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Veröffentlicht am 15.07.2018

Facetten eines Lebens

Lucian im Spiegel
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Lucian, Sohn des kubanischen Botschaftssekretärs in Wien. Er hätte es also nicht nötig, aber trotzdem verdient er sein Geld als Stricher. Und er genießt was er tut. Das er dabei auch Gefühle verletzt scheint ...

Lucian, Sohn des kubanischen Botschaftssekretärs in Wien. Er hätte es also nicht nötig, aber trotzdem verdient er sein Geld als Stricher. Und er genießt was er tut. Das er dabei auch Gefühle verletzt scheint ihm egal zu sein - aber was wenn ihn jemand so sehr hassen lernt, das dieser seinen Tod will?

Das Cover macht durch die großen Lippen auf sich aufmerksam, was zwar unbestreitbar meine Aufmerksamkeit geweckt hat, gefallen tut es mir dennoch nicht so richtig. Aber es brachte mich dazu das Buch eines zweiten Blickes zu würdigen und es zu lesen – Mission also erfüllt.

Zu Beginn des Buches tat ich mir schwer damit, da ich nicht klar erkennen konnte wer hier eigentlich versucht mir etwas zu erzählen. Das Erzählte erschien mir widersprüchlich, bis ich realisierte, das hier jemand die Erinnerungen an die Ereignisse aus dem Jahre 2002 sammelte, mit Leuten sprach, die damals dabei waren und ihre Sicht der Dinge wiedergaben. Dass der Text frei von jedweden Redezeichen ist, erschwerte es mir dies zu erkennen und die Satzführung kam mir entsprechend Sinnverwirrend vor. Aber als ich einmal drin war, hat mich das Buch und auch die Sprache in der es verfasst ist, in seinen Bann gezogen, denn nun erkannte ich die Zusammenhänge und wohin diese führten.
Die Sprache mutet hier und da nahezu poetisch an, sie beschreibt, vergleicht und personalisiert in einer Weise, die manchmal fast schon überladen wirkt, aber ohne diese Grenze für mich zu überschreiten, sondern nur gewisse Punkte und Ansichten hervorhebt und unterstreicht.
Die Sprache der Protagonisten ist oft derb und obszön, was dem ganzen wiederum etwas rohes gibt und quasi als Gegengewicht zu der poetisch anmuten Sprache wirkt.

Peter Nathschläger nimmt einen in seinem Buch mit in die Wiener Schwulenszene und beleuchtet die Spuren, die Lucian in dieser hinterlassen hat, und damit auch die verschiedenen Facetten seines Lebens.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Hier gibt es Drachen

Der Große Zoo von China
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CJ Cameron wird nach China eingeladen um sich einen neuen Zoo anzusehen und darüber zu schreiben. Doch dieser Zoo ist nicht wie jeder andere, denn die Bewohner dieses Zoos sind Drachen – und diese wollen ...

CJ Cameron wird nach China eingeladen um sich einen neuen Zoo anzusehen und darüber zu schreiben. Doch dieser Zoo ist nicht wie jeder andere, denn die Bewohner dieses Zoos sind Drachen – und diese wollen nicht nach den Plänen der Zooerbauer spielen.

Das Cover bildet die Nahaufnahme eines feurigen Reptilienauges, was es schon mal zu einem Blickfang macht.

Der Großteil des Thrillers wird aus der Perspektive von CJ erzählt, was einen guten Überblick über ihre Gedanken und Gefühle erlaubt. Und man erkennt schnell, das sie sich nichts vormachen lässt und auch nicht alles vorbehaltlos glaubt, was ihr von ihren Gastgebern vorgelegt wird. Sie hat ihren eigenen Kopf und weiß diesen auch zu benutzen.
Aber auch in den Kopf des ein oder anderen Nebencharakters erlaubt der Autor dem Leser hier und da einen Blick und damit auch hinter die Kulissen des Zoos. Ob einem gefällt was man da teilweise erfährt?
Die Charaktere sind in typischer Reilly Manier hart im Nehmen, lassen sich nicht so schnell unterkriegen und wissen sich zu helfen, egal wie es vielleicht aussehen mag.

