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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2021

Hätte Potential gehabt, war aber bloß unlogisch, undurchdacht und leider zum Teil auch etwas zu vorhersehbar.

Killing November 1
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November, die von sich selber behauptet, eine eher normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben wird ganz plötzlich von ihrem Vater auch ein sehr seltsames Internat geschickt – und da fangen für mich die ...

November, die von sich selber behauptet, eine eher normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben wird ganz plötzlich von ihrem Vater auch ein sehr seltsames Internat geschickt – und da fangen für mich die Probleme mit dieser Geschichte schon an: So seltsam die Vorgänge in dem Internat auch sind, November hinterfragt wenig, nimmt alles so hin und versucht auch gar nicht, z.B. mit ihrem Vater Kontakt aufzunehmen, mit dem sie eigentlich ein gutes Verhältnis hat. Auch als Leser erfährt man bei einigen Gegebenheiten den Sinn nicht, sodass es ein bisschen willkürlich wirkt. Zum Beispiel gibt es in dem Internat scheinbar keinen Strom (ohne dass ein Grund genannt wird), was aber für keinen der Schüler ein Problem zu sein scheint, obwohl es in der Gegenwart (Handy- und Fernsehzeitalter!) spielen soll. Man wird als Leser lange im Unklaren darüber gelassen, wie Dinge in dem Internat laufen und wie alles zusammenhängt, sodass man zusammen mit November versucht, sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Das ist zu Beginn noch ganz spannend, zieht sich dann aber sehr lange hin, sodass die eigentlichen Ereignisse der Handlung irgendwie nebenher passieren. Das wird zum Ende hin wieder etwas besser, aber da war es für meinen Geschmack schon zu spät.
Dafür, dass November von den Abläufen an der Schule so gar keine Ahnung hat, kommt sie erstaunlich gut zurecht, kommt von Anfang auch an die richtigen Mitschüler, die ihr helfen. Unlogisch ist auch, wie sie die anderen, die schon jahrelang genau darauf trainiert werden, in beinahe allem (nicht nur in einem! Unterrichtsfach) so einfach überflügeln kann. Da kommen mir die Talente der anderen ein bisschen zu kurz..
Novembers Charakter fand ich zu Beginn noch ganz nett, als sie noch als „normal“ dargestellt wurde, bald aber hat sich herausgestellt, dass diese Einschätzung vom Anfang nicht so ganz zu ihrem Auftreten passt. Ihre offene Art wurde besonders betont, was aber ab der Mitte des Buches nur darin geendet hat, dass sie zu den unpassendsten Momenten ihren Mund nicht halten konnte, obwohl sie es zu der Zeit schon längst besser hätte wissen müssen, sodass ich nur noch genervt war von ihr. Die Nebencharaktere blieben alle eher blass, einige waren so klischeehaft, dass man sich ihrer Rolle schon vom ersten Auftreten ab bewusst war, andere nur so kurz beschrieben, dass sie für mich völlig austauschbar waren, die einzige Ausnahme dabei stellt vielleicht Alyssa dar, der zumindest mehr als ein Attribut zugeordnet werden kann – die anderen haben ganz feste Rollen: beste Freundin, Feind, Liebschaft ect, da bleibt wenig Spielraum für Widersprüchlichkeiten. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Charakteren ist zum Teil auch eher gezwungen, gerade die Flirterei ist gar nicht bei mir angekommen, was einerseits absolut verständlich ist, weil die Autorin ihr nicht zu viel Raum in der Handlung einräumen konnte, andererseits war sie auch so unnötig, dass man sich diesen Teil der Handlung auch einfach hätte sparen können.
Gut geschildert ist die Atmosphäre in dem Internat, man kann sich beim Lesen das Gemäuer super vorstellen, da aber viel zu wenig Gedanken in den gedanklichen Überbau und die Hintergründe gesteckt wurden, bleibt so vieles vom Setting unrund, dass das auch nicht mehr viel ändert. Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und die moralischen Werte, die in dieser „Gesellschaft“ beschrieben werden (die als eine Elite dargestellt wird!), mehr als fragwürdig sind, bleibt nicht mehr viel übrig, das diesem Buch Pluspunkte einbringen könnte.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Spannend und undurchsichtig bis zum schluss

