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Veröffentlicht am 14.03.2024

Jostein Gaarders philosophischer Klassiker als Graphic Novel!

Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie - Von den Anfängen
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Josteins Gaarders Roman "Sofies Welt" habe ich vor inzwischen etwa 25 Jahren gelesen. Damals ging ich noch zur Schule. Jetzt – viele Jahre später – ist beim Carl Hanser Verlag die Übersetzung der französisch-sprachigen ...

Josteins Gaarders Roman "Sofies Welt" habe ich vor inzwischen etwa 25 Jahren gelesen. Damals ging ich noch zur Schule. Jetzt – viele Jahre später – ist beim Carl Hanser Verlag die Übersetzung der französisch-sprachigen Graphic Novel in zwei Teilen erschienen: "Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Von den Anfängen" und "Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Bis heute". Es war schon spannend, meine eingerosteten Gehirnzellen nochmals mit den verschiedenen Denkern und Epochen der Philosophie zu bemühen, mit Sofie durch die Zeit zu reisen und dabei aktuelle Probleme – wie die Gleichberechtigung von Frauen und die Klimakrise – nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Autoren, die Illustratoren und die Übersetzerin:

Jostein Gaarder (geboren 1952) studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften. Er arbeitete als Philosophielehrer und lebt inzwischen als freier Autor in Oslo. Sofies Welt (1993) wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Weitere Bücher von ihm sind Das Kartengeheimnis (1995), Das Orangenmädchen (2003), Noras Welt (2013) oder Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt? Eine Lebensphilosophie (2023)
Vincent Zabus (geboren 1971) ist ein belgischer Autor von Comicbüchern und Theaterstücken. Er studierte Literaturwissenschaft und arbeitete eine Zeit lang als Französischlehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete.
Nicoby (geboren 1976) ist ein französischer Comicautor und -zeichner.
Ina Kronenberger (geboren 1965) studierte Romanistik und Skandinavistik in Freiburg. Sie übersetzt Texte aus dem Französischen und dem Norwegischen.

Inhalt:

„Jostein Gaarders Weltbestseller über die Geschichte der Philosophie – jetzt als Graphic Novel!
Eines Tages erhält Sofie einen Brief, in dem nur eine Frage steht: „Wer bist du?“ Es folgen weitere Briefe, von wem sie stammen, bleibt ein Rätsel. Doch sie entführen die junge Frau auf eine Reise durch die Geschichte der Philosophie, in deren Verlauf sie den großen Denkern Europas begegnet: von Sokrates über Hegel bis hin zu Sartre. Jostein Gaarders Roman erscheint nun als Comic, in dem man unmittelbar eintaucht in die Welt der Sofie Amundsen und sich mit ihr die großen Fragen des Lebens stellt. Eine beeindruckende Graphic Novel, die Fans des Kultromans und die nächste Generation gleichermaßen begeistern wird!“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zu den Graphic Novels:

Die Cover der beiden wirklich schweren und umfangreichen, gebundenen Büchern sind bunt und ansprechend gestaltet, sodass die Zielgruppe (ab 14 Jahren) hier gut getroffen wurde. Bei beiden Covern sehen wir Sofie, wie sie auf einer Weltkugel steht, die mit verschiedenen Dingen bestückt ist, welche auch im Buch selbst dann eine Rolle spielen werden. Der Titel ist so gestaltet, dass man sofort erkennt, dass wir es hier mit einem Comic oder besser gesagt einer Graphic Novel zu tun haben.

Diese modern aufgemachte Graphic Novel bietet allen, die Sofies Welt von Jostein Gaarder gelesen haben, die Möglichkeit einer Auffrischung der Story. So ging es mir zumindest, die das Buch vor einem viertel Jahrhundert zuletzt gelesen hat. Und scheinbar wurden neue Themen, die die Menschen der heutigen Zeit beschäftigen, mit eingeflochten. Ich kann mich zumindest nicht mehr daran erinnern, dass die Klimakrise bereits bei Jostein Gaarders Werk ein Thema war. Sie wurde hier aber von den Machern gut in die Rahmenhandlung eingebunden, die Sofies Alltag außerhalb ihres Philosophiekurses beschreibt.