Ebenfalls typisch Reilly weißt auch dieses Buch wieder Grafiken und Übersichtskarten auf, die verdeutlichen wo man sich gerade befindet und womit man es zu tun hat. Wer seine Bücher kennt, weiß auch dass sich die Ereignisse bei ihm gerne mal überschlagen und schneller ablaufen als man lesen kann und unvorhergesehene Wendungen nimmt. Dies ist ihm hier nicht vollkommen gelungen. „Der Große Zoo von China“ erscheint mir vom Erzähltempo etwas langsamer als seinen Vorgänger und auch konnte mich die Geschichte nicht groß überraschen. Sie war recht vorhersagbar. Nichts desto trotz fühlte ich mich von der Handlung gut unterhalten und hatte das Buch innerhalb von knapp zwei Tagen durchgelesen.

Alles zusammen also wieder ein gutes und spannendes Buch aus der Feder von Matthew Reilly.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Zusammenhänge

Unter der Mitternachtssonne
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Alles beginnt damit, das der Pfandleiher Yosuke Kirihara tot in einem leerstehenden Haus gefunden wird. Doch wie gesagt, es ist erst der Anfang.

Das Cover ist schlicht und ansprechend gestaltet.

Erzählt ...

Alles beginnt damit, das der Pfandleiher Yosuke Kirihara tot in einem leerstehenden Haus gefunden wird. Doch wie gesagt, es ist erst der Anfang.

Das Cover ist schlicht und ansprechend gestaltet.

Erzählt wird der Thriller aus verschieden Perspektiven und über einen längeren Zeitraum. Wobei manche der handelnden Personen nur einmal auftauchen und anderer dafür immer mal wieder. Ich werde an dieser Stelle aber nicht verraten um wen es sich handelt, da soll sich jeder selbst überraschen lassen. Es sei nur soviel gesagt, dass die einzelnen Charaktere gut dargestellt werden und in sich stimmig wirken.

Die einzelnen Erzählstränge greifen hier wie Rädchen ineinander und lassen bald den roten Faden erkennen, der sich durch die Geschichte zieht und immer wieder Bilder und Zusammenhänge erzeugt, ohne diese direkt zu benennen. Was der Dynamik des Buches etwas ganz eigenes gibt, was es für mich aus der Masse herausstechen lässt. Denn es folgt nicht den gebräuchlichen Wegen und lädt den Leser zum aktiven Mitdenken ein um alle Zusammenhänge zu erkennen und im Blick zu behalten.

Ein sehr ansprechender Thriller, der eindeutig nicht nach Schema F verfasst wurde und sich damit gekonnt von der Masse abhebt. Gefiel mit gut.

Veröffentlicht am 05.07.2018

IQ ermittelt wieder

Stille Feinde
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Isaiah, genannt IQ, versucht herauszufinden was vor acht Jahren wirklich geschehen ist. Denn der Unfalltot seines Bruders sieht immer mehr nach Mord aus, aber wer hätte Marcus schaden wollen. Zu allem ...

