Fluch oder Segen?
Das Erbe der Pandora BlakeLondon, 1799. Dora lebt bei ihrem Onkel Hezekiah Blake, nachdem ihre Eltern bei einer Ausgrabung ums Leben gekommen sind. In dem kleinen Antiquitätengeschäft, das früher ihren Eltern gehört hat, hat sie ...
London, 1799. Dora lebt bei ihrem Onkel Hezekiah Blake, nachdem ihre Eltern bei einer Ausgrabung ums Leben gekommen sind. In dem kleinen Antiquitätengeschäft, das früher ihren Eltern gehört hat, hat sie jedoch nicht viel zu melden. Hezekiah führt den Laden auf seine eigene Weise... und da kommt Dora so einiges merkwürdig vor. Sie selbst möchte Schmuckstücke kreieren, doch ihr Onkel schiebt ihren Ambitionen einen Riegel vor. Und so lehnt sich Dora immer weiter gegen ihren Onkel auf.
Im Keller entdeckt sie eine riesige griechische Amphore, um die sich scheinbar ein Mythos rankt. Die Männer, die das Stück geliefert haben, sprechen von einem Fluch und auch ihrem Onkel geht es gesundheitlich schlecht, seit er das Stück geliefert bekam. Könnte dieses antike Stück tatsächlich verflucht sein? Was ist sein Geheimnis? Zusammen mit ihrem Bekannten Edward Lawrence versucht Dora, der Geschichte um die Amphore auf die Spur zu kommen.
Historische Unterhaltung mit einem leichten Touch von Fantasy, so habe ich mir dieses Buch vorgestellt, das den Mythos der „Büchse der Pandora“ aufgreift und in eine historische Geschichte verpackt. Unterhalten wurde ich dabei gut, allerdings beschränkt sich der Fantasy-Anteil auf Andeutungen und Vermutungen - das sollten Fans dieses Genres wissen, bevor sie zu diesem Buch greifen und vielleicht enttäuscht werden.
Was das historische Setting angeht, so soll hier das London des georgianischen Zeitalters lebendig werden, doch das gelingt der Autorin meiner Ansicht nach nicht vollumfänglich. Zuweilen dachte ich beim Lesen, dass das Buch - von ein paar wenigen zeittypischen Dingen wie Perücken für Männer abgesehen - auch in einer anderen historischen Epoche hätte spielen können, denn die typischen Beschreibungen, die die Atmosphäre der Zeit heraufbeschwören, fehlten mir teilweise. Die Autorin fokussiert sich sehr auf die Geschichte selbst, es gab wenig Beschreibungen der Stadt, der Kleidung usw. Vielmehr habe ich sogar mehrfach gestutzt, als z. B. Krawattennadeln erwähnt wurden (gab es die 1799 schon? Wenn ja, wie musste man sich Krawatten damals vorstellen - sie sahen ja mit Sicherheit nicht so aus wie man sie heute kennt... So etwas wird z.B. nicht näher beschrieben, sondern einfach als Fakt erwähnt). Auch beim Safe im Keller oder dem in der ersten Szene des Buches erwähnten Taucheranzug war ich mir nicht ganz sicher, ob es das in dieser Form um diese Zeit schon gegeben haben könnte... Kurzum, was die Atmosphäre angeht, hätte ich mir mehr Input gewünscht, das habe ich in anderen historischen Romanen schon besser gelesen.
Die Story selbst hat einen für mich sehr interessanten Grundgedanken, die Umsetzung fand ich dennoch nicht ganz zufriedenstellend. Letztlich war die Auflösung für mein Dafürhalten doch recht lapidar, dafür, dass die Story vorher so sehr in Richtung des Mythos von der Büchse der Pandora abzielte.
Man kann sich mit dem Buch schöne Schmökerstunden auf dem Sofa bescheren, allerdings hatte ich mir vom Aufbau und der Atmosphäre der Geschichte etwas mehr erhofft.