Zitat: "Ich denke, also bin ich." (Descartes)

Während wir also durch die Seiten der beiden Werke blättern, erfahren wir einiges über bekannte Denker wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Descartes, Spinoza, Kant, Marx, Darwin, Freud, Sartre, Madame de Beauvoir oder Nietzsche und die Strömungen der Philosophie wie Kynismus, Stoizismus, Epikurismus, Neu-Platonismus, Rationalismus, Empirismus, Aufklärung, Romantik, Kapitalismus, Marxismus, Leninismus, Naturalismus, Existenzialismus etc. Wichtige Ereignisse wie die Verbreitung des Christentums oder die Aufspaltung des römischen Reiches werden beschrieben und szenisch dargestellt. So erhalten wir eine gut verständliche Übersicht über die einzelnen Epochen, Denker sowie Ereignisse mit allerhand Beispielen und Informationen.

Die Illustrationen an sich sind jetzt nicht unbedingt außergewöhnlich, vielleicht hin und wieder auch leicht altmodisch. So manches Mal störte ich mich auch an der harten Mimik und die vielen Wutmomente, in denen Sofie dargestellt wird und die ein wenig wiederholend daher kamen.

Die Rahmenhandlung, also Sofies Alltag, wird eher knapp dargestellt. Da mochte ich die Romanfassung mehr, weil dort dafür mehr Raum gelassen werden konnte. Durch die wenigen Episoden aus Sofies wahrem Leben, bleibt auch Sofie etwas fremd und das Lesen wurde zwischenzeitlich ermüdend, wenn man von einem Denker zum nächsten und von einer Epoche in die nächste springt. Als Darwin seinen Auftritt hatte, wurde ich aber wieder abgeholt, da es sich um die Entstehung der Welt und die Veränderung der Kontinente sowie der Evolution der Tiere drehte, was ich einfach immer wieder super interessant finde.

Fazit:

"Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Von den Anfängen" ist eine sehr informative Graphic Novel, die einen tollen Einstieg in die Philosophie bietet und alle Informationen äußerst szenisch und gut verständlich darstellen. Man sollte sich allerdings wirklich Zeit für dieses dicke Buch nehmen, um sich alles merken und dann verarbeiten zu können. Es gibt unheimlich viele Informationen auf den ca. 250 Seiten zu finden, die sich bei einer Graphic Novel natürlich viel stärker ballen, als es das bei der Romanvorlage der Fall ist. Hätte ich den Roman nicht schon gelesen, würde ich es nun vermutlich tun, denn diese beiden Werke machen einem definitiv Lust auf mehr.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Eine tolle, neue Buchreihe für Fans des Übernatürlichen und gerne auch mal etwas Düsteren!

Hunting Souls (Bd. 1)
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"Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen" von Tina Köpke war ein absolutes Lesevergnügen, dass ich nicht mehr missen möchte, welches in mir noch lange nach dem Beenden der Lektüre nachgehallt ist ...

"Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen" von Tina Köpke war ein absolutes Lesevergnügen, dass ich nicht mehr missen möchte, welches in mir noch lange nach dem Beenden der Lektüre nachgehallt ist und auf dessen Folgeband ich nun ein viel zu langes Jahr warten muss. Die Geschichte um Katrina, Tate und ihre Familien ist vielschichtig, mitreißend sowie voller Magie und Mythen.

Die Autorin:

Tina Köpke hat eine große Leidenschaft für obskure und gerne auch makabre Urban Fantasy. Düsterer Romantik darf auch nicht fehlen. In Ihrer Kindheit und Jugend prägten sie beispielsweise Heldinnen wie in ‚Buffy – die Vampirjägerin‘. Sie ist Tim Burton Fan und lässt sie sich von den schrägen aber gleichzeitig alltäglichen Dingen inspirieren. Daraus erschafft sie dann einzigartigen Charaktere und Welten. Sie lebt mit Mann und Hund in Berlin.

