Schreibstil ist locker und die Handlung nimmt Bezug auf die Front Nationale und den weit verbreiteten Rassismus. Damit ist der Krimi auch dicht am aktuellen Weltgeschehen. Der Charakter von Caros Stiefvater ist recht einfach gestrickt und hält nicht viele Überraschungen bereit. Auch die Aufklärung des Falles und das Motiv zum Mord sind recht banal. Da hätte ich mir dann doch mehr Fantasie gewünscht. Spannend war der Krimi auf jeden Fall und gedanklich konnte ich ins Aquitaine reisen. Die Gestaltung des Buches und die persönliche Karte des Autors finde ich sehr schön und hat mich auch gleich angesprochen. Doch ganz überzeugt hat mich der Krimi nicht. Vielleicht gefällt mir der zweite Fall besser.