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Veröffentlicht am 08.06.2021

Kindheit in der DDR

Geteilte Träume
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1992 erfährt Ingke dass sie adoptiert wurde. Natürlich ist sie enttäuscht weil ihr viel verschwiegen wird und die Eltern bekannt sind. Aber warum wurde Ingke damals weggegeben? Sie begibt sich auf die ...

1992 erfährt Ingke dass sie adoptiert wurde. Natürlich ist sie enttäuscht weil ihr viel verschwiegen wird und die Eltern bekannt sind. Aber warum wurde Ingke damals weggegeben? Sie begibt sich auf die Suche nach ihrer eigenen Familie.

"Diese Ungewissheit, diese Schwebe, dieses Im -Niemandsland- Leben, während ein Ausreiseantrag läuft, jahrelang. Wenn alle wissen, dass du gehst, dann gehörst du nicht mehr dazu. Du bist noch da, bist aber in den Augen der anderen eigentlich schon weg. Du bist eine lebende Tote." (Seite 65)

Auf das Buch hatte ich mich sehr gefreut. Und leider konnte mich das Buch nicht wirklich packen oder begeistern.

Der Schreibstil ist schon sehr anstrengend. Ich habe zu Beginn soviel Namen im die Ohren "geschlagen" bekommen das ich nur noch durcheinander gekommen bin. Ein Stammbaum gibt es zum Ende des Buches aber trotz vielem nachsehen hat es nicht ganz geklappt.

Ingke möchte wissen wer ihre leiblichen Eltern sind. Ingke war mir zu blass und unscheinbar, sie ging fast unter bei dieser Flut von anderen Personen. Es hat mich aufgeregt dass Ingke ihre ganze Familie "ablaufen" musste um mehr zu erfahren. Dabei erzählt noch jeder seine eigene Geschichte und so ganz im Zusammenhang stand es einfach nicht.

Die weiteren Protagonisten waren ebenso platt.

Was mich zudem störte war diese Fragmente zu den Zuständen der DDR. Es wird von Landwirtschaft, Stasi, das Gute und Böse geredet, viele Ansichten und Meinungen prasseln auf den Leser ein aber es war mir zu stark aus dem Kontext gerissen. Es gab keine rote Linie die mich überzeugen konnte.

Hier hätte ich mir einfach ein bündiges Konzept gewünscht wo viele Facetten beleuchtet werden, es genaueren Einblick "hinter die Kulissen" der DDR gibt. In meinen Augen hätten hier die Protagonisten besser eingebunden werden können. Die Ansichten von Ingke gehen hingegen fast komplett unter.

Sicherlich gab es auch interessante Abschnitte die mich mitnehmen konnten. Aber das wiegt nun mal nicht auf.

Für Menschen die sich für die Geschichte der DDR um größeren Umfang interessieren - sie werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.


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Veröffentlicht am 08.06.2021

Natur vor der eigenen Haustüre

Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht
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"Wenn ich einen Paragraphen zum Schutz der Natur erlassen dürfte, nur einen einzigen - ich würde verfügen, dass jeder, der in diesem Land irgendetwas zu bestimmen hat, einmal ein Uhu- Küken im Arm gehalten ...

"Wenn ich einen Paragraphen zum Schutz der Natur erlassen dürfte, nur einen einzigen - ich würde verfügen, dass jeder, der in diesem Land irgendetwas zu bestimmen hat, einmal ein Uhu- Küken im Arm gehalten haben muss. Oder ein anderes wildlebenden Tier." (Seite 41)

Für mich ist das Buch der Journalistin Johanna Romberg ein kleines Highlight. Nicht nur weil die Aufmachung und Liebe zum Detail überall spürbar ist. Sondern weil die Autorin ein brach vor der Haustür auf Entdeckungstour geht und man als Leser dabei sein kann.

Der Schreibstil begeistert mich. Es ist kein Biologen Fremdwörter Buch sondern einfach, verständlich und mit Begeisterung gespickt. Dies liest man hier oft raus, es steckt an und macht wieder neugierig auf die Natur.