Inhalt:

„Katrina Smythe ist 18 Jahre alt, Highschool-Schülerin und seit einem Jahr untot. Ein Glücksfall – ist sie so doch endlich diesen mühsamen Gefühlskram los: Schmerzen, Eifersucht, Aufregung. Nicht mehr ihr Problem! Dafür ist sie stark und passt viel besser in ihre außergewöhnliche Familie aus Vampiren, Hexen und Werwölfen. Doch alles ändert sich, als der neue Nachbarsjunge Tate Walker bei ihnen klingelt. Der ist nicht nur unverschämt gut aussehend, sondern leider auch Mitglied einer Familie von Jägern – den Erzfeinden aller Übernatürlichen. Katrina ist sofort bereit, mit diesem nervigen Tate kurzen Prozess zu machen. Aber dann geschieht das Unglaubliche: Die Walkers greifen nicht an, sondern bitten die Smythes um Hilfe. Und Katrina und Tate kommen sich näher als beiden lieb ist. Denn nach einem missglückten Seelenfluch können sie sich nur noch wenige Meter voneinander entfernen. Mehr Horror geht nicht – selbst für eine Untote! Wäre da nicht Katrinas verräterisches totes Herz, das plötzlich wieder sanft zu schlagen beginnt… “ (Produktbeschreibung)

Kritik und Fazit:

Vor allem das Cover erregte zunächst einmal meine Aufmerksamkeit. Es kommt düster aber gleichzeitig verspielt und edel daher. Der wunderschöne Farbschnitt in der ersten Auflage tut sein Übriges. Dieses Buch muss man einfach in die Hand nehmen und weiter entdecken. Das Funkeln der Goldfolie für Titel, Untertitel und einzelne Elemente ist wunderschön anzusehen. Die Blumen, Tiere und weitere Details sind in grün und orange gehalten, während der sonstige Hintergrund schwarz ist. Die Todesthematik oder auch das Übernatürliche werden hier gut in Szenen gesetzt. Der Totenkopf symbolisiert Katrina, er taucht vor jedem Ihrer Kapitel auf, das anatomische Herz steht dabei für Tate. Auch die Illustration im Vorsatzpapier zeigt ganz eindrücklich, welche Atmosphäre uns hier erwarten wird.

Das düstere und melancholische Ambiente, welches das Cover verspricht, wird auch im Buch bedient. Gleichzeitig wird dieses aber auch durch das Verhältnis der beiden Schwestern Katrina und Lyn immer wieder humorvoll aufgebrochen. Wie ein still plätschernder Fluss erfährt man in den ersten Kapiteln Stück für Stück und in stetigen Rhythmus mehr zu der Welt, in welcher Katrina lebt, wie sie zur Untoten wurde und auf welche Weise ihre Familie zusammenkam.

Zitat: "Ich bin glücklich. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit, bin ich ernsthaft, ganz tatsächlich glücklich, und schuld daran ist ausgerechnet Tate. Tate Walker. Sterblicher. Jäger. Katrina Smythe-Bezwinger.“ (Tina Köpke: Hunting Souls – Unsere verräterischen Seelen (Seite 335))

Zwischen den beiden Hauptprotagonisten Katrina und Tate, aus deren Blickwinkel die Geschichte abwechselnd in umfangreicheren Abschnitten erzählt wird, herrscht eine tolle Dynamik. Die beiden stehen sich zunächst feindlich gegenüber (Enemies to Lovers), müssen durch einen Seelenfluch aber sehr viel Zeit zusammen verbringen (forced proximity) und lernen sich somit näher kennen und schätzen. Tates Offenheit, seine Sensibilität und sein Blick in Katrinas Innerstes ist faszinierend. Beide Protagonisten sind dabei aber auch so herrlich un-perfekt und man muss sie einfach nur ins Herz schließen. Sie sind dadurch authentisch und könnten die Nachbarn von nebenan sein.

