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Veröffentlicht am 07.03.2024

Kantikas sind Gesänge die das Leben begleiten

Kantika
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Es sind die Erinnerungen an eine schöne, sorglose Kindheit und an eine Zeit, die so nie wiederkehren wird, die mich zu Anfang fasziniert haben. Sie ließen mich an meine Großmutter denken, die in einer ...

Es sind die Erinnerungen an eine schöne, sorglose Kindheit und an eine Zeit, die so nie wiederkehren wird, die mich zu Anfang fasziniert haben. Sie ließen mich an meine Großmutter denken, die in einer anderen, ebenfalls kosmopolitischen Stadt aufwuchs und in einer ähnlichen Atmosphäre. Da wohnten Menschen unterschiedlicher Religionen und Zugehörigkeit friedlich beisammen, man handelte untereinander und ins Ausland, man half sich gegenseitig, das Motto lautete “Leben und Leben lassen”. Und genauso war es in Istanbul, bis die Politik sich überall einmischte, bis in die privatesten Belange der Menschen. Zuerst verschwanden die Armenier, dann die Griechen, und dann kamen die Juden ran. Es entstand eine Atmosphäre des Hasses, gegen alles, was nicht türkisch war. Die Partei der “Jungen Türken” sorgte dafür. So kam es, dass Rebecca mit ihrer Familie nach Barcelona fliehen musste.
Aber Barcelona liegt in Spanien. Rachels Familie sind Sepharden. Vor 400 Jahren wurden sie aus Spanien brutal vertrieben und der Schock dieser Vertreibung sitzt der Familie immer noch in der Seele. Nach 400 Jahren und so vielen Generationen, ist die Angst vor Spanien eigentlich noch allgegenwärtig. Die wenigen Juden, die nach Spanien kommen, verhalten sich ängstlich, möglichst unauffällig, leben zurückgezogen. Nicht einmal einen Wegweiser zur Synagoge wagen sie aufzustellen. Es ist dieses kollektive Trauma, dass über Generationen hinweg in der Seele der Menschen bleibt. Heute gibt es kaum noch Überlebende von Auschwitz, Dachau, Buchenwald, Treblinka, usw. Doch ihre Kinder, Enkel, Urenkel und viele Generationen die noch folgen werden, werden daran leiden. Die gnadenlose Vertreibung zur Zeit der Reconquista, die vielen Pogrome im mittelalterlichen Europa und die Konzentrationslager des 20. Jahrhunderts sind unauslöschlich in der Seele dieses Volkes eingebrannt.
Als Rebecca jung verwitwet und mit zwei kleinen Jungen nach New York aufbricht, betritt sie, ähnlich wie in Barcelona, eine neue Welt. Sie lernt die Sprache, baut sich eine eigene gut gehende Schneiderei auf, kümmert sich um ihre Söhne und um die behinderte Tochter ihres Mannes. Luna hat eine Zerebralparese. An diesem Kind vollbringt Rebecca ein Wunder, sie bringt das Mädchen so weit, dass sie allein gehen kann, sich allein versorgen kann, einen guten Schulabschluss macht und später eine gute Arbeit findet und auch heiratet. Ohne Rebecca wäre Luna nur dahin gesiecht, ein gequälter Mensch den anderen nur eine Last.
Das sind die Stationen in Rebeccas Leben. Spektakulär? Ja und nein. Flucht aus Istanbul, Leben in einer zunehmend feindlichen Umgebung in Spanien, die Auswanderung in die Staaten und Heirat mit einem unbekannten Mann, dessen Familie ihr zuerst feindlich gegenübersteht. Es ist keine leichte Aufgabe, ein schwerst behindertes Kind zu fördern und zu fordern, in einer Zeit, in der man die modernen Methoden der Betreuung dieser Menschen nicht kannte. Rebecca lässt sich nicht beirren, weder von Schwiegermutter oder Schwägerin, noch von dem Widerstand des Kindes. Und ja, das ist in der Tat spektakulär. “Luna ist schwanger. Es hieß, sie könne nicht laufen, und mit Rebeccas Hilfe lernte sie laufen, und dann hieß es, sie könne nicht zur Schule gehen, und mit Rebeccas Hilfe ging sie zur Schule, und dann hieß es … dass sie nie heiraten würde, doch Rebecca ließ sie Gegenstände für ihre Aussteuer nähen, weil es gut für ihre Hände war und weil … auch die Geringsten unter uns hoffen dürfen und Luna traf Gene” (S. 357)
Kantika ist ein jüdisch-ladinisches Lied, die Worte sind teils jüdisch, teils latein, die Kantikas begleiten Rachels leben, sie singt sie zum Trost oder zur Freude, sie sind Teil ihres Lebens.
Der unaufgeregte, schlichte Stil den Elizabeth Graver verwendet für dieses Buch geht zu Herzen. Man spürt die Verbundenheit der Autorin zu Rebecca, ihre Achtung vor dieser großartigen und doch so bescheidenen Frau.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Die Schöne, die da kommt

