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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2017

Berauschend, spannend, ergreifend – und so viel mehr als ein Reisebericht!

Frühstück mit Elefanten
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Ich kann meine Begeisterung für dieses Buch nur schwer in Worte fassen… mir geht irgendwie zuviel durch den Kopf, während ich noch überlege, was in der Rezension erwähnenswert ist und was man weglassen ...

Ich kann meine Begeisterung für dieses Buch nur schwer in Worte fassen… mir geht irgendwie zuviel durch den Kopf, während ich noch überlege, was in der Rezension erwähnenswert ist und was man weglassen könnte. Nun ja, weglassen kann ich eigentlich nicht viel…

Zunächst mal: Gesa schreibt so mitreißend von ihrem ersten Afrika-Jahr, dass man als Leser das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Das Knacken trockener Äste zu hören, die nächtlichen Geräusche des Buschs – oder auch mal Elefantenkacke zu riechen. Es war wirklich ein „Mittendrin, statt nur dabei“-Gefühl und das ließ mich das Buch kaum aus der Hand legen. Ich war mit allen Sinnen auf Safari und dass dieses Buch das geschafft hat, finde ich toll.

Dazu kommt, dass Gesa sehr offen und authentisch von ihrer Suche nach dem für sie passenden Leben erzählt. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass die junge Generation von heute vor lauter Möglichkeiten erstmal wie paralysiert dasteht und irgendwie so gar keine Ahnung hat, was das Richtige wäre. Gesa geht es genau so. Sie hat Angst, Fehler zu machen, aber auch Angst, das Leben zu verpassen, für das sie gemacht ist. Ein paar Fehlversuche hat sie schon hinter sich. Deshalb geht sie voller Angst und Zweifel nach Afrika. Mit dem Gefühl, das könnte was werden und mit der Angst, dass sich diese Hoffnung wieder nicht erfüllt und sie dann dasteht – mit 30, ohne wirkliche Ausbildung und ohne eine Idee, wie es weitergeht…

Gesa geht einen Schritt ins Ungewisse und wird belohnt – mit Abenteuern, neuen Freunden, atemberaubenden Erlebnissen ganz nah an der Natur und sogar einer neuen zweiten Heimat. Das zu lesen, ist fesselnd und spannend, manchmal berauschend und ab und zu auch ergreifend. Gesa trifft meiner Meinung nach in diesem Buch genau den richtigen Ton und es wäre absolut entwürdigend, dieses Buch einfach nur als Reisebericht abzustempeln. Es ist viel mehr und könnte für einige junge „Suchende“ auch der Antrieb sein, sich ans Unbekannte zu wagen.

Gesas Bericht macht Mut, das zu tun, was einem sein Bauchgefühl sagt – und nicht die Ausbildung mit der besten Vergütung oder das Studium mit den besten Karriereaussichten. Das finde ich bemerkenswert und ich kann diesem wunderbaren Erlebnisbericht keinesfalls weniger als 5 Sterne geben!

Veröffentlicht am 13.02.2017

Souveränes Debüt

Der Mörder und das Mädchen
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Für ein Erstlingswerk fand ich diesen Kriminalroman aus Schweden wirklich gut. Er hat alles, was ein spannender Plot braucht: undurchschaubare Charaktere, unvorhergesehene Wendungen und eine sympathische ...

Für ein Erstlingswerk fand ich diesen Kriminalroman aus Schweden wirklich gut. Er hat alles, was ein spannender Plot braucht: undurchschaubare Charaktere, unvorhergesehene Wendungen und eine sympathische Polizistin, mit der man gern durch dick und dünn geht.

Der Roman besticht durch eine flüssige Erzählweise, die einen bei der Stange hält, auch wenn die Handlung gerade nicht Schlag auf Schlag vorangeht. Mit diesem Schreibstil habe ich mich gut anfreunden können. Die zwischengeschobenen, sehr rätselhaften Kapitel aus der Sicht des Mörders waren ebenfalls ein gutes Element, um Spannung aufzubauen. Bis zum Schluss versucht man aus diesen Aussagen etwas zu konstruieren, das einem offenbart, wer dieser Ich-Erzähler ist. Doch zumindest in den ersten zwei Dritteln des Buches bin ich immer wieder gescheitert und als sich ganz, ganz, ganz zum Schluss die Lösung offenbarte, war ich sehr traurig, dass mein merkwürdiges Gefühl aus dem letzten Drittel schließlich doch stimmte… Aber diese letzten Seiten sorgten trotzdem für das „i-Tüpfelchen“ des Spannungsbogens.

