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Veröffentlicht am 21.09.2020

Die erste Dirigentin

Die Dirigentin
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Die Autorin Maria Peters erzählt die Geschichte der jungen Antonia Brico, die anfangs Job und Zuhause verliert und vor dem Nichts steht. Aber sie ist zielstrebig, gewieft und unabhängig und lässt sich ...

Die Autorin Maria Peters erzählt die Geschichte der jungen Antonia Brico, die anfangs Job und Zuhause verliert und vor dem Nichts steht. Aber sie ist zielstrebig, gewieft und unabhängig und lässt sich von nichts und niemandem abhalten für ihren großen Traum, Dirigentin zu werden, zu kämpfen. Sie ist eine sympathische und schlagfertige junge Frau, die tiefgehend dargestellt wird und deren Liebe zur Musik man spüren kann.

Neben Antonias Perspektive verfolgt man auch die ihres guten Freundes und Musikers Robin sowie ihrer großen Liebe, dem Konzertmanager Frank. Spannend dargestellt erfährt man viel über die Musikwelt der 1920er Jahre und wie schwer es Antonia als Frau in dieser Männerwelt hatte. Dabei wird die Vergangenheit lebendig, man sieht Antonia oft vor dem inneren Auge handeln. Womöglich liegt das daran, dass die Autorin auch Drehbuchautorin und Regisseurin ist und sie Antonias Geschichte auch verfilmt hat. Dabei bleibt die Autorin nahe an wahren Begebenheiten, denn Antonia Brico war tatsächlich die erste Dirigentin.

Als Leser begleitet man ihr Leben über mehrere Jahre hinweg, was mir sehr gut gefallen hat, da man so ihren Werdegang und ihre Anfangsjahre in der Musikwelt und nicht nur ihre Ausbildung verfolgen kann. Verständlicherweise gibt es deshalb ein paar Zeitsprünge. Gestört hat mich allerdings, dass manchmal Zeitsprünge sehr plötzlich kommen und an wenigen Stellen auch meiner Meinung nach entscheidende Momente übersprungen werden. Beispielsweise liest man, wie Antonia sich gegen die männlichen Musiker durchsetzen und behaupten muss, aber nicht mehr das Ereignis, das folgt, wenn ihre Anstrengungen erfolgreich gewesen sind. Auch das in der Geschichte entscheidende Konzert wird nicht erzählt. Tatsächlich wird mir im Buch zu wenig dirigiert.

Fazit

Eine spannende und sehr bildhafte Geschichte über Antonia Brico, die erste Frau, die Dirigentin wurde. Von der ersten Seite an war ich gefesselt von Antonia und ihrem Weg, ihren Traum zu verwirklichen. Eine Empfehlung für alle, die Musik lieben und etwas über eine starke Frau lesen möchten, die ihren Traum entgegen Widerständen verfolgt.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Spannende Handlung, schwache Protagonistin

Zugvögel
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Der Einstieg in das Buch ist nicht leicht. Der Schreibstil ist geheimnisvoll und mystisch. Am Anfang muss man viel zwischen den Zeilen lesen bzw. kann für sich selbst weitere Überlegungen anstellen, da ...

Der Einstieg in das Buch ist nicht leicht. Der Schreibstil ist geheimnisvoll und mystisch. Am Anfang muss man viel zwischen den Zeilen lesen bzw. kann für sich selbst weitere Überlegungen anstellen, da vieles nur angedeutet wird. Man erfährt nicht wirklich viel über die Protagonistin, obwohl man sich in der Ich-Perspektive befindet. Einerseits macht das auch die Spannung und den Reiz des Buches aus, andererseits fande ich es etwas nervig, wenn man nach vielen gelesenen Seiten nicht mehr erfährt. Dies ändert sich aber später, da man durch viele Zeitsprünge zu unterschiedlichen Zeiten in die Vergangenheit sich langsam ein Gerüst über das Leben der Protagonistin erstellen kann. Allerdings muss man aufmerksam lesen, dass man die vergangenen Zeitpunkte nicht durcheinanderbringt. Hat man sich erstmal an die Erzählweise gewöhnt, ist das Buch spannend und lässt sich schnell und flüssig lesen. Die Handlung ist gut aufgebaut und nicht vorhersehbar.

Allerdings bleibt Franny trotz der Ich-Perspektive unnahbar, ihre Gedanken, Motive und ihr Verhalten nicht nachvollziehbar. Und das bleibt leider auch bis zum Schluss so. Zudem ist sie mir zu verstört. Auch die Beziehung zu ihrem Mann ist undurchsichtig und unverständlich, er selbst bleibt blass. Gefallen hat mir, dass die Besatzung des Schiffes nicht oberflächlich bleibt.