Die Königin
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Die Schöne, die da kommt
Das bedeutet Nefertiti oder Nofretete in der Sprache des alten Ägyptens. Als ich sie im Berliner Museum sah, bin ich ihr augenblicklich verfallen. Ich bin ihrem Zauber restlos ...

Die Schöne, die da kommt
Das bedeutet Nefertiti oder Nofretete in der Sprache des alten Ägyptens. Als ich sie im Berliner Museum sah, bin ich ihr augenblicklich verfallen. Ich bin ihrem Zauber restlos erlegen.
Dieses Buch nun erklärt, wie Nofretete seit ihrer Entdeckung am 06, Dezember 1912 in Amarna und bis heute von den Menschen und politischen Systemen rezipiert und für unterschiedliche Theorien eingenommen wurde. Eigentlich begann ihre globale Karriere erst 1924, als sie zum ersten Mal öffentlich ausgestellt wurde in Berlin. Bis dahin war sie mehr oder weniger offiziell als Grabfund nach Berlin geschmuggelt worden und nicht sogleich ausgestellt, weil es nicht ganz klar war, ob Deutschland einen Anspruch auf Nofretete hatte. So wurde sie zuerst als unfertige Studie, Handübung und unbedeutende Büste bezeichnet, um nicht die Neugier und Animositäten der Franzosen und der Engländer zu wecken. Während des Weltkrieges wurde Nofretete wohlbehütet in einem Versteck aufbewahrt und erst lange nach dem Krieg und den Unruhen und Revolten von 1919-1920 ausgestellt. Ab 2024 begann Nofretetes Siegeszug um die Welt. Und der war unglaublich. und hält heute noch an.
Tatsache ist, Nofretete besitzt eine universale Schönheit,die den einzelnen Betrachter sofort in ihren Bann zieht. Vielleicht auch weil sie so genieál im Neuen Museum Berlin ausgestellt ist, allein in einem großen grünen Kuppelraum, geschickt beleuchtet, da muss man von ihr verzaubert sein. Außerdem, wenn ich sage universale Schönheit, meine ich, sie kann für weiß gehalten werden, für schwarz oder für semitisch oder sogar für amerikanische Ureinwohner. Das macht sie so besonders. Kein Wunder, dass Berlin sie nicht hergeben will, dass Schwarze sie für sich einnehmen wollen und dass Ägypten sagt: Nofretete muss nach Hause kommen.
Doch würde Berlin Nofretete wirklich an Ägypten übergeben, würde Ägypten sofort all die anderen Schätze des Ägyptischen Museums Berlin zurückverlangen, es folgen der Louvre in Paris und das British Museum in London, das Bodleian in Oxford und unzählige Museen in der ganzen Welt. Da würde sich Berlin keine Freunde machen. Also lieber ein verärgertes Ägypten als Streit mit allen Großmächten! Außerdem würde es Jahre dauern, bis Kairo die entsprechenden Bauten bereit hätte, um all die Schätze die in zahlreichen Museen weltweit ausgestellt sind, auch entsprechend und sicher aufzunehmen.
Interessant war die Ambiguität, mit der das Dritte Reich Nofretete betrachtet und behandelt hat. einerseits ist Nofretete kein pausbäckiges blondes Gretchen mit Zopfschnecken um die Ohren. “... die Nofretete in ihrer orientalisch dekadenten Ueberkultiviertheit ohnehin allen nordischen Blubo-Idealen ins Gesicht schlägt”(S. 144). Also hätten die Ägypter die Büste zurück haben können, wenn nicht der Oberschnauzbart persönlich interveniert hätte und bestimmt hätte, Nofretete muss in Berlin bleiben, weil sie ein “einzigartiges Meisterwerk, ein Juwel, ein wahrer Schatz” (S. 144) sei. Goebbels musste diese Kröte schlucken. Andere Schriftsteller der Blut-und-Boden-Zeit sahen in Nofretete und Echnaton ein arisches Paar, “im Sinne der Ideologie des Naziregimes” (S.108)
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Nofretete kurzzeitig in amerikanische Gefangenschaft. Wahrscheinlich war sie zu bekannt, so dass sie nicht in einem Museum in New York oder Washington landete, sondern zuerst in Frankfurt/Main ausgestellt wurde und dann in Berlin. Natürlich meldete sich sofort die DDR und erhob Ansprüche auf Nofretete. Ihr Platz sei in Ostberlin weil auch dort vor dem Krieg gewesen. Ägypten? Nein, da hat die DDR sich nicht dazu geäußert. Zunächst. Erst später, im Bestreben dem faschistisch-imperialistischen Westdeutschland eines auszuwischen, erwachte in der DDR die Bruderliebe zum ägyptischen Volk und die DDR verlangte, Nofretete zurück nach Ägypten zu senden. Aber da waren schon viele Jahre die Spree lang geflossen, bevor das geschah.
Sebastian Conrad geht auch auf die Empowerment Bewegung der Colored People in den USA ein, die Nofretete für ihre Zwecke einsetzen. Doch betrachten wir das genauer: Nofretete war eine Königin (Pharaonin bedeutet Königin, ist kein Teil ihres Namens), die tausende von Sklaven zu ihrer Verfügung hatte. Wenn man das Wort Sklave in den USA auch nur denkt, bricht sofort ein Sturm der Entrüstung aus, “Black Lives Matter”, Sklaverei in den USA war ein unrecht, usw. usf. Ich denke, die Colored People müssten da mit einem etwas feineren Kamm über diese Geschichte gehen und sehr wohl überlegen, ob Nofretete für sie zur Leitfigur taugt.
Das Buch war ein Genuss zu lesen. Zahlreiche Abbildungen unterstreichen das Gesagte, veranschaulichen die Erklärungen.