9 Kapitel erzählen über Wald und Fluss, Tier und Mensch, Zerstörung und Wiederaufbau. Über Liebe zu einer aussterbenden Art, wieder mehr "Back to Nature" und sie selbst wieder machen lassen.

Neben den Kapiteln gibt es ein Zwischenkapitel welches über die heimische Pflanzenwelt handelt. Auf Twitter startete ein Lehrer damit Pflanzen und Blumen "vorzustellen" und mehr kennen zu lernen. Ich mag das Gleichgewicht zwischen Tür und Pflanzenwelt denn beide sind wichtig und ergänzen sich.

Kein erhobener Zeigefinger oder strenges Auftreten prägen dieses Schmuckstück. Sondern wie schwer es manchmal fällt engagiert zu bleiben. Oft gibt es mehr Rückschläge und Ernüchterung als Vorwärtskommen. Das natürlich auch die Angst mitschwingt wenn man die Entwicklung verfolgt. Da wird man als interessierter Leser aufgefangen, ernst genommen und wieder mit kleiner Hoffnung "gefüttert".

Ein wahres Schmuckstück welches mich begeistert hat. Ein Highlight.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Jade gegen Chronos

Meridian Princess 3. Die Macht der Zeit
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Das letzte Jahr bricht für Jade an. Doch die Zeiten haben sich geändert denn die vorigen Ereignisse haben Chronos bestärkt und seine Time Knights machen Jagd....auf Jane, Lehrer, Freunde und Bekannte. ...

Das letzte Jahr bricht für Jade an. Doch die Zeiten haben sich geändert denn die vorigen Ereignisse haben Chronos bestärkt und seine Time Knights machen Jagd....auf Jane, Lehrer, Freunde und Bekannte. Nur noch der fehlende Sekundenzeiger entscheidet über Sieg oder Niederlage....und die Zeit rinnt...

"Wir agierten im Verborgenen. Niemand wusste, dass es uns gab. Wir dachten, dass wir schlauer wären als die Time Knights, die ihren Hass äußerst gewaltbereit und offen auslebten. Damals hätten wir sie im Keim ersticken müssen. Dass es so weit kommen konnte", er zeigte auf die Zeitung in Orlas Hand, " das ist auch unser Fehler." (Seite 216)

Hier ist er nun, der letzte und finale Band der Meridian Princess. Ich kann jedem Leserherz diese Trilogie ans Herz legen da sie einfach ganz wundervoll umgesetzt wurde.

Der Schreibstil ist gewohnt und es fühlt sich wie Heim kehren an. Diesmal jedoch nimmt die Spannung schon recht schnell zu, es wird düsterer und nicht nur Jane gerät hier und da an ihre Grenzen, auch als Fan leidet man mit.

Jane ist mutiger, selbstbewusster und stärker geworden. Ich mag wie sie sich entwickelt hat, man war dabei, es ist verständlich und glaubwürdig umgesetzt. Jetzt muss sie die Prophezeiung erfüllen und kennen um gegen Chronos bestehen zu können.

Natürlich stehen ihre Freunde und Schutzgeister, die bekannt sind, zur Seite. Der kleine Spritzer Humor kommt nicht zu kurz, lockert hier und da die oft kaum auszuhaltende Spannung auf.

Wer wird siegen? Wer wird den letzten, fehlenden Uhrzeiger finden? Und was dann?

Es geht um alles und die Autorin verschont keinen. Die Geheimnisse um Jane, ihre Familie werden gelüftet, erstaunen, machen sprach- und fassungslos. Die fehlenden Punkte beginnen sich zu verbinden und geben ein vollständiges Bild zum Ende hin ab.

Wir erfahren wer auf unserer Seite steht, wer uns in den Rücken fällt. Wir bekommen neue Verbündete, andere müssen wir verlassen. Hier und da war ich wirklich kurz vor dem Heulen.