Die Angelegenheiten, die im Buch behandelt werden, sind äußerst komplex. Es geht um Menschlichkeit, Familie, böse Untote, einen Auftrag des Todes oder eine neue Untote, die Hilfe braucht. All das wird mit wichtigen Themen wie Vorurteile, Ausgrenzung, Fremdenhass, Angst vor dem Unbekannten und Indoktrination verbunden und somit ist das Buch wirklich ein wahrer Schatz und nicht nur eine spannende sowie mitreißende Story.

Die eigentliche Aufgabe Katrina’s gerät zwischendurch zwar etwas in den Hintergrund, wie auch die Angelegenheit um Tates Schwester Isabelle, allerdings ist es nicht so, dass mich das gestört hätte. Ich vermute das alles wird im zweiten Teil weiter fortgeführt. Ich dachte schon ein Cliffhanger bliebe uns am Ende des ersten Bandes erspart, aber nein, in den letzten vier Sätzen wird noch mal voll rein gehauen. Jetzt liegt ein Jahr voller Ungeduld vor mir, bis Band zwei erscheinen wird.

"Hunting Souls" ist ein wahres Highlight für mich und ich habe die Geschichte so sehr genossen. So sehr, dass ich das Lesen gegen Ende hinauszögerte, weil ich einfach nicht wollte, dass es vorbei ist. Dieser Roman ließ mich trotz Cliffhanger mit einem wohligen Gefühl zurück. Die Geschichte und auch die sympathischen Protagonisten werden mir noch lange nachhängen und ich bin so froh, dieses Buch entdeckt zu haben. Müsste ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben, wäre es wohl einfach ein absolut zufriedener Seufzer.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Gelungener Abschluss einer Comic-Reihe mit vielen Persönlichkeiten!

Elle(s). Band 3
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Bereits die ersten beiden Teile der Reihe "Elle(s) 1. Die Neue(n)" & "Elle(s) 2. Universell(e)" konnten mich überzeugen. Die Thematik hier ist sehr selten und wurde absolut geglückt umgesetzt. Auch in ...

Bereits die ersten beiden Teile der Reihe "Elle(s) 1. Die Neue(n)" & "Elle(s) 2. Universell(e)" konnten mich überzeugen. Die Thematik hier ist sehr selten und wurde absolut geglückt umgesetzt. Auch in "Elle(s) 3. Vielfach(e)" geht es um das ca. 15-jähriges Mädchen Elle, welches multiple Persönlichkeiten in ihrem Innern hat. Diese werden in der Geschichte durch verschiedene Haarfarben dargestellt, sodass die Leser:innen sofort wissen, welche Elle gerade das Sagen hat. Die durchgehend farbigen Illustrationen sind aussagekräftig und ziehen die Leser:innen in Windeseile durch die Seiten. Es erwartet uns eine spannende Thematik in Kombination mit einer mystischen Innenwelt der Protagonistin Elle.

Der Autor und die Illustratorin:

Kid Toussaint ist Schriftsteller und (Co)Creator von "Elle(s)", "Magic 7", "Télémaque", "Animal Jack", "Holly Ann", "40 Elephants" und weiteren Werken.
Aveline Stokart ist eine belgische Künstlerin für visuelle Entwicklung sowie Comiczeichnerin. Bereits als Kind zeigte sie ein besonderes Interesse am Zeichnen. Charakterdesign und die Schaffung von Universen sowie einzigartige Dimension zeichnen ihre Arbeiten aus. Nach ihrem Studium bildete sie sich autodidaktisch weiter und arbeitet inzwischen als freie Mitarbeiterin für verschiedene Kunden im Verlags- und Animationsbereich.

