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Veröffentlicht am 16.04.2018

Einschläfernd und zäh

Quendel (Quendel, Bd. 1)
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Inhalt

Die Quendel sind ein kleines Völkchen, das im Hügelland lebt. Eines Abends kehrt der Kartograf Bullrich Schattenbart nach einem Ausflug nicht nach Hause zurück. Die Quendel bilden einen Suchtrupp ...

Inhalt

Die Quendel sind ein kleines Völkchen, das im Hügelland lebt. Eines Abends kehrt der Kartograf Bullrich Schattenbart nach einem Ausflug nicht nach Hause zurück. Die Quendel bilden einen Suchtrupp und so machen sich Bullrichs Nachbarin Hortensia, sein Vetter Zwentibold, sein Neffe Karlmann und der alte Odilio auf die Suche nach ihm, wobei sie dem Wald Finster gefährlich nahe kommen. Aber das bleibt nicht das einzige besondere Ereignis der Nacht, denn in dieser passiert einiges Außergewöhnliches.
Fendel hat Schwierigkeiten nach Hause zu kommen, da er zu tief ins Glas geschaut hat. Die freundlichen Quendel Pirmin und sein Sohn Blodi und deren Hund begleiten Fendel nach Hause. Doch auf dem Weg dorthin passiert Schreckliches.

Meine Meinung

Die Quendel erinnern einen an die Hobbits, doch auf eine spannende Fantasy-Geschichte wie von Tolkien darf man sich nicht freuen. Es beginnt mit Bullrich, der in den gefährlichen Wald Finster zieht, um ihn zu kartografieren. Was ihm im Wald geschieht ist sehr bildhaft beschrieben, so dass man die Situation vor seinem inneren Auge hatte. Es kam Spannung auf, die leider sofort wieder verebbte. Ronnefeldt beschreibt alles: die Umgebung, überflüssige Details, jede Handlung. Durch den ausschweifenden und ausufernden Schreibstil geht die Handlung kaum voran und die Spannung bleibt auf der Strecke. Es ist so, als würde man statt einem normalen Schritt dreißig Minischritte machen und dabei noch den Boden mit seinen Steinen, dem Sand, dem Dreck, dem Gras, der Erde und was dort sonst noch zu sehen ist, untersuchen.

Allerdings wurde es nach einem Drittel noch schlimmer: Die Autorin schildert mit jeder Kleinigkeit wie der betrunkene Fendel nicht mehr alleine heimkommt und stattdessen bei der Familie von Pirmin landet. Dieser bringt ihn zusammen mit seinem Sohn und seinem Hund heim. Dabei können sie sich dem Schrecklichen, das aus dem Finster kommt, nicht entziehen. So beginnt neben dem Verschwinden und der Suche nach Bullrich ein zweiter Handlungsstrang, der nichts mit dem ersten zu tun hat. Leider war dies betreffend der Klappentext irreführend, so dass ich ein Drittel des Buches warten musste, bis es endlich mit Bullrichs Suche weiterging. Dieses Zwischenspiel war auch überhaupt nicht spannend und das Gespenstische und der Horror konnten von der Autorin nicht zum Leser transportiert werden. Im Gegenteil: Ich hatte damit zu kämpfen, dass ich nicht einschlafe, obwohl ich tagsüber gelesen habe. Was ebenfalls störend war, sind die im Mittelteil sehr, sehr langen Kapitel, die ohne einen Absatz über vierzig Seiten gingen.

Das Ende war dann sehr ernüchternd. Es gibt im Buch sehr viele Andeutungen, was es mit den außergewöhnlichen Ereignissen der Nacht auf sich hat, allerdings wird nichts aufgelöst. Auch weiß man nicht, was mit einer Figur passiert ist und wieso und wie sie da gelandet ist, wo sie gelandet ist. Wieso diese Figur ein anderes Ende nahm als eine andere Figur, die ebenfalls in Schwierigkeiten kam, wurde auch nicht erklärt.

