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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2019

Zäh und nicht sehr spannend

So nah der Tod
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Annika wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und findet das Babybett ihrer kleinen Tochter leer vor. Über dem Bettchen an der Wand formen blutige Handabdrücke den Schriftzug „Bye Mama“ und als ...

Annika wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und findet das Babybett ihrer kleinen Tochter leer vor. Über dem Bettchen an der Wand formen blutige Handabdrücke den Schriftzug „Bye Mama“ und als dann auch noch Sebastian, der beste Freund von Annika, den sie in ihrer Verzweiflung zu Hilfe ruft, wegen eines anderen Mordes unter Verdacht gerät, deutet sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Täter an.

Wer hier aber einen spannenden Thriller oder gar eine „erbarmungslose Jagd durch Berlin“ erwartet, so wie es der Klappentext verspricht, wird bitter enttäuscht werden. Der Beginn des Buches ist noch ganz spannend, die „Jagd“ stellt sich dann aber als endlos hintereinander gereihtes ein- und aussteigen aus U-Bahnen dar, die Nachrichten und Rätsel, die der Täter hinterlässt, sind wirr und nur unzureichend ausgeführt und treten immer wieder in den Hintergrund.

Annika, die in einem Teil der Kapitel in der Ich-Perspektive erzählt, handelt so unlogisch und nicht nachvollziehbar, dass man sich mit ihr nicht identifizieren kann. Spätestens ab der Hälfte nervt sie nur noch. Als sie dann auch noch anfängt, Selbstgespräche in ihrem Kopf zu führen, zweifelt man an ihrem Geisteszustand. Sebastian, der sich von Annika durch halb Berlin schleifen lässt, obwohl er eigentlich unter Mordverdacht steht, ist so blass dargestellt, dass man ihn beinahe nicht als eigenständige Person wahrnimmt, sein einziger Zweck scheint zu sein, Annika in ihrem Wahn auch noch zu bestärken.

Hauptkommissar Weinsheim dagegen ist etwas besser beschrieben, die Teile des Buches, die aus seiner Sicht geschrieben sind, sind besser zu lesen und machen auch mehr Sinn, auch wenn man sich als Leser hin und wieder fragt, wie er zu gewissen Schlussfolgerungen in seinen Ermittlungen kommt.

Einziger Lichtblick in diesem Thriller sind die kurzen Kapitel, die aus der Tätersicht geschrieben sind und in denen der Täter selbst erzählt, wie er zu dem geworden ist, der er heute ist. Da fehlt aber am Schluss irgendwie die Brücke zur Gegenwart, die sein Motiv komplett erklären würde. So sind viele seiner Taten irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen, manche seiner Aktionen wirken zufällig.

Der Schreibstil ist wie die Geschichte: sehr zäh. Es werden viele Bilder und Vergleiche gewählt, die nur so halbwegs passen und die das Ganze unnötig in die Länge ziehen. Grammatik- und Rechtschreibfehler stören beim Lesen zusätzlich.

Viele Nebencharaktere tauchen plötzlich auf, ohne richtig eingeführt zu werden, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden. Bei einigen wird nicht klar, was sie überhaupt für eine Rolle für die Geschichte spielen. Durch die vielen Nebencharaktere hat man zwar als Leser lange keine Ahnung, um wen es sich bei dem Täter handeln könnte, doch nach der Auflösung stellt sich die Frage, was für eine Rolle er in Annikas Leben überhaupt spielt.

Der Epilog ist dann bloß noch unnötig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 25.03.2019

Ab in den Garten! (Oder auch den Balkon/die Terasse :D)

Das unglaubliche Hochbeet
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Mit ihrem Gartenratgeber begleitet Doris Kampas Hochbeet-Neulinge durch jeden Schritt, von der Überlegung, welcher „Typ“ Hochbeet geeignet ist, über die Befüllung, die Aussaat und Pflege bis zur Ernte ...

Mit ihrem Gartenratgeber begleitet Doris Kampas Hochbeet-Neulinge durch jeden Schritt, von der Überlegung, welcher „Typ“ Hochbeet geeignet ist, über die Befüllung, die Aussaat und Pflege bis zur Ernte ist alles ausführlich beschrieben. Es wird in jedem Abschnitt auf „Stolperfallen“ hingewiesen und zusätzliche Tipps gegeben, wie es besonders gut funktioniert. Es ist super schön und anschaulich illustriert, nur in dem Schädlingskapitel hätte ich mir lieber „richtige“ Fotos gewünscht statt der Zeichnungen, einfach um die Schädlinge und Nützlinge ab jetzt bei Sichtkontakt direkt richtig einschätzen zu können :D.