Zimmer 19 (Tom-Babylon-Serie 2)
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Zimmer 19
Während der Filmvorführung der Berlinale wird statt des erwarteten Animationsfilms plötzlich ein Snuff-Film gezeigt, bei dem die Tochter des Bürgermeisters das Opfer zu sein scheint. Noch während ...

Zimmer 19
Während der Filmvorführung der Berlinale wird statt des erwarteten Animationsfilms plötzlich ein Snuff-Film gezeigt, bei dem die Tochter des Bürgermeisters das Opfer zu sein scheint. Noch während die Ermittler rätseln, ob es sich um reale Aufnahmen oder um eine Inszenierung handelt, verschwindet ein weiteres Mädchen. Tom Babylon und Sita Johanns suchen verzweifelt nach der Verbindung zwischen den zwei Mädchen, werden dabei aber immer wieder auch durch politische Spielchen und Verheimlichungstaktiken ausgebremst.
Bei Marc Raabes „Zimmer 19“ handelt es sich um den zweiten großen Fall für Kommissar Tom Babylon, in dem er wieder zusammen mit der Psychologin Sita Johanns in Berlin ermittelt. Obwohl im Buch Verbindungen zum ersten Fall hergestellt werden und die persönlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander weitergeführt werden, lässt sich dieser Thriller auch gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.
Dem Thriller gelingt es, mit einem leicht verständlichen Schreibstil sofort zu fesseln. In Rückblenden wird Vergangenes aus dem Privatleben von Sita Johanns mit eingewebt, bei dem mit der Zeit erst klar wird, welche Rolle es für den Fall und für die Ermittlungen spielt. Auch Personen, die auftauchen, stellen sich erst spät als für die Ereignisse relevant oder irrelevant heraus, sodass es lange nicht klar ist, wie alles zusammenhängt. Als Leser kann man lange rätseln, wer der Täter ist und was sein Motiv sein könnte, was die Spannung lange hoch hält. Obwohl der Fall am Ende aufgeklärt wird, gibt es trotzdem einen Cliffhanger, der schon mal Lust auf den Nachfolgethriller macht.
Da sowohl Sitas wie auch Toms Privatleben und Vergangenheit in die Geschichte mit eingewoben sind, gibt es ein bisschen viele Zufälle, die die Plausibilität des Ganzen einschränken. Diese Häufung von Zufällen (irgendwie scheinen sich in Berlin alle zu kennen…) und einige wenige Lücken in der Logik der Ereignisse führen für mich zu einem Punktabzug, aber für die hohe Spannung bis zum Schluss gibt es trotzdem eine absolute Leseemfpehlung.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Ein Roman gegen Rassismus von "beiden" Seiten

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
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Jesup ist 17 und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er versucht, trotz seiner Herkunft durch Fleiß in der Schule etwas aus sich zu machen und hofft auf ein Sportstipendium. In der Stadt, in der er ...

