Zäh und nicht sehr spannend
So nah der TodAnnika wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und findet das Babybett ihrer kleinen Tochter leer vor. Über dem Bettchen an der Wand formen blutige Handabdrücke den Schriftzug „Bye Mama“ und als ...
Annika wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und findet das Babybett ihrer kleinen Tochter leer vor. Über dem Bettchen an der Wand formen blutige Handabdrücke den Schriftzug „Bye Mama“ und als dann auch noch Sebastian, der beste Freund von Annika, den sie in ihrer Verzweiflung zu Hilfe ruft, wegen eines anderen Mordes unter Verdacht gerät, deutet sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Täter an.
Wer hier aber einen spannenden Thriller oder gar eine „erbarmungslose Jagd durch Berlin“ erwartet, so wie es der Klappentext verspricht, wird bitter enttäuscht werden. Der Beginn des Buches ist noch ganz spannend, die „Jagd“ stellt sich dann aber als endlos hintereinander gereihtes ein- und aussteigen aus U-Bahnen dar, die Nachrichten und Rätsel, die der Täter hinterlässt, sind wirr und nur unzureichend ausgeführt und treten immer wieder in den Hintergrund.
Annika, die in einem Teil der Kapitel in der Ich-Perspektive erzählt, handelt so unlogisch und nicht nachvollziehbar, dass man sich mit ihr nicht identifizieren kann. Spätestens ab der Hälfte nervt sie nur noch. Als sie dann auch noch anfängt, Selbstgespräche in ihrem Kopf zu führen, zweifelt man an ihrem Geisteszustand. Sebastian, der sich von Annika durch halb Berlin schleifen lässt, obwohl er eigentlich unter Mordverdacht steht, ist so blass dargestellt, dass man ihn beinahe nicht als eigenständige Person wahrnimmt, sein einziger Zweck scheint zu sein, Annika in ihrem Wahn auch noch zu bestärken.
Hauptkommissar Weinsheim dagegen ist etwas besser beschrieben, die Teile des Buches, die aus seiner Sicht geschrieben sind, sind besser zu lesen und machen auch mehr Sinn, auch wenn man sich als Leser hin und wieder fragt, wie er zu gewissen Schlussfolgerungen in seinen Ermittlungen kommt.
Einziger Lichtblick in diesem Thriller sind die kurzen Kapitel, die aus der Tätersicht geschrieben sind und in denen der Täter selbst erzählt, wie er zu dem geworden ist, der er heute ist. Da fehlt aber am Schluss irgendwie die Brücke zur Gegenwart, die sein Motiv komplett erklären würde. So sind viele seiner Taten irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen, manche seiner Aktionen wirken zufällig.
Der Schreibstil ist wie die Geschichte: sehr zäh. Es werden viele Bilder und Vergleiche gewählt, die nur so halbwegs passen und die das Ganze unnötig in die Länge ziehen. Grammatik- und Rechtschreibfehler stören beim Lesen zusätzlich.
Viele Nebencharaktere tauchen plötzlich auf, ohne richtig eingeführt zu werden, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden. Bei einigen wird nicht klar, was sie überhaupt für eine Rolle für die Geschichte spielen. Durch die vielen Nebencharaktere hat man zwar als Leser lange keine Ahnung, um wen es sich bei dem Täter handeln könnte, doch nach der Auflösung stellt sich die Frage, was für eine Rolle er in Annikas Leben überhaupt spielt.
Der Epilog ist dann bloß noch unnötig.