Mit dem letzten Buch hat die Autorin einen würdigen und toll umgesetzten Abschluss geschaffen und nur sehr ungern verlasse ich die Clockmakers Academy. Die Reihe empfehle ich gerne weiter.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Kunstraub in der DDR

Verlorenes Land
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Kaum hat der Volkspolizist Uwe Friedrich mit den Ermittlungen an dem Mord an Siegfried Rost begonnen, wird ihm der Fall sogleich wieder entzogen.Dabei liebt Uwe seine Arbeit für den sozialistischen Staat ...

Kaum hat der Volkspolizist Uwe Friedrich mit den Ermittlungen an dem Mord an Siegfried Rost begonnen, wird ihm der Fall sogleich wieder entzogen.Dabei liebt Uwe seine Arbeit für den sozialistischen Staat und hält das Konzept der DDR für fair. Es fällt Uwe schwer den Fall in Ruhe zu lassen und wie der Zufall es wo will landet eine alte Akte auf seinem Schreibtisch...ein Fall der nie aufgeklärt werden konnte und vielleicht einen Hinweis auf den Mord und den Ermordeten geben könnte...und einen Blick hinter die Kulissen der DDR...

"Natürlich musste er akzeptieren, dass er eine Variable nicht in seine Rechnung einbeziehen konnte. Und die war womöglich von so großer Bedeutung, dass sie all seine bisherigen Überlegungen für null und nichtig erklärte. Wenn die Staatssicherheit sich den Fall unter den Nagel riss, lag offensichtlich ein schwerwiegender Anlass vor." (Seite 66)

Ein sehr spannender und wirklich gut umgesetzter DDR Krimi der sich mit den mittlerweile bekannten Machenschaften der "Hinterzieher" des Systems beschäftigt.

Ohne viel verraten zu wollen geht es hier um Kunstraub, Mord, und was es mit diesem ganzen System dahinter auf sich hat.

Der Einstieg gelingt leicht, gerade der Hauptprotagonist Uwe Friedrich ist ein sehr sympathischer Ermittler der an die Macht und die Gerechtigkeit, die in der DDR herrscht(angeblich), glaubt. Und er liebt und lebt seinen Beruf. Doch als ihm der Fall entzogen wird und Uwe sich mit ein paar Menschen anfreundet merkt er ganz schnell dass nicht alles so toll ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Seine Wandlung von einem glühenden Anhänger zu einem Skeptiker fand ich gelungen, nicht übertrieben, sondern man ist selbst hier und da in eine Zwickmühle geraten. Während die einen für das System arbeiten, nicht mucken und machen was verlangt wird, so geht es der normalen Bevölkerung lange nicht so gut wie Uwe meinen möchte. Durch Sabine, Brigitte und Anton sieht man die DDR durch einen neuen, anderen Blickwinkel.

Ich mochte die Spannung, die sich langsam aufbaut, es gibt neue Erkenntnisse, es ist natürlich gefährlich selbst auf eigene Faust weiter zu ermitteln, das wird auch Uwe irgendwann klar. Man merkt wie er zu Beginn noch blauäugig in die ganze Sache "einsteigt" und dann immer mehr Hinweise bekommt dass er viel vorsichtiger handeln muss und sollte.

Warum wurde Siegfried Rost ermordet? Der Fall wird auf jeden Fall gekonnt aufgelöst. Der Autor nimmt uns mit zu Orten, Häusern, Strassen die es in der DDR gab. Er fängt die Gesamtstimmung, und wie die Systeme arbeiten, gekonnt ein.

Warum sich die sogenannte KoKo mit Kunstraub beschäftigt, wo die Stasi ihre Finger im Spiel hat, das kommt immer mehr zum Vorschein, gibt Einblicke wie damals "gearbeitet " wurde. Auch dass man jederzeit mit Rückschlägen aus dem Rücken rechnen muss.