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Das große Halali

Trophäe
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Der Roman ist eine Wucht. Die Handlung hat mich sofort mitgenommen. Zuerst war ich empört über den superreichen Ami, der ein Rhinozeros schießen will, um seine Sammlung der Big Five komplett zu machen. ...

Der Roman ist eine Wucht. Die Handlung hat mich sofort mitgenommen. Zuerst war ich empört über den superreichen Ami, der ein Rhinozeros schießen will, um seine Sammlung der Big Five komplett zu machen. Doch dann folgte die Erklärung, weshalb dieses alte Tier entfernt werden musste und ich dachte an die deutschen Wälder, wo Jäger und Förster regelmäßig Rotwild und Wildschweine schießen müssen, um den Wald zu schützen. Das Reh im Bayerischen Wald oder das alternde Nashorn in der Savanne Afrikas. Wo ist der Unterschied?
Und dann nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Wilderer töten das ausgesuchte Nashorn und der Jäger bekommt ein anderes Angebot. Es wird ihm dergestalt angeboten, dass er es annimmt. Um dem Dorf etwas Gutes zu tun, um einem anderen Afrikaner ein Studium in den USA zu ermöglichen. Vorwände und Gründe gibt es viele. der Jäger stimmt zu und ab jetzt hält sich meine Sympathie mit ihm in Grenzen. Doch lassen wir meine Gefühle außen vor.
Für den Jäger wird diese zweite Jagd auch ein Gang zu sich selbst und zurück in seine Kindheit, zu seinem übergroßen und omnipräsenten Großvater, zu seinem Vater, liebevoll und viel zu früh tragisch verstorben auf einer Bärenjagd. Vater und Großvater waren auch passionierte Jäger, Hunter hat das Jagen von klein auf erlernt und nun ist er auch ein leidenschaftlicher Jäger. “Bei jeder Jagd gibt es den Moment, in dem das Risiko zu seiner eigenen Belohnung wird, die Angst vor dem Löwen dem Töten des Löwen weicht. In diesem Moment, in dem der Mensch klein und verwundbar, sich über das mächtige Raubtier stellt, weicht das Mysterium der Meisterschaft und Können und Präzision ermöglichen es dem Jäger seine Beute zu erlegen, die ihm in Kraft und Geschwindigkeit überlegen ist. Die Umkehr der natürlichen Ordnung ist die Essenz des Jagens: Jeder tödliche Schuss untermauert den Sieg des Menschen über die Natur.” (S. 193 - 194) Dieses ist Hunters Motivation zum Jagen, sein Credo. “Die Verschmelzung von Todesangst und Dominanz schenkt dem Jäger einen nahezu erotischen Genuß” (S. 194).
Warum er zugestimmt hat, Nummer sechs von den Big Five zu jagen und erlegen, werde ich nie verstehen. Die Beute “der Hirschjunge”,oder “Gämsbock” war ihm nie eine ebenbürtige Beute, wie ein Löwe oder ein Nashorn oder ein wütender Büffel.
Vielleicht lag es an der psychotischen Situation am Lagerfeuer inmitten des Dorfes, vielleicht wollte er seine eigenen Grenzen testen, vielleicht hat seine Neugier die Oberhand gewonnen. Tatsache ist, Hunter willigt ein, und das Schicksal nimmt seinen unerbittlichen Lauf. Im Augenblick des Todes erkennt Hunter im Blick seiner Beute das Leben, dass die Beute nie führen wird, all die verpassten Chancen und Gelegenheiten eines erfüllten Lebens.. Und jetzt endlich, nachdem Hunter abgedrückt hat und seine Beute tödlich getroffen hat, verwandelt sich die Beute in Hunters Augen. Es sit nicht mehr der Gamsbock, nicht mehr der Hirschjunge, sondern das, was er von Anfang an war und warum ich kein Verständnis für Hunter aufbringen kann.
Das Buch ist spannend von der ersten Seite an. Ob es sich um die gegenwärtige Safari handelt, um Jagdszenen aus Hunters Kindheit und Jugend oder um Hunters letzte Jagd. Die Naturbeschreibungen, sei es vom Wald, wie wir ihn kennen, oder von der Savanne sind zum dahin beamen schön. Die Verfolgung des Nashorns hat mich in seinen Bann gezogen. Dramatisch fand ich die nächtliche Schlacht zwischen den Löwen, Hyänen und Schakalen rings um Hunters und Dawids Lagerfeuer. Wie durch ein Wunder gelingt es Hunter mit seinem Guide und der Beute, die Nacht zu überleben. Zurück im Dorf muss sich Hunter seiner Nemesis stellen, ein Schicksal mit dem ich für Hunter einverstanden bin.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Familie im Laufe und Wandel der Zeit