Isaiah, genannt IQ, versucht herauszufinden was vor acht Jahren wirklich geschehen ist. Denn der Unfalltot seines Bruders sieht immer mehr nach Mord aus, aber wer hätte Marcus schaden wollen. Zu allem Überfluss meldet sich auch noch Sarita bei Isaiah, Marcus‘ ehemalige Freundin, deren Schwester in Schwierigkeiten steckt. Bevor Isaiah sich versieht steckt er mitten in den Ermittlungen.
Der Titel des Buches strahlt einen in Leuchtreklamemanier an und darunter befinden sich Palmen im Gegenlicht. Das Cover ist also durchaus ein Hingucker und gefällt mir sehr gut.
Erzählt wird der Thriller aus verschiedenen Perspektiven, was einen guten Einblick in die Mentalität der einzelnen Charaktere erlaubt, wie sie denken und ticken, was ihre Beweggründe sind. Wie Isaiah, der endlich wissen will, wieso sein Bruder sterben musste und wer dafür verantwortlich ist. Dodson, der gerade dabei ist eine Familie zu gründen und IQ zur Seite steht, auch wenn ihm dessen Art nicht immer gefällt. Oder Janine, die DJ in Vegas ist und auch einem kleinen Spiel nicht abgeneigt ist. Und noch einige mehr, die alle ihre eigene Art haben mit Situationen umzugehen und fertig zu werden. Was mal besser und mal schlechter funktioniert. Ob man die dargestellte Person nun mag oder nicht, sie sind alle sehr gut gezeichnet und passen nahtlos in die ihnen zugedachte Handlung.
Auch der Erzählstil gefällt mir. Wie schon im Vorgängerband „IQ“ hat das Buch mich wieder schnell in seinen Bann gezogen und zeichnet mit seiner bildhaften Sprache wieder die passenden Bilder zu den Geschehnissen. Da sich die Sprache zudem den Personen anpasst, aus deren Sicht man die Geschichte gerade erlebt, geht es mal salopp und mal derb zu und das alles ohne überspitzt zu wirken. Es passt einfach. Joe Ide nimmt einen in seinem zweiten Buch wieder mit hinter die leuchtenden Fassaden von L.A. und Las Vegas und gewährt einen Blick auf die dunkle Seite. In die Welt der Banden, der Triaden und Kredithaie, wo Drogen alltäglich sind und ein Menschenleben nicht viel wert ist.
Wieder ein atmosphärisch dichter Thriller, der mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Schatzsuche

Das fünfte Pergament
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Pierre will sich einen gemütlichen Abend zu Hause machen, aber dann landet Beatrix und ihr Auto unverhofft in seinem Gartenzaun. Und dann ist da auch noch dieses seltsame Pergament, welches Jean-Luc in ...

Pierre will sich einen gemütlichen Abend zu Hause machen, aber dann landet Beatrix und ihr Auto unverhofft in seinem Gartenzaun. Und dann ist da auch noch dieses seltsame Pergament, welches Jean-Luc in einer alten Chronik entdeckt hat.

Ich mag Mysteryromane, und doch habe ich etwas überlegt, ob ich „Das fünfte Pergament“ lesen soll. Einfach weil der Verlag eher für Bücher mit nackten Tatsachen bekannt ist und dies in der Kombination mit Mystery schon mal seltsame Blüten tragen kann. Trotz meiner Zweifel habe ich mich aber doch dazu entschlossen mich leserisch nach Frankreich zu begeben.
Und ich muss sagen, dass das Buch mich schnell für sich eingenommen hatte, denn es ist in einer sehr ansprechenden Sprache geschrieben und beinhaltet auch einen gewissen Witz im Unterton.

Ebenso sind sie Charaktere gut getroffen und haben alle ihren eigenen Kopf. Vor allem Pierre ist ein typischer Franzose, wie er in Buche steht. Er mag gutes Essen, Wein und ist von sich und seinen Verführungskünsten mehr als überzeugt, auch wenn er dazu neigt, die Wahrheit zu seinen Gunsten zu verbiegen und andere damit in Verlegenheit zu bringen.
Beatrix weiß ihren Kopf einzusetzen und geht die Dinge manchmal vielleicht etwas zu nüchtern an, neigt aber auch zu starken Emotionen. Auch wenn sie mir hin und wieder etwas Naiv erschien.
Zusammen ergeben sie aber ein gutes Gespann, deren Emotionen gut dargestellt werden, auch wenn sie jetzt nicht unbedingt übergesprungen sind. Und ja, sie kommen sich näher, aber diese Szenen sind sehr zurückhaltend und in keinster Weise plakativ dargestellt.

Wie man es bei einem Mysteryroman erwartet, galt es natürlich auch hier Geheimnisse und Rätsel zu lüften. Wie weit sie dabei kommen, wird aber natürlich nicht verraten. Nur soviel – die Fakten werden anschaulich und verständlich präsentiert, so dass man ihnen gut folgen kann.

Eine solide Geschichte, die mir gut gefallen hat.