Mich hat der DDR Krimi sehr gut und gekonnt unterhalten, ich könnte mit eine Reihe mit dem Ermittler Uwe Friedrich sehr gut vorstellen. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Liebe neue Freundin, lieber neuer Freund

Der glücklichste Mensch der Welt
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"Meine Nummer 172338 war von nun an meine ganze Identität. Sie raubten uns sogar den Namen, wir waren keine Menschen mehr, sondern nur noch Zahnrädchen, die sich träge in einer großen Tötungsmaschine drehten. ...

"Meine Nummer 172338 war von nun an meine ganze Identität. Sie raubten uns sogar den Namen, wir waren keine Menschen mehr, sondern nur noch Zahnrädchen, die sich träge in einer großen Tötungsmaschine drehten. Als sie mir die Nummer auf den Arm tätowierten, verurteilten sie mich damit zu einem langsamen Tod. Aber erst einmal wollten sie meinen Lebensgeist töten." (Seite 87/88)

Das hier ist die Geschichte von Eddie Jaku. Zeitweise war er auch als Walter Schleif unterwegs, denn seinem Vater war wichtig dass Eddie eine gute Ausbildung macht. Eine Ausbildung die ihm das Leben rettete.

Eddie Jaku ist Jude, wie auch seine Familie. Und sie erlebten gemeinsam den Aufstieg Hitlers und die Repressalien gegen die Juden in Deutschland, zum Ende in vielen Teilen Europas.

Wie so oft fällt es beim lesen einfach nur schwer dass es diese Zeit gegeben hat. Dass es diese "Zustände" gab, diese düstere Zeit voller Angst, Tod, Hoffnung, das Überleben, Verstecken und Ungewissheit. Ich bewundere Eddie für seinen Humor, für seine Lebensfreude, dass er den Mut fand diese Geschichte, seine Geschichte zu Papier zu bringen.

Denn eigentlich wollte Eddie dies alles vergessen.

1920 geboren lebt er zufrieden mit seiner Familie in Deutschland. Jedoch ändert sich vieles als die Nazis an die Macht kommen. Unter einem anderen Namen, der deutsch genug klingt, kann Eddie eine Ausbildung machen, aber sie ist weiter weg von seiner Familie. In diese unruhigen Zeiten kann man diese Gefühlswelten noch heute beim lesen mitempfinden wenn Eddie davon erzählt.

Trotz Flucht, trotz Verstecken und hoffen auf ein schnelles Ende dieser Zeit kommt seine Familie nach Auschwitz. Eddie verliert, wie viele Familien, viel, viel zu viel. Er erträgt, er sieht, er fühlt was man schon so oft gelesen und gehört hat und doch jagt es mir jedes Mal eine Gänsehaut über den Körper, macht ein Engegefühl im Hals, lässt einen einfach sprachlos zurück.

Eddie hat versprochen - wenn er dies alles überlebt, dann wird er immer dankbar, hilfsbereit und fröhlich sein. Und da man nun seine Geschichte lesen kann, hat Eddie es geschafft. Aber es war mehr als nur einmal die Grenze des Möglichen erreicht, man mag gar nicht mitzählen wie oft sie überschritten wurde.

Ich kann Eddie einfach, im Gesamten, nur bewundern. Dass er, oft dank seiner Ausbildung, überlegen konnte. Dass er alte Bekannte wieder traf in den Konzentrationslagern, dass sie gemeinsam versuchten das Beste aus ihrer Situation zu machen. Das Suchen, Wiedersehen und verschiedene Erkenntnisse nach Ende des Krieges.

Das Buch klingt so einfach, so freudig, wie kann ein Mensch nach diesen Erlebnissen noch fröhlich sein? Wie kann er helfen? Wie kann er lächeln und sein Leben weiterleben? Aber wie Eddie auch sagt und damit gebe ich ihm Recht - wenn ich aufgebe, wenn ich alles hingeworfen hätte, dann hätten die Nazis gewonnen. Und diesen Sieg will man Solchen nicht gönnen.

Viele starke, bewegende Worte von Eddie, ein Buch was heute wichtiger denn je ist und ich bin froh dass Eddie seine Geschichte niedergeschrieben hat.

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