Aber auch der schon etwas erfahrene Hochbeet-Gärtner wird in diesem Buch fündig, vor allem im zweiten Teil: Die liebevoll gestalteten Beispielbeete geben so viel Anregungen wie der vorhandene Platz optimal genutzt werden kann. Am liebsten möchte man sofort mit dem Pflanzen anfangen. Oder dem Bau eines neuen Hochbeets, damit man möglichst viele der hier vorgestellten Möglichkeiten ausprobieren kann – ich kann mich jedenfalls auf kein „Lieblingsbeet“ festlegen und muss glaube ich anbauen.

Besondere Highlights waren für mich einerseits der große Anbau- und Erntekalender, den ich ab jetzt mit Sicherheit ständig zu Rate ziehen werde, was ich denn ab jetzt anbauen kann (vll sogar nicht nur fürs Hochbeet, es sollte sich so ähnlich ja auch auf Bodenbeete übertragen lassen..) und die Tabelle, welche Pflanzen direkt nebeneinander gepflanzt werden dürfen, ohne sich zu behindern oder sich sogar gegenseitig positiv beeinflussen und welche man besser mit größerem Abstand zueinander pflanzt. Sehr gut gefallen hat mir auch die ausführliche Beschreibung der zeitlichen Abfolge der Pflege der einzelnen Pflanzen, also in welchem Monat muss ich in meinem Beet was machen.

Alles in allem ein Buch, dass den Spaß am Gärtnern weckt, Anregungen gibt, ohne irgend etwas vorschreiben zu wollen und den Eindruck einer Erfolgsgarantie erweckt. An manchen Stellen hätte es etwas ausführlicher sein dürfen.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Gelungener Thriller, der rasant startet und die Spannung bis zuletzt aufrechterhält.

Psychospiel
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Inhalt: Die Kommissarin Emma Mendel wird zu einer ungewöhnlichen Geiselnahme gerufen: Ein Unbekannter hat sich in der Klinik eines Frauenarztes verschanzt und will, dass die Polizei kommt. Sobald Emma ...

Inhalt: Die Kommissarin Emma Mendel wird zu einer ungewöhnlichen Geiselnahme gerufen: Ein Unbekannter hat sich in der Klinik eines Frauenarztes verschanzt und will, dass die Polizei kommt. Sobald Emma am Tatort ankommt, nimmt er Kontakt mit ihr auf und stellt sie vor eine unmögliche Wahl: Er will sie zwingen, zwischen dem Leben zweier Geiseln zu entscheiden. Als Emma sich weigert, an seinem „Spiel“ teilzunehmen erschießt er beide. Was aber ist sein Motiv und warum nimmt er persönlich Kontakt zu Emma auf? Woher weiß er, dass sie ermittelt und woher hat er ihre persönliche Handynummer? Fieberhaft versucht Emma, Antworten zu finden und muss dafür mit ihrem Noch-Ehemann Ben zusammenarbeiten, als klar wird, dass es sich bei dem Täter wahrscheinlich um jemanden handelt, gegen den dieser schon ermittelt hat und der sich selbst der „Spielfreund“ nennt.
Schon im Prolog bekommt man es mit dem Spielfreund zu tun. In einem Chat-Verlauf lernt man ihn als manipulativ und grausam kennen. Im ersten Kapitel wird dann die Ermittlerin vorgestellt. Diese ist zwar durchaus sympathisch, blieb mir aber irgendwie fremd. Sie wird vor allem in den Kapiteln, die aus Bens Sicht geschrieben sind, als eine Art Übermensch präsentiert, obwohl sie an der Trennung der beiden Schuld trägt.
Die Spannung baut sich sehr schnell auf und man wird als Leser von Anfang an direkt mit dem Fall konfrontiert. Durch den flüssigen Schreibstil und den kontinuierlich hohen Spannungsbogen entsteht eine Sogwirkung, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Fall und Personenkonstellationen sind so angelegt, dass es nicht schwer fällt, dem Geschehen zu folgen. Andererseits bleibt die Identität des Täters wirklich lange unklar, ich hatte nicht mal den leisesten Verdacht und das Ende kommt überraschend. Es kommt auch überraschend brutal und perfide daher und wird mir daher noch länger im Gedächtnis bleiben.
Motivation und Vorgehensweise des Täters sind eher ungewöhnlich aber durchaus glaubhaft. Ein Umstand in der Geschichte ist mir etwas zuviel des Zufalls (mehr kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern), aber darüber kann man zur Not hinwegsehen.
Gut gefallen hat mir auch das eingewebte Privatleben der Ermittler: Nicht zu viel, sodass es den Fall überdecken würde, aber gerade so viel, dass ich mit den beiden mitgefiebert habe und sehr gern mehr von ihnen lesen würde!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 06.02.2019