Jesup ist 17 und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er versucht, trotz seiner Herkunft durch Fleiß in der Schule etwas aus sich zu machen und hofft auf ein Sportstipendium. In der Stadt, in der er aufwächst, hat er es aber besonders schwer, da ihn jeder aufgrund seiner Familie sofort in eine Schublade steckt: Sein Bruder und sein Stiefvater sind im Gefängnis, weil sein Bruder zwei Farbige erschlagen hat und jeder weiß, dass seine Familie der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas angehören. In dieser Kirche wird neben der christlichen Lehre auch die Überlegenheit der weißen Rasse gepredigt. Jesup distanziert sich zwar innerlich von diesen Überlegungen, hat es aber aus Loyalität seiner Familie gegenüber schwer, sich komplett davon loszusagen, obwohl er sich in ein schwarzes Mädchen verliebt hat. Als sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen wird und sich gleichzeitig ein verhängnisvoller Unfall ereignet, muss sich Jesup mit seiner Rolle und seinen Überzeugungen auseinandersetzen.
Dieser Roman schildert die Rassenproblematik in der USA aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive: Er ist aus Sicht eines Weißen geschrieben, der sich aber als Verlierer der Gesellschaft sieht und die Schuld bei den Schwarzen sucht(e), der sich unterdrückt und verfolgt fühlt, sodass man während des Lesens vor allem zu Beginn die „Rollen“ genauso gut vertauschen könnte. Es ist aber auch ein Roman, der den Leser die Zerrissenheit zwischen Familie und Erziehung auf der einen und dem eigenen Moralempfinden auf der anderen Seite mitfühlen lässt. Er zeigt auf, wie schnell Hass und Neid entsteht, wenn sich Menschen von der Gesellschaft abgehängt und ausgeschlossen fühlen und wie leicht sich dieser Hass generalisieren und auf komplette Menschengruppen übertragen lässt. Und er lässt uns Leser teilhaben an einer Gruppendynamik, in der die Wahrheit und die Tatsachen in den Hintergrund treten, solange sich etwas für „die Sache“ instrumentalisieren lässt.
Zu Beginn zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Jesup wird durch seinen Sport, Football, charakterisiert, dabei werden Spiele und Spielzüge sehr ausführlich dargelegt und sind etwas langatmig (vielleicht auch bloß für jemanden, der mit dem Sport wenig anfangen kann…), dafür kommt für mich die Beziehung zwischen Jesup und seiner Freundin zu kurz. Es wird nicht erklärt, wie es jemandem, der durch seinen Familienhintergrund eigentlich voller Vorurteile Schwarzen gegenüber ist, plötzlich gelingt, über diese hinwegzusehen, und diesem Mädchen eine Chance zu geben, zu zeigen, was für ein Mensch in ihr steckt. Später im Buch wird die Beziehung dann ganz gut beschrieben: Jesup liebt das Mädchen und ihm scheint die Hautfarbe so egal zu sein, dass sie nur noch durch Freunde von ihm erwähnt wird, von ihm selber aber nie. Dieses Gefühl kommt beim Lesen auch an.
Eindrücklich ist auch die Zerrissenheit dem Stiefvater gegenüber beschrieben: Wie er ihn einerseits als liebevollen, fürsorglichen Vater beschreibt, der Wert auf Disziplin legt und der Familie durch Regeln und Fleiß eine Richtung vorgibt, diesem Eindruck aber gleichzeitig die nationalsozialistischen und rassistischen Tätowierungen und die Mitgliedschaft in der Kirche des Weißen Amerikas gegenüber stellt. Der Stiefvater gibt sich nach dem Gefängnis nachdenklich und zum Teil geläutert und wir als Leser wissen nicht, wie er vor seiner Haft war, aber das Verhalten im Roman lässt ihn wie einen Mitläufer wirken. Das Verhältnis zum Bruder wird nicht so genau beleuchtet. Es wird auch nie abschließend geklärt, ob es sich bei dem Mord an den beiden Schwarzen tatsächlich um Notwehr handelte, wie vom Bruder behauptet.
Kritikpunkt für mich ist das Ende des Buches: Zu viel, zu kitschig, zu versöhnlich. Es nimmt dem Buch etwas die Nachdrücklichkeit.
Insgesamt ein Buch, das dazu anregt, über die Rolle der Erziehung, der Vorbilder nachzudenken, der aufzeigt, wie leicht man Opfer seiner Umstände wird und dass es nur Verlierer gibt, sobald man Menschen in Schubladen steckt. Ein Roman auch, der gerade in einer Zeit, in der die Medien und zum Teil auch die Gesellschaft vermehrt dazu neigt, Menschen in Gruppen einzuteilen und dadurch zu generalisieren und zu „entmenschlichen“ deutlich macht, wie wichtig es ist, Menschen als das zu sehen, was sie sind: Individuen, ein jeder zwar geprägt durch sein Umfeld, aber nicht darauf reduziert.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Recht gut konstruierte obsessive Beziehung