Fazit

Insgesamt ist Quendel eine Geschichte, die unnötigerweise durch den ausufernden Schreibstil und einen zweiten, eigenständigen Handlungsstrang aufgebauscht wurde und am Ende zu viele Fragen offen lässt.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gelungene Geschichte mit kleinen Schwächen

Die Geschichte des Wassers
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Die Geschichte des Wassers ist nach Die Geschichte der Bienen der zweite Teil des Klima-Quartetts, das sich den wichtigsten Fragen unserer Zeit widmet – den Folgen unseres Handelns für Klima und Natur, ...

Die Geschichte des Wassers ist nach Die Geschichte der Bienen der zweite Teil des Klima-Quartetts, das sich den wichtigsten Fragen unserer Zeit widmet – den Folgen unseres Handelns für Klima und Natur, für das Miteinander der Menschen und die kommenden Generationen.

Meine Meinung

Abwechselnd erzählt Maja Lunde dem Leser aus dem Leben der beiden Protagonisten. David floh mit seiner Tochter Lou in ein Auffanglager. Getrennt von seiner Frau und seinem Sohn, muss er sich nun alleine um Lou kümmern und alleine entscheiden. Lunde schafft es sehr gut, seine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Frau und Kind, seinen inneren Zwiespalt und Widerspruch nachvollziehbar und eindringlich darzustellen. Als Leser ist man betroffen von seiner Situation und fühlt mit ihm.

Auch Signes Gedanken und Gefühle sind anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Sie ist eine starke Frau mit eigener Meinung und steht für die Umwelt und den Naturschutz ein. Ihr Handlungsstrang war durchflochten von einem Rückblick auf ihr Leben, das eng mit ihrem Heimatdorf und dessen Gletscher verbunden ist.

Wie in Die Geschichte der Bienen ist auch in diesem Buch der Schreibstil von Maja Lunde wieder herausragend. Ich liebe den Wechsel zwischen langen und kurzen Sätzen und die vorher noch nie gelesenen Vergleiche.

Insgesamt hat mir dieses Buch wieder sehr gefallen, auch wenn es im Vergleich zum Vorgänger etwas schwächer ist. Aber Die Geschichte der Bienen ist für mich einfach perfekt, da konnte Die Geschichte des Wassers meiner Meinung nach nicht besser werden. Darüber hinaus ist mir der Einbau von Fakten über das Wasser, dessen Verschmutzung und der Knappheit in dem in der Zukunft spielenden Handlungsstrang zu kurz gekommen und hätte mehr Potenzial gehabt. Zudem wirkt Davids Geschichte auf mich noch nicht fertig erzählt.

Fazit

Auch wenn ich den Vorgänger deutlich besser finde und mir in Die Geschichte des Wassers einige Aspekte fehlen, ist Maja Lunde wieder ein tolles Buch mit einer berührenden und zum Nachdenken anregenden Geschichte gelungen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Herausragend

Die Geschichte der Bienen
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Inhalt

Die Geschichte der Bienen erzählt die Geschichten von drei Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben, aber doch durch die Bienen miteinander verbunden sind.
England, 1852: William, Biologe ...

Inhalt

Die Geschichte der Bienen erzählt die Geschichten von drei Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben, aber doch durch die Bienen miteinander verbunden sind.
England, 1852: William, Biologe und Samenhändler, hat sein Bett seit Wochen nicht mehr verlassen, da er seine Forschungen aufgegeben und sein Mentor ihn fallen lassen hat. Eines Tages kann er sich dann doch wieder aufraffen und kommt auf die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.
USA, 2007: George ist Imker und betreibt einen Hof, den sein Sohn einmal übernehmen soll. Doch dieser interessiert sich nicht dafür. George hat damit zu kämpfen, zu verstehen, dass sein Sohn Journalist werden will und seine Imkerei am Laufen zu halten. Dann geschieht das Schreckliche: Die Bienen verschwinden.
China, 2098: Seitdem es keine Bienen mehr gibt, bestäuben die Menschen von Hand die Bäume, wie die Arbeiterin Tao. Ein besseres Leben blieb ihr verwehrt, umso mehr hofft sie, dass ihr Sohn Wei-Wen es besser haben wird als sie. Doch dann hat er einen Unfall und es ist unsicher, ob er überlebt.