Nur am Titel muss ich herumkritisieren. Ich finde ihn nicht besonders passend, da es kaum um die Beziehung des Mörders zu der kleinen Astrid geht, wie man vermuten könnte. Das Mädchen meint zwar den Mörder nachts gesehen zu haben, aber ein besonderer Handlungsstrang ergibt sich daraus nicht und die Beziehung des Mörders zu dem Kind ist auch in keiner Weise ausschlaggebend für die Entwicklungen im Buch. Da hätte man doch sicher einen passenderen Titel finden können!?

Davon sollten sich potentielle Leser aber nicht abschrecken lassen – zu empfehlen ist dieses Buch und diese neue Krimiautorin aus Schweden allemal.

Veröffentlicht am 19.04.2024

Ganz schön viel los in diesem Finale!

Verraten
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Seit dem ersten Band verfolge ich die Reihe um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q und war deshalb natürlich besonders gespannt auf das große Finale. Ich wurde nicht enttäuscht, bin aber nach dem Lesen ...

Seit dem ersten Band verfolge ich die Reihe um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q und war deshalb natürlich besonders gespannt auf das große Finale. Ich wurde nicht enttäuscht, bin aber nach dem Lesen auch nicht euphorisiert. Irgendwie hatte ich nicht mit einem Plot gerechnet, in dem Carl zu 80 % im Gefängnis sitzt und zur Untätigkeit verdammt ist.

Die Aufgaben des Ermittelns müssen seine Kollegen Rose, Assad und Gordon übernehmen, auch sein alter Freund Hardy bringt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten ein - geht es doch darum, endlich herauszubekommen, was sich wirklich im sogenannten „Druckluftnagler-Fall“ abgespielt hat, bei dem Hardy schwer verletzt wurde und der frühere Kollege Anker ums Leben gekommen ist.

Die Geschehnisse liegen zwar viele Jahre zurück, doch als bei Carl auf dem Dachboden ein Koffer mit Bargeld und Drogen auftaucht, der damals verschwand, rückt Carl ins Visier der Ermittler aus den eigenen Reihen und findet sich als vermeintlicher Mittäter in Untersuchungshaft wieder.

Im Laufe des umfangreichen Buches wird die Geschichte des damaligen Falls aufgeklärt und die Leser können verfolgen, welche Mächte auch heute noch alles daran setzen, dass die wahren Hintergründe nicht ans Licht kommen. Das klingt nicht nur kompliziert, das ist es auch! Zumindest bei mir entstand im Kopf ein ganz schönes Durcheinander von Namen und Zusammenhängen, nicht nur einmal habe ich bei den vielen handelnden Personen und (früheren) Zusammenhängen den Faden verloren. Deshalb kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob es in diesem Roman Logikfehler gibt oder alles komplett sinnvoll aufgebaut ist... ich war das eine oder andere Mal raus.

Vielleicht wollte der Autor ein besonders furioses Finale zaubern - für meine Begriffe wäre etwas weniger hier mehr gewesen.

Besonders gut geschildert fand ich allerdings Carls Eindrücke von der Untersuchungshaft. Wie es auf einen Menschen einwirkt, wie er psychisch leidet, wenn er plötzlich nur noch 8 qm zur Verfügung hat und einmal täglich Hofgang bekommt... das ist bedrückend, aber nachvollziehbar zu lesen.

Ich habe mich sehr gefreut, ein letztes Mal zusammen mit Carl, Rose, Gordon und Assad auf Mörderjagd zu gehen und die liebgewonnenen Charaktere zu begleiten (auch wenn mich der Handlungsstrang mit Assads Sohn etwas verwirrt hat - wofür war der da und warum wird letztlich nicht aufgeklärt, was für seine Wandlung verantwortlich war? Oder habe ich das überlesen?).