Sehr netter historischer Roman, der nur zum Ende zu etwas nachlässt.

Das Mätressenspiel
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Inhalt: Helena von Minnigerode und ihre Mutter kämpfen seit dem Tod des Vaters darum, den Hof solange über Wasser halten zu können, bis der Bruder ihn übernehmen kann und Helena mit Adrian verheiratet ...

Inhalt: Helena von Minnigerode und ihre Mutter kämpfen seit dem Tod des Vaters darum, den Hof solange über Wasser halten zu können, bis der Bruder ihn übernehmen kann und Helena mit Adrian verheiratet sein wird. Als aber der Bruder stirbt, verlieren sie nicht nur den Hof und die Ländereien an den Onkel, sondern auch Helenas Verlobung wird gelöst, weil sie ihrem Bräutigam jetzt zu mittellos ist. Helena sieht ihre einzige Chance darin, an den Hof des Hannoverschen Herzogs Ernst Augusts zu gehen, um dort als Hofdame Kontakte zu geeigneten Heiratskandidaten herzustellen. Helena, die auf dem kleinen Gut ihrer Eltern durchaus einige Freiheiten genossen hatte, kommt in der strengen höfischen Umgebung eher schlecht zurecht, erst recht, als sie in die intriganten Machenschaften von Clara von Platen, der Mätresse des Herzogs hineingezogen wird, die ihre eigenen Pläne für die junge Frau hat und sie skrupellos einzusetzen bereit ist.
Historisches und fiktives sind in diesem Roman geschickt miteinander verwoben. Besonderes High-light war für mich dabei das Personenglossar, das auch genau aufführt, welche Person tatsächlich historisch und welche rein fiktiv sind. Die Beschreibungen vom höfischen Leben sind bildlich und sehr glaubwürdig, man bekommt einen guten Eindruck über die Standards, die Probleme, die Machtverhältnisse und Machtspiele, aber auch die Feste der Zeit um 1680 und merkt dem Roman deutlich an, dass die Recherchen dazu sehr akribisch geführt wurden. Der Schreibstil ist trotz der eingewebten Informationen flüssig, man merkt beim Lesen quasi gar nicht, dass man etwas lernt.
Die Personen sind lebhaft beschrieben, sodass man die unterschiedlichen Charaktere gut einordnen kann. Am spannendsten fand ich dabei allerdings nicht die Protagonistin, der viele Dinge einfach „passieren“, sondern eigentlich deren Gegenspielerin Clara von Platen, die es so geschickt vermag, alles und jeden in ihrer Umgebung für ihre Zwecke zu gebrauchen, die immer den Überblick zu haben scheint und systematisch ihre Macht ausbaut. So unsympathisch sie angelegt ist, so interessant ist sie auch.
Besonderer Fokus liegt bei dieser Geschichte auch auf den prächtigen Gärten der Höfe zu dieser Zeit, der Prunk und Protz wird genauso beschrieben wie auch die mühselige Kleinarbeit, die von Seiten der Gärtner und Diener nötig war, um die perfekte Illusion zu erhalten. Die Beschreibungen dazu sind detailliert ohne allzu langatmig zu werden und sind auch für Leser, die kein gesteigertes Interesse an Gartenbau haben, als nette Ergänzung zur Geschichte „erduldbar“.
Zum Ende zu geht alles ein bisschen schnell. Innerhalb von wenigen Seiten werden alle Probleme gelöst und es kommt so schnell zu einem „alles-ist-gut-happy-end“, dass es unglaubhaft ist. Etwas mehr „Drama“ hätte hier nicht geschadet, ein Problem vielleicht, dass sich nicht lösen lässt.
Kritikpunkt für mich war auch das Cover, oder besser die Titelschrift: So schön die rote glänzende Schrift am Anfang auch aussieht, beim Lesen reibt sie sich so schnell ab, dass das Buch bei mir nach einem Mal lesen schon richtig alt aussieht und das Buch jetzt „Mätre sens iel“ heißt, obwohl ich mit meinen Büchern eigentlich recht pfleglich umgehe (dieses hier hat nicht mal Leserillen).