Inhalt:

„Elle ist ein ganz normales Mädchen – oder etwa nicht? Sie sprüht vor Lebenslust und findet an der neuen Schule schnell Anschluss. Doch wissen ihre neuen Freunde, dass Elle nicht allein ist? Dass es mehrere Elles gibt? Fünf farbenfrohe und nicht immer sehr freundliche Persönlichkeiten warten auf ihren Einsatz. Wer ist Elle in Wirklichkeit?“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Nachdem die Cover der ersten beiden Bände vorwiegend einzelne Elle(s) in den Vordergrund setzten, sind nun alle sechs Elle(s) fast mit dem gleichen Schwerpunkt dargestellt. Vielleicht ist Rosa noch etwas präsenter, da sie schließlich hauptsächlich die Geschichte vorantreibt und am Häufigsten den gemeinsamen Körper lenkt. Alle sechs liegen im Kreis, mit den Köpfen beieinander und zeigen eine Harmonie, die bisher nicht da gewesen ist.

Das Comic ist komplett farbig illustriert und die verschiedene Welten und Szenarien sind äußerst effektvoll umgesetzt. Die reale Welt wird hier freundlich, hell und farbenfroh dargestellt, während die Welten in Elles Kopf eher düster und verworren wirken und schwarz umrandet sind. Das Element des Wassers wird immer wieder genutzt, um den Weg an die Oberfläche des Bewusstseins zu symbolisieren.

Während ich bei den ersten beiden Bänden hin und wieder Schwierigkeiten hatte, die richtige Reihenfolge der Sprechblasen zu erkennen, bereitete mir dies diesmal keine Probleme mehr. Ich flog durch die Szenen und habe mich wohl einfach mehr an das Lesen von Comics und Graphic Novels gewöhnt. Es war wieder sehr spannend Elle in der realen Welt wie auch in ihr Unterbewusstsein zu begleiten. Diesmal lag der Schwerpunkt darauf, seine eigenen Ängste zu bewältigen, zusammenzuhalten und das Rätsel um ihre eigene Entstehung zu lüften.

"Elle(s) 3. Vielfach(e)" ist ein runder Abschluss dieser kleinen aber feinen Buchreihe. Das Thema der Schizophrenie oder bipolaren Störung habe ich bisher in noch keinem Jugendbuch gefunden und ich empfand die Umsetzung in diesem Comic äußerst gelungen. Die verschiedenen Persönlichkeiten der Hauptprotagonistin Elle können durch die unterschiedlichen Haarfarben gut voneinander unterschieden werden, sodass man schnell erkennt, in welcher Gemütslage sie sich gerade befindet: ausgeglichen (rosa), verstummt (grün), verängstigt (braun), kreativ überschwänglich (pink), knallhart (blond) und aufrührerisch durchsetzungsfähig (blau). Wer wissen will, ob die sechs einen gemeinsamen Weg finden und wie dieser aussehen könnte, der sollte sich diese Buchreihe unbedingt anschauen.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Eine klassische Ballade als Bilderbuch!

Der Erlkönig
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Goethes Ballade "Der Erlkönig" wurde im Jahr 1782 verfasst und ich schätze mal, dass einige unter uns diese auch durch den Schulunterricht kennen. Ich zumindest musste sie einmal auswendig lernen. Als ...

Goethes Ballade "Der Erlkönig" wurde im Jahr 1782 verfasst und ich schätze mal, dass einige unter uns diese auch durch den Schulunterricht kennen. Ich zumindest musste sie einmal auswendig lernen. Als meine Tochter dann genau jene Ballade als Hausaufgabe auswendig lernen sollte, erinnerte ich mich an die toll bebilderten Klassiker des Kindermann Verlags und entdeckte dort auch den Erlkönig. Die Zeichnungen der Illustratorin Sabine Wilharm sind fast ein wenig gruselig, aber das passt auch sehr gut zur Thematik, denn schließlich geht es um den Tod.