Perfect Girlfriend - Du weißt, du liebst mich.
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Elisabeth will ihren Exfreund zurück. Dieser hatte mit ihr Schluss gemacht, weil er mehr Freiraum braucht. Nach etwa einem Jahr, das sie wartend und Pläne schmiedend verbracht hat, beschließt Elisabeth, ...

Elisabeth will ihren Exfreund zurück. Dieser hatte mit ihr Schluss gemacht, weil er mehr Freiraum braucht. Nach etwa einem Jahr, das sie wartend und Pläne schmiedend verbracht hat, beschließt Elisabeth, dass er genug Freiraum gehabt hätte und setzt alles daran, sich in sein Leben zurück zu mogeln. Sie ändert ihren Namen in Juliette, wird Stewardess in der gleichen Fluggesellschaft, für die ihr Exfreund als Pilot arbeitet und setzt ihren minuziös ausgearbeiteten Plan, wie sie ihn zurückerobern will, in die Tat um. Mit jedem Rückschlag werden ihre Aktionen verzweifelter, realitätsferner, obsessiver, auch wenn es überraschend ist, mit wie vielen ihrer Taten/Überlegungen sie tatsächlich ihrem Ziel näher kommt (oder zu kommen scheint?).

Meinung: Es ist sehr leicht, in die Geschichte hineinzukommen und die Erzählung aus der Ich-Perspektive aus Juliettes Sicht ist sehr gelungen, weil man dadurch sehr nahe an ihren Gedanken und Überlegungen dran ist, die einen Großteil des Romans ausmachen. Zunächst ist das Buch noch sehr interessant und durch die ungewöhnliche Sichtweise und die ungewöhnliche Protagonistin entsteht beim Lesen eine Art Sog, man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht und wie weit sie gehen würde, aber irgendwann lässt diese Sogwirkung nach und es kommt auf weite Strecken zu Längen und Wiederholungen, die ziemlich ermüdend sein können. Juliette als Protagonistin ist gut ausgearbeitet, ihre Obsession und ihre Taten sind so krankhaft, dass man sie als Leser nicht sympathisch finden kann, aber Karen Hamilton beschreibt sie so, dass man zumindest nachvollziehen kann, was in ihrem Hirn, in ihrer Welt ihrer Meinung nach vorgeht. Die anderen Charaktere bleiben leider sehr blass, was natürlich der Erzählperspektive geschuldet ist, andererseits den Roman sehr einseitig werden lässt und die Reaktionen auf Juliettes Verhalten oft unverständlich bleiben lassen. Ich hätte als Leser gern mehr darüber erfahren, wie Nate, Juliettes Exfreund, die Situation wahrnimmt, ab wann er merkt, dass da was aus dem Ruder läuft und wie er seine Reaktionen rechtfertigt. So aber bleibt er seltsam passiv. Irgendwie kann man ihn schlecht verstehen und er wirkt unglaubwürdig in seiner Opferrolle.
Richtige Spannung kommt nicht auf, daher wundert es mich ein bisschen, dass es oft als Thriller bezeichnet wird (Stadt Radio Göttingen, Freiburger Wochenbericht).
Am wenigsten hat mir allerdings das Ende gefallen. Es wirkt, als wären der Autorin die Ideen ausgegangen, als müsste man sich deshalb als Leser ein eigenes Ende ausdenken. Die Geschichte ist einfach mitten drin abgebrochen, weder Erfolge noch Konsequenzen werden aufgezeigt. Es scheint, als hätten Juliettes Taten einfach stattgefunden, ohne dass sich jemand groß dafür interessiert. Für dieses Ende gibt es Punktabzug und auch für die Längen in der Mitte, sodass ich insgesamt gut gemeinte 3 von 5 Punkten vergebe.