Fazit

Eine spannende Dystopie, die einen Zustand der Tierpopulation aufzeigt, zu der wir hoffentlich nie kommen. Großes Manko ist die Protagonistin und ihr Wesen, daher nur ein mittelmäßiges Buch.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Ein Buch, das man nicht mehr weglegen möchte

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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Sofort war ich vom besonderen Schreibstil begeistert. Sehr anschaulich mit vielen bildhaften und außergewöhnlichen Vergleichen schafft es Anne Stern, den Leser mit der Geschichte um die Hebamme Hulda Gold ...

Sofort war ich vom besonderen Schreibstil begeistert. Sehr anschaulich mit vielen bildhaften und außergewöhnlichen Vergleichen schafft es Anne Stern, den Leser mit der Geschichte um die Hebamme Hulda Gold zu begeistern. Sie begleitet ihre Patienten vor, während und nach der Geburt. Durch Zufall erfährt sie vom Tod einer Bekannten einer ihrer Patientinnen und fängt an, Nachforschungen anzustellen, da ihr Schicksal sie nicht mehr loslässt. Dabei gerät sie immer wieder an den Kommissar Karl North, der von ihrem Einmischen nicht begeistert ist.

Durch Huldas Perspektive erfährt man viel von ihrer Arbeit und ihrem Leben. Man taucht völlig in ihre Welt und in das Berlin rund um den Winterfeldplatz ein. Als alleinstehende Frau in Berlin 1922 geht sie gewissenhaft und mit viel Herz ihrer Arbeit nach, interessiert sich für das Schicksal ihrer Mitmenschen und muss sich manchmal von ihrer neugierigen Wirtin ausfragen lassen. Hulda ist eine starke Persönlichkeit mit viel Engagement und Positivität, wodurch sie leicht ausgenutzt oder auch mal in Gefahr geraten kann. Trotzdem behauptet sie sich im Leben und gegenüber anderen.

Ergänzt wird Huldas Sichtweise mit der des Ermittlers Karl North im Fall der ertrunkenen Frau namens Rita im Landwehrkanal. Neben der Ermittlungsarbeit bekommt man auch einiges über ihn persönlich erzählt. Er ist ein Mann, der seinen Platz im Leben bereits gefunden hat, aber dennoch mit seiner Vergangenheit hadert und oft grübelt. Er könnte ein wenig selbstbewusster sein, ist aber durchaus sympathisch.
Abgerundet werden die beiden gegensätzlichen Perspektiven mit Auszügen aus Ritas Tagebuch. Dies steigert die Spannung im Kriminalfall und ermöglicht Einblicke in ihr Leben und was zu ihrem Tod geführt hat.

Der Fokus der Geschichte liegt auf den Ermittlungen im Todesfall, lässt aber auch sehr viel Raum, um das Leben in Berlin in Huldas Viertel lebendig werden zu lassen. Vor allem wird einem bewusst, wie es den armen Menschen dieser Zeit ergangen ist und jenen, die auf der Straße lebten. Neben Hulda sind auch ihr Freund aus Kindertagen und der Zeitungsverkäufer Bert dreidimensional gezeichnete Figuren, die eine große Bedeutung für Hulda haben. Ihre Tätigkeiten als Hebamme stehen etwas im Hintergrund, dennoch ist Huldas Leben anschaulich und realtitätsnah mitzuverfolgen. Es ist sehr spannend und aufregend, sodass ich das Buch kaum weglegen konnte und gerne wissen wollte, was als nächstes passiert. Am liebsten würde ich sofort den zweiten Band um Hulda Gold Scheunenkinder (Band 3 Der Himmel über der Stadt) beginnen.

Fazit

Eine packende Handlung und ein außergewöhnlicher Schreibstil mit bildhaften Vergleichen, der das Berlin im Jahr 1922 lebendig werden lässt, machen dieses Buch zu einem gelungenen Auftakt der Reihe um die Hebamme Hulda Gold. Vor allem das Leben der Armen und Obdachlosen im Elendsviertel begegnen der sympathischen Hebamme, die unerschrocken dem Tod der Nachbarin einer ihrer schwangeren Frauen auf den Grund geht und dabei auch mal mit dem Kommissar aneckt.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Ein Jahreshighlight

Unter den Linden 6
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„Unter den Linden 6“ erzählt von den ersten weiblichen Studenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin. Im Mittelpunkt stehen Lise, die bei Max Planck Physik studieren ...