Zitat: "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? – Es ist der Vater mit seinem Kind" (Johann Wolfgang von Goethe: Der Erlkönig)

Der Autor und die Illustratorin

Johann Wolfgang (1749-1832) von Goethe gilt als bedeutendster Dichter und wichtigster Vertreter der deutschen Klassik. Seine berühmte Ballade Der Erlkönig basiert auf der dänischen Volksballade Ellerkonge.
Sabine Wilharm (geboren 1954) studierte Illustration und arbeitet freiberuflich für verschiedenen Verlage und Zeitschriften. Außerdem lehrte sie bis 2009 an der HAW Hamburg im Fachbereich Gestaltung.

Inhalt:

„Wer kennt ihn nicht, den wohl bekanntesten Vater-Kind-Ritt der Literatur? Sabine Wilharms ausdrucksstarke und traumschöne Illustrationen beleben Goethes beliebte Ballade neu und schaffen ein weiteres Juwel in der Reihe POESIE FÜR KINDER.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Auf dem Cover sieht man nicht den Vater mit seinem Sohn zu Pferde, sondern den Erlkönig, eine grüne Gestalt mit dreifacher Krone auf dem Haupt. Er grinst uns Leser:innen etwas gruselig an. Um ihn herum schwirren weitere Gestalten, jedoch wesentlich kleiner. Im Verlauf des Geschehens werden wir lernen, dass es sich dabei um die Töchter des Erlkönigs handelt.

Um dem Leser ein wenig Angst zu nehmen, wurde in den Vor- und Nachsatzpapieren eine Rahmenhandlung durch Comic-ähnliche Bilder geschaffen, in derer man Vater und Sohn auf einer Bahnreise sieht, auf welcher der Junge die Geschichte des Erlkönigs liest. So wird sofort deutlich gemacht, dass es sich hier um eine fantasievolle Erzählung handelt, die einen zwar gruseln kann, aber nicht ängstigen muss.

Die bekannten Zeilen wurden über das Buch verteilt, sodass auf jeder Doppelseite vier Zeilen Platz haben und durch je eine große Illustration in Szene gesetzt werden. Dabei sind die Bilder zwar recht bunt, aber dennoch auch düster gehalten. Schließlich ist der Erlkönig keine freundliche Gestalt, er ist der Verführer und raubt die Seelen der Menschen.

Zitat: "Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort – Erlkönigs Töchter am düstern Ort? – Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau: – Es scheinen die alten Weiden so grau." (Johann Wolfgang von Goethe: Der Erlkönig)

Die Bilder beschreiben eindrücklich die Sorgen des Kindes, aber auch die Eindrücke des Vaters. Denn dieser kann den Erlkönig schließlich nicht sehen. Und so wird der Sohn immer wieder vom Erlkönig und seinen Töchtern heimgesucht. Ein wenig unheimlich sind die Bilder und sie konnten mich auch nicht zu 100% überzeugen, aber das ist sicherlich Geschmacksache.

Das Bilderbuch "Der Erlkönig" in der Version des Kindermann Verlags erweckt die berühmte Ballade des Johann Wolfgang von Goethe zum Leben. Leicht gruselige und äußerst fantastische Bilder stehen den bekannten Zeilen anbei und zeigen, welchen Gestalten sich der Junge kurz vor seinem Ableben gegenübersieht. Gleichzeitig macht die Rahmenhandlung ganz deutlich, dass wir es hier mit einem Märchen zu tun haben.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Mit Liebe die Trauer bewältigen

Getröstet
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Bereits das Bilderbuch "Behütet" von Kerstin Hau hat mit seinen großartigen Illustrationen aus der Feder von Sonja Wimmer unsere Herzen im Sturm erobert. Und auch "Getröstet" – der zweite Teil der Reihe ...

Bereits das Bilderbuch "Behütet" von Kerstin Hau hat mit seinen großartigen Illustrationen aus der Feder von Sonja Wimmer unsere Herzen im Sturm erobert. Und auch "Getröstet" – der zweite Teil der Reihe – ist einfach wunderbar zauberhaft und lässt einem das Herz höher schlagen. Diese Bilderbücher stecken voller Liebe, Trost und Hoffnung.