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Seit Eva ihre erste Tochter gebar (Schade, die Bibel sagt nichts darüber), gibt es den Mutter-Tochter-Konflikt, der aber mit dem Verhältnis Großmutter-Enkeltochter nicht fortgeführt wird. Großmütter und ...

Seit Eva ihre erste Tochter gebar (Schade, die Bibel sagt nichts darüber), gibt es den Mutter-Tochter-Konflikt, der aber mit dem Verhältnis Großmutter-Enkeltochter nicht fortgeführt wird. Großmütter und Enkeltochter verstehen sich, ergänzen sich, sie harmonieren miteinander. Die Großmütter haben nicht mehr den Erziehungsauftrag und können die Mädchen (und auch Jungen) nach Herzenslust verwöhnen. Christina, die Frau in der Mitte, versteht sich nicht mit ihrer Mutter und zu ihrer Schwiegermutter hat sie bestenfalls ein angespanntes Verhältnis. Leider vermag sie es nicht, irgendeine positive Beziehung zu ihrer Tochter Vali aufzubauen. Als Kind wurde Vali vollkommen von ihrer Mutter vernachlässigt, das Kind ging morgens ohne Frühstück in die Schule, es hatte nie adäquate Kleidung zum Anziehen, nach der Schule musste sich Vali allein durchschlagen, denn die Mutter hatte immer einen tagesaktuellen Freund da. Und wenn ihre Beziehung in die Brüche ging, jammerte sie Vali die Ohren voll, obwohl Vali viel zu jung war, um das zu verstehen. Interessant ist, im Alter, als Vali einen pubertierenden Sohn hat, um den sie sich fast zu liebevoll kümmert, nun Christina ihre Rechte einfordert. Sie hätte während Valis Kindheit alles für ihr Kind getan, ihr alle Liebe und Freiheiten gegeben, die das Kind gebraucht hätte und nun fordert sie Liebe und Pflege und Gesellschaft von Vali.
In ihrer Erinnerung erlebt Christina nur die wenigen schönen Momente, die sie mit Vali hatte. Gespräche an der Küchentheke etwa oder das gemeinsame Dekorieren der Wohnung vor Weihnachten. Dass sie das Kind jedes Wochenende zur Schwiegermutter abgeschoben hat, das übersieht Christina. Oder, wenn Vali nächtens nach einem bösen Traum zur Mutter gelaufen kann, wurde sie brutal zurück ins Kinderzimmer verfrachtet und Türe zugeworfen. Und nun wundert sich Christina über ihre undankbare Tochter und ist der Meinung, die beiden Großmütter hätten Vali als Kind zu sehr verwöhnt. Das hätte dem Kind geschadet. Christina sieht sich als Opfer: “...Vali ist doch selbst Mutter, sie weiß ja, wie viele Windeln eine wechselt, wie wenig eine jahrelang schläft, wie viele lange Abende eine zu Hause verbringt, während die ganze Welt sich vergnügt…” (S. 191) “...Etwas an Vali ist unerbittlich. Sie hat mir nie verziehen, dass ich keine brave Mutti war, Ecken, Kanten und Leidenschaften hatte, denkt Christina”. (S. 192)
Es gibt viele Konflikte, zwischen Christina und ihren Eltern, zwischen Christina und ihrem Mann Roman, zwischen Christina und ihrer Schwiegermutter und eben zwischen Christina und ihrer Tochter Vali. Und doch endet das Buch in einer versöhnlichen Note. Vali erinnert sich an einem heißen Sommertag, ein Sommergewitter fegte durch die Straßen und Vali lief mit ihrer Mutter an der Hand, beide barfuß, in den Regen hinaus und genoß “das Glück eines Sommergewitters” (S. 205).
Die Geschichte wird nicht linear erzählt, sie wird immer wieder unterbrochen mit Erinnerungen und Szenen aus der Kindheit der Protagonisten: aus Christinas Kindheit, aus Valis Kindheit, aus Romans Kindheit, aus dem Leben der Großeltern. Zuerst ist es etwas schwierig, sich da reinzulesen, den Durchblick zu behalten. Aber irgendwann nimmt das Buch den Leser gefangen, zieht ihn in diese Familiengeschichten hinein und am Ende ist besagter Leser enttäuscht, dass es schon aus ist.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Die Apokalyptischen Reiter des Alterns