„Unter den Linden 6“ erzählt von den ersten weiblichen Studenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin. Im Mittelpunkt stehen Lise, die bei Max Planck Physik studieren möchte, Hedwig, die sich für Geschichte einschreiben will und Anni, die als wissbegieriges und neugieriges Hausmädchen nach Berlin kommt. Ann-Sophie Kaiser erzählt detailreich und sehr anschaulich, wie schwer es die ersten Studentinnen an der Berliner Uni hatten. Sie wurden von den Dozenten und Professoren abgelehnt, von den Kommilitonen verspottet und von den Männern nicht ernst genommen. Das lässt Lise und Hedwig aber nicht von ihrem Plan abbringen, an der Universität zu lernen, ihren Abschluss zu erlangen und in der Wissenschaft zu arbeiten. Sie kämpfen für mehr Gehör, für ihre Rechte und für Anerkennung. Die Geschichte ist packend und bewegend. Der Schreibstil schafft eine Atmosphäre voller Tatendrang, Wissensdurst und Kampfeswillen. Die Handlung wird sehr realitätsnah und detailreich geschildert. So bringt die Autorin zum Beispiel einige physikalische Aspekte als Inhalt von Lises besuchten Vorlesungen und ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein, was für den Laien aber verständlich bleibt und nicht ausschweift.

Die Geschichte ist nicht rein fiktional, denn Lise Meitner war eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts und kam wie im Buch beschrieben nach Berlin, um bei Max Planck zu lernen und zu arbeiten. Was real geschah oder von der Autorin ausgedacht wurde, ist im Nachwort genannt, ebenfalls wie Lise Meitners weiteres wissenschaftliches Leben. Neben der zielstrebigen Studentin gibt es noch eine Reihe von real existierenden Personen, die in der Geschichte auftauchen, wie die Wissenschaftler Max Planck, Otto Hahn, Max Laue und die Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm, Helene Lange und Ottilie von Hansemann.

Fazit

Dieses Buch ist für mich ein Jahreshighlight. In konnte völlig in die packende Geschichte um die ersten Studentinnen in Berlin eintauchen und habe gebannt ihren Widerstand und ihren Kampf für mehr Rechte und Anerkennung verfolgt. Die sympathischen Charaktere haben Tiefe und werden umfassend dargestellt. Vor allem hat mir gefallen, dass sehr viel Realität in dieser Geschichte steckt und viele bekannte Persönlichkeiten von damals im Buch eine Rolle spielen. Ich war richtig traurig, als ich das Buch beendet hatte.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Spannender, aber ruhiger Krimi

Wer auf dich wartet
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Zoes und Aidans Beziehung wirkt am Anfang sehr geheimnisvoll. Wieso wusste Aidan nicht ihre Adresse? Was für eine Beziehung haben die beiden geführt? Hat Aidan was zu verbergen? Wer ist Aidan überhaupt? ...

Zoes und Aidans Beziehung wirkt am Anfang sehr geheimnisvoll. Wieso wusste Aidan nicht ihre Adresse? Was für eine Beziehung haben die beiden geführt? Hat Aidan was zu verbergen? Wer ist Aidan überhaupt?

Durch Rückblicke von vor mehreren Monaten lernt man die Tote kennen und erfährt, wie sich Zoe und Aidan kennengelernt und sich ihre Beziehung entwickelt hat. Zudem kommt man dem Mord, dem Motiv und dem Täter immer näher. Nach und nach entfaltet sich das Beziehungsgeflecht der Figuren und das Bild der Clique und ihrer Mitglieder wird immer klarer.

Gleichzeitig erledigen die Ermittler ihre Arbeit, überprüfen Alibis, suchen Motive und verwerfen mögliche Täter. Die Polizeiarbeit geht langsamer voran als in mancher Serie, ist für mich deshalb aber realistischer. Vor allem ist hier ein kluges Köpfchen und viel Denkarbeit gefragt. Der Krimi ist ruhig, aber nicht minder spannend. Der Wechsel der Perspektiven und der gelegentliche Sprung in die Vergangenheit halten die Spannung oben.
Die Ermittler haben Charakterstärke und -tiefe. Sie gehen den Fall unterschiedlich an und haben ihre Eigenheiten. Auch ihr Privatleben spielt am Rande eine kleine Rolle.

Das Ende hat mich überrascht. Erstaunt habe ich gelesen, wie die Abgründe der Figuren aufbrachen und man hinter die Fassade schauen konnte, die die Personen der Welt präsentieren.

Fazit

Ein Krimi, bei dem die Ermittlungsarbeit ruhig von statten geht und die Polizisten durch cleveres Denken und gelegentliches Verwerfen von Tatverdächtigen ans Ziel kommen. Der Fokus liegt auf der Freundesgruppe der Toten und ihre Beziehungen zur Toten und untereinander. Mit durchgehend vorhandener Spannung nähert sich die Geschichte dem Täter.

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