Zitat: "Manchmal enttäuscht uns das Leben. Wenn es kneift und beißt, rüttelt und schubst." (Kerstin Hau & Sonja Wimmer: Getröstet)

Die Autorin und die Illustratorin:

Kerstin Hau (geboren 1974) studierte Media-System-Design an der Hochschule Darmstadt und Fachjournalismus an der Deutschen Fachjournalisten-Schule, Berlin. Sie ist Alumna der Akademie für Kindermedien, Erfurt, und Absolventin des STUBE-Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur, Wien. Seit 2015 schreibt sie als freie Autorin für Zeitschriften sowie Buchverlage. 2023 begann sie mit ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche.
Sonja Wimmer (geb. 1974) studierte Grafikdesign und Illustration. Seit über 10 Jahren arbeitet sie als freiberufliche Illustratorin für verschiedene Verlage auf der ganzen Welt. In den USA wurden bereits zahlreiche ihrer Bücher mit den verschiedensten Preisen ausgezeichnet.

Inhalt:

„Dieses Buch ist für dich.
Für alljene Momente, die dich bekümmern, belasten und in denen du nach Trost suchst. Das können Krisen und Streit, Stress und Sorgen oder Krankheit und Trauer sein. Diese Alltagsdunkelheiten verunsichern oder überfordern dich, weil sie das Leben aus der gewohnten Bahn werfen und das Jetzt und Hier verändern. Dieses Buch begleitet dich in all diesen Momenten und hilft dir weiter.
Es ist ein Trostbuch für die verschiedensten Wechselfälle des Lebens, das Menschen jeden Alters stärkt und ermutigt: Du darfst dich trösten lassen – Ich bin für dich da!“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Diesmal ist das Cover weitaus dunkler gestaltet, was auch die eher schwerere Thematik widerspiegelt. Und dennoch spendet bereits dieses Bild Trost. Wieder befindet sich ein Kind zwischen zwei Hände gebettet. Es scheint zu schlafen oder vielleicht auch etwas erschöpft zu sein. Doch in den blau dargestellten Händen und inmitten von Sternen, darf das Kind sich ausruhen, erholen und heilen.

Wieder ist im Vorsatzpapier der pinke Paradiesvogel zu sehen. Ein angedeuteter Looping wird durch eine Linie seiner Flugbahn dargestellt, was sicherlich auch die Höhen und Tiefen im Leben symbolisiert. Die Geschichte beginnt mit einem heiteren Bild voller Farben und tanzender Menschen. Die Leichtigkeit des Lebens wird eingefangen und aufs Papier gebracht. Doch bereits in der nächsten Illustration werden die Leser:innen ins Dunkel geworfen. Denn wo Licht und Heiterkeit ist, da ist auch Dunkelheit, Ärger und Trauer. Auch das gehört zum Leben und kann einen manchmal unvorbereitet treffen und ziemlich aus der Bahn werfen.

Die den Bildern anbei gestellten Worte spenden Trost. Sie machen deutlich, dass man ein Recht auf seine Emotionen hat. Dass man mit seiner Trauer, seiner Wut oder seinem Frust so umgehen kann, wie man selbst es gerade braucht. Es gibt eben verschiedenen Wege, um zur Heilung zu gelangen.

"Getröstet" ist weitaus dunkler und somit auch ernster als das Bilderbuch "Behütet". Dennoch steht es an Fantasie und zauberhaften Zeichnungen seinem Vorgänger in nichts nach. Hier wird Trost gespendet, wenn einem zum Weinen zu Mute ist. Wieder mit dabei ist der kleine pinke Paradiesvogel, der einem zeigt: Du bist nicht allein. Nach der Dunkelheit kommt auch immer wieder das Licht hervor. Schwere Erfahrungen werden überwunden und neue, schöne Erlebnisse folgen. Manchmal geht das ganz schnell und manchmal dauert es einfach ein wenig länger.

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