Das für mich Beste waren tatsächlich die letzten 20 Seiten, weil mit ihnen die Geschichte von Carl “rund“ wurde und ein schöner Bogen zurück zum ersten Buch geschlagen wurde. Dieses Ende hat mich mit dem (für mich) zu umfangreichen und verschachtelten Finale versöhnt und sorgt dafür, dass ich Carl gern in sein „neues“ Leben nach dem Sonderdezernat Q entlasse.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Ein historischer Blick in die Spanische Hofreitschule

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
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Das historische Wien hat einen ganz besonderen Reiz als Kulisse für Filme und Romane. Natürlich fällt einem zuerst die österreichisch-ungarische Monarchie und die berühmteste Kaiserin Europas ein: Sisi. ...

Das historische Wien hat einen ganz besonderen Reiz als Kulisse für Filme und Romane. Natürlich fällt einem zuerst die österreichisch-ungarische Monarchie und die berühmteste Kaiserin Europas ein: Sisi. Dass sie eine Pferdenärrin war, ist allgemein bekannt. Und so verwundert es auch nicht, dass die Herrscherin in diesem historischen Roman ebenso präsent ist wie ihre liebsten Vierbeiner.

Die edlen Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule sind neben der jungen Irma Rehberger und dem Ausbildungsleiter Stephan Gowalka die Hauptfiguren in diesem historischen Roman. Irmas Hengst Novio macht in der Steiermark von sich reden - so werden Vertreter der Spanischen Hofreitschule Wien auf das Pferd aufmerksam und machen Irmas Mutter ein Angebot, das sie nicht abschlagen kann - zumal es sie von all ihren Geldsorgen befreit und die Zukunft ihres Gestüts sichert. Auch Irma ist bewusst, dass das Kaufangebot ein Glücksfall ist - doch für sie persönlich ist es eine Tragödie. Denn um nichts in der Welt würde sie sich von Novio trennen. Und so ersinnt sie einen gefährlichen Plan. Da die Ausbildung zum Bereiter ausschließlich Männern vorbehalten ist, begleitet sie den Hengst als Pferdepfleger Konrad nach Wien. Ihre Mutter hatte vorher dem Verkauf des Pferdes unter der Bedingung zugestimmt, dass „Konrad“ einen Ausbildungsplatz erhält.

Mehr schlecht als recht schlägt sich Irma alias Konrad an der Schule und im Alltag als Mann durch - und es dauert nur wenige Wochen, bis ihr Lügenkonstrukt zusammenzubrechen droht. Doch mittlerweile hängt ihr Herz nicht nur an Novio, sondern auch an ihrem Ausbilder Stephan Gowalka. Doch nicht nur Irma, auch Stephan trägt ein Geheimnis mit sich herum...

Franziska Stadler alias Bestsellerautorin Martina Sahler hat mit diesem Roman eine spannende Geschichte erschaffen, die alles hat, was einen historischen Schmöker ausmacht - ein interessantes Setting, viele Geheimnisse und eine Liebesgeschichte voller Hindernisse. Man merkt, dass die Autorin gute Plots stricken und wendungsreiche Geschichten erschaffen kann.

Besonders gut konnte man in die Zeit des ausklingenden 19. Jahrhunderts eintauchen, denn die Schilderungen der Stadt, des Praters und vor allem der Hofreitschule scheinen auf sehr intensiven Recherchen zu basieren. Auch der Umgang zwischen Mensch und Tier wird (in den meisten Fällen, von einigen dramaturgischen Abweichungen mal abgesehen) als sehr liebevoll beschrieben - und das machte ja seit jeher den Unterschied in der Spanischen Hofreitschule. Während Pferde im Alltag vorrangig Arbeitstiere waren, waren die Lipizzanerhengste der Hofreitschule kleine Könige und wurden entsprechend behandelt - nicht zuletzt von der Kaiserin persönlich, die auch im Buch ab und zu nach dem Rechten schaut.