Veröffentlicht am 24.07.2018

Irreführender Klappentext

Racheopfer
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Ackermann jr. ist wegen mehrfachen Mordes verurteilt worden und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein. Schon in der ersten Szene lernt der Leser, dass er es nicht mit einem „normalen“ Serienmörder ...

Ackermann jr. ist wegen mehrfachen Mordes verurteilt worden und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein. Schon in der ersten Szene lernt der Leser, dass er es nicht mit einem „normalen“ Serienmörder zu tun hat, sondern dass Ackermann kaltblütig und sehr gerissen ist und außerdem über eine unglaubliche Beobachtungsgabe und Anpassungsfähigkeit verfügt. Genau diese Eigenschaften machen ihn so gefährlich, aber auch zu einem begehrten Forschungsobjekt für Dr. Kendrick, der mithilfe von Korrekturen im Hirn Psychopathen heilen will. Als Ackermann dann in die Anstalt von Dr. Kendrick verlegt wird und dort auf eine alte Bekannte trifft, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, beginnt er sein Spiel.
Dieser Kurzthriller aus der Feder von Ethan Cross verspricht laut Klappentext die Vorgeschichte von Serienkiller Francis Ackerman jr. Wenn man mit dieser Erwartung an das Buch herangeht, wird man enttäuscht werden. Man erfährt über die Kindheit/Jugend von Ackermann nicht mehr, als man nach dem ersten Buch der Shepard-Reihe nicht sowieso schon weiß. Es ist in keinster Weise die Erklärung dafür „wie das Töten begann“, sondern erzählt lediglich eine Episode aus Ackermanns Leben, als er schon für mehrfachen Mord verhaftet wurde und im Gefängnis sitzt. Was dieses Buch aber ist, ist ein unterhaltsamer Kurzthriller für alle, die Francis Ackermann jr. noch nicht kennen und so den Einstieg in die Reihe suchen oder aber ein kurzer Appetithappen für alle eingefleischten Fans der Reihe. Der Schreibstil ist typisch für Ethan Cross, er liest sich flüssig, die Spannung wird aufgebaut, ohne dass es an irgend einer Stelle zu Längen kommt und die Charakterisierung von Ackermann fällt so aus, dass man ihn als Leser unglaublich faszinierend findet. Die Tatsache, dass Cross es schafft, dass einem als Leser dieser grausame, kaltblütige Serienmörder (beinahe) sympathisch wird, spricht für sich. Ein Kritikpunkt in der Geschichte ist Jenny, die zu naiv, zu unüberlegt handelt, um in irgend einer Weise ein würdiger Gegner für Ackermann zu sein, sodass sich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden nicht so richtig entfalten kann. Da hätte ich mir eine etwas raffiniertere Persönlichkeit gewünscht. Auch Dr. Kendrick und seine Forschung am Gehirn von Schwerverbrechern bleiben eher blass, sie ist nur Rahmenprogramm für die „Ackermann-Show“, obwohl sie definitiv Stoff für mehr geboten hätte. Das mag der Kürze des Buches (etwa 150 Seiten) geschuldet sein, bewirkt aber auch, dass dem Ganzen „das gewisse Etwas“ fehlt. Dem ganzen Kurzthriller fehlt etwas die Raffinesse, die man sonst von Ethan Cross gewöhnt ist, und vieles wird so schnell und so überhastet abgearbeitet, dass einige Handlungen und Entscheidungen total unlogisch sind. Manche Details der Geschichte sind sehr vorhersehbar, andere nicht richtig ausgearbeitet.
Fazit: Punktabzug gibt es erstens einmal für den Klappentext. Selten einen so irreführenden und unpassenden Text zu einem Thriller gesehen, dem jeder Bezug zum tatsächlichen Inhalt fehlt. Trotz einiger Schwächen ist der Kurzthriller gut zu lesen und macht Lust auf mehr (vorallem weil ich ja weiß, dass Ethan Cross es noch besser kann!).

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