OUTLIVE
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Dieses Buch ließ mich zunächst an zwei Dinge denken: das Schlangenöl des Mittelalters und die Hamburger Marktschreiertage, wenn sie mal in unserer Stadt gastieren. Aber "Outlive"ist gut geschrieben, mit ...

Dieses Buch ließ mich zunächst an zwei Dinge denken: das Schlangenöl des Mittelalters und die Hamburger Marktschreiertage, wenn sie mal in unserer Stadt gastieren. Aber "Outlive"ist gut geschrieben, mit emotionalen Bildern, wie jener Albtraum von den fallenden Eiern und den vielfältigen Assoziationen, die sich daraus ergeben. Oder der Vergleich zwischen einem Standard-BMW und einem Rennauto BMW, wenn es um Stabilität geht.
Gute Tipps und effiziente Ratschläge - manche von ihnen eigentlich schon gut bekannt - runden das Ganze ab. Dass wir jedwede künstliche Lichtquelle aus unseren Schlafzimmern entfernen sollen, ist nicht neu. Aber schwer. elektrische Radiowecker oder Tageslichtwecker kann man schwer entfernen. Handys, E-Books, Tablets, Laptops, Fernseher, die kann man entweder komplett runterfahren oder im Nebenzimmer aufbewahren. . Wenigstens nachts müssen wir nicht ständig erreichbar sein. Ein gesunder, durchgehender Schlaf ist wichtiger.
Man muss das Buch nicht am Stück lesen. Je nach Interesse kann man die einzelnen Kapitel, die sehr übersichtlich aufgebaut sind und kein Gesundheitsthema auslassen, studieren.
Manche Teile des Buches lesen sich spannend und fallen aus dem puren wissenschaftlichen Rahmen, in dem die meisten anderen Kapitel geschrieben sind, so Kapitel 5, die Geschichte der Entdeckung des Moleküls Rapamycin. (S. 103 und ff) und die rigorose Diät, die sich Alvíse Cornaro an der Schwelle zum 16. Jahrhundert selbst verschrieb und die ihn bis ins hohe Alter gesund erhielt.
In anderen Kapiteln erklärt Dr. Attia, welche Krankheiten er selbst erlitten hat und wie er aus diesen tödlichen Fallen wieder herauskam. In dem er sich selbst als Beispiel gibt, ermutigt er die Leserschaft, seinem Beispiel zu folgen. Wenn er es konnte, dann können wir das doch auch, oder?
Dass Dr. Peter Attia sich gründlich dokumentiert hat und sich die Thesen nicht einfach aus den Fingern gesogen hat, beweist seine 56 Seiten lange Bibliographie. Respekt.
Also, wenn Dr. Attia Recht haben sollte, wäre das die Erlösung für viele Millionen Menschen. Ich werde mal versuchen, ein paar seiner Ratschläge zu beherzigen.

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