Das allerdings ist mein kleiner Kritikpunkt am Buch. Nach allem, was ich bisher über die Kaiserin in ihren späten Jahren gelesen habe, erschien mir ihr Handeln in diesem Roman nicht ganz plausibel. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich mit dem Fall einer bürgerlichen „Betrügerin“ so wohlwollend auseinandergesetzt hätte, auch wenn ich es durch die Parallelen zwischen den Frauen (besondere Verbundenheit zu Pferden) durchaus erklärbar fand.

Das hat aber mein Lesevergnügen nicht wesentlich getrübt. Vielmehr bietet dieser Roman die Möglichkeit, in das kaiserliche Wien einzutauchen und die besondere Atmosphäre der k.u.k-Monarchie und der Spanischen Hofreitschule zu spüren, die tatsächlich eine ganz besondere Institution war und ist. Ein spannender Ausflug!

PS. Und wer nicht genug bekommen kann von der Hofreiterin, darf sich schon auf den 2. Teil freuen, der für Herbst 2024 angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Rampenlicht und Revolution

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Das Jahr 1849 steht im Mittelpunkt des zweiten „Opernhaus“-Romans von Anne Stern. Und dieses Opernhaus ist kein geringeres als die Semperoper in Dresden. Wie immer hat die Autorin bis ins Detail recherchiert ...

Das Jahr 1849 steht im Mittelpunkt des zweiten „Opernhaus“-Romans von Anne Stern. Und dieses Opernhaus ist kein geringeres als die Semperoper in Dresden. Wie immer hat die Autorin bis ins Detail recherchiert und kann damit auch in diesem Roman wieder ein stimmiges Porträt des gesellschaftlichen und des Alltagslebens zu dieser Zeit zeichnen. Dies ist ihre große Stärke und das gelingt auch in diesem Buch wieder sehr gut.

Doch um was geht es in diesem zweiten Band der Trilogie?

Wir begleiten weiterhin das Leben von Elise Spielmann, jetzt Elise Jacobi. Nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Adam Jacobi führt sie ein relativ privilegiertes Leben in Dresden und zieht ihre Adoptivtochter Annette („Netty“) auf. Im ersten Teil der Reihe war ihre aufkeimende Liebe zu dem Kulissenmaler Christian maßgebendes Thema – und auch Jahre später scheinen beide noch aneinander zu denken, denn eine zufällige Begegnung mischt die Karten des Schicksals neu.

Doch die Situation in Dresden ist im Jahr 1849 alles andere als ruhig. Die Bürger sind unzufrieden und immer wieder bilden sich Unruheherde. Durch die ganze Stadt wabert das Gerücht, eine Revolution wäre im Gange, es würde blutige Aufstände geben. Kann eine Liebe, die ohnehin schon unter keinem guten Stern steht, in einem solchen Umfeld gedeihen?

Nun, Elise und Christian versuchen mehrfach, der Situation zu trotzen und dem Leben ein kleines bisschen privates Glück abzuringen. Doch Christian wird mitten hinein gezogen in das Umfeld der Aufständischen und auch für ihn persönlich wird es äußerst gefährlich.

Ich muss zugeben, dass mir diesmal die politischen Entwicklungen und die Beschreibungen dazu zu sehr im Mittelpunkt standen (dafür kam die Semperoper selbst und ihre Künstler ziemlich kurz in meinen Augen). Nicht, dass dies uninteressant gewesen wäre, aber ich bin leider auch einer dieser Menschen, die – wenn um sie herum in der Gegenwart so viele politische Entwicklungen stattfinden – dessen in der Unterhaltung etwas überdrüssig ist. Ich möchte dann bewusst abschalten und mich damit weniger beschäftigen.

Natürlich kann die Autorin absolut nichts für meine Einstellung, ich möchte damit nur begründen, warum ich diesmal von dem Roman nicht ganz so begeistert war wie sonst von Anne Sterns Büchern. Dennoch finde ich es gut, dass sie diesen Aspekt aus der Dresdner Geschichte aufgegriffen und den Maiaufständen 1849 ein Denkmal gesetzt hat.

Wem würde ich das Buch also empfehlen? Allen, die mehr über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Geschichte Dresdens erfahren möchten, die an Geschichte und Politik interessiert sind und die trotzdem mit einem Unterhaltungsroman aus dem Alltag entfliehen wollen. Hier kann man beides haben.

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