Meine Meinung

Wie der Titel verrät, thematisiert dieses Buch die Geschichte der Bienen. Wie sie vor langer Zeit frei und wild lebten, von dem Menschen beobachtet und schließlich gezähmt und ausgebeutet werden, bis sie von der Erde völlig verschwinden. Die Charaktere leben zu unterschiedlichen Zeiten und ihr Leben ist mit dem der Bienen verknüpft. Maja Lunde hat großartige Protagonisten mit Ecken und Kanten erschaffen, die in die Tiefe gehen. Ihr Leben, ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Probleme und ihre Hoffnungen sind sehr gut beschrieben und dargestellt. Tao konnte ich vollkommen verstehen und auch wenn mir bei George und William manches Verhalten nicht nachvollziehbar war, so ist ihre Darstellung doch realistisch. Ich hatte hier nicht das Gefühl, dass, wie in manch anderen Büchern, das Leben der Charaktere grundsätzlich toll verläuft, bis plötzlich die Probleme auftreten, die in der jeweiligen Lektüre thematisiert werden. Vielleicht ist die Geschichte für mich auch deshalb so lebensecht, da sie nah an der Realität ist und das Bienensterben tatsächlich existiert. Zudem waren die Schwierigkeiten mit den Bienen in dem jeweiligen Leben von Tao, George und William nicht im Vordergrund, sondern eher ein weiteres Problem in ihrem ohnehin schon nicht einfachem Alltag, aber trotzdem stand es in der Gesamtheit der drei Geschichten im Vordergrund. Ich habe mit allen drei Charakteren mitgefiebert und gehofft, dass es ein gutes Ende gibt, denn die Handlung war durchgehend spannend.

Bemerkenswert ist der sehr flüssig zu lesende und außergewöhnliche Schreibstil von Maja Lunde. In vielen Büchern beherrschen lange, aneinandergereihte und teils verschachtelte Sätze das Bild. Diese sind zwar stellenweise auch in Die Geschichte der Bienen zu finden, aber sie werden immer durchbrochen von kurzen Sätzen, die die Situation und die Gedanken der Charaktere an dieser Stelle besser beschreiben als lange. Außerdem schreibt Lunde in einer bildhaften Sprache und bedient sich vieler Vergleiche.

„All die großen Worte, die ich aneinandergereiht hatte wie frisch gegossene Zinnsoldaten, hatten sich in meinem Gehirn zu Blei verwandelt.“

Diese sind nicht die gängigen Vergleiche, sondern neue, noch nie gelesene und zu 100% passend. Durch die sprachliche Gewandtheit der Autorin taucht man völlig in Taos, Georges und Williams Welt ein.

Fazit

Das Buch hat mir sehr gefallen. Die einzelnen Geschichten der Charaktere sind schon alleine sehr spannend und zusammen erzählen sie die Geschichte der Bienen. Die Handlung ist sehr realitätsnah und in einem herausragenden Schreibstil Maja Lundes geschrieben. Das Buch gehört zu jenen, von denen man sich wünscht, sie würden nie zu Ende gehen.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Überragender Norwegenroman über zwei starke Frauen

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Inhalt

Schauplatz des Buches ist das Bergbaustädtchen Røros in Norwegen im Jahr 1895. Die Geschichte setzt sich zusammen aus den beiden Handlungssträngen von Clara Ordal und Sofie Svartstein. Beide sind ...

Inhalt

Schauplatz des Buches ist das Bergbaustädtchen Røros in Norwegen im Jahr 1895. Die Geschichte setzt sich zusammen aus den beiden Handlungssträngen von Clara Ordal und Sofie Svartstein. Beide sind sympathische, starke und beeindruckende Frauen, die einige Probleme in ihrem Leben bewältigen müssen. Clara ist durch ein Unglück plötzlich auf sich allein gestellt und muss sich eine Existenz und ein neues Leben aufbauen. Sofie, die wie es scheint ein behütetes Leben ohne Sorgen hat, da sie Tochter eines wohlhabenden, angesehenen und einflussreichen Bergwerkbesitzers ist, möchte ihr Leben anders gestalten. Die Familien Ordal und Svartstein stehen sich feindlich gegenüber, was Sofie und Clara nicht daran hindert, sich anzufreunden.


Meine Meinung

Ich habe einige Zeit für den Einstieg in die beiden Handlungsstränge gebraucht, da diese abwechselnd kapitelweise erzählt werden.

Die spannende Geschichte um Clara und Sofie ist realitätsnah geschrieben, so dass die Handlung nicht gestellt oder konstruiert wirkt, und gleichzeitig die verschiedenen Handlungsstränge sich kreuzen und miteinander verbunden sind sowie nicht vorhersehbare Wendungen auftauchen. Dabei werden die zu dieser Zeit herrschenden Standesunterschiede und deren Probleme und Gegebenheiten gut dargestellt und nebenbei historische Fakten in die Geschichte eingeflochten.

Besonders gefallen mir auch die immer wieder eingestreuten rheinländischen und norwegischen Wörter und Sätze. Letztere lassen die Handlung im kleinen Städtchen Røros noch realer erscheinen.

Die gut ausgearbeitete Handlung um die beiden Protagonisten Clara und Sofie und den weiteren unterschiedlichen Charakteren wird von einem sehr flüssigen, anschaulichen und doch anspruchsvollen Schreibstil der Autorin getragen. Man hat das Gefühl, man wäre in der Geschichte vor Ort zur damaligen Zeit dabei gewesen.


Fazit

Ich war richtig traurig, als das Buch zu Ende ging. Hätte gern noch mehr von Clara und Sofie gelesen. Dieses Buch hat mir sogar noch besser gefallen als Insel der blauen Gletscher von Christine Kabus, das mein erstes gelesenes Buch der Autorin ist und ich dieses schon unglaublich gut finde.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Kurzweiliger Kriminalroman

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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Inhalt

Als Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller im Jahre 1801 eine Woche in Franckfurth verbringen, um Goethes Mutter zu besuchen, werden sie von einem Stadtrat gebeten, ihm zu helfen. So ...

Inhalt

Als Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller im Jahre 1801 eine Woche in Franckfurth verbringen, um Goethes Mutter zu besuchen, werden sie von einem Stadtrat gebeten, ihm zu helfen. So ermitteln die Beiden in einem kriminalistischen Fall um eine Verschwörung, die für Franckfurth und ihre Bewohner sehr negative Folgen hätte.

Meine Meinung

Der abwechslungsreiche Kriminalfall, in dem die beiden Schriftsteller ermitteln, ist sehr spannend. Da dieses Buch im Jahre 1801 spielt, gibt es keine Hilfsmittel zur Klärung von Fällen wie es sie heute gibt. Sehr interessant war daher, wie sie aus den verschiedenen Geschehnissen, durch die sich die Verschwörung zeigt, ihre Schlüsse ziehen und ihre Theorien überprüfen. Nicht immer ist das ganz ungefährlich. Die Spannung war durchgehend vorhanden, in der einen oder anderen Situation wurde sie noch höher und steigerte sich bis zum Ende der Geschichte. Die Handlung im Buch bezieht sich nur auf den Fall, über Privates der beiden Persönlichkeiten oder ihre Freundschaft erfährt man hier kaum etwas, was mich aber nicht im Geringsten gestört hat.

Der Schreibstil ist ein wenig altertümlich, es werden Begriffe aus dieser Zeit verwendet und bei einigen Wörtern ist die Schreibung anders als heute, z.B. Franckfurth, Polizey, sey, bey, critisch, Thür usw. Trotzdem ist alles sehr gut und leicht zu lesen. Auch die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man die ca. 200 Seiten schnell gelesen hat.

Fazit

Bei Die Affäre Carambol handelt es sich um einen spannenden und kurzweiligen historischen Kriminalroman mit Goethe und Schiller als Ermittler.