Veröffentlicht am 09.02.2020

Gewollt verkünstelt, zu viele Themen kurz angesprochen aber nicht vertieft

Hier sind Löwen
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Eine alte Familienbibel.
Eine Buchrestauratorin in Jerewan
Eine Reise in die Geschichte Armeniens und zu den blinden Flecken des eigenen Lebens
(Klappentext)

Ich habe mich sehr auf dieses Buch, diese ...

Eine alte Familienbibel.
Eine Buchrestauratorin in Jerewan
Eine Reise in die Geschichte Armeniens und zu den blinden Flecken des eigenen Lebens
(Klappentext)

Ich habe mich sehr auf dieses Buch, diese Erzählung gefreut. Ich weiß nur sehr wenig von der Geschichte und dem Leben in Armenien und dachte, mit diesem Buch einen kleinen Einblick zu bekommen, aber ich wurde bitter enttäuscht. Von der Geschichte Armeniens erfährt man so gut wie gar nichts, über das Leben und die Personen in Armenien bestenfalls einige schlechte Klischees.
Dazu kommt die Hauptperson, die gar keine Charakterzüge zu besitzen scheint, die sich die komplette Zeit nur treiben lässt, sich extrem halbherzig auf die Suche nach ihrer Familie begibt (ohne sich wirklich dafür entschieden zu haben, es scheint ihr einfach zu passieren) und bei der ersten Schwierigkeit sofort aufhört.
Dazwischen ist die „Geschichte“ einer Familienbibel gewebt, die Helen, die Hauptperson restaurieren soll. In Rückblenden erfährt man Bruchstücke einer Flucht, ohne jemals auch nur einen kleinen Überblick geschweige denn eine Einordnung des Ganzen zu bekommen.

Die Sprache ist so gewollt gekünstelt, dass die Sätze absolut nicht im Gedächtnis bleiben. Ich habe mehrere Abschnitte mehrfach gelesen, ohne es zu merken, weil ich vieles von dem, was ich Stunden vorher gelesen hatte, schon wieder vergessen hatte. Die zusammenhanglos ineinander gewebten Geschichten sind so nichtssagend, dass das Buch überhaupt nicht zu fesseln vermag. Es ist eine aneinandergereihte Sammlung von Episoden aus dem Leben einer unsympathischen Protagonistin, unterbrochen von unlogischen und gewollt absurden Dialogen. Beispiel gefällig?
„Helen, du fehlst hier. Letzte Nacht ist die Lampe im Flur runtergekracht. Ich dachte, es wäre ein Erdbeben oder eine Bombe. Ich dachte, das war´s, und du bist nicht da.“
„Warum ist die Lampe runtergekracht?“
„Das weiß ich nicht. Der Haken. Der Putz.“
„Rauchst du?“
„Ich mache das Fenster auf.“
„Das habe ich nicht gemeint. Hast du viel zu tun?“
„Ich muss zu dieser Tagung, dann fahre ich ein paar Tage an die Ostsee.“
„Mit Tim?“
„Allein.“
„Danil, haben wir zusammen den Film Schießen sie auf den Pianisten gesehen, mit Charles Aznavour?“
„Nein noch nie gesehen.“
„Was macht der Oleander auf dem Balkon?“
„Vertrocknet.“
„Gut“

Ich verstehe nicht, wie dieses Buch auf der long-list für den Deutschen Buchpreis landen konnte, es ist Buch, dass ich sofort nach dem Lesen vergessen werde – zum Teil schon währenddessen -, von dem ich absolut keine Information erhalten habe und dessen Geschichte so träge vor sich hingeplätschert ist und dem so der rote Faden gefehlt hat, dass ich mich eher zwingen musste, es fertig zu lesen, als dass es wirklich Spaß